Extremsommer in Niederösterreich 2015

Der Sommer 2015 zeichnet sich auch in Niederösterreich durch Extremwerte aus und gehört damit zu den heißesten Zeiten die auf Landesgebiet je gemessen wurden.

Wikipedia logo v3.svg
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Extremsommer in Niederösterreich 2015 behandelt.
Hier auf RegiowikiAT befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).

Statistische Werte

In diesem Artikel sollen die verschiedenen Extremwerte, die in Niederösterreich auftraten, etwas detaillierter dargestellt werden. Als Sommer wird dabei der meteorologische Sommer, also der Zeitraum zwischen 1. Juni und 31. August angenommen.

Die Julitemparaturen waren die heißesten jemals gemessenen.

Der Hitzerekord von 38,6° in Gars am Kamp am 19. Juli wurde nach den Bestimmungen nicht anerkannt, da sich nahe der Messstation ein Sportplatz der Hauptschule mit einem Hartgummibelag, der sich besonders aufheizt befindet. Die zurückgezogenen Werte der ZAMG sollen im Herbst noch einmal überprüft werden.

Die offiziellen Hitzerekorde Österreichs wurden in Krems und Langenlebarn mit 38,3° gemessen.

Die höchste Durchschnittstemperatur (Tag und Nacht) wurde in Gumpoldskirchen mit 22,6° gemessen.

Der kühlste Wert des Sommers in Niederösterreich betrug in Zwettl im Juni 3,6°. Bergwert war mit 2° auf der Rax der niedrigste Wert. Minusgrade wurden nie verzeichnet.

Die meisten Sonnenstunden gab es in Gänserndorf mit 919 Stunden um etwa 20 % mehr als im langjährigen Durchschnitt.

Der geringste Niederschlagswert war in Wolkersdorf mit 86 mm für die drei Sommermonate zu verzeichnen.

Der Niederschlagswert für ganz Niederösterreich lag um etwa ein Drittel weniger als im langjährigen Durchschnitt. Trockener war es 1991.

Ungewöhnlich nieder war auch die Gewittertätigkeit, da die Blitzanzahl um 65 % niederer war als in den übrigen Jahren.

In Hohenau an der March 19 Wüstentage (Tage mit Temperaturen über 35°), in St. Pölten waren es 14.

1. September: 36° in Pottschach (Bezirk Neunkirchen) Heißester Septembertag in Österreich bisher.

Folgen

Zu den offensichtlichen Gewinnern dieses extrem heißen und trockenen Sommers zählen die Freibäder. Sie hatten im Durchschnitt um die Hälfte mehr Badegäste als im Sommer 2014.[1]

Die starke Sonneneinstrahlung führte zu Rekordmengen bei der Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen. So wurden bereits in einer Juliwoche eine Strommenge von 5.663 Megawattstunden erzeugt. Die Leistung in dieser Zeit betrug bis zu 10% der in Niederösterreich benötigten Gesamtleistung.[2]

Zu den Verlierern gehört allerdings die Landwirtschaft. Schon im Juli prognostizierte die Österreichische Hagelversicherung einen österreichweiten Schaden von etwa 100 Millionen Euro, wovon der größte Teil auf Niederösterreich fiel.[3] Bis September erhöhten sich die Schätzungen auf 170 Millionen.[4] So war für die Erdäpfel die Wachstumszeit bis Ende August zu trocken, sodass sie viel kleiner als üblich blieben und der Ertrag um 30 % geringer ausfiel. Versorgungsengpässe seien laut Interessengemeinschaft Erdäpfelbau allerdings kaum zu befürchten.[5] Bei anderen Pflanzen wie Kukuruz, Raps, Kürbis, Zuckerrübe und Sojabohnen war hingegen sogar ein gebietsweiser Totalausfall möglich.[6] Die Apfel- und Birnenernte der Obstbauern ist ebenfalls wesentlich geringer ausgefallen. Bei den Birnen rechnet die Landwirtschaftskammer Niederösterreich mit Einbußen von einem Drittel gegenüber den Vorjahren.[7]

Auch die Forstwirtschaft hat Einbußen zu verzeichnen, da wegen Hitze und Trockenheit der Borkenkäfer speziell Föhren und Fichten stark zusetzt. Vor allem das Waldviertel und das Wiener Becken sind stark betroffen.[8] Die Holzwirtschaft rechnet in diesen Gebieten mit Einbußen von 20-30%.[9]

Auch die Feuerwehren waren stärker gefordert als in den Vorjahren. So stieg die Zahl der Flur- und Waldbrände rasant an. Die Anzahl von 470 Wald- und Wiesenbrände zählt ebenfalls zu den Rekordwerten. 13.600 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Besondere Gefahren riefen die Brände in den Föhrenwäldern südlich von Wiener Neustadt hervor, da es immer wieder zu Explosionen und dadurch entstandenen Bränden von Kriegsrelikten kommt.[10]

Einzelnachweise

  1. Fast 50 Prozent mehr Badegäste auf ORF-Niederösterreich vom 2. September 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  2. Hitzewelle kurbelt Sonnenstrom-Produktion an bei der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich vom 22. Juli 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  3. Dürreschäden in Millionenhöhe auf ORF-Niederösterreich vom 23. Juli 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  4. Hitzeschäden auf 170 Mio. Euro geschätzt auf ORF-Niederösterreich vom 4. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  5. Erdäpfelernte: 30 Prozent Einbußen auf ORF-Niederösterreich vom 2. September 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  6. Hitze lässt die Ernten verdorren im Standard vom 14. August 2015, abgerufen am 2. September 2015. Zitat: "Bei diesen späteren Kulturen ist in manchen Gebieten sogar mit einem Totalausfall zu rechnen", so Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA) in einer Aussendung.
  7. Ernte: Ein Drittel weniger Birnen auf ORF-Niederösterreich vom 7. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  8. Nach Hitze: Kommission besichtigt Waldschäden auf ORF-Niederösterreich vom 20. August 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  9. Holzwirtschaft: Große Schäden durch Borkenkäfer auf ORF-Niederösterreich vom 29. Oktober 2015, abgerufen am 29. Oktober 2015.
  10. Feuerwehr: 470 Waldbrände gelöscht auf ORF-Niederösterreich vom 2. September 2015, abgerufen am 2. September 2015.

Quelle

  • Niederösterreich Heute vom 1. September 2015