Münzmeister (Familie)

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Die Familie Münzmeister war eine im Spätmittelalter in Oberzeiring (heute Teil der Gemeinde Pölstal) ansässige Bürgerfamilie, die für drei Generationen belegt ist. Ihr gelang es offensichtlich über Ämter und Besitz eine adlige Stellung zu erreichen, welche jedoch von der dritten Generation nicht gehalten werden konnte.

Anfänge

Die Herkunft dieser Oberzeiringer Familie ist nicht eindeutig gesichert. 1378 ist erstmals ein Hans Münzmeister als Richter "auf der Zeiring" genannt. Der Name Münzmeister verweist auf eine Beziehung zur Zeiringer Münzstätte, deren Bestehen erstmals um 1294 gesichert ist. Nachdem ein verheerender Wassereinbruch zwischen 1361 und 1365 den Silberbergbau in den Zeiringer Gruben beendet hatte, dürfte diese Münzstätte jedoch geschlossen oder zumindest stillgelegt worden sein. So gilt es in der Geschichtsforschung als fraglich, ob dieser Hans Münzmeister noch selbst das Amt eines Münzmeisters ausgeübt hat.[1] Hans Münzmeister, Bürger von Oberzeiring, gilt als "Stammvater" der Familie Münzmeister. Zwischen 1378 und 1417 mehrmals urkundlich als Zeuge in bürgerlichen Rechtsgeschäften belegt, war er 1378, 1390 und 1399 Richter beziehungsweise Markt- und Bergrichter von Oberzeiring. 1381-1414 besaß er eine Hube in Sillweg (heute Teil der Gemeinde Fohnsdorf) als Lehen des Bistums Seckau, 1415 Pfleger von Wasserberg.[2]

Die 2. Generation

Sein vermutlich ältester Sohn war Andreas Münzmeister, der um 1419 erstmals genannt ist. Im Unterschied zu seinem Vater scheint er nie als Amtsträger auf, sondern nur als Inhaber von Besitzungen.[2] Wie sein Vater war er ein Lehensträger des Bistums Seckau.[3] Gemeinsam mit einem seiner Brüder oder seinen Brüdern war er außerdem Lehensträger der Familie der steirischen Liechtensteiner. 1430 führte er mit seinen Brüdern Niclas, Bartholomäus und Johannes einen Streit um Waldnutzung, Brunnennutzung und Wiesenmahd mit der Stadt Judenburg. 1435 tauschten er und seine Brüder Bartholomäus und Johannes mit dem Johannisstift zu Judenburg ihre Hofstatt am Anger zu Rattenberg (heute Teil der Gemeinde Fohnsdorf) gegen eine andere Hofstatt im selben Ort ein.[4]

Andreas Münzmeister dürfte vor 1439 gestorben sein. In diesem Jahr wird sein Bruder Niclas Münzmeister als der Älteste der Münzmeister-Brüder bezeichnet. Erstmals 1430 genannt, bezeugte Niklas Münzmeister 1333-1336 bürgerliche Rechtsgeschäfte. Zu dieser Zeit war er Richter beziehungsweise Marktrichter in Oberzeiring. 1439 bestätigte ihm als ältesten Lehensträger der Münzmeister-Brüder der spätere Kaiser Friedrich III. († 1493) für Niklas von Liechtenstein († um 1499/1500) den Besitz jener Güter, die Andreas Münzmeister um 1423 als Lehen der Liechtensteiner besessen hatte. 1443 wurde Niclas Münzmeister vom Stift Seckau außerdem mit einem weiteren Gut in Sillweg belehnt, welches Paul Kneussl gehörte. Dieser entstammte einer angesehenen Judenburger Handelsfamilie und stimmte der Weitergabe ausdrücklich zu. Gemeinsam mit seinem Bruder Bartholomäus erhielt Niklas Münzmeister 1452 jene Hube in Sillweg, die bereits sein Vater als Lehen des Bistums Seckau besessen hatte, von diesem als "freies Eigen".[4]

Nach seinem Tod verblieb die Hube bis ca. 1477 als "freies Eigen" im Besitz von Bartholomäus Münzmeister. Dieser war ein weiterer Bruder von Andreas und Niclas Münzmeister und Geistlicher. 1415 war er Kaplan in Judenburg. 1445-1461 Pfarrer von Fohnsdorf, 1462 wieder Pfarrer zu Judenburg und 1464-1466 Pfarrer zu Leibnitz. 1466 resignierte er diese. Zuletzt war er Amtmann des Bischofs von Seckau.[5]

Die 3. Generation

Für die dritte Generation sind Achatz und Laurentz Münzmeister genannt. Achatz Münzmeister war ein Neffe von Bartholomäus Münzmeister und vermutlich der Sohn von dessen Bruder Andreas. Er ist nur 1453 im Zusammenhang mit einem Verkauf an Paul Kneussl in einer Urkunde genannt, welche Bartholomäus Münzmeister siegelte.[5] Laurentz Münzmeister dürfte der Sohn von Niclas Münzmeister gewesen sein. 1450 soll er einen Hof in Sillweg besessen haben, welchen später dem Weitenfelder Bürger Michael Neumann und seit ca. 1473 Niklas von Liechtenstein gehörte. 1450 wurde ihm von der Familie der Stubenberger der Fuerer-Hof in Sillweg verliehen. Etwa zu dieser Zeit befand er sich in finanziellen Schwierigkeiten, weshalb er zwei Güter am Oster bei Obweg, die bereits sein Vater und dessen Brüder von den Liechtensteinern zu Lehen gehabt hatten, an Lienhart Angerer verkaufte. Mit Laurentz Münzmeister dürfte die Familie, die zu diesem Zeitpunkt offensichtlich verarmt war, in "männlicher" Linie ausgestorben sein.[6]

Stammtafel[7]

Hans Münzmeister († um 1419/23), genannt zwischen 1378 und 1417

  1. Andreas (Andre) Münzmeister († vor 1439), genannt zwischen 1419 und 1435
    1. Achatz Münzmeister, genannt 1453
  2. Niclas Münzmeister († um 1454), genannt zwischen 1430 und 1454
    1. Laurentz Münzmeister († 1473), genannt zwischen 1450 und 1473
  3. Bartholomäus (Bartlme) Münzmeister († nach 1473/77), genannt zwischen 1415 und 1473
  4. Johannes (Hanns) Münzmeister († um / nach 1439), genannt zwischen 1430 und 1439
  5. Agnes Lassacher, urkundlich genannt 1395, vermutlich seine Stieftochter

Die Siegel der Familie Münzmeister

Die Familie Münzmeister besaß ein eigenes Wappen: Drei Münzen, die sich auf der Helmzier, einem Pflug und als ein Gulden (Lilie) zwischen zwei Pfennigen wiederholt. Erstmals im Siegel von Andreas Münzmeister belegt, sind Helm und Pflug Indizien dafür, dass dieser bereits zum niedrigen Adel zählte. Auch die Siegel seiner Brüder Niclas und Bartholomäus zeigen dasselbe Wappen.[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 192 und S. 193
  2. 2,0 2,1 vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 193
  3. vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 193, mit Fußnote 27
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 194
  5. 5,0 5,1 vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 195
  6. vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 197
  7. vgl. Paul W. Roth: Die Münzmeister aus Oberzeiring, 1987, S. 193-196

Anmerkungen