Wiener Molkerei

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Die Wiener Molkerei (kurz WIMO) war ein Milchwirtschaftsunternehmen in Wien. Die Genossenschaft mit beschränkter Haftung wurde im Jahr 1880 gegründet und hatte Bestand bis 1992.

Geschichte

Im Inneren der Wiener Molkerei im Jahr 1885, Zeichnung von Hugo Charlemont im Kronprinzenwerk

Gegründet wurde die WIMO im Wiener Bezirk Landstraße im Jahr 1880 und war die dritte Großmolkerei in der Monarchie nach jenen in Brünn und Graz, die kurz vorher installiert wurden.

Die Produktion der Molkerei begann im Jahr 1881 in der damals als Prager Straße bezeichneten Straßenabschnitt zwischen Radetzkiplatz und der Franzensbrücke der Radetzkystraße.[1] im Bereich der Häuser Nummer 6–8. Es befand sich dort sowohl der Molkereibetrieb, als auch der landwirtschaftliche Betrieb und auch die Wohnungen für die Arbeiter. Nahe davon auf Nummer 10 befand sich neben anderen Filialen in der Stadt und der Umgebung ein Verkaufslokal. Der Aufstieg der Molkerei fällt zusammen mit der Eingemeindung der Vororte in die Stadt Wien im Jahr 1890, da sich dann mit einem Mal etwa 700 kleinere Meiereien, die die Milch in die Molkerei lieferten, im neuen Stadtgebiet befanden.

Die Lieferanten waren durchwegs von Beginn an ausschlielich Großgrundbesitzer aus Nieder- und Oberösterreich und den grenznahen Gebieten in Mähren. Erster Vorstand wurde der Mitgründer Rudolf Freiherr von Doblhoff. Er wurde 1891 zum Präsidenten ernannt.

Der damalige technische Direktor der WIMO Franz Josef Kaiser plante 1892 bereits einen Neubau in Leopoldstadt,

Wurden im ersten Betriebsjahr 2 Millionen Liter verarbeitet, wuchs die Menge laufend durch die steigende Nachffrage und betrug 1890 5 Millionen Liter und um 1900 auf 12 Millionen Liter. Dies war die Grenze für die Verarbeitung in der Prager Straße und der Standort musste gewechselt werden und der bereits geplante Ort wurde 1901 errichtet und ab 1902 der Sitz der Molkerei. Dieses Gebäude an der Adresse Molkereistraße 1 wurde nach Plänen von Kaiser und den Architekten Gebrüder Drexler imNeorenaissancestil um etwa zwei Millionen Kronen errichtet und umfasst eine Fläche von 10.000 Quadratmeter. Der Komplex enthielt sowohl Büro- als auch Produktionstrakte und Laderampen. Der Bau im 3. Bezirk wurde 1905 abgetragen. Am neuen Standort konnten 1905 bereits 18 Millionen Liter verarbeitet werden.

Die Molkerei wuchs stetig und betrieb im Jahr 1927 150 eigene Filialen. Als beste Jahre der WIMO sind 1913-1914 mit 33 Millionen Liter und 1926-1927 mit 38 Millionen Liter zu verzeichnen. Allerdings führten die hohen Produktionszahlen auch zu einem Milchüberschuss, dem der Milchausgleichfond, kundgemacht am 27. Juli 1931 durch den Nationalrat, eine Hilfestellung für die fallenden Preise sein sollte. Durch den Ausgleichsfond wurde ein einheitlicher Erzeugerpreis unabhängig von der Weiterverwendung garantiert.

Die Wiener Molkerei arbeitete bis ins Jahr 1992, bis sie von der NÖM, die ebenfalls bereits 1898 in Wien gegründet wurde, übernommen wurde und den Betrieb bis 1997 aufrecht erhielt, bevor alles nach Baden übersiedelte.

Exklusive Außenstellen

Die Molkerei betrieb einige Außenstellen mit einer exlusiveren Ausstattung, wo sich auch die gehobene Gesellschaft Wiens traf.

Meierei Krieau
  • Die Meierei bestand schon vor dem Molkereibetrieb und ist eine der auch heute noch bekannteren.
  • Im Hochhaus Herrengasse bestand ebenfalls eine Filiale der WIMO
  • Im Lainzer Tiergarten bestand ab dem Jahr 1927 ein Milchkurpavillon.
  • Im Prater betrieb die WIMO das Kaffeerestaurant der Wiener Molkerei.
  • Auch im Messepalast sowie am Messegelände betrieb die WIMO zahlreiche gastronomische Einrichtungen.

Aber auch außerhalb Wiens betrieb die Molkerei Meiereien dieser Ausprägung, wie beispielsweise in Bad Ischl das Kaiserschlössl mit dem Café Cottage. In Stainach am Bahnhof, war diese nahe der 1902 gegründeten Ennstal Milch, mit der es auch eine Kooperation gab.

Qualitätsstandards

Durch die Gründung zahlreicher Molkereien in dieser Zeit wuchs in der Bevölkerung die Skepsis gegenüber maschinell produzierter Milch. So reichten die Vorurteile bis zur industriell künstliich hergestellter Milch. So wurde bereits in dieser Zeit besonders viel Wert auf die Reinheit der Milch gelegt, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, Krankheiten zu fördern oder zu verbreiten. Auch auf die Logistik in Bezug auf Kühlung und Verkürzung der Tranportwege wurde große Aufmerksamkeit gelegt. So wurden bereits die Tiere der Lieferhöfe tierärztlich laufend untersucht. Besonderer Wert wurde auf die Kindermilch (unveränderte Vollmich) und die Säuglingsmilch, der das Kasein entzogen wurde gelegt. Dabe iging es um eintausend Liter pro Tag.

Für die Prüfung wurde ein Labor nach modernsten Standards eingerichtet. Eine Pasteurisierung der gesamten Milch erfolgte ab dem Jahr 1925, während die Kindermilch bereits vor 1910 paseurisiert wurde.

Würdigung

An den Standort der Molkerei in der Leopoldstadt erinnert nur mehr die Molkereistraße.

Von Mitarbeitern der WIMO wurde schon vor 1907 im Maßstab 1:10 von 21 detailgetreu eingerichteten Räumen nachgebaut. Das Modell, dass sich im Besitz des Technischen Museums befindet und sich schon in schlechten Zustand befand, konnte erst nach dem Jahr 2008 wieder restauriert werden.[2]

Einzelnachweise

  1. (3) Prager Straße (3) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien abgerufen am 14. Juli 2020
  2. Restaurierungsarbeiten am Modell der Wiener Molkerei auf dem Portal des Museums abgerufen am 16. Juli 2020

Weblinks