Sebastian Fries

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Sebastian Fries (* 20. Jänner 1825 in Perg; † 4. Juni 1902 ebenda) war ein Gasthausbesitzer, Mühlsteinfabrikant und Bankbeamter in Perg in Oberösterreich.

Leben und Wirken

Gasthof Stiegenwirt in Perg. Nun Chinarestaurant

Sebastian Fries ist geboren in Perg am 20. Jänner 1825. [1] 1824 als häufig genanntes Geburtsjahr ist nicht belegbar und falsch. Eltern waren Karl Fries und Therese geborene Lichtauer (Heirat 1815 in Perg).

Sebastian Fries heiratete in Perg am 25. Mai 1852 Theresia geborene Prandner. Er übernahm den elterlichen Gasthof Zur Stiege (der Name kam von den paar Stufen, die hinauf zum Eingang führten) im Haus Markt Nr. 25 in Perg in der Badgasse (moderne Adresse Dr. Schoberstraße Nr. 15).

Gemeinsam mit Michael Fries, Georg Hofer und Therese Burgholzer war Sebastian Fries am 1. November 1872 Mitbegründer der Firma „Fries, Burgholzer & Comp., Erste österreichischen Fabriksgesellschaft für Erzeugung deutscher Mühlsteine zu Perg“.

Weiters zählte er ab dem Zeitpunkt der Eröffnung der Sparkasse der Marktgemeinde Perg am 18. August 1865 zu deren Mitarbeiterbestand und von 1866 bis 1901 bekleidete er dort die Stelle eines Kanzleivorstehers.[2]

Ab 1868 übte er bis 1902 die ehrenamtliche Funktion des Vorstehers der Marktkommune Perg ununterbrochen aus. Zumindest ab 1867 gehörte er dem Gemeinderat von Perg an. Die von Sebastian Fries geführte Marktkommune Perg als Verwalterin des Gemeinschaftsvermögens der Perger Marktbürger und Inhaberin der örtlichen Sparkasse verfügte bald nach dessen Amtsantritt über geordnete finanzielle Verhältnisse und schuf eine Reihe wohltätiger Einrichtungen wie beispielsweise eine entsprechende Straßenbeleuchtung für den Markt, den Bau eines neuen Rathauses, die Schaffung sogenannter Verschönerungsanlagen zur Hebung des Fremdenverkehrs und den Erwerb der dafür erforderlichen Grundstücke, den Ankauf eines Grundstückes zur Errichtung des Amtsgebäudes der k.k. Bezirkshauptmannschaft. [3]

Die Überschüsse der Sparkasse wurden für gemeinnützige Zwecke eingesetzt, u.a. für den Bau einer Kinderbewahranstalt. 1873 zählte Fries zu den Gründungsmitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Perg. Er galt als Protector des Militärveteranen und Kriegervereines in Perg. 1878 unterfertigte er als Kommunevorstand einen Servitutsvertrag, der es der Marktkommune und später der Markt- bzw. Stadtgemeinde Perg ermöglicht, auf immerwährende Zeiten eine Schießstätte auf Liegenschaften mehrerer Grundeigentümer gegen eine einmalig zu zahlende Entschädigung zu errichten und herzuhalten.

Er starb in Perg nach langem schweren Leiden am 4. Juni 1902 im 78. Lebensjahr.

Auszeichnungen

  • 1902 wurde er zum Ehrenbürger von Perg ernannt.[4]
  • Nach ihm ist in Perg die Sebastian Fries Gasse benannt. Sie verbindet die Herrenstraße mit der Dr. Schoberstraße. [5]

Zitat Linzer Volksblatt 6. Juni 1902 Seite 3

„Perg, 6. Juni. (Leichenbegängnis.) Heute nachmittags war hier das feierliche Leichenbegängnis des im Alter von 78 Jahren verstorbenen Gasthofbesitzers Herrn Sebastian Fries; dasselbe gestaltete sich zu einer ganz außergewöhnlichen Ehrenbezeugnng für den um den Markt Perg hochverdienten Mann. Mit Recht ist hier die Redensart am Platze, dass mit Herrn Sebastian Fries ein gar bedeutendes Stück von Alt-Perg zu Grabe getragen wurde. Der Verstorbene bekleidete eine Reihe von Vertrauensämtern und Ehrenstellen als Kanzleidirektor der Sparcasse, als Marktcommune-Vorstand ec. Die Herzensgüte und Charakterfestigkeit desselben waren sprichwörtlich geworden. Vor 14 Tagen feierte er noch mit seiner treuen Lebensgesährtin, der gleich hochachtbaren Frau Theresia Fries, das Fest der goldenen Hochzeit. Er starb wohl vorbereitet durch den Empfang der heiligen Sterbesacramente. Den Conduct führte unter Assistenz der Pfarrgeistlichkeit ein naher Anverwandter des Verstorbenen, hochw. Herr Stadpfarrcooperator Hiesböck von Enns.“

Linzer Volksblatt. 6. Juni 1902[6]

Literatur

  • Festschriften Fries, Burgholzer & Co., Perg, 1932 und 1972. Bibliothek des Heimatvereins Perg.
  • Franz Moser: Ehrenbürger und große Persönlichkeiten. Beitrag im Heimatbuch der Stadt Perg 2009. Hrsg. Heimatverein und Stadtgemeinde Perg. Denkmayr Druck, Linz. ISBN 978-902598-90-5. S. 355 (Sebastian Fries). 1828 als Geburtsjahr ist fehlerhaft vermerkt.
  • Harald Marschner: Die Kulturgeschichte des Mühlsteins. Eigenverlag, 2022. Druck Gutenberg-Werbering, Linz. ISBN 978-3-200-08660-9. S. 174 (Fries-Burgholzer Unternehmensgeschichte)
  • Florian und Konrad Eibensteiner: Perg Ob.-Öst. Illustriertes Heimatbuch 1933. Im Selbstverlag. Druck J. Wimmer, Linz. S. 111 (Geschichte der Mühlsteinindustrie in Perg) online auf digi.landesbibliothek.at

Einzelnachweise

  1. Taufbuch V der Pfarre Perg, Seite 77. Taufe Sebastian Fries. Abgerufen am 19. September 2022.
  2. Tagespost vom 27. Februar 1866
  3. Tagespost vom 28. August 1900
  4. Linzer Volksblatt vom 21. Jänner 1902
  5. Rudolf Zach: Perg im Spiegel der Zeit, in: Perg, Festschrift anlässlich der Stadterhebung 1969, S 74
  6. Perg 6. Juni (Leichenbegängnis). In: Linzer Volksblatt, 8. Juni 1902, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb