Hermes Schallautzer

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Hermes Schallautzer, auch Hermes Schallauczer (* 1503, in Wien; † 21. März 1561, Wien)[1] war Bürgermeister der Stadt Wien[A 1]. Nach der Ersten Wiener Türkenbelagerung machte er sich um den Festungsbau der Stadt Wien verdient.

Herkunft und Familie

Hermes Schallautzer entstammte einer politisch und wirtschaftlich bedeutenden Wiener Familie. Sein Großvater Hans Schallautzer hatte sich im 15. Jahrhundert in Wien niedergelassen und eine Tochter des Wiener Großkaufmanns und Bürgermeisters Andre Hiltprant geheiratet.[2] Hermes Schallautzer war mit den Familien der Wiener Bürgermeister Martin Siebenbürger, Sigmund Pernfuß und Wolfgang Kirchhofer verwandt.[1] Seine Eltern waren Bartholomäus Schallautzer († zwischen 12. April und 25. Mai 1512) und Kunigunde Schallautzer, geborene Radauner.[3] Hermes Schallautzer war mit Barbara, Tochter des Greißlers Lorenz Pauer aus dessen Ehe mit Katharina, verheiratet[1]. Er war der Onkel von Wolfgang Lazius.[3]

Hermes Schallautzer als Baumeister

Hermes Schallautzer war von Beruf Baumeister und als solcher wesentlich für den Wiederaufbau beziehungsweise den Ausbau der Wiener Stadtbefestigungen verantwortlich. Er dürfte bereits unmittelbar nach der Ersten Wiener Türkenbelagerung an den Bauarbeiten, welche die Wiener Stadtbefestigungen (und dort vor allem die Basteien) betrafen, maßgeblich beteiligt gewesen sein. Diese wurden 1532 auf Befehl des späteren Königs Ferdinand I begonnen und waren zunächst der Leitung von Leonhard Colonna von Völs anvertraut, der 1541-1553 Stadtkommandant von Wien war.[4]

Hermes Schallautzer wurde 1546 zum königlichen Rat ernannt. Am 17. März 1547 machte ihn König Ferdinand zu seinen Superintendenten der landesfürstlichen Gebäude, eine Funktion die er bis 1561 ausübte. 1546 wurde er von Ferdinand auch mit dem Neubau des Arsenals[A 2] betraut, das in der Gegend der heutigen Renngasse entstehen sollte, am 13. Jänner 1548 erhielt er den Auftrag, vor dem alten Kärntnertor die neue Kärntnerbastion zu errichten. Unmittelbar mit diesen Arbeiten kam es auch zur Veränderungen an der Löwelbastei. Unter der Leitung von Hermes Schallautzer wurde 1551 die Wasserkunstbastei, 1552 das erneuerte Kärntnertor, 1555 die Braunbastei und 1561 die Elendbastei fertiggestellt.[4]

Einige Jahre später gehörte Hermes Schallautzer als Leiter der Kommission an, die ein Gutachten über die Baugebrechen der Augustinerbastei erstellte. Im Zuge des Arsenalneubaus beschäftigte sich Schallautzer auch mit dem Plan einer Regulierung des Donauarms.[4]

Politische Karriere

Hermes Schallautzer kam 1532 in den Stadtrat.[5] 1538-1539 war er Bürgermeister, 1540-1543 Stadtrichter von Wien.[4]

Hermes Schallautzer als Sammler

Zusammen mit Wolfgang Lazius sammelte er in Wien römische Inschriftsteine, die bei den Aushub- und Abbrucharbeiten entdeckt wurden. Sie waren in einem "Lapidarium" in seinem Hausgarten aufgestellt.[4]

Vermögensverhältnisse

Hermes Schallautzer war 1527 im Besitz eines Hauses an der Ecke des Petersfreithof und des Grabens, das er von seinem Vater geerbt hatte. Dort dürfte er seinen Wohnsitz gehabt haben. 1535 kam auch die eine Hälfte des "Straicherhauses" (heute Wien 1, Petersplatz 2) an ihn und seine Ehefrau.[4]

Erinnerung

Von Hermes Schallautzer hat sich (ein seltener Fall) eine Porträtmedaille aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Gemeinsam mit einem (zeitgenössisches) Bildnis (um 1460) von Hans Sebald Lautensack findet sie sich heute im Wien Museum (früher: Historisches Museum der Stadt Wien). [3] 1906 wurde 1. Wiener Gemeindebezirk die Schallautzerstraße nach ihm benannt.[4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Schallautzer (Schallauczer) Hermes. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 60.
  2. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, 624
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Schallautzer Hermes, Website Stadt Wien, eingesehen am 31. Jänner 2018
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Schallautzer (Schallauczer) Hermes. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7–61.
  5. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Schallautzer (Schallauczer) Hermes. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 60–61.

Anmerkungen

  1. Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich. Sie gehörte zu den Landständen des Herzogtums und behauptete sich im 15. Jahrhundert endgültig als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns". Unter den Babenbergern war Wien seit Herzog Heinrich (II.) von Österreich ("Heinrich Jasomirgott") gewöhnlich der Sitz des Herzogs von Österreich. Wien gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger, wurde aber erst im 17. Jahrhundert endgültig die Hauptstadt ihres Reiches.
  2. Das "alte" Arsenal befand sich auf einer Donauinsel nahe der heutigen Augartenbrücke und war offenbar von den Türken zerstört worden
VorgängerAmtNachfolger
Wolfgang Treu (Bürgermeister)Bürgermeister von Wien
1538-1539
Paul Pernfuß


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