Sigmund Prüschenk: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Stechen gegen Graf Sigmund von Hardegk.jpg|thumb|Stechen gegen Graf Sigmund von Hardegg, Szene aus dem "Freydal", Turnierbuch von Kaiser Maximilians I.]]
'''Sigmund Prüschenk''' (* um 1445; † um 1500 / 1502), auch '''Siegmund''' oder '''Sigismund von Prüschenk''', '''Brüschenk''', '''Prueschenk''', '''Prüschink''', '''Prüschenk von Stettenberg''' oder '''Prüschenk von Hardegg''', war ein bekannter Ratgeber von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] und galt in den letzten Lebensjahren des Kaisers als dessen engster Vertrauter.
'''Sigmund Prüschenk''' (* um 1445; † um 1500 / 1502), auch '''Siegmund''' oder '''Sigismund von Prüschenk''', '''Brüschenk''', '''Prueschenk''', '''Prüschink''', '''Prüschenk von Stettenberg''' oder '''Prüschenk von Hardegg''', war ein bekannter Ratgeber von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] und galt in den letzten Lebensjahren des Kaisers als dessen engster Vertrauter.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Sigmund Prüschenk war der Sohn von Stephan Prüschenk aus dessen Ehe mit Margarethe, einer Schwester des Ritters Martin (Mert) von Reichegg (Reicheneck) († 1467), kaiserlicher Pfleger zu Pitterberg, [[Arnfels]] und [[w:Burg Strechau|Strechau]]<ref name ="heinig78">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 78</ref>. Er war der Bruder von [[Heinrich Prüschenk]].<ref name ="heinig206">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 206</ref>  
Sigmund Prüschenk war der Sohn von [[Prüschenk (Familie)|Stephan Prüschenk]] aus dessen Ehe mit Margarethe, einer Schwester des Ritters Martin (Mert) von Reichegg (Reicheneck) († 1467), dem kaiserlichen Pfleger zu Pitterberg, [[Arnfels]] und [[w:Burg Strechau|Strechau]]<ref name ="heinig78">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 78</ref>. Er war der Bruder von [[Heinrich Prüschenk]].<ref name ="heinig206">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 206</ref>  


Sigmund Prüschenk heiratete eine Schwester von Balthasar Eggenberger, dem kaiserlichen Münzmeister in [[Graz]]. Durch diese Ehe, aus welcher er keine Nachkommen hatte, war er ein Schwager des "Großfinanziers" Ladislaus (I.) von Prag (Prager), Erbmarschall des [[w:Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärnten]].<ref name ="heinig79">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 79</ref> 
Sigmund Prüschenk heiratete eine Schwester von Balthasar Eggenberger, dem kaiserlichen Münzmeister in [[Graz]]. Durch diese Ehe, aus welcher er keine Nachkommen hatte, war er ein Schwager des "Großfinanziers" [[Ladislaus Prager|Ladislaus (I.) von Prag (Prager)]], dem Erbmarschall des [[Herzogtum Kärnten|Herzogtums Kärnten]].<ref name ="heinig79">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 79</ref>
 
=== Stephan von Prüschenk ===
Sigmunds Vater, Stephan († 1466) stand gemeinsam mit seinem Bruder Balthasar seit 1453 im Dienst des Kaisers. Stephan, der im Besitz eines Hauses in [[w:Maribor|Marburg]] war, erwarb von den Herren von Walsee die Pfandschaft Stettenberg (auch Stättenberg oder Stattenberg), südwestlich von [[w:Pettau|Pettau]] im [[w:Drautal|Drautal]], die Hauptsitz seiner Familie wurde und nach der sich später seine zu Freiherren erhobenen Söhne benannten.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 78f.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Sigmund Prüschenk wurde am Hof des Kaisers erzogen.<ref name ="heinig78"/> Er war seit 1466 gemeinsam mit [[w:Hugo XI. von Werdenberg|Haug von Werdenberg]] einer der Truchsesse des Kaisers<ref name ="heinig79"/>, später dessen Kämmerer und Rat.<ref name ="heinig78"/> Seit 1477/78 war er ein wichtiger Kreditgeber Friedrichs III. und bildete mit seinem Schwager Ladislaus von Prag, weiteren Freunden und Verwandten sowie [[w:Johann Beckenschlager|Johann Beckensloer]], dem Erzbischof von [[w:Erzbistum Esztergom-Budapest|Gran]] und [[w:Erzstift Salzburg |Salzburg]], so etwas wie das finanzielle "Grundgerüst" des Kaisers, seines Hofes und bei den Auseinandersetzungen um die Erblande.<ref name ="heinig79"/> In der Folge verlieh ihm der Kaiser zahlreiche Privilegien, Besitztümer und Pflegschaften. 1480 erhielt er zum Beispiel die Maut von [[Sarmingstein]], die vor ihm bereits Eitzing und Rohrbach besessen hatten und wurde mit seiner Herrschaft Stettenberg zum Reichsfreiherren erhoben.<ref name ="heinig80">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 80</ref> 1482 übertrug der Kaiser Amt des steirischen Erztruchsessen an seine Familie und verlieh ihm 1486 außerdem das Amt des österreichischen Erbschenken.<ref name ="heinig78"/>
Sigmund Prüschenk wurde am Hof des Kaisers erzogen.<ref name ="heinig78"/> Er war seit 1466 gemeinsam mit [[w:Hugo XI. von Werdenberg|Haug von Werdenberg]] einer der Truchsesse des Kaisers<ref name ="heinig79"/>, später dessen Kämmerer und Rat.<ref name ="heinig78"/> Seit 1477/78 war er ein wichtiger Kreditgeber Friedrichs III. und bildete mit seinem Schwager Ladislaus von Prag, weiteren Freunden und Verwandten sowie [[w:Johann Beckenschlager|Johann Beckensloer]], dem Erzbischof von [[w:Erzbistum Esztergom-Budapest|Gran]] und [[Erzstift Salzburg |Salzburg]], so etwas wie das finanzielle "Grundgerüst" des Kaisers, seines Hofes und bei den Auseinandersetzungen um die Erblande.<ref name ="heinig79"/> In der Folge verlieh ihm der Kaiser zahlreiche Privilegien, Besitztümer und Pflegschaften. 1480 erhielt er zum Beispiel die Maut von [[Sarmingstein]], die vor ihm bereits Eitzing und Rohrbach besessen hatten und wurde mit seiner Herrschaft Stettenberg zum Reichsfreiherren erhoben.<ref name ="heinig80">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 80</ref> 1482 übertrug der Kaiser Amt des steirischen Erztruchsessen an seine Familie und verlieh ihm 1486 außerdem das Amt des österreichischen Erbschenken.<ref name ="heinig78"/>


Nachdem Sigmund Prüschenk von Kaiser Friedrich III. zu seinem (Obersten) Hofmarschall und damit zum Vorsteher der gesamten kaiserlichen Hofhaltung gemacht worden war<ref name ="heinig78"/> , übte er durch diese Funktion eine höfische Mittlerrolle zwischen Kaiser, Kanzlei und Petenten aus, die es ihm ermöglichte, auf die Audienzen des Kaisers Einfluss zu nehmen. In dieser Position dürfte er ziemlich umstritten gewesen sein, so wurde ihm von Zeitgenossen unterstellt, dass er ihnen den Zugang zum Kaiser versperren würde.<ref name ="heinig82">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 82</ref>  <ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 82f.</ref>
Nachdem Sigmund Prüschenk von Kaiser Friedrich III. zu seinem (Obersten) Hofmarschall und damit zum Vorsteher der gesamten kaiserlichen Hofhaltung gemacht worden war<ref name ="heinig78"/> , übte er durch diese Funktion eine höfische Mittlerrolle zwischen Kaiser, Kanzlei und Petenten aus, die es ihm ermöglichte, auf die Audienzen des Kaisers Einfluss zu nehmen. In dieser Position dürfte er ziemlich umstritten gewesen sein, so wurde ihm von Zeitgenossen unterstellt, dass er ihnen den Zugang zum Kaiser versperren würde.<ref name ="heinig82">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 82</ref>  <ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 82f.</ref>
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Paul-Joachim Heinig|Paul-Joachim Heinig]]: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993'' (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 78-88 und S. 207f. ([http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN345858735_0053&DMDID=dmdlog42&PHYSID=phys754 Rezension])
* [[w:Paul-Joachim Heinig|Paul-Joachim Heinig]]: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993'' (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 78-88 und S. 207f. ([http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN345858735_0053&DMDID=dmdlog42&PHYSID=phys754 Rezension])
* Günter Marian - Roman Zehetmayer (Hrsg.): ''Grafen und Herren'' (= Günter Marian - Roman Zehetmayer (Hrsg.): ''Handbuch Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich''. Band 15.IV.). 2012. ISBN 978-3-7995-4525-9. S. 559 - 568
* [[w:Gerhard Fouquet|Gerhard Fouquet]]: ''Fürsten unter sich''. Privatheit und Öffentlichkeit, Emotionalität und Zeremoniell im Medium des Briefes. In: Cordula Nolte – [[w:Karl-Heinz Spieß|Karl-Heinz Spieß]] – Ralf-Gunnar Werlich (Hrsg.): ''Principes''. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter. Interdisziplinäre Tagung des Lehrstuhls für allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften in Greifswald in Verbindung mit der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vom 15.-18. Juni 2000 (= Residenzforschung. Bd. 14). Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart, 2002. ISBN 3-7995-4514-X. S. 171-198 (Skizze zu Sigmund Prüschenks Werdegang, S. 189)
* [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]]: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof-und Staatsdruckerei, Wien, 1861. S. 346-351 [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Hardegg,_die_Grafenfamilie,_Genealogie digital]<ref group="A">In Details ein wenig überaltet und in Ansätzen von der neueren Forschung überholt beziehungsweise ergänzt, aber zurzeit noch immer die einzige umfassende wissenschaftliche Sekundärliteratur zu Heinrich Prueschenk und seinen Nachfahren.</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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== Anmerkungen ==
<references group="A" />
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{{SORTIERUNG:Prüschenk, Sigmund}}
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[[Kategorie:Adliger]]
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[[Kategorie:Geboren im 15. Jahrhundert]]
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[[Kategorie:Gestorben im 16. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 16. Jahrhundert]]
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[[Kategorie:Geschichte (Steiermark)]]
[[Kategorie:Geschichte (Steiermark)]]
[[Kategorie:Mann]]
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[[Kategorie:Hardegg (Adelsgeschlecht)|Sigmund 1 Prüschenk]]
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