Liechtensteiner (Mittelalter)

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Die Burg Liechtenstein heute. Im 13. Jahrhundert erbaut, gilt sie als die Stammburg der Familie.

Die Familie der Liechtensteiner, erstmals in den 1130er-Jahren urkundlich belegt, war im Mittelalter eine der bedeutendsten Adelsfamilien im späteren Bundesland Niederösterreich, wo sich auch ihre namensgebende Stammburg befand. In der Geschichtsforschung werden sie zu den sogenannten "Apostelgeschlechtern" gezählt. Ihr ungewöhnlich rascher Aufstieg in landesfürstliche Nähe in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde durch einen ungewöhnlich tiefen Fall innerhalb einer Generation beendet. Dennoch blieben sie auch weiterhin eine bedeutende Familie, der später der Aufstieg in den Reichsfürstenstand gelang und die heute als Fürsten von Liechtenstein noch immer an der Spitze eines europäischen Staates zu finden sind.

Anfänge

Die Liechtensteiner kamen als Gefolgsleute der Diepoldinger-Rapotonen im 11. Jahrhundert ins heutige Bundesland Niederösterreich, wo sie es zu Besitzungen im nordöstlichen Weinviertel und im Wiener Becken brachten. Als ihr Ahnherr gilt Hugo von Mödling, der als landesfürstlichen Ministeriale[A 1] in den 1130er-Jahren im Wienerwald die bedeutende Burg Liechtenstein (heute Teil der Gemeinde Maria Enzersdorf) erbauen ließ, welche der Familie ihren Namen gab. Nachfahren von ihm waren Dietrich (I.) von Liechtenstein († Ende des 12. Jahrhunderts) und Dietrich (II.) von Liechtenstein († nach 1209). Dieser gilt in der Geschichtsforschung als der Vater von Heinrich (I.) von Liechtenstein († 1265), Dietrich von Rohrau und Albert von St. Petronell.[1]

Die Liechtensteiner im heutigen Niederösterreich während des Mittelalters

Heinrich (I.) von Liechtenstein († 1265) erhielt unter der Herrschaft des "Böhmenkönigs" Ottokar (II.) als "freies Eigen" die in der Markgrafschaft Mähren gelegene Herrschaft Nikolsburg in Südmähren von Ottokar II., den er politisch unterstützte. Sein Sohn Heinrich (II.) von Liechtenstein († 1314) war mit Petrissa von Zelking († Anfang des 14. Jahrhunderts) verheiratet und wechselte nach der Wahl von König Rudolf I. († 1291) auf dessen Seite. Durch den Besitz der Herrschaft Nikolsburg bestanden jedoch weiterhin enge Beziehungen zum "böhmischen König", wovon seine Nachfahren bis ins 16. Jahrhundert profitieren sollten. Einer seiner Nachfahren war Johann (I.) von Liechtenstein († 1397), dem als Hofmeister von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") († 1395) vorübergehend ein bedeutender Aufstieg der Familie in "landesfürstliche Sphären" gelang.

"Niederösterreichische" Familienzweige der Liechtensteiner

  • Dietrich (III.) von Rohrau († 1258) war im Besitz der Burg Liechtenstein. Er begründete im 13. Jahrhundert eine eigene Linie, die bereits in der nächsten Generation in "männlicher Linie" (um 1295) ausstarb. Sein gleichnamiger Sohn Dietrich (IV.) dürfte seinen Cousin Albert (II.) von St. Petronell beerbt haben. Über seine Erbtochter Diemut († um 1295), die mit Leutold (I.) von Stadeck († um 1292) verheiratet war, kamen die Besitzungen dieses Familienzweiges, darunter die Burg Liechtenstein an die Familie von Stadeck.[2]
  • Albert (I.) von St. Petronell begründete im 13. Jahrhundert eine eigene Linie der Liechtensteiner, die sich nach der Herrschaft St. Petronell (mit dem Sitz in der heutigen Gemeinde Petronell) benannte. Sie bestand in etwa von 1234 bis 1303.[3]
  • Heinrich (I.) von Liechtenstein begründete den Familienzweig der Liechtensteiner zu Nikolsburg. Anfang des 16. Jahrhunderts spalteten sich mit dem Familienvertrag von 1504 von dieser die "Steyregger Linie" und die "Feldsberger Linie" der Liechtensteiner ab. Während die "Steyregger Linie" und "Nikolsburger Linie" in "in männlicher Linie" ausstarben, besteht die "Feldsberger Linie" bis in die Gegenwart.

Angehörige der Familie

Literatur

Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel - Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 218-262

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel, 1999, S. 230
  2. vgl. Stammtafel, BurgLiechtenstein.EU, abgerufen am 15. April 2022
  3. vgl. Hugo von Liechtenstein, BurgLiechtenstein.EU, abgerufen am 15. April 2022

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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