Eberhard II. von Kapellen

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Eberhard (II.) von Kapellen (* im 14. Jahrhundert, zwischen 1335 und 1340; † um 1406/07)[A 1] war ein bedeutender Adliger, dem im Dienst der Herzöge von Österreich eine erfolgreiche Karriere gelang. Mit seinem Tod endete die männliche Linie der Familie der Kapeller. Er ist nicht mit seinem gleichnamigen Onkel zu verwechseln.

Herkunft und Familie

Eberhard (II.) von Kapellen entstammte einer bedeutenden Ministerialenfamilie[A 2], die im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässig war. Er war ein Urenkel von Ulrich (II.) von Kapellen († 1301) und Eberhard (II.) von Wallsee († 1325), beide Landrichter beziehungsweise Hauptleute "ob der Enns"[A 3], und einer der beiden Söhne von Ulrich (IV.) von Kapellen († um 1357). Er war der vermutlich ältere Bruder von Jans (II.) von Kapellen († um 1363).[1]

Eberhard (II.) von Kapellen war zweimal verheiratet, in 1. Ehe mit Siguna von Dachsberg und in 2. Ehe mit Anna von Tybein (Duino).[1] Da Annas Schwester Katharina von Tybein mit Schenk Leutold (II.) von Maissau († 1403), dem Enkel von Heidenreich von Maissau († um 1381) und Anna von Kuenring († um 1385) verheiratet war, war er dessen Schwager.[2] Er hatte mehrere Kinder.

  • Bernhard (Eberhard) von Kapellen, genannt um 1381 († vor 1406), keine Nachkommen[1]
  • Wilbirg von Kapellen ∞ mit einem Dachsberger, sie bezeugte, gemeinsam mit ihrer Schwester Dorothea von Liechtenstein 1407 eine Stiftung ihres Vaters für die Minoriten zu Enns[3]
  • Dorothea von Kapellen ∞ mit einem Liechtensteiner, gemeinsam mit ihrer Schwester Wilbirg von Dachsberg bezeugt sie 1407 eine Stiftung ihres Vaters für die Minoriten zu Enns[3]
  • Anna von Kapellen[1], nach dem Historiker Max Doblinger war sie jene Anna von Kapellen, die mit Reinprecht (II.) von Wallsee zu Enns verheiratet war.[4]
  • Margarethe von Kapellen[1]

Anfänge

Eberhard (II.) von Kapellen dürfte um 1356 bereits "vogtfähig" gewesen sein. Er war an mehreren prominenten Geschehnissen als Zeuge beteiligt, so zum Beispiel am 16. März 1365, als [[Rudolf IV. (Österreich)|Herzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf der Stifter") († 1365) St. Stephan zu Wien zur Dompropstei erheben ließ.[5] Als Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") († 1395) im Sommer 1384 mit dem "großen" Universitätsprivileg den Stifterbrief seines Bruders Rudolf bestätigt und erweiterte, gehörte Eberhard (II.) zu den Mitsieglern, allerdings ist sein Siegel später verloren gegangen.[6] Nach dem Tod seines gleichnamigen Onkels Eberhard (I.) von Kapellen († vor 1383) erbte er von diesem die "Pflegschaft"[A 4] zu Enns und nannte sich wie dieser Hauptmann "zu Enns".[5] Mit den Minoriten zu Enns unterhielt Eberhard (II.) gute Beziehungen und stiftete sich in der Kapelle ihres Klosters ein Seelgerät, das er aus Erträgen seiner Gülte aus dem Münzhaus zu Enns und aus dem Umgeld im Machland finanzierte. Die Stiftung wurde nach seinem Tod von seinen Töchter Wilbirg und Dorothea im Jahr 1407 bestätigt.[7] Besonders in seinen letzten Lebensjahren machte er auch vielen weiteren Kirchen und Klöstern Stiftungen, darunter der Pfarrkirche zu Gallneukirchen, dem Kloster Pulgarn (heute aufgehoben und heute Teil der Gemeinde Steyregg) und der Kirche von Schwertberg.[8]

Im Dienst von Herzog Albrecht (III.) von Österreich

Eberhard (II.) von Kapellen unterstützte Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe") 1381 gegen seiner Fehde gegen Heinrich VII. von Schaunberg. Dafür erhielten er und sein Sohn Bernhard vom Herzog die Zusage, dass eine Rücklösung des herzoglichen Landgerichts im Marchland, welches seiner Familie seit 1281 als Pfandschaft gehörte, erst nach seinem Tod und dem Tod seines Sohnes stattfinden sollte und sie beide das Gericht auf Lebenszeit im Besitz haben würden.[9] Bei den Auseinandersetzungen zwischen Herzog Albrecht (III.) mit der Familie der Rohrer zählte er, gemeinsam mit der Familie der Wallseer und Berthold von Wehingen († 1410) zu den Geschädigten.[10] Während des "Passauer Bistumsstreits" 1388 befehligte Eberhard eines der herzoglichen Aufgebote, das gegen die freie Stadt Passau aufgeboten wurde, und verteidigte für Herzog Albrecht (III.) die Feste Obernberg am Inn.[11]

Nach dem Tod von Herzog Albrecht (III.) stand Eberhard (II.) von Kapellen auf der Seite von dessen gleichnamigen Sohn Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("Albrecht dem Geduldigen") (†1404). In dessen Konflikt mit seinem Cousin, Herzog Herzog Wilhelm von Österreich ("Wilhelm dem Freundlichen") († 1406), um die Nachfolge war er wesentlich daran beteiligt, dass sich der Rat und die Bürgerschaft der Stadt Steyr für Herzog Albrecht (IV.) entschieden.[12] Dass er hoch angesehen war, zeigt sich daran, dass er häufig bei Konflikten, darunter auch landesfürstliche Konflikten, im Herzogtum Österreich als Schiedsrichter, fungierte.[8]

Schulden

Im Unterschied zu seinen Vorfahren, die finanziell gewöhnlich recht gut gestellt war, hatte Eberhard (II.), obgleich gewöhnlich "finanzstark"[2], mehrmals finanzielle Engpässe zu bewältigen. 1384 machte er vorübergehend Schulden bei dem in der Stadt Wien ansässigen Juden "Daniel dem Steuzz", für die seine Verwandten Rudolf I. von Wallsee († 1405) und Hans von Stadeck († um 1399) eine Bürgschaft leisteten.[7] Als er 1385 von der Familie der Trauner größere Besitzungen erwarb, bürgte für ihn sein Verwandter Heinrich (VI.) von Wallsee († um 1398).[6] 1391 war Eberhard (II.) genötigt, den Familien der Puchheimer und der Liechtensteiner für eine weitere Bürgschaft einen Schadlosbrief auszustellen. Im Mai 1398 leistete Ulrich von Dachsberg für ihn eine Bürgerschaft für eine Summe von mehr als 800 Pfund.[13]

Das Erbe

Nach seinem Tod wurde Eberhard (II.) im heute aufgehobenen Kloster Pulgarn beigesetzt, wo noch im 18. Jahrhundert in der oberen Kirche sein Grabstein mit einer Inschrift vorhanden war[14] Eberhard (II.) hinterließ ein Testament, in welchem er als Testamentsvollstrecker seinen Verwandten Otto von Zelking und seinen früheren Schwiegersohn Reinprecht (II.) von Wallsee († 1422) eingesetzt hatte. Zum Zeitpunkt seines Todes waren von seinen Kindern nur mehr die Töchter Wilbirg von Dachsberg und Dorothea von Liechtenstein am Leben. Beide waren aufgrund eines herzoglichen Privilegs erbberechtigt, doch erhob Reinprecht (II.) von Wallsee ebenfalls Anspruch auf sein Erbe und verweigerte dessen Herausgabe.[15]

Literatur

  • Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72
  2. 2,0 2,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 143
  3. 3,0 3,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72 und S. 137
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 161
  5. 5,0 5,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 136
  6. 6,0 6,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 138
  7. 7,0 7,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 137
  8. 8,0 8,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 142
  9. vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 92, Fußnote 38.3
  10. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 139
  11. vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 69, Fußnote 21.18
  12. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 140
  13. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 141
  14. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 145
  15. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 144

Anmerkungen

  1. Nach Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 69, Fußnote 21.18; weitere Angaben nach Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 128 und S. 144
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Der Landrichter ob der Enns gilt als ein Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Oberösterreich.
  4. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen, Orte und Herrschaften bedeutete ihre Verwaltung. Der "Pfleger" war für diese Objekte zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an ihnen.