Wallfahrtskirche Kaltenbrunn

Die Wallfahrtskirche zu "Unseren lieben Frau zu Kaltenbrunn" befindet sich in der Nähe der Burg Berneck bei Kauns und gehört heute zu Feichten in der Gemeinde Kaunertal. Sie zählt zu den bekanntesten Wallfahrten in Tirol.[1]

Die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn heute

Das Bauwerk

Die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn steht auf einem steilen Waldstück am Beginn des Kaunertales, einige Meter entfernt von der Gemeinde Prutz. Sie ist "Mariä Himmelfahrt" geweiht.[2] Die heute erhaltene Kirche, die mehrere Vorgängerbauten hatte, wurde im 16. Jahrhundert erbaut[3]. Die Marienstatue, eine Madonna mit Jesukind, der die Wallfahrten gelten (Gnadenmadonna), befindet sich heute in einer ovalen Kapelle mitten im Kirchenschiff.[3] Die Deckenfresken zeigen einen gemalten Glaubensweg ("Pilgerweg Mariens"). Sie wurden zwischen 1720 und 1730 von Franz Laukas aus Prutz, einer der besten Barockmaler des Tiroler Oberlandes geschaffen. Gleichzeitig entstand der Laub-Bandlwerk-Stuck, der den in Innsbruck ansässigen Brüdern Anton und Augustin Gigl zugeschrieben wird.[2]

Die Gnadenmadonna von Kaltenbrunn

Bei der Gnadenmadonna handelt es sich um eine gekrönte Marienstatue, die im rechten Arm ein Zepter und Ähren hält und das nackte gekrönte Kind auf dem linken Arm in Ypsilon-Stellung. Sie wurde um 1400 geschaffen. Beim Brand 1438 soll diese Statue angeblich vom Feuer unversehrt geblieben sein, dennoch gibt es Mutmaßungen, dass die jetzige Statue nicht mehr das Original ist.[4].

Geschichte

Zur Entstehung der Wallfahrten und der Wallfahrtskirche gibt es mehrere widersprüchliche Legenden, aber kaum gesicherte Fakten.[4] Als Gründer gilt ein Ritter Erb von Schenkenberg († um 1300), der die erste Kapelle erbaut haben soll.[5] Um 1511 befand in Kaltenbrunn im Kaunertal eine Wallfahrtsstätte der Landsknechte.[6]

Die erste urkundliche Nennung einer Kapelle am heutigen Standort der Wallfahrtskirche findet sich in einem Ablassbrief aus dem Jahr 1285. 1438 wurde diese Kapelle (oder ein Nachfolgebau) durch Brand zerstört.[4] Unter (Erz-)Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund dem Münzreichen") wurde das gotische Presbyterium erbaut.[2] 1502 wurde ein neuer Chor errichtet[4], 1535 mit dem Bau des Langhauses begonnen, das sich heute über die Gnadenkapelle wölbt. Die Weihe der Kirche fand am 28. Oktober 1592 statt.[2] Diese wurde 1639 zur Pfarrkiche erhoben.[4]

Die Inneneinrichtung wurde 1720-1730 geschaffen. Um 1835 wurde mit Renovierungsarbeiten begonnen, die die Grundsubstanz der Kirche betraf, wobei auch innen viel verändert wurde. 1976-1982 erfolgte eine Gesamtrestaurierung der Kirche im barocken Stil, wobei die ganze Kirche auf ein Betonfundament gestellt wurde.[2] Nach dieser Renovierung wurde die Wallfahrtskirche im Juni 1982 wieder eröffnet.[6]

Die Wallfahrtskirche in Legende und Sage

Erste Wallfahrten sollen bereits im 12. Jahrhundert stattgefunden haben.[3] Der Legende nach entdeckten Hirten auf einer Geröllhalde eine Muttergottesstatue, angeblich die spätere "Gnadenmadonna", um die Roggen und Weizen wuchsen und bei der eine Quelle sprudelte, die den Namen Kaltenbrunn erhielt. Bald wurde der Ort von vielen Menschen besucht, deren Gebete dort erhört wurden, worauf die erste Wallfahrtskapelle und eine Einsiedelei erbaut wurden.[3] Der Gnadenmadonna wird nachgesagt, dass sie zeitweilig errötet. Der Stein, auf dem die Statue gefunden wurde, soll nach dem Bau einer Kapelle als Altarstein verwendet worden sein.

Das Marienbild zu Kaltenbrunn

Diese Sage erzählt von der Entstehung der Marien-Wallfahrtsstätte und von der Errichtung der beiden ersten Kapellen und der Einsiedelei Kaltenbrunn. Sie berichtet von einem Pilger, der die Bedeutung der späteren Wallfahrtskirche vorhersagt, dem Bruder Johannes Markarius, der die erste Kapelle aus Holz und die Einsiedelei erbaut und dem Schenkenberger, der anstelle der Holzkapelle ein "Kirchlein aus Mauerwerk" errichtet, wo er den Rest seines Lebens in Buße als Einsiedler verbringt.[5]

Die Wallfahrt Kaltenbrunn

Diese Sage berichtet über ein Ehedrama. Auf der Wallfahrt nach Kaltenbrunn versucht ein Bauer aus Wenns seine treue Ehefrau umzubringen, indem er sie auf dem "Ziller Pass" in einen Abgrund stößt. Als er später die Wallfahrtskirche in Kaltenbrunn betritt, findet er seine Ehefrau betend vor dem Gnadenbild. Ihre Bitte an dieses hatte bewirkt, dass sie den Sturz auf wunderbare Weise heil überstanden hatte. Er empfindet Reue, und sie vergibt ihm, worauf sie versöhnt die Heimreise antreten.[7]

Literatur

  • Helmut Krämer - Anton Prock: Südtirol - Osttirol - Nordtirol. Die schönsten Tiroler Burgen & Schlösser. Mit Tipps: Speisen und Logieren in alten Gemäuern. Tyrolia / Tappeiner, Innsbruck / Lana, 2009, ISBN 978-3-7022-2997-9, S. 99i
  • Walter Neuhauser- Claudia Schretter: Einsiedelei oder klösterliche Gemeinschaft? Die "Responsio super consultatione fratris Iohannis anachoretae eremi vallis Oeni" des Tegernseer Benediktiners Johannes Keck als Beitrag zur Geschichte der Wallfahrt Kaltenbrunn. In: Leo Andergassen - Lukas Madersbacher (Hrsg.): Geschichte als Gegenwart. Festschrift für Magdalena Hörmann-Weingartner (= Schlern-Schriften 352). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2010. ISBN 978-3-7030.0483-4. S. 271-283

Weblinks

  Wallfahrtskirche Kaltenbrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Wallfahrtskirche Kaltenbrunn, Kirchenwirt.COM, eingesehen am 23. Dezember 2017
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Kaltenbrunn, Kaltenbrunn.AT, eingesehen am 23. Dezember 2017
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Helmut Krämer - Anton Prock: Südtirol - Osttirol - Nordtirol, S. 79
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Kaltenbrunn, Sagen.AT, eingesehen am 23. Dezember 2017
  5. 5,0 5,1 vgl. Kaltenbrunn, Sagen.AT, eingesehen am 23. Dezember 2017
  6. 6,0 6,1 vgl. Kaltenbrunn, Kaunertal.COM, eingesehen am 23. Dezember 2017
  7. vgl. Wallfahrt, Sagen.AT, eingesehen am 23. Dezember 2017

47.06900910.73953Koordinaten: 47° 4′ 8″ N, 10° 44′ 22″ O