Simon Pötel

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Simon Pötel (* 1405 / 1410, vermutlich in Großmugl bei Korneuburg[1]; † 22. oder 23. Juni 1483, Ebreichsdorf)[2][3]) war Gesellschafter mehrerer Handelsunternehmen und einer der reichsten Bürger der Stadt Wien im 15. Jahrhundert. Er gehörte dem Wiener Stadtrat an und galt als Unterstützer von Niklas Teschler[4].

Familie

Simon Pötel war seit 1432 in erster Ehe mit Magdalen (Magdalena) Scheibelwieser († 6. August 1448), der Witwe seines Geschäftspartners Hans Scheibelwieser, verheiratet, die eine wichtige Rolle als seine geschäftliche Partnerin spielte. 1450/51 heiratete er in zweiter Ehe Anna, die Tochter des Wiener Ratsbürgers Hans Mosprunner und Witwe des Kaufmanns und Wiener Ratsbürgers Ulrich Perman des Älteren († 1443/44 ), der im Juni 1423 während der Auseinandersetzung zwischen dem Wiener Stadtrat und der Universität vor Herzog Albrecht V. von Österreich Beschwerde führte, da ein Sohn von ihm als Student der Universität von den Wiener Schustern verwundet worden war[5]. Seine beiden Ehen blieben kinderlos.[1] Er war der Schwager von Simon von Eslarn.

Seine Nichte Margret († 1463) heiratete im Jahr 1441 den Kaufmann Lienhard Walthauser († 1479), genannt Jempnitzer, der in der Pötelschen Handelsgesellschaft mitarbeitete. Die Ehe wurde 1447 durch ein geistliches Gericht unter dem Vorsitz des bischöflich-passauischen Offizials in Wien geschieden. Jempnitzer übersiedelte in der Folge nach Wiener Neustadt, 1448/49 kam zur Versöhnung, und die ehelichen Beziehungen wurden wieder aufgenommen. Nach dem Tod seiner Ehefrau trat Jempnitzer 1464 in den geistlichen Stand ein. 1461 war er Stadtanwalt von Wien und seit 1464 kaiserlicher Sekretär. Er starb als Propst von Laibach.[6];[7]

1959 nahm Simon Pötel seinen Stiefsohn Ulrich Perman dem Jüngeren († 1486) in seine Handelsgesellschaft auf. Dieser dürfte für ihn eine Art Sohn gewesen sein und wurde nach Pötels Tod sein Haupterbe.[8]

Wirtschaftliche Karriere

Um 1431 ist Simon Pötel in Wien nachgewiesen. Er gehörte zur Handelsgesellschaft des Wiener Ratbürgers Hans Scheibelwieser († 1431), die unter anderen geschäftliche Beziehungen zu Venedig unterhielt. 1931 erwarb er von diesem das Haus in der Johannesgasse (damals Sankt Johannesstraße) und in der Folge noch eine ganze Reihe von weiteren Liegenschaften in der Stadt Wien und im Umland, darunter 1450 das Schloss Ebreichsdorf auf dem Moos (heute Bezirk Baden) aus dem Besitz von Reinprecht von Wallsee und 1462 die Hälfte des Schlosses Achau (heute Bezirk Mödling). Als Abgeltung von Geldforderungen ging 1466 der umfangreiche Besitz des Edlen Thoman Wisent zu Klosterneuburg an ihn, zu dem unter anderen ein Haus in der Wiener Renngasse, vier Häuser in Klosterneuburg und ein weiteres Haus in Oberkritzendorf gehörten. Die von ihm erworbenen Liegenschaften blieben alle bis zu seinem Tod in seinem Besitz, was auf eine geschickte Wirtschaftsführung hinweist, aber auch auf ein eher konservatives Vorgehen im Rahmen der Besitzerweiterung und -sicherung. Schon um 1450 galt er als einer der reichsten Bürger von Wien. Grundlage für seine außergewöhnlichen wirtschaftlichen Erfolge waren seine Geschäfte (Handel, Darlehensvergabe) als Gesellschafter mehrerer Handelsunternehmen mit geschäftliche Beziehungen nach mit Venedig, Ungarn, Tirol und den Vorlanden sowie dem süddeutschen Raum.[9]

Politische Karriere

Von 1441 bis 1448, 1450 bis 1455 und 1461 bis 1462 gehörte Simon Pötel dem Rat der Stadt Wien an. Von 1441 bis 1442 war er Grundbuchsverweser und 1444 bis 1456 Kirchmeister zu Sankt Stephan. In seiner Zeit als Kirchmeister wurde 1450 mit den Fundamentierungsarbeiten für den Nordturm der Stephanskirche begonnen. Erstaunlicherweise war er nie Bürgermeister, bekleidete also niemals das höchste städtische Amt.[4]

Als 1462 die Stadtregierung gestürzt und unter der Führung von Wolfgang Holzer ein provisorischer Rat gebildet wurde, suchte Simon Pötel Asyl in der Wiener Hofburg, wodurch es ihm gelang, sich der Verhaftung entziehen. Im September desselben Jahres zog er sich auf sein Schloss Ebreichsdorf zurück, wo er zwar in Sicherheit war, aber zugleich den Geschehnissen tatenlos zusehen musste. Im Oktober 1462 ließ Wolfgang Holzer seine Häuser plündern. Im Februar 1463 wurde er zusammen mit Niklas Teschler und anderen von Wolfgang Holzer beschuldigt, einen Giftanschlag auf Erzherzog Albrecht VI. zu planen.[10]

Folgen der Jahre 1462 und 1463

Von den Wiener Bürgern, die für die in den Jahren 1462 und 1463 erlittene Unbill Entschädigung forderten, war sein Anteil an dieser der höchste. Als klar war, dass er seine Ansprüche auf Wiedergutmachung des erlittenen Schadens nicht in der geforderten Höhe durchzusetzen konnte, sicherte sich Pötel gegen Verzicht auf Teile der noch offenen Geldforderungen von der Stadt Wien Privilegien wie die Steuerfreiheit für seine Häuser im städtischen Verwaltungsbereich des Burgfrieds und die Abgabenfreiheit für einige seiner Wirtschaftsaktivitäten.[10]

Seit 1462 hatte Simon Pötel seinen Wohnsitz auf Schloß Ebreichsdorf. Er wurde um 1468 von Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben und gehörte in der Folge der Kurie der "Ritter und Knechte" der Landstände Österreichs unter der Enns an.[11] Nach seinem Tod wurde er in der Kirche in Ebreichsdorf beigesetzt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 172
  2. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 175
  3. vgl. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. 1995, Band 4, S. 585
  4. 4,0 4,1 vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 173
  5. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 126
  6. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 34
  7. vgl. Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526 (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18). Wien: Deuticke 1988, S. 216
  8. vgl. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. 1995, Band 4, S. 522
  9. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 172f.
  10. 10,0 10,1 vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 174
  11. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien, 1998, S. 174f.