Militär-Veteranen-Verein Wolfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Militär-Veteranen-Verein Wolfurt''' wurde im Juni 1874 von der zuständigen Behörde ([[w:Statthalter|k. k. Statthalterei]]) genehmigt und feierte am 17. Juli 1875 als "I.Voralberger Militär-Veteranen-Verein" das Fest der Fahnenweihe. Die Anregung zur Gründung des Vereins stammt von Dr. Martin Rohner (30. Oktober 1790 – 1864).
Er war Heimkehrer aus dem [[w:Russlandfeldung 1812|Russlandfeldung 1812]] und Gemeindearzt in Wolfurt.
Nach dem [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde der Vereinsname in "Kameradschaftsbund Wolfurt" geändert. Die ao Generalversammlung vom 6. April 2008 hat die Auflösung des Vereins beschlossen. Einige Mitglieder sind gleichzeitig dem "Kameradschaftsbund - Stadtverband Bregenz" beigetreten.
== Gründungsgeschichte ==
== Gründungsgeschichte ==
[[File:Mvvw rechts.jpg|mini|Militär Veteranen Verein Wolfurt Fahne rechts]]
[[File:Mvvw rechts.jpg|mini|Militär Veteranen Verein Wolfurt Fahne rechts]]
[[File:Mvvw links.jpg|mini|Militär Veteranen Verein Wolfurt Fahne links]]
[[File:Mvvw links.jpg|mini|Militär Veteranen Verein Wolfurt Fahne links]]
[[Datei:Militär Veteranen Verein Wolfurt.jpeg|mini|Stammbuch des Militär Veteranen Vereins Wolfurt]]
[[Datei:Militär Veteranen Verein Wolfurt.jpeg|mini|Stammbuch des Militär Veteranen Vereins Wolfurt]]
[[Datei:Militär_Veteranden_Verein_Wolfurt_-_2.jpeg|mini|Stammbuch des Militär Veteranen Vereins Wolfurt]]
[[Datei:Militär_Veteranden_Verein_Wolfurt_-_2.jpeg|mini|Stammbuch des Militär Veteranen Vereins Wolfurt]]


=== Militär Veteranen Verein Wolfurt 1875 ===
=== Militär-Veteranen-Verein Wolfurt 1875 ===
Die erste Anregung zur Gründung unseres Vereins tat wohl der bekannte ehemalige Gemeindearzt Dr. Martin Rohner in Wolfurt, geboren am 30. Oktober 1790. Unter der Regierungszeit Napoleons I. musste Rohner, damals Studierender der Chirurgie, den französich-russischen Feldzug mitmachen. Nach vollendeten Studien wurde er Gemeindearzt in Alberschwende und wirkte dort bis zum Jahre 1828. In diesem Jahre heiratete er die Tochter des damaligen Gemeindearztes Joh. Georg Gmeiner in Wolfurt, und blieb fortan in seiner Heimatgemeinde. Noch als bejahrter Mann war Rohner Soldat mit Leib und Seele. Wie heute noch viele seiner Ausdrücke im Volk vorhanden sind, so sind auch seine militärischen Erlebnisse, die er mit Humor erzählte, noch bekannt.


Die erste Anregung zur Gründung unseres Vereins tat wohl der bekannte ehemalige Gemeindearzt Dr. Martin Rohner in Wolfurt, geboren am 30. Oktober 1790. Unter der Regierungszeit Napoleons I. musste Rohner, dam. Studierender der Chirurgie, den französich-russischen Feldzug mitmachen. Nach vollendeten Studien wurde er Gemeindearzt in Alberschwende und wirkte dort bis zum Jahre 1828. In diesem Jahre heiratete er die Tochter des damaligen Gemeindearztes Joh.Georg Gmeiner in Wolfurt, und blieb fortan in seiner Heimatgemeinde. Noch als bejahrter Mann war Rohner Soldat mit Leib und Seele. Wie heute noch viele seiner Ausdrücke im Volk vorhanden sind, so sind auch seine militärischen Erlebnisse, die er mit Humor erzählte, noch bekannt.
Das Jahr 1864 war Rohners Todesjahr. Noch auf dem Sterbebette war er Veteran. So äußerte er den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die mit ihm dienten, zur letzten Ruhe tragen. Diesem Wunsche wurde auch entsprochen. Martin Schwerzler, Lorenz Stülz, Ferdinand Gmeiner und Fidel Geiger trugen den Sarg, Michael Köb ging dem Leichenzuge mit dem Grabkreuz voran, während Josef Mohr mit dem Totenkreuz und Peter Lauer mit der Totenfahne dem Dahingeschiedenen das letzte Geleit gaben.
 
Das Jahr 1864 war Rohners Todesjahr. Noch auf dem Sterbebette war er Veteran. So äusserte er den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die mit ihm dienten, zur letzten Ruhe tragen. Diesem Wunsche wurde auch entsprochen. Martin Schwerzler, Lorenz Stülz, Ferdinand Gmeiner und Fidel Geiger trugen den Sarg, Michael Köb ging dem Leichenzuge mit dem Grabkreuz voran, während Josef Mohr mit dem Totenkreuz und Peter Lauer mit der Totenfahne dem Dahingeschiedenen das letzte Geleit gaben.
Nach dem Begräbnis versammelten sich die Erwähnten wie auch andere ausgediente Militärs im "Rössle" und fassten den Beschluss, dass jeder tote Militarist in der Weise wie Dr.Rohner zu Grabe begleitet werden soll. Ausserdem sei noch eine Hl.Messe zu lesen.
Nach dem Begräbnis versammelten sich die Erwähnten wie auch andere ausgediente Militärs im "Rössle" und fassten den Beschluss, dass jeder tote Militarist in der Weise wie Dr.Rohner zu Grabe begleitet werden soll. Ausserdem sei noch eine Hl.Messe zu lesen.
Im Jahre 1873 starb Johann Stenzel. Es wurde ihm ebenso wie dem Erstverstorbenen die letzte Ehre erwiesen.
Im Jahre 1873 starb Johann Stenzel. Es wurde ihm ebenso wie dem Erstverstorbenen die letzte Ehre erwiesen.


Eine Änderung trat dann im Jahre 1874 ein, als sich im Jänner alte "Ausgediente" im "Adler" in Rickenbach versammelten. Auch ich wurde zu dieser Versammlung eingeladen und ich folgte diesem Rufe gerne. Im Laufe der Versammlung referierte ich über den Zweck und Nutzen eines, damals noch unbekannten, Veteranen Vereins, und animierte die anwesenden zur Gründung eines solchen.
Eine Änderung trat dann im Jahre 1874 ein, als sich im Jänner alte "Ausgediente" im "Adler" in Rickenbach versammelten. Auch ich wurde zu dieser Versammlung eingeladen und ich folgte diesem Rufe gerne. Im Laufe der Versammlung referierte ich über den Zweck und Nutzen eines, damals noch unbekannten, Veteranen Vereins, und animierte die Anwesenden zur Gründung eines solchen.


Die Versammelten erteilten mir den beehrenden Auftrag, von der bestehenden V.V. Statuten einzuholen und für die hiesigen Verhältnisse passend, auszuarbeiten.
Die Versammelten erteilten mir den beehrenden Auftrag, von der bestehenden V.V. Statuten einzuholen und für die hiesigen Verhältnisse passend, auszuarbeiten.


Nachdem ich mich der zu Teil gewordenen Aufgabe entledigt hatte, berief ich eine Versammlung ein, um den Statutenentwurf durchzuberaten. Von den Anwesenden wurden die Statuten gutgeheissen und ich wiederum beauftragt, dieselben der k.k. Statthalterei in Vorlage zu bringen. Die Genehmigung derselben erfolgte im Juni 1874 und am 17. Juli 1875 feierte der "I.Voralberger Militär Veteranen Verein" das Fest der Fahnenweihe.
Nachdem ich mich der zu Teil gewordenen Aufgabe entledigt hatte, berief ich eine Versammlung ein, um den Statutenentwurf durchzuberaten. Von den Anwesenden wurden die Statuten gutgeheissen und ich wiederum beauftragt, dieselben der k.k. Statthalterei in Vorlage zu bringen. Die Genehmigung derselben erfolgte im Juni 1874 und am 17. Juli 1875 feierte der "I.Voralberger Militär-Veteranen-Verein" das Fest der Fahnenweihe.
 
Wolfurt, am 17. Juli 1875 ... Eduard Böhler, Vorstand


Wolfurt, am 17. Juli 1875 - Eduard Böhler, Vorstand
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Notizen zum Gründer von [[Siegfried Heim]] zusammengetragen aus dem Gemeindearchiv und aus der Chronik seines Sohnes Rudolf Böhler
Notizen zum Gründer von [[Siegfried Heim]] zusammengetragen aus dem Gemeindearchiv und aus der Chronik seines Sohnes Rudolf Böhler
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Fast 30 Jahre nach der Gründung schrieb Eduard Böhler kurz vor seinem Tode die Gründungsgeschichte leicht verändert ein zweites Mal auf:
Fast 30 Jahre nach der Gründung schrieb Eduard Böhler kurz vor seinem Tode die Gründungsgeschichte leicht verändert ein zweites Mal auf:


=== Militär Veteranen Verein Wolfurt 1903 ===
=== Militär-Veteranen-Verein Wolfurt 1903 ===
 
Die ersten Schritte zur Gründung unseres Vereins tat wohl der noch im Volksmunde bekannte, ehemalige Gemeindearzt Dr.
Die ersten Schritte zur Gründung unseres Vereins tat wohl der noch im Volksmunde bekannte, ehemalige Gemeindearzt Dr. Martin Rohner in Wolfurt. Rohner wurde in Wolfurt am 30.Oktober 1790 geboren. Unter der Regierungszeit des Franzosenkaisers Napoleon I. musste Rohner, damals Studierender der Chirurgie, den denkwürdigen französich-russischen Feldzug von 1809 bis 1814 mitmachen. Nach seiner im Jahre 1815 erfolgten Rückkehr wurde er Gemeindearzt in Alberschwende. An diesem Orte wirkt er bis zum Jahre 1828. In diesem Jahre heiratete er die Tochter des damaligen Gemeindearztes in Wolfurt Georg Gmeiner, nun weilte er bis an sein Lebensende in seiner Heimatgemeinde. Noch als bejahrter Mann war Rohner ein Soldat mit Leib und Seele. Wie heute noch viele seiner Ausdrücke im Volke erhalten sind, ebenso die militärischen Erlebnisse, die er mit Humor zu erzählen verstand, noch bekannt. Das Jahr 1864 war Rohners Todesjahr. Wie in seiner Jugend und im Mannesalter, so war er auch noch auf dem Sterbebette Veterane.
Martin Rohner in Wolfurt. Rohner wurde in Wolfurt am 30. Oktober 1790 geboren. Unter der Regierungszeit des Franzosenkaisers Napoleon I. musste Rohner, damals Studierender der Chirurgie, den denkwürdigen französisch-russischen Feldzug von 1809 bis 1814 mitmachen. Nach seiner im Jahre 1815 erfolgten Rückkehr wurde er Gemeindearzt in Alberschwende. An diesem Orte wirkt er bis zum Jahre 1828. In diesem Jahre heiratete er die Tochter des damaligen Gemeindearztes in Wolfurt Georg Gmeiner, nun weilte er bis an sein Lebensende in seiner Heimatgemeinde. Noch als bejahrter Mann war Rohner ein Soldat mit Leib und Seele. Wie heute noch viele seiner Ausdrücke im Volke erhalten sind, ebenso die militärischen Erlebnisse, die er mit Humor zu erzählen verstand, noch bekannt. Das Jahr 1864 war Rohners Todesjahr. Wie in seiner Jugend und im Mannesalter, so war er auch noch auf dem Sterbebette Veteran.


So äusserte er den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die auch mit ihm unter dem Scepter des allgewaltigen Corsen dienten, zur letzten Ruhe tragen. Diesem Wunsche wurde denn auch entsprochen.
So äusserte er den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die auch mit ihm unter dem Scepter des allgewaltigen Corsen dienten, zur letzten Ruhe tragen. Diesem Wunsche wurde denn auch entsprochen.
Martin Schwerzler, Lorenz Stülz, Ferdinand Gmeiner und Fidel Geiger trugen den Leichnam, Michael Köb ging dem Leichenzuge mit dem Grabkreuzlein voran, währenddessen Josef Mohr mit dem grossen Totenkreuz und Peter Lauer mit der Totenfahne dem treuen Mitkämpfer und Freunde zur ewigen Ruhestätte das letzte Geleite gaben.
Martin Schwerzler, Lorenz Stülz, Ferdinand Gmeiner und Fidel Geiger trugen den Leichnam, Michael Köb ging dem Leichenzuge mit dem Grabkreuzlein voran, währenddessen Josef Mohr mit dem grossen Totenkreuz und Peter Lauer mit der Totenfahne dem treuen Mitkämpfer und Freunde zur ewigen Ruhestätte das letzte Geleite gaben.


Wie es bei jedem Begräbnis Sitte ist, begaben sich die Angehörigen etc. nach dem Gottesdienste in ein Gasthaus und zwar ins "Rössle". Die anwesenden Veteranen und andere gedienten Militärs einigten sich nun dahin, dass jeder tote Militarist in der Weise wie Dr.Rohner zu Grabe begleitet werden solle. Ausserdem sei noch eine Heilige Messe lesen zu lassen. Im November 1873 starb Johann Stenzel; es wurde ihm ebenso wie dem Erstverstorbenen die letzte Ehre erwiesen.
Wie es bei jedem Begräbnis Sitte ist, begaben sich die Angehörigen etc. nach dem Gottesdienste in ein Gasthaus und zwar ins "Rössle". Die anwesenden Veteranen und andere gedienten Militärs einigten sich nun dahin, dass jeder tote Militarist in der Weise wie Dr. Rohner zu Grabe begleitet werden solle. Ausserdem sei noch eine Heilige Messe lesen zu lassen. Im November 1873 starb Johann Stenzel; es wurde ihm ebenso wie dem Erstverstorbenen die letzte Ehre erwiesen.


Eine Änderung trat nun im Jahre 1874 ein, als sich Mitte Jänner alle "Ausgedienten" im "Adler" in Rickenbach versammelten, um zur Gründung eines "Militär-Veteanen-Vereins" die nötigen Schritte einzuleiten. Es erging auch an mich eine Einladung, an der Versammlung teilzunehmen und ich folgte diesem Rufe gerne. Im Laufe der Versammlung referierte ich über den Zweck der M.V.V.
Eine Änderung trat nun im Jahre 1874 ein, als sich Mitte Jänner alle "Ausgedienten" im "Adler" in Rickenbach versammelten, um zur Gründung eines "Militär-Veteranen-Vereins" die nötigen Schritte einzuleiten. Es erging auch an mich eine Einladung, an der Versammlung teilzunehmen und ich folgte diesem Rufe gerne. Im Laufe der Versammlung referierte ich über den Zweck der M.V.V.
Die Anwesenden erteilten mir den beehrenden Auftrag, von den bestehenden M.V.V. Statuten einzuholen und solche für die hiesigen Verhältnisse passend, auszuarbeiten.
Die Anwesenden erteilten mir den beehrenden Auftrag, von den bestehenden M.V.V. Statuten einzuholen und solche für die hiesigen Verhältnisse passend, auszuarbeiten.


Nachdem ich mich der zuteil gewordenen Aufgabe entledigt, berief ich eine Versammlung ein, um die erst entworfenen Statuten durchzuarbeiten. Von den Anwesenden wurden die Statuten vollinhaltlich gut geheissen und ich beauftragt, dieselben der k.k. Statthalterei in Vorlage zu bringen.
Nachdem ich mich der zuteil gewordenen Aufgabe entledigt, berief ich eine Versammlung ein, um die erst entworfenen Statuten durchzuarbeiten. Von den Anwesenden wurden die Statuten vollinhaltlich gut geheissen und ich beauftragt, dieselben der k.k. Statthalterei in Vorlage zu bringen.


Die Genehmigung derselben erfolgte im Juni 1874 und am 17. Juli 1875 feierte der "I. Voralberger Militär Veteranen Verein" das Fest der Fahnenweihe.
Die Genehmigung derselben erfolgte im Juni 1874 und am 17. Juli 1875 feierte der "I. Vorarlberger Militär-Veteranen-Verein" das Fest der Fahnenweihe.


Wolfurt, am 24. Dezember 1903 ... Eduard Böhler, Altvorstand
Wolfurt, am 24. Dezember 1903 - Eduard Böhler, Altvorstand
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Nach Pfarrer Walser, 1912, waren nur drei Wolfurter Soldaten aus dem Russlandfeldzug heimgekehrt:
Nach Pfarrer Walser, 1912, waren nur drei Wolfurter Soldaten aus dem Russlandfeldzug heimgekehrt:
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== 50-jähriges Bestandsjubiläum ==
== 50-jähriges Bestandsjubiläum ==
'''und Erweiterung des Vereines zum "Veteranen- und Kriegerverein Wolfurt" 4. März 1923, Dr Wilhelm Mohr'''
'''und Erweiterung des Vereines zum "Veteranen- und Kriegerverein Wolfurt"'''


Viele Jahre ruhiges und ersprießliches Vereinsleben hatte der Militär-Veteranenverein Wolfurt hinter sich, als dieser, wie das gesamte Leben überhaupt, mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien im Juli 1914 eine jähe Änderung erfuhr. Der Verein hatte noch im Sommer 1914 ein Photobild seiner Mitglieder herstellen lassen. Manche der damals Anwesenden sind im Laufe des Weltkrieges den Heldentod fürs Vaterland gestorben. Als Antwort auf die Kriegserklärung an Serbien waren die Kriegserklärungen aller europäischer Großstaaten an die zwei Bundesgenossen Österreich-Ungarn und Deutschland erfolgt. Tapfer und treu kämpften die Söhne Österreichs. Die meisten Vereinsmitglieder waren dem Rufe des Vaterlandes den Kriegsfahnen ins Feld gefolgt. Die älteren daheim gebliebenen Mitglieder hatten in den Kriegsjahren 1914 – 1918 oft die traurige Pflicht gefallenen Kameraden, für die in der Heimat das "Kreuz" gesteckt wurde, das Geleite zu geben. Trotz Tapferkeit und Opfer am Leben – mit Geld konnte Österreich den so lange dauernden Krieg nicht siegreich durchhalten. Die wirtschaftliche Not führte schließlich im November 1918 den vollen Zusammenbruch Österreich-Ungarns herbei. Dem wirtschaftlichen Zusammenbruch folgte auch ein Zusammenbruch der Ideen.
Viele Jahre ruhiges und ersprießliches Vereinsleben hatte der Militär-Veteranen-Verein Wolfurt hinter sich, als dieser, wie das gesamte Leben überhaupt, mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien im Juli 1914 eine jähe Änderung erfuhr. Der Verein hatte noch im Sommer 1914 ein Photobild seiner Mitglieder herstellen lassen. Manche der damals Anwesenden sind im Laufe des Weltkrieges den Heldentod fürs Vaterland gestorben. Als Antwort auf die Kriegserklärung an Serbien waren die Kriegserklärungen aller europäischer Großstaaten an die zwei Bundesgenossen Österreich-Ungarn und Deutschland erfolgt. Tapfer und treu kämpften die Söhne Österreichs. Die meisten Vereinsmitglieder waren dem Rufe des Vaterlandes den Kriegsfahnen ins Feld gefolgt. Die älteren daheim gebliebenen Mitglieder hatten in den Kriegsjahren 1914 – 1918 oft die traurige Pflicht gefallenen Kameraden, für die in der Heimat das "Kreuz" gesteckt wurde, das Geleite zu geben. Trotz Tapferkeit und Opfer am Leben – mit Geld konnte Österreich den so lange dauernden Krieg nicht siegreich durchhalten. Die wirtschaftliche Not führte schließlich im November 1918 den vollen Zusammenbruch Österreich-Ungarns herbei. Dem wirtschaftlichen Zusammenbruch folgte auch ein Zusammenbruch der Ideen.


Entsprungen der unendlichen Kriegsmüdigkeit bildete sich sowohl unter den heimkehrenden Soldaten sowie bei den in der Heimat Verbliebenen eine feste Abneigung gegen alles was an den Krieg oder an Militär überhaupt erinnerte. "Nie wieder Krieg" wollte man und hielt das Ausmerzen aller früheren Einrichtungen, die auf der Idee der Pflege vaterländischer und heimatlicher Wehrhaftigkeit oder Pflege solcher Erinnerungen und der Geschichte beruhten, für Mittel diesem Ziele nahe zu kommen. Mehr oder minder wurden fast alle Volksgenossen in den Trubel dieser Revolutionskrankheit mitgezogen. Besonnene, anders Denkende mussten mit ihrer Auffassung zurückhalten, wollten sie nicht beißenden Widerspruch hervorrufen. Die vaterländischen, patriotischen Vereine hatten auf ihren Fahnen das Motto der Kaiserzeit "Für Gott, Kaiser und Vaterland". Mit der Verabschiedung des letzten österreichischen Kaisers Karl I. (gestorben auf der Insel Madeira am 1. April 1922) war das Motto hinfällig geworden und linkspolitische Parteien witterten hinter vaterländischen Vereinen eine Umsturzgefahr für die republikanische Staatsverfassung.
Entsprungen der unendlichen Kriegsmüdigkeit bildete sich sowohl unter den heimkehrenden Soldaten sowie bei den in der Heimat Verbliebenen eine feste Abneigung gegen alles was an den Krieg oder an Militär überhaupt erinnerte. "Nie wieder Krieg" wollte man und hielt das Ausmerzen aller früheren Einrichtungen, die auf der Idee der Pflege vaterländischer und heimatlicher Wehrhaftigkeit oder Pflege solcher Erinnerungen und der Geschichte beruhten, für Mittel diesem Ziele nahe zu kommen. Mehr oder minder wurden fast alle Volksgenossen in den Trubel dieser Revolutionskrankheit mitgezogen. Besonnene, anders Denkende mussten mit ihrer Auffassung zurückhalten, wollten sie nicht beißenden Widerspruch hervorrufen. Die vaterländischen, patriotischen Vereine hatten auf ihren Fahnen das Motto der Kaiserzeit "Für Gott, Kaiser und Vaterland". Mit der Verabschiedung des letzten österreichischen Kaisers Karl I. (gestorben auf der Insel Madeira am 1. April 1922) war das Motto hinfällig geworden und linkspolitische Parteien witterten hinter vaterländischen Vereinen eine Umsturzgefahr für die republikanische Staatsverfassung.
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So flechte sich in den Jubelkranz des Vereins echte wahre Kameradschaft der Jungen und Alten und möge diese wieder neue fünfzig Jahre friedlich weiter dauern und unseren Nachkommen verkünden, dass dies Ideal der Pflege wert sei.
So flechte sich in den Jubelkranz des Vereins echte wahre Kameradschaft der Jungen und Alten und möge diese wieder neue fünfzig Jahre friedlich weiter dauern und unseren Nachkommen verkünden, dass dies Ideal der Pflege wert sei.
*4. März 1923, Dr Wilhelm Mohr


== Weltkrieg 1914 - 1918 ==
== Weltkrieg 1914 - 1918 ==
[[File:Wolfurter Soldaten.JPG|mini|Wolfurter Soldaten im Weltkrieg 1914 - 1918]]
=== Vorarlberger Heldenbuch ===
=== Vorarlberger Heldenbuch ===
Gemeindearchiv Wolfurt, Abschrift
Gemeindearchiv Wolfurt, Abschrift
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=== Zeitungsberichte ===
=== Zeitungsberichte ===
==== Lorenz Böhler ====
Begründer der modernen Unfallchirurgie
*[[w:Lorenz Böhler|Lorenz Böhler]]
==== Leonhard Künz ====
==== Leonhard Künz ====
[[File:Leonhard Künz.jpg|mini|Vorarlberger Volksblatt 6. Juli 1915]]
[[File:Leonhard Künz.jpg|mini|Vorarlberger Volksblatt 6. Juli 1915]]
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des '''Militär-Veteranen-Vereins Wolfurt'''
des '''Militär-Veteranen-Vereins Wolfurt'''
*Eduard Böhler, 17. Juli 1875
*Eduard Böhler, 17. Juli 1875
*Abschriften von Renate Heim, Wolfurt
*Dr Wilhelm Mohr, 4. März 1923
*Abschriften von Renate Heim, April 2024
==== Ludwig Köb ====
==== Ludwig Köb ====
[[Datei:L köb 1.jpg|mini| Ludwig Köb, Hauptmann]]
[[Datei:L köb 1.jpg|mini| Ludwig Köb, Hauptmann]]
[[Datei:L köb 2.jpg|mini| Ludwig Köb, Hauptmann]]
[[Datei:L köb 2.jpg|mini| Ludwig Köb, Hauptmann]]


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Auszeichnungen:  
Auszeichnungen:  
*Silberne Tapferkeitsmedaille II Klasse
*[[w:Tapferkeitsmedaille_(Österreich)|Silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse]]
*Eisernes Verdienstkreuz mit der Krone
*Eisernes Verdienstkreuz mit der Krone
*[[w:Karl-Truppenkreuz|Karl-Truppenkreuz]]
*[[w:Karl-Truppenkreuz|Karl-Truppenkreuz]]
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Die Zwischenzeit war er auf dem Transport.
Die Zwischenzeit war er auf dem Transport.


In Uralsky arbeitete er meistens als Straßenkehrer. Teilweise war er auch mit Aufwerfen von Straßengräben beschäftigt. Von Uralsky kam er dann in das gefürchtete Städtchen Kansk (Sibirien), wohin früher die russischen politischen Sträflinge verbannt wurden. Im Winter 1914/15 musste er mit noch vielen anderen Leidensgenossen bei 30 Grad Kälte auf Holzbarackenbau gehen. Später ergriff er eine Profession nach der anderen. Im Sommer 1915 arbeitete er beispielsweise als Spengler. Im Oktober gleichen Jahres erkrankte er an Blinddarmentzündung. Im Frühjahr 1916 war Gasser einige Monate Skorbutkrank. Im Mai 1917 kam Gasser nach Jalutorowsk im Govern. Tobolsk. Daselbst arbeitete er  ein volles Jahr als Bäcker für die Gefangenen und für die Rote Armee. Als nun die Weiße Armee Jalutorowsk einnahm, blieb Gasser zurück. Er wurde samt seinen Arbeitskollegen und Bäckereieinrichtung von der Weißen Armee übernommen. Beim Vormarsch der Weißen Armee wurde die ganze Bäckerei in amerikanischen Eisenbahnwaggons untergebracht und von da aus wurden die Truppen mit Brot versorgt. Der Vormarsch, bzw. der Dienst bei der Weißen Armee dauerte vom 15.07.1918 bis 01.05.1919. An diesem Tage nahm Gasser von der Bäckerei Abschied.  
In Uralsky arbeitete er meistens als Straßenkehrer. Teilweise war er auch mit Aufwerfen von Straßengräben beschäftigt. Von Uralsky kam er dann in das gefürchtete Städtchen Kansk (Sibirien), wohin früher die russischen politischen Sträflinge verbannt wurden. Im Winter 1914/15 musste er mit noch vielen anderen Leidensgenossen bei 30 Grad Kälte auf Holzbarackenbau gehen. Später ergriff er eine Profession nach der anderen. Im Sommer 1915 arbeitete er beispielsweise als Spengler. Im Oktober gleichen Jahres erkrankte er an Blinddarmentzündung. Im Frühjahr 1916 war Gasser einige Monate Skorbutkrank. Im Mai 1917 kam Gasser nach Jalutorowsk im Govern. Tobolsk. Daselbst arbeitete er  ein volles Jahr als Bäcker für die Gefangenen und für die Rote Armee. Als nun die Weiße Armee Jalutorowsk einnahm, blieb Gasser zurück. Er wurde samt seinen Arbeitskollegen und Bäckereieinrichtung von der Weißen Armee übernommen. Beim Vormarsch der Weißen Armee wurde die ganze Bäckerei in amerikanischen Eisenbahnwaggons untergebracht und von da aus wurden die Truppen mit Brot versorgt. Der Vormarsch, bzw. der Dienst bei der Weißen Armee dauerte vom 15.Juli 1918 bis 1.Mai 1919. An diesem Tage nahm Gasser von der Bäckerei Abschied.  


Er meldete sich mit einigen Südtirolern bei der italienischen Mission, welche in Omsk (Sibirien) stationiert war. Diese Mission hatte die Aufgabe die Kriegsgefangenen Südtiroler, welche durch die Abtrennung Südtirols von Österreich an Italien italienische Staatsangehörige geworden, in ihre Heimat zu befördern. Gasser meldete sich unter falschen Angaben gleichfalls als Südtiroler, um so der Gefangenschaft zu entrinnen und in seine Heimat zu gelangen. Er hatte Glück dabei. Engelbert Gasser kam mit einem Transport nach Wladiwostok, wo er bis 22.02.1920 verbleiben musste. In der Zwischenzeit leistete er als italienischer Soldat Wachdienst bei russischen Munitions- und Pulvermagazinen, welche die italienische Mission zur Bewachung übernommen hatte. Behandlung und Verpflegung waren sehr gut. Am 22.02.1920 wurde Gasser mit einem Transport Südtirolern an Bord von 3 japanischen Kriegsschiffen genommen. Die Fahrt ging von Wladiwostok über Shanghai (China), Singapur (Hinterindien), Colombo (Vorderindien), Aden (Arabien), Port Said (Ägypten) durch den Suezkanal ins mittelländische Meer nach Triest. Die Fahrt dauerte 49 Tage. Der italienische Major, das Haupt der Mission, entließ Gasser mit großem Dank für geleistete Dienste und übergab Gasser der österreichischen Hilfsaktion in Triest, welche ihn dann in seine Heimat beförderte, wo er am 19.04.1920 glücklich und wohlbehalten einlangte.
Er meldete sich mit einigen Südtirolern bei der italienischen Mission, welche in Omsk (Sibirien) stationiert war. Diese Mission hatte die Aufgabe die Kriegsgefangenen Südtiroler, welche durch die Abtrennung Südtirols von Österreich an Italien italienische Staatsangehörige geworden, in ihre Heimat zu befördern. Gasser meldete sich unter falschen Angaben gleichfalls als Südtiroler, um so der Gefangenschaft zu entrinnen und in seine Heimat zu gelangen. Er hatte Glück dabei. Engelbert Gasser kam mit einem Transport nach Wladiwostok, wo er bis 22.02.1920 verbleiben musste. In der Zwischenzeit leistete er als italienischer Soldat Wachdienst bei russischen Munitions- und Pulvermagazinen, welche die italienische Mission zur Bewachung übernommen hatte. Behandlung und Verpflegung waren sehr gut. Am 22.02.1920 wurde Gasser mit einem Transport Südtirolern an Bord von 3 japanischen Kriegsschiffen genommen. Die Fahrt ging von Wladiwostok über Shanghai (China), Singapur (Hinterindien), Colombo (Vorderindien), Aden (Arabien), Port Said (Ägypten) durch den Suezkanal ins mittelländische Meer nach Triest. Die Fahrt dauerte 49 Tage. Der italienische Major, das Haupt der Mission, entließ Gasser mit großem Dank für geleistete Dienste und übergab Gasser der österreichischen Hilfsaktion in Triest, welche ihn dann in seine Heimat beförderte, wo er am 19.04.1920 glücklich und wohlbehalten einlangte.
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== Weltkrieg 1939 - 1945 ==
== Weltkrieg 1939 - 1945 ==
=== Gefallene, Heimkehrer und Vermisste ===
Rund 450 Soldaten konnten dank ''Hubert Mohr'', ''Maria Gemeiner, geb Geiger'' und anderen Helfern, anhand der Erinnerungstafel für ''Alwin Gmeiner'' namentlich zugeordnet werden. Die Aufzeichnungen befinden sich im Gemeindearchiv.
=== Vorarlberger Priester ===
=== Vorarlberger Priester ===
==== Georg Schelling ====
==== Georg Schelling ====
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*[https://www.wolfurt.at/system/web/getDocument.ashx?fileid=1011901&cts=1606298824 Heimat Wolfurt Heft 27] Seite 48
*[https://www.wolfurt.at/system/web/getDocument.ashx?fileid=1011901&cts=1606298824 Heimat Wolfurt Heft 27] Seite 48
*[[Kriegerdenkmal Wolfurt]]
*[[Kriegerdenkmal Wolfurt]]
[[Kategorie:Verein (Bezirk Bregenz)]]
[[Kategorie:Wolfurt]]
[[Kategorie:Gegründet 1874]]
[[Kategorie:Aufgelöst 2008]]
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