Emmels Wasserheilanstalt

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Altes Kurhaus in den 1980er Jahren revitalisiert
Gedenktafel am Gebäude

Emmels Wasserheilanstalt war die erste Kuranstalt in Kaltenleutgeben, in Niederösterreich im 19. Jahrhundert.

Der Wund- und Landarzt Johann Emmel (1796-1868) aus Mainz kam nach Kaltenleutgeben als Gemeindearzt, nachdem er sein Studium an der Wiener Universät abgeschlossen hatte. Angetan von den Berichten über die Kuren von Prießnitz fuhr er im Jahr 1833 direkt zu Prießnitz um die Erfahrungen aus erster Hand zu erfahren. Emmel soll angeblich der erste Schüler Prießnitz gewesen sein. Belegt ist aber eine Freundschaft der beiden und Emmel besuchte ihn auch später immer wieder.

Mit diesen Kenntissen begann schon auf Pachtgründen und einer Quelle, der Jennyquelle (benannt nach dem verpachtenden Bauern) mit den ersten Kuren. Untergebracht wurden die Kurgäste noch bei Bauern in der Nachbarschaft. Aber im Jahr 1837 eröffnete eine Kaltwasserkuranstalt.[1] Sie soll zu den ältesten weltweit gehört haben.

In der Zeit des Vormärz unter Metternich begegnete man diesen Neuerungen im Allgemeinen mit Ablehnung und Mißtrauen. Auch bei bei Emmel war dies der Fall. So wurde Emmel schon bald auch unter Strafandrohung untersagt, Wasserbehandlungen durchzuführen.

Ein Weiterbetrieb war nur durch einen Zufall möglich, als Erzherzogin Sophie, die Mutter des späteren Kaisers, den Kurbetrieb besichtigen wollte. Aufmerksam wurde sie durch die Gräfin Montenuovo, die selbst bei Emmel kuriert wurde. So wurde das Verbot innerhalb kurzer Zeit wieder aufgehoben.

Der Kurbetrieb stieg laufend auch auf Grunde der Werbung, die Emmel auch in Zeitungen machte, wie das Beispiel der Wiener Zeitung im Jahr 1840 zeigt.Johann Emmel, Landarzt: Den FünftenJahrgang der Kaltbad-Anstalt in Kaltenleutgeben. In: Wiener Zeitung, 19. März 1840, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Schon Johann Emmel baute stetig aus, starb aber im Jahr 1868. Karl Emmel, sein Sohn, der in Graz Medizin studierte, übernahm die Anstalt und vergrößerte weiter mit direkter Konkurrenz zur Kaltwasseranstalt Winternitz, die ebenfalls 1865 eröffnete, baute Emmel die Anlage aus und errichtet sieben einzelne Häuser in einer großen Parkanlage. Neben dem alten Kurhaus von 1835 mit zwei weiteren Gebäuden, die auch Kolonie bezeichnet wurden, gab es das große Kurhaus sowie das kleine Kurhaus, auch Turmhaus genannt und ein Heilgymnastikgebäude mit Pension. Winrnitz bemühte allerdings eher das gehobene Klientelle, also Adel und gehobenes Bürgertum.

Karl Emmel hatte zwei Söhne,die sich ebenfalls der Wasserkuren verschrieben haben. Eduard Emmel (1828-1910) war zwar zuerst Offizier, musste aber auf Grund einer schweren Erkrankung den Dienst quittieren. Nachdem er die medizinische Ausbildung nachmachte, wurde er praktischer Badearzt in Gräfenberg (Tschechien), wo er Chefarzt des dortigen Militär-Kurhauses vom Weißen Kreuz wurde und auch über über Wasserheilverfahren publizierte. Er wurde auch dort begraben.

Karl Emmel (1840-1918), der jüngere Sohn lernte zuerst vermutlich bei seinem Vater als Lehrling zur Wundarzneikunde, erhielt aber von der Universität Graz ein Diplom als Wundarzt und Geburtshelfer und durfte nun praktizieren. Auch chirurgische Eingriffe durfte er bald durchführen. Aber auch er hatte sich dem Wasserheilverfahren verschrieben und baute nunmehr seine Kuranstalt weiter aus, die vor allem bei den Wienern sehr beliebt war.

Zurück zur Kuranstalt - wie Winternitz wurde in der Kuranstalt ein Theater betrieben. Vorerst als Curtheater wurde das Laientheater später als Carl Emmel Theater bezeichnet. Von 1881 und 1884 sind Theaterzettel erhalten geblieben. Neben Vorstellungen, bei denen Kurgäste eingebunden wurden, gab es auch Lesungen und Vorträge im Theater am Programm.

Auch bei dieser Kuranstalt brachen die Besucherzahlen mit dem Ersten Weltkrieg ein. 1918 starb auch Karl Emmel. Seine Witwe Anna wandelte in den 1920er Jahren mit ihren beiden Söhnen Bruno und Siegfried in einen Pensionsbetrieb um, bekannt als Pension Emmel. Noch 1932 versuchte man die Konzession für einen Hotelbetrieb zu erlangen, aber erfolglos.

Der letzte Namensträger namens Emmel im Ort war Siegfried Emmel, der 1950 verstarb. Die Gemeinde konnte die Emmelgründe mit Kurpark, Quelle und Gebäuden ankaufen. Das Haupthaus, das unter Denkmalschutz steht, konnte in den 1980er Jahren total renoviert werden und Wohnraum für junge Familien geschaffen werden. Das Turmhaus wurde weiter verkauft und wird seit 2005 ebenfalls generalsaniert.

Literatur

  • Peter Nics: Kaltenleutgeben von damals bis heute: Ein Hesse kommt nach Kaltenleutgeben und gründet hier eine Badeanstalt, Folge 37, Online

Einzelnachweise

  1. Eucharius Ferdinand Christian Oertel: Die Freuden und Leiden der Wasserheilkunde, 1838, Seite 4

Weblinks

 Emmels Wasserheilanstalt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

48.1146416.193275Koordinaten: 48° 6′ 53″ N, 16° 11′ 36″ O