Kloster St. Theobald

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Das Kloster St. Theobald war ein auf dem Areal der heutigen Stadt Wien[A 1] gelegenes Kloster, das 1354 aus einem Versorgungshaus hervorgegangen war. Es war zunächst den Franziskanertertiarinnen und dann den Franziskanern anvertraut. 1529 wurde es zerstört.

Lage des früheren Klosters

Das Kloster St. Theobald, zu dem ein großer Garten gehörte, ist nicht erhalten. Es befand sich in der späteren Wiener Vorstadt Laimgrube (heute Teil des 6. Wiener Gemeindebezirks. Die Klosteranlage umfasste in etwa die heutige Windmühlgasse sowie die heutigen Liegenschaften Theobaldgasse 15-19, Fillgradergasse 10-16 und Capistrangasse 1-4.[1]

Anfänge

Das spätere Kloster St. Theobald dürfte im Umfeld von einer oder mehrerer bereits bestehenden klosterartigen Frauengemeinschaften gegründet worden sein, die sich vor allem karikativen Tätigkeiten widmeten.

  • Ein Seelhaus einer Frauengemeinschaft, die als "Büßerinnen nach der Regel des Heiligen Franziskus" bezeichnet wird, dürfte bereits in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts in Wien bestanden haben. Bei dieser Frauengruppe dürfte es sich noch keineswegs um jene Franziskanertertiarinnen (Regularschwestern nach der Regel des Heiligen Franziskus) des späteren Klosters St. Theobald gehandelt haben, sondern um eine Gruppe von Laienschwestern beziehungsweise von Beginen, die vermutlich diesen Franziskanertertiarinnen unterstellt war.[2] Zu ihnen könnte die Begine und spätere Franziskanertertiarin Agnes Blannbekin († 1315) gehört haben, welche bereits um 1275 ist in Wien bezeugt ist. Es wird vermutet, dass die Frauengemeinschaft, der sie angehörte, in einem Haus in der Schenkengasse untergebracht war.[3]
  • In einer Urkunde vom 7. September 1306 bestätigt eine Schwester Eysal als Meisterin des Bußordens St. Franziskus mit ihren Schwestern zu Wien eine Verpflichtung, bei der es um Abgaben geht, die einen Weingarten mit Namen "Jordan" betreffen, den eine frau Irmgart, die Witwe Weigpots, dem Kloster geschenkt hatte. In der Urkunde werden weitere Schenkungen angekündigt. Dabei geht es vor allem im Weingärten, welche sich im Gebiet des Gotteshauses "unser frowen zu Neunburch" befanden.[3]

Das Seelhaus zu St. Theobald

1343 gründete Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht der Lahme"), gemeinsam mit seiner Ehefrau Johanna[3], außerhalb der Stadtmauern vor Wien vor dem Widmertor an der Fernstraße nach Bayern eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Katharina und des Heiligen Theobald (Diepold). Für die Ältäre dieser Kapelle war je ein Kaplan vorgesehen, deren Unterhalt und die Abhaltung der Messen war finanziell aus Erträgen der Wagen-Maut zu Wien und anderen herzoglichen Einnahmequellen abgesichert.[4] 1349 stiftete er zu dieser Kapelle ein Versorgungshaus für bedürftige adelige Witwen, das "herzogliche Seelhaus auf der Laimgrube" [3].[1]

1354 wurde das Versorgungshaus in ein Kloster für Schwestern vom Dritten Orden des Heiligen Franziskus (Franziskanertertiarinnen) umgewandelt, welches zu dieser Zeit nur mehr dem alleinigen Patronat des Heiligen Theobald unterstellt war.[1] Das Seelhaus wurde am 18. Mai 1354 offiziell dem Dritten Orden der Minoriten eingegliedert und unterstand ab nun der Pfarre St. Michael. Die geistliche Leitung oblag nun einer Meisterin, für die Wirtschaft und Verwaltung ein "Pfleger"[A 2] zuständig. Die Einnahmen des Klosters stammten aus besonders aus den Erträgen von Weingärten und Stiftungen von privater Seite.[4]

Unter Kaiser Friedrich III. wurde das Kloster St. Theobald 1451 in ein Franziskanerkloster umgewandelt. Noch im selben Jahr übersiedelten die Franziskanertertiarinnen nach Wien, wo sie ein Haus in der Nähe der Minoriten bezogen, welches für sie auf Kosten der Stadt Wien renoviert wurde.[1] Nach Anneliese Stoklaska handelte es sich dabei um jenes Haus in der Schenkengasse, das sich bereits 1302 im Besitz des "Dritten Ordens" befunden hatte.[5] Dort blieben die Schwestern bis zur Klosterauflösung im Jahr 1550.[1]

Das Franziskanerkloster

Das Kloster St. Theobald wurde am 22. Juli 1451 von den Franziskanern unter dem Prediger Johannes Capistranus († 1456) in Besitz genommen und den Heiligen Theobald und Bernhard von Clairvaux geweiht. Kaiser Friedrich III. ließ das Kloster nun vergrößern. Während der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" (25. September 1529) wurden das Kloster und seine Klosterkirche durch die Osmanen vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut.[1]

Neben neben dem Kloster St. Theobald gelegene Benefiziatenhaus war ein landesfürstliches Lehen gehörte ursprünglich ebenfalls zum Kloster St. Theobald. Es wurde während der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" stark beschädigt, aber nach 1529 wiederhergestellt und diente in der Folge als "Leibgeding"[A 3] für Geistliche.[1]

Geschichte des früheren Klosterareals nach der Klosterzerstörung

Kaiser Ferdinand I. übergab 1562 die Gründe, auf welchem sich die Anlage des Klosterskomplexes befunden hatte, Johann Francolin, seinem Reichsherold, mit dem Befehl, dort Windmühlen erbauen zu lassen. Dieser baute jedoch nur eine Windmühle, die sich in etwa in der heutigen Capistrangasse 10 befand.[1] Auf dem Restgründen ließ er Miethäuser errichten, aus denen sich eine kleine Vorstadt entwickelte, die später nach der Windmühle benannt war.[6] Nach seinem Tod kamen die Häuser 1585 mit Zustimmung von Erzherzog Ernst (III.) von Österreich in den Besitz von Hans Zeitlhuber, der als Gegenleistung zu jährlichen Grunddienst verpflichtet wurde und die Auflage erhielt, sich mit den Erben von Johann Francolin zu vergleichen. Hans Zeitlhuber verkaufte den Windmühlengrund später an Jakob Mägerl, der diesen am 10. März 1620 der Stadt Wien verkaufte.[1]

Das Areal, auf dem ursprünglich das Kloster gestanden hatte, kaufte 1621 die Eheleute Ulrich und Anna Marie Khertenkhalch. Ulrich Khertenkhalch war Mitglied des Inneren Rates der Stadt Wien. Er stiftete zusammen mit seiner Ehefrau eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Theobald erbauen, die 1667 den Karmeliten überlassen wurde. Unter ihnen wurde ein neues Klostergebäude mit einer Klosterkirche (heute: Mariahilfer Straße 27, 6. Wiener Gemeindebezirk) erbaut, welche dem Heiligen Josef geweiht war.[1] 1783 wurde die Klosterkirche zur Pfarre erhoben, im Folgejahr aber das Kloster durch Kaiser Joseph II. aufgehoben.[7]

Nach der Klosteraufhebung gelangte der Klosterbesitz an die Artillerie. Das frühere Kloster wurde 1804 in ein Arbeitshaus umgewidmet. Zwischen 1881 und 1905 diente es als Polizeigefangenenhaus, ehe dieser auf den heutigen Standort an der Roßauer Lände im 9. Wiener Gemeindebezirk verlegt wurde.[1]

Belegte Priorinnen und Subpriorinnen des Klosters St. Theobald

  • 1407 ist Schwester Margret als Meisterin urkundlich genannt.[5]

Erinnerungen an das Kloster St. Theobald

An das Kloster St. Theobald erinnert heute noch ein Wiener Straßenname: Theobaldgasse in Wien 6.[8]

Literatur

  • Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 vgl. Theobaldkirche im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 22. Dezember 2021
  2. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 76
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 77
  4. 4,0 4,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 78
  5. 5,0 5,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 79
  6. vgl. Windmühle (Vorstadt) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 22. Dezember 2021
  7. vgl. Laimgrubenkirche, Austriasites.COM, abgerufen am 22. Dezember 2021
  8. vgl. Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Pichler Verlag, Wien, 4. überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage 2001. ISBN 3-85431-230-X. S. 142

Anmerkungen

  1. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.
  2. Mit "Pfleger" ist in diesem Kontext ein "Verweser" oder "Verwalter" gemeint. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen, Klöster etc. bedeutet die Verwaltung von diesen. Der Pfleger war für das Objekt seiner Pflege (inklusive Ausübung von dazu gehörigen Herrschaftsrechten) zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an diesem.
  3. Ein "Leibgeding" war ein Besitztum, dessen Nutzung einer Person für die Dauer ihres Lebens übertragen wurde.