Ulrich IV. von Kapellen

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Ulrich (IV.) von Kapellen beziehungsweise Capellen (* im 14. Jahrhundert, zwischen 1310 und 1315; † im 14. Jahrhundert, vor dem 10. August 1357)[A 1] entstammte dem "Steyregger" Familienzweig der Familie der Kapeller und war ein bedeutender Adliger im Herzogtum Österreich und Landrichter im Machland.

Herkunft und Familie

Ulrich (IV.) von Kapellen, urkundlich genannt 1325-1357, entstammte einer bedeutenden Ministerialenfamilie[A 2], die im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässig war. Er war ein Enkel von Ulrich (II.) von Kapellen († 1301) und Eberhard (II.) von Wallsee († 1325), beide Landrichter beziehungsweise Hauptleute "ob der Enns"[A 3], und einer der beiden Söhne von Jans (I.) von Kapellen († um 1357) aus dessen Ehe mit Kunigunde von Wallsee zu Linz († um / nach 1342). Ulrich (IV.) war der vermutlich ältere Bruder von Eberhard (I.) von Kapellen († um 1379).[1]

Ulrich (IV.) von Kapellen war zweimal verheiratet und hatte mehrere Kinder,

∞ in 1. Ehe seit 1343 oder 1344 mit Katharina von Liechtenstein, einer Tochter von Otto von Liechtenstein[2]
∞ in 2. Ehe mit Margaretha von Kranichberg[4]

Leben

Ulrich (IV.) von Kapellen wird erstmals 1325 gemeinsam mit seinem Vater Jans (I.) und seinem Bruder Eberhard (I.) urkundlich genannt. 1334 urkundete er erstmals ohne seinen Vater. Nach dessen Tod verwalteten er und sein Bruder Eberhard (I.) ihre Besitzungen, aus denen sich längst ein großer, zusammenhängender Besitzkomplex gebildet hatte, gemeinsam. Sie stellten häufig zusammen Urkunden aus und siegelten auch oft diese gemeinsam. Ihr Verwaltungszentrum war damals die Burg Mitterberg (heute Teil der Gemeinde Perg), wo sie beide vermutlich auch gemeinsam ihren Sitz hatten.[5] Mit dem Heiratsgut seiner ersten Ehefrau Katharina konnte er 1343 ein Bergrecht zu Neunburg (heute Klosterneuburg) vom Stift Zwettl lösen und Hans von Traun den Wein- und Getreidezehent zwischen den Flüssen Krems und Kamp, ein Lehen des Hochstiftes Passau, abkaufen, mit dem er von Bischof Gottfried (II.) von Passau († 1362) in Ebelsberg (heute Teil der Stadt Linz) belehnt wurde.[6] Mitte des 14. Jahrhunderts verkaufte er die Herrschaft Schlierbach an die Familie der Wallseer.[7] In der Folge baute er den Familienbesitz im Machland aus. Dabei gelang es ihm, vermutlich als Ausgleich für dem Verkauf von Schlierbach, 1352 die Herrschaft Reichenstein (heute Teil der Gemeinde Tragwein) von seinem Onkel Eberhard (III.) von Wallsee († 1371) zu erwerben. 1353 kaufte er von Haug (Hans) von Reichenstein freieigenes Gut in Weitersfelden, das er 1354 seiner zweiten Ehefrau Margaretha überschrieb. Im selben Jahr übertrug ihm Herzog Albrecht (II.) von Österreich († 1358) einen Steitfall zwischen Bischof Gottfried (II.) von Passau († 1362) und Heinrich (II.) von Zelking († vor 1359) um eine Mühle zu Amstetten.[8] Gegen Ende dieses Jahres erwarb Ulrich (IV.), gemeinsam mit seinem Bruder Eberhard (I.), die damals bedeutende Herrschaft Windegg (heute Teil der Gemeinde Schwertberg), ein Lehen des Hochstiftes Regensburg. Zur Begleichung der hohen Kosten für dieses Geschäft übernahmen Reinprecht (I.) von Wallsee-Enns († um 1360/61), Heinrich (III.) von Wallsee-Drosendorf († um 1367) sowie die Brüder Stephan (II.) († um 1365), Heinrich (I.) († um 1359), Otto (III.) († um 1358) und Wernhart (I.) († um 1380), von Maissau, für die beide Brüder eine Bürgschaft.[9] Nach Ulrichs Tod (um 1357) dürfte sich sein Bruder Eberhard (I.) um seine Kinder gekümmert haben.[10]

Literatur

  • Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72
  2. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72 und S. 123
  3. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72 und S. 124, mit Fußnote 766
  4. 4,0 4,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 72 und S. 124
  5. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 123 und S. 126
  6. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 123f.
  7. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 124
  8. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 125
  9. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 126
  10. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 128

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen bei Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen, 2002, S. 123 und S. 128
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Der Landrichter ob der Enns gilt als ein Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Oberösterreich.