Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Untergang der 6. Armee im Kessel von Stalingrad - Jänner 1943 ====
==== Untergang der 6. Armee im Kessel von Stalingrad - Jänner 1943 ====
Adolf Hitler wird nachgesagt, dass er einst schwärmte, dass er mit der 6. Armee den Himmel stürme könne. Tatsächlich erreichten die Spitzen der Armee am 23. August im Norden der Stadt Stalingrad die [[w:Wolga|Wolga]]. Die Rote Armee hatte sich in den Wochen zuvor immer wieder zurückgezogen um nicht eingekesselt und vernichtet zu werden. In der Stadt, die [[w:Stalin|Stalin]]s Namen trug, war dieser Rückzug zu Ende, denn die Stadt wurde mit allen Mitteln verteidigt. Der Häuserkampf, der nun folgte, ließ die Kampfeinheiten der 6. Armee zusammenschmelzen.
Adolf Hitler wird nachgesagt, dass er einst schwärmte, dass er mit der 6. Armee den Himmel stürme könne.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25940326.html Der totale Krieg], Webseite www.spiegel.de, abgerufen am 25. März 2018</ref> Tatsächlich erreichten die Spitzen der Armee am 23. August im Norden der Stadt Stalingrad die [[w:Wolga|Wolga]]. Die Rote Armee hatte sich in den Wochen zuvor immer wieder zurückgezogen um nicht eingekesselt und vernichtet zu werden. In der Stadt, die [[w:Stalin|Stalin]]s Namen trug, war dieser Rückzug zu Ende, denn die Stadt wurde mit allen Mitteln verteidigt. Der Häuserkampf, der nun folgte, ließ die Kampfeinheiten der 6. Armee zusammenschmelzen.


In der Schlacht von Stalingrad fielen überdurchschnittlich viele Österreicher, weil drei der zwanzig später im Kessel von Stalingrad eingeschlossenen und vernichteten Divisionen im [[w:Wehrkreis XVII (Wien)|Wehrkreis XVII]] aufgestellt worden waren und daher viele Österreicher in ihren Reihen hatten. Neben Adolf Kaipels 44. Infanterie-Division und Hans Nikas 297. Infanterie-Divison bestand die Masse der [[w:100. Jäger-Division (Wehrmacht)|100. Jäger-Division]] aus Soldaten aus Oberösterreich. In den ersten Wochen der Schlacht blieb diese Division von den verlustreichen Häuserkämpfen verschont, aber am 21. September 1942 erhielt auch sie den Befehl ins Stadtzentrum vorzurücken, um dort in den Kampf einzugreifen. In der Divisionsgeschichte wurde der Eindruck, der sich den oberösterreichischen Soldaten dabei bot, folgendermaßen beschrieben:<ref>Hanns Neidhardt: ''Mit Tanne und Eichenlaub. Kriegschronik der 100. Jäger-Division vormals 100. leichte Infanterie-Division'', Leopold Stocker Verlag, ISBN 978-3702003739</ref>
In der Schlacht von Stalingrad fielen überdurchschnittlich viele Österreicher, weil drei der 21 später im Kessel von Stalingrad eingeschlossenen und vernichteten Divisionen im [[w:Wehrkreis XVII (Wien)|Wehrkreis XVII]] aufgestellt worden waren und daher viele Österreicher in ihren Reihen hatten. Neben Adolf Kaipels 44. Infanterie-Division und Hans Nikas 297. Infanterie-Divison bestand die Masse der [[w:100. Jäger-Division (Wehrmacht)|100. Jäger-Division]] aus Soldaten aus Oberösterreich. In den ersten Wochen der Schlacht blieb diese Division von den verlustreichen Häuserkämpfen verschont, aber am 21. September 1942 erhielt auch sie den Befehl ins Stadtzentrum vorzurücken, um dort in den Kampf einzugreifen. In der Divisionsgeschichte wurde der Eindruck, der sich den oberösterreichischen Soldaten dabei bot, folgendermaßen beschrieben:<ref>Hanns Neidhardt: ''Mit Tanne und Eichenlaub. Kriegschronik der 100. Jäger-Division vormals 100. leichte Infanterie-Division'', Leopold Stocker Verlag, ISBN 978-3702003739</ref>
{{Zitat|Zwischen dem 23. und 25.September zogen die Kampfeinheiten der 100. in Stalingrad ein. Schon weit vor der Stadt, auf der Hochebene zwischen Don und Wolga, hörte man das dumpfe Grollen der Schlacht. Nach Überwindung der letzten kleinen Anhöhe sah man ein Meer niedriger Häuser, manchmal ragten Hochbauten und Fabriksschornsteine heraus, dahinter wand sich das in der Sonne glitzernde Band der Wolga und dahinter lag eine dunstige Ebene. Während im Südteil der Stadt Ruhe herrschte, standen über der Stadtmitte Qualmwolken, aus denen, ein riesiger Silo hervorragte. Der Nordteil von Stalingrad lag völlig in dunkle Wolken gehüllt. Brennendes Öl und Detonationswolken fallender Bomben bildeten eine dicke Schicht über den Häusern. Darüber schwebten zahllose kleine weiße und dunkle Wölckchen; die russische Flak schoß, was die Rohre hergaben. Derjenige, der bei Nacht in die Stadt hineinkam, konnte vor den schwelenden Bränden die Silhouetten der Häuser erkennen. Der Himmel war von zahlreichen Scheinwerfern erhellt und die deutsche Flak feuerte auf die russischen Bomber. So wie der Tag der deutschen Luftwaffe gehörte, war die Nacht die Domäne der sowjetischen Luftflotte. Auch jenseits der Wolga sah man nachts Scheinwerfer, manche wiesen durch 'Nicken' des Lichtstrahls die Nachtbomber auf ihre Ziele am westlichen Wolgaufer ein.}}
{{Zitat|Zwischen dem 23. und 25.September zogen die Kampfeinheiten der 100. in Stalingrad ein. Schon weit vor der Stadt, auf der Hochebene zwischen Don und Wolga, hörte man das dumpfe Grollen der Schlacht. Nach Überwindung der letzten kleinen Anhöhe sah man ein Meer niedriger Häuser, manchmal ragten Hochbauten und Fabriksschornsteine heraus, dahinter wand sich das in der Sonne glitzernde Band der Wolga und dahinter lag eine dunstige Ebene. Während im Südteil der Stadt Ruhe herrschte, standen über der Stadtmitte Qualmwolken, aus denen, ein riesiger Silo hervorragte. Der Nordteil von Stalingrad lag völlig in dunkle Wolken gehüllt. Brennendes Öl und Detonationswolken fallender Bomben bildeten eine dicke Schicht über den Häusern. Darüber schwebten zahllose kleine weiße und dunkle Wölckchen; die russische Flak schoß, was die Rohre hergaben. Derjenige, der bei Nacht in die Stadt hineinkam, konnte vor den schwelenden Bränden die Silhouetten der Häuser erkennen. Der Himmel war von zahlreichen Scheinwerfern erhellt und die deutsche Flak feuerte auf die russischen Bomber. So wie der Tag der deutschen Luftwaffe gehörte, war die Nacht die Domäne der sowjetischen Luftflotte. Auch jenseits der Wolga sah man nachts Scheinwerfer, manche wiesen durch 'Nicken' des Lichtstrahls die Nachtbomber auf ihre Ziele am westlichen Wolgaufer ein.}}


Die 44. Infanterie-Division und die 297. Infanterie-Division, die im Westen bzw. im Süden der Stadt Sicherungsaufgaben übernommen hatten, blieben von den Kämpfen vorerst verschont. Am 19. November 1942 startete die Rote Armee die [[w:Operation Uranus|Operation Uranus]], die zur Einkesselung der 6. Armee führte. Beide österreichische Divisionen mussten sich nun in der Steppe eingraben und gegen vielfach überlegene sowjetische Einheiten kämpfen. Für ihre Leistungen wurde die 44. Infanterie-Divison 1943 als erste der in Stalingrad untergegangenen Divisionen wieder als ''44. Reichsgrenadier-Division „Hoch- und Deutschmeister“'' aufgestellt.   
Auch die 44. und die 297. Infanterie-Division, die westlich bzw. südlich im weiten Vorfeld der Stadt Sicherungsaufgaben übernommen hatten, blieben zunächst von den Kämpfen verschont. Als aber am 19. November 1942 die Rote Armee die [[w:Operation Uranus|Operation Uranus]], die zur Einkesselung der 6. Armee führte, begann, standen beide Einheiten auf einmal im Brennpunkt des Geschehens. Beide österreichische Divisionen mussten sich in der deckungslosen Steppe eingraben und sich den Angriffen vielfach überlegener sowjetischer Einheiten erwehren. Die 44. Infanterie-Divison, die an Westfront des Kessels eingesetzt war, gelang es wochenlang den Angriffen der Roten Armee standzuhalten, ehe sie sich Schritt um Schritt in Stadt zurückziehen musste, wo die letzten der in völliger Auflösung begriffenen Einheiten am 2. Februar 1943 kapitulierten. Aufgrund ihrer Leistungen bei der Verteidigung der Kesselfront wurde die 44. Infanterie-Division als erste der in Stalingrad untergegangenen Divisionen wieder als ''44. Reichsgrenadier-Division „Hoch- und Deutschmeister“'' aufgestellt.   


Die eingeschlossenen Soldaten hingegen erlebten im Kessel die Hölle auf Erden, viele wurden getötet, viele kamen in Gefangenschaft und nur ganze 6.000 von 200.000 sahen die Heimat wieder. Über das Schicksal der Kameraden von Adolf Kaipels Pionierzug und seines Kompanichefs gibt die Divisionsgeschichte Auskunft:<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 248, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  
Die eingeschlossenen Soldaten hingegen erlebten im Kessel die Hölle auf Erden, viele wurden getötet, viele kamen in Gefangenschaft und nur ganze 6.000 von 200.000 sahen die Heimat wieder. Über das Schicksal der Kameraden von Adolf Kaipels Pionierzug und seines Kompanichefs gibt die Divisionsgeschichte Auskunft:<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 248, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  
{{Zitat|Am Ostrand des inzwischen verlorengegangenen Flugplatzes [[w:Pitomnik|Pitomnik]] fand die 'Kampfgruppe Walther' wieder Anschluss an die 44.ID, die hier in einer neuen Verteidigungslinie lag. Ihre Gliederung von rechts: IR 131, I./IR 230, Pionierzug/IR 131, Festungsbataillon 1; Anschluss links: 'Kampfgruppe Boje' (IR 134). Der Gegner brach in ihre Reihen ein, noch ehe sie sich zur Verteidigung einrichten konnten und drückte zwischen Pionierzug/IR 131 (Anmerkung: Das waren die Kameraden von Adolf Kaipel) und I./IR 230 durch. Der Versuch, diesen Einbruch im Gegenstoß zu bereinigen, misslang. Oberleutnant Schatte (Anmerkung: Adolf Kaipels Kompaniechef) fand dabei den Tod. Zu einem planmäßigen Angriff fehlen die Kräfte. Panzer gab es nicht mehr, der Rest der gesamten Divisionsartillerie hatte wenige Kilometer ostwärts die Stellung 'letzte Batterie' bezogen, doch war wegen Munitionsmangel mit wirksamer Feuerunterstützung nicht mehr zu rechnen. Die Infanterie, nur noch auf ihre leichten Waffen angewiesen, befand sich am Ende ihrer Kräfte.}}
{{Zitat|Am Ostrand des inzwischen verlorengegangenen Flugplatzes [[w:Pitomnik|Pitomnik]] fand die 'Kampfgruppe Walther' wieder Anschluss an die 44.ID, die hier in einer neuen Verteidigungslinie lag. Ihre Gliederung von rechts: IR 131, I./IR 230, Pionierzug/IR 131, Festungsbataillon 1; Anschluss links: 'Kampfgruppe Boje' (IR 134). Der Gegner brach in ihre Reihen ein, noch ehe sie sich zur Verteidigung einrichten konnten und drückte zwischen Pionierzug/IR 131 (Anmerkung: Das waren die Kameraden von Adolf Kaipel) und I./IR 230 durch. Der Versuch, diesen Einbruch im Gegenstoß zu bereinigen, misslang. Oberleutnant Schatte (Anmerkung: Adolf Kaipels Kompaniechef) fand dabei den Tod. Zu einem planmäßigen Angriff fehlen die Kräfte. Panzer gab es nicht mehr, der Rest der gesamten Divisionsartillerie hatte wenige Kilometer ostwärts die Stellung 'letzte Batterie' bezogen, doch war wegen Munitionsmangel mit wirksamer Feuerunterstützung nicht mehr zu rechnen. Die Infanterie, nur noch auf ihre leichten Waffen angewiesen, befand sich am Ende ihrer Kräfte.}}
Auch die Rote Armee hatte in der Schlacht von Stalingrad, bei der Verteidigung ihrer Heimat gegen den deutschen Angreifer, enorme Verluste erlitten, Schätzungen gehen von mindestens einer halben Million gefallener Rotarmisten und mindestens ebensovielen Verwundeten aus. Unermesslich auch das Leid der Zivilbevölkerung. In der Stadt lebte laut dem Historiker [[w:Jochen Hellbeck|Jochen Hellbeck]] vor dem deutschen Angriff eine halbe Million Menschen. Nach der Kapitulation der 6. Armee fanden sich nicht einmal 8.000 Überlebende ein, die in Kellern und in den Ruinen die monatelangen Kämpfe überstanden hatten.<ref>Jochen Hellbeck: ''Die Stalingrad-Protokolle. Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2012, S. 13 und S. 19.</ref>  Wie viele Zivilisten tatsächlich in dieser Zeit ums Leben kamen, wird sich vermutlich nie klären lassen, weil viele auch mit Fähren über die Wolga evakuiert wurden.


==== Suche nach dem Grab von Adolf Kaipel ====
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