Burgruine Gutenstein

Die Burgruine Gutenstein ist eine im Raum von Wiener Neustadt gelegene frühere Höhenburg. Sie zählt zu den Ruinen des Piestingtals und gehörte ursprünglich zu jenen Burgen, welche der Grenzsicherung dienten.

Die Burgruine Gutenstein heute

Lage

Die Burgruine Gutenstein ist Teil der gleichnamigen Gemeinde. Sie erhebt sich auf einem steilen Felsen am Eingang ins Klostertal.[1]

Das Bauwerk

Die Anlage bestand aus der im Westen gelegenen Hochburg und einer im Osten gelegenen Vorburg mit Vorwerken. Als älteste Bauteile der Anlage gelten der Bergfried, der zugleich als Torturm diente, und der an ihn anschließende Palas, welcher im Spätmittelalter häufig umgebaut wurde. Erhalten ist die Küche mit ihrem pyramidenförmigen Rauchfang und eine im inneren Burghof gelegene Zisterne.[2]

Historische Eckdaten

 
Der Bergfried der Burgruine Gutenstein, heute. Die Burg gilt seit vielen Jahren als einsturzgefährdet und darf daher nicht mehr betreten werden.

Die Burg sicherte ursprünglich die Grenze zwischen dem Herzogtum Österreich und dem benachbarten Steier[A 1] Von ihr aus war es möglich, die dort gelegenen Felsschluchten gegebenenfalls zu sperren und so die Passwege zu kontrollieren.[3]

1220 wird die spätere Ruine, zusammen mit der Pfarre Gutenstein[3], erstmals in einer Urkunde von Herzog Leopold (VI.) von Österreich ("Leopold dem Glorreichen") als "castri nostri Guotentain" genannt. Die Burg dürfte allerdings bereits im 12. Jahrhundert erbaut worden sein. Bis 1192 befand sie sich im Eigenbesitz der Otakare, jener Familie, die bis dahin über die Markgrafschaft und das spätere Herzogtum Steier geherrscht hatte. Durch die Georgenberger Handfeste (Urkunde vom 17. August 1186) folgten die Babenberger diesen im Herzogtum Steier nach und erbten von ihnen auch die Burg Gutenstein.[1] Herzog Friedrich (II.) von Österreich ("Friedrich der Streitbare") ließ die Burg während seiner Auseinandersetzung mit dem Kaiser um 1237 zu einer Feste ausbauen, die als "unbezwingbar" galt.[4] Nach dem Tod (1246) von Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren") kam die Burg in den Besitz des Deutschen Ritterordens, dem zu dieser Zeit auch die in der Nähe gelegene Burg Starhemberg anvertraut war[A 2]. 1248 musste dieser beide Burgen auf Befehl von Papst Innozenz IV. Friedrichs Schwester Margarete[A 3] überlassen.[1]

Unter der Herrschaft der Habsburger war die Burg Gutenstein ein häufiger Aufenthaltsort von Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich dem Schönen"), der hier 1330 starb. Um 1320 ließ seine Ehefrau Isabella im ersten Geschoss des Gutensteiner Bergfriedes die Katharinenkapelle errichten, die aber nicht erhalten ist.[2]. In den Jahren danach wurde die Burg häufig an Hofbeamte der Habsburger verpfändet. Im Vertrag von Neuberg an der Mürz (1379) kam die Burg an Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe").[1] Unter dessen Nachkommen, dem "albrechtinischen" Familienzweig, verblieb sie beim Herzogtums Österreich, gehörte aber bis 1457 zu jenen Burgen, um deren Besitz zwischen ihnen und dem "leopoldinischen" Familienzweig" gekämpft wurde.[5]

1457 war Burg Gutenstein den Adeligen Petschach und Herberstein anvertraut, welcheauf dieser einen zweiten Hof errichten ließen. Dies geschah, um Geschütze so positionieren zu können, dass sie gegebenenfalls in drei Himmelsrichtungen abgefeuert werden konnten.[3] In diesem Jahr soll sich auf der Burg der spätere "Ungarnkönig" Matthias Corvinus für einige Wochen als Gefangener von König Ladislaus aufgehalten haben. 1487 gehörte Burg Gutenstein zu jenen Teilen im heutigen Niederösterreich, welche von Matthias Corvinus erobert wurden und bis zu seinem Tod unter seiner Herrschaft verblieben.[6] 1529 und 1532 wurde die Burg von den Osmanen erfolglos belagert.[7]

Im 15. und 16. Jahrhundert war Burg Gutenstein meistens verpfändet. Durch Kauf gelangte sie 1595 in den Besitz von Freiherr Ludwig Gomez von Hoyos, dem "niederösterreichischen Kammerpräsidenten", und verblieb mit den umliegenden Wäldern bis heute bei seiner Familie. Ludwig Gomez von Hoyos ließ die bereits recht heruntergekommene Burg von Meister Ulrich von Ebenfurt ausbessern. Unter ihm war Burg Gutenstein angeblich der Sitz eines Landgerichtes, an dem einige Hexen- und Zaubereiprozesse verhandelt wurden.[7] 1670 ist ein Aufenthalt von Kaiser Leopold I. mit seinem Hof auf der Burg belegt, danach wurde sie vermutlich endgültig aufgegeben.[6] Jedenfalls ließ sich ihr damaliger Besitzer, Johann Balthasar (II.) von Hoyos 1674 ein neues Herrenhaus im gleichnamigen Ort erbauen, das heute als Schloss bezeichnet wird.[7] 1683 diente Burg Gutenstein dennoch für die Bevölkerung als Fluchtburg und konnte gegen die Osmanen erfolgreich verteidigt werden.[6]

Die Burg wurde 1708 bei einem Großbrand schwer beschädigt.[7] 1842 und 1954 wurde der Bergfried der nunmehrigen Ruine Gutenstein neu eingedeckt und die Küche ausgebessert.[6] Um 1980 begann "Gesellschaft der Freunde Gutensteins", ein örtlicher Burgverein, mit Sicherungsarbeiten. Die Ruine gilt jedoch trotzdem als einsturzgefährdet, weswegen das Betreten inzwischen verboten wurde.[7]

Die Burgruine Gutenstein in Sage und Legende

  • Die Burg soll im Mittelalter der Aufenthaltsort für prominente Gefangene gewesen sein, was allerdings nicht belegt ist. Zu diesen zählt neben dem späteren "Ungarnkönig" Matthias Corvinus der letzte Maissauer.[7]

Die Türken in Gutenstein

1529 soll die Burg von Osmanen erfolglos belagert worden sein. Obwohl bereits verfallen, soll sie zudem noch 1683 als Fluchtburg vor diesen gedient haben. Das ist der historische Hintergrund, auf den sich die folgende Sage bezieht, in der es um die erfolgreiche Verteidigung der Burg Gutenstein gegen osmanische Truppen geht. Als die Lage ausweglos ist, greift der Burgherr zu einer List und stellt den Belagerern eine tödliche Falle. Einer seiner Leute öffnet ihnen als angeblicher Verräter das Burgtor und lockt sie in die Halle, wo sie durch ein in die Mauer gebrochenes Loch, das verdeckt ist, abstürzen.[8]

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

  Burgruine Gutenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 196
  2. 2,0 2,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 198
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Burgruine Gutenstein, Gutenstein.AT, abgerufen am 8. August 2020
  4. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 44f.
  5. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 198f.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 199
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 vgl. Burgruine Gutenstein, Burgen-Austria.AT, abgerufen am 8. August 2020
  8. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 199-201

Anmerkungen

  1. Steier, das im Mittelalter Teile der heutigen Bundesländer Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich umfasste, war bis 1180 eine Mark des bairischen Stammesherzogtum, die von einem Markgrafen beherrscht beziehungsweise verwaltet wurde. Nach dem Sturz des bairischen Herzogs Heinrich des Löwen wurde sie zu einem eigenständigen Herzogtum erhoben.
  2. Bei Schöndorfer ist dieser als Besitzer der Burg angeführt.
  3. Diese Angabe wäre noch auf ihre Zuverlässigkeit zu überprüfen. Sie steht nämlich im Widerspruch dazu, dass der Papst damals Margaretes Nichte und Gegnerin Gertrud als Erbin der Herzogtümer Österreich und Steier unterstützte.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Gutenstein behandelt.
Hier auf RegiowikiAT befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).