Johann von Neitperg

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Die ehemalige Burgauer Burg heute. Zurzeit von Johann (II.) von Neitperg war sie Zentrum einer Herrschaft, welche unter ihm vorübergehend in den Besitz der Neitperger kam.

Johann beziehungsweise Hans (II.) von Neitperg oder Neitperg (* im 14. Jahrhundert, vermutlich nach 1371; † im 15. Jahrhundert, um / nach 1453) [A 1], auch von Neipperg, von Neuberg oder von Nitperg, war ein angesehener Adliger des Herzogtums Steier und außerdem Berater und (Haus-)Hofmeister von Kaiser Friedrich III. († 1393). Gemeinsam mit seinem Verwandten Walther Zebinger († um 1456/59) und dem Kammermeister Johann Ungnad († 1461) zählte er jenen drei Räten am frühen Hof Friedrichs, die Enea Silvio Piccolomini († 1464) ironisch als das "steirische Rats-Triumvirat" bzw. die "steirische Dreieinigkeit" titulierte.[1]

Herkunft und Familie

Johann von Neitperg stammte aus der bedeutenden steirischen Adelsfamilie der Neitberger.[2] Er war ein Enkel von Gottschalk (VIII.) von Neitperg († um 1360) und ein Neffe der Fürstbischöfe Hans von Seckau († 1399) und Jörg (I.) von Chiemsee († um 1395) sowie der Bruder von Jörg (II.) von Neitperg († um 1426)[3]

Johann von Neitperg war einer der beiden Söhne von Gotthard von Neitperg († 1394/1405) aus dessen Ehe mit Elisabeth von Liechtenstein zu Nikolsburg aus der Familie der "österreichisch-mährischen" Liechtensteiner.[4] In der Geschichtsforschung gilt als seine Ehefrau Agnes aus der Familie der Kuenringer, eine Tochter von Nizzo von Kuenring zu Seefeld († um 1405). Die Ehe ist allerdings urkundlich nicht belegt.[5] Johann von Neitperg hatte einen ehelichen Sohn: Heinrich (III.) von Neitperg, genannt 1446-1480.[3]

Leben

Porträt von Kaiser Friedrich III., das Hans Burgkmair dem Älteren zugeschrieben wird. Johann von Neitperg war ein enger Vertrauter von Friedrich III., zu jener Zeit, als er nur steirischer Landesfürst und dann "römischer" König war.

Johann von Neitperg wird erstmals 1405 als Besitzer des Putzenhofes und des Gemeinhofes bei Birkfeld genannt. 1417 stiftete er einen ewigen Jahrtag bei den Augustinern von Fürstenfeld mit Gut in Unterlamm. In späteren Jahren ist er mehrmals als Schiedrichter und Siegler belegt. Gemeinsam mit seinem Bruder Jörg (II.) kaufte er 1429 von Wilhelm von Puchheim Zehente von Hartmannsdorf und Obgrün, beide Lehen des Erzstiftes Salzburg. 1430 verlieh Johann von Neitperg den Hof und das Dorf zu Trautmannsdorf und das Dorf Hofstätten als Neitperger Lehen an Herrand Trautmannsdorfer. Im selben Jahr vergab er als Ältester und Familienoberhaupt Neitperger Lehen in der Pfarre von St. Margarethen an der Raab an Paul Zebinger. Schon 1429 hatte Wilhelm von Puchheim die Feste und den Markt sowie das Gericht (mit Stock und Galgen) von Burgau, ein landesfürstliches Lehen, an ihn und seinen Bruder Jörg (II.) verkauft. Am 31. März 1430 wurden er und Jörg damit von Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, Graf von Tirol ("Friedrich dem Älteren") († 1439), der damals als Regent über das Herzogtum Steier herrschte, belehnt.[6] 1453 wurde er von Kaiser Friedrich III. nochmals mit diesen Besitzungen belehnt.[7]

Johann von Neitperg war zunächst Rat von Herzog Friedrich (IV.). Am 10. August 1336 schiffte er sich, gemeinsam mit seinem Cousin Albrecht (I.) von Neitperg, in Triest ein, um den späteren Kaiser Friedrich III. (damals noch Herzog Friedrich (V.) von Österreich) auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land zu begleiten.[7] Nachdem dieser zum "römischen" König gewählt wurde, ernannte er Johann von Neitperg zu seinem Haushofmeister.[2] Bereits auf der Krönungsreise im Jahr 1442 war Johann von Neitperg auch Beisitzer des Kammergerichts und als Urkundenreferent. Er begleitete den späteren Kaiser Friedrich III. auch auf seiner Reise 1444 ins Reich. In der Folge wurde er mit der Beilegung von Konflikten, die das Herzogtum Bayern-Ingolstadt, die Herzöge von Bayern und Grafen von Oettingen und Anderes betrafen betraut, war mehrfach in Reichsmaterien Friedensbeauftragter, und wurde zu den Verhandlungen der Verheiratung von Friedrichs Schwester Katharina mit Markgraf Karl I. von Baden herangezogen. Zwischen 1442 und 1448 vertrat er Friedrich außerdem auf mehreren Landtagen im Herzogtum Österreich und auf dem "Prager Tag" (1448).[8] 1446 soll er Friedrich III. zusammen mit seinem Sohn Heinrich (III.) mit dem "steirischen Landsturm" in den Krieg gegen das ungarische Königreich begleitet haben.[7] Während des ersten Romzugs (1451/52) übte er gemeinsam mit Walther von Zebing die Statthalterschaft über die von Friedrich beherrschten Ländern und Territorien aus.[8]

Besitzungen von Johann von Neitperg

Seit dem 3. November 1432 gehörte Johann von Neitperg ein Haus gegenüber dem "Prediger Freithof" (heute: Ungargasse 11) in der Ungargasse in Wiener Neustadt. In der Stadt Wien[A 2] besaß er das in der Nachbarschaft des Puchheimer Hauses und desSchottenklosters an der Hochstraße (heute: Herrengasse) gelegene Neuberger Haus. 1434 war er oberster Grundherr von Perchtoldsdorf, mit der Verwaltung beauftragte er jedoch einen dort ansässigen Amtmann, Stephan der Sewringer. Mehrmals vergab er selbst Lehen, so zum Beispiel 1441 in Graz an Otto Radmannsdorfer. Bisher nicht geklärt ist, warum Herzog Friedrich (IV.) "der Ältere" am 19. März 1437 die Feste Neitperg, die Eigenbesitz der Familie der Neitperger war, "pflegweise"ef group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> an Rudolf Kalbrer vergeben konnte. [7]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe Bd. 3, Register (S. 1725) (Rezension)
  • Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), seine steirischen und österreichischen Besitzungen und seine Beziehungen zum Kloster Lilienfeld. In: Herwig Ebner (Hrsg.): Festschrift für Friedrich Hausmann. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1977. ISBN 3-201-01040-5. S. 409-442

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 177
  2. 2,0 2,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 57
  3. 3,0 3,1 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 439
  4. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 422 und S. 439
  5. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 423 und S. 439
  6. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 422
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 423
  8. 8,0 8,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 58

Anmerkungen

  1. Hinweise, vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 439
  2. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.