Wintertal

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Valzifenztal – Via Valtellina – Schlappiner Spitze. Links geht das Wintertal ab, rechts der Weg zum Schlappiner Joch
Blick beim Aufstieg zum Schlappiner Joch über die obere Valzifenzalpe und das Wintertal zum Augstenberg (mitte) / Valzifenzgrat (rechts)

Als Wintertal wird der hintere unbewohnte Teil des glazial geprägten Valzifenztals (ein Trogtal) im Bezirk Bludenz im Ortsteil Gargellen im Gemeindegebiet von Sankt Gallenkirch im Montafon in Vorarlberg bezeichnet. Das Wintertal ist, wie das vordere Valzifenztal und das Vergaldatal Teil des Quellgebiets des Suggadinbaches in Gargellen bzw. dem Gargellental.

Name

Eine nachweisbare Herleitung des Namens gibt es nicht. Da die durchschnittliche Schneedeckendauer im Wintertal bei 36 Wochen (min: 26, max. 40 Wochen) = rund 70% des Jahres liegt, ist unter Umständen eine Verbindung hierzu möglich.

Lage und Ausdehnung

Das unbewohnte Wintertal liegt in der Silvretta (es bildet die westliche Abgrenzung der Silvrettagruppe, hier trennen sich die Gebirgszüge Rätikon und Silvretta.) und grenzt im Westen und Süden an die Schweiz (Schlappiner Spitze (2428 m ü. A.) / Valzifenzer Grat) an und oststeitig an die Gemeinde Gaschurn. Im Norden und Nordosten an das Vergaldatal. Das Wintertal befinden sich zur Gänze auf dem Gemeindegebiet von Sankt Gallenkirch in Vorarlberg.

Das Wintertal befindet sich zwischen etwa 1830 m ü. A. (innere Valzifenzalpe) und 2853 m ü. A. (Rotbühelspitze). Es ist Teil des Valzifenztals und beginnt unterhalb der Rotbühelspitze (2853 m ü. A.) und verläuft weitgehend von Südosten nach Nordwesten. Es hat in etwa eine Länge von 3800 Meter und eine maximale Breite von etwa 2000 Meter. Die hier befindliche Weisszone Wintertal umfasst das ganze Wintertal von der inneren Valzifenzalpe bis zum Augstenberg (etwa 5,2 km²).

Geschichte

Die alpwirtschaftliche Erschließung und temporäre Besiedelung des Valzifenztales und damit des Wintertals erfolgte vermutlich schon lange vor dem 14. Jahrhundert (Alpbrief aus dem Jahr 1464).[1] 1842 wurde vom Kapuzinerpater Albuin Bischofsberger in der Alphütte der oberen Valzifenzalpe eine Lanzenspitze aus der Frühbronzezeit gefunden. Dies gilt als wichtiger Beleg dafür, dass das Valzifenztal bzw. Wintertal bereits durch bronzezeitliche Jäger begangen wurde.[2]

Alpe

Die innere (obere) Valzifenzalpe ist aufgegeben. Seit über 500 Jahren gehört die untere Valzifenzalpe Bauern aus dem Walgau (sog. Blumenegger, Spitzname in Gargellen: „d‘ Schnapfa“).

Gewässer

Durch das Wintertal und dann das Valzifenztal verläuft der Valzifenzbach mit einer Länge von rund 7 km, der seinen Ursprung beim Großen See (ca. 2330 m ü. A.) unterhalb des Augstenbergs (3230 m ü. A.) hat. Im Gebiet des Wintertals befinden sich mehrere Zuflüsse des Valzifenzbaches. Am Talende sind noch Reste des Rotbühelgletschers (2012 noch 1,2 ha groß) zu sehen. Zwischen Rotbühelspitze und Augstenberg und Valzifenzer Grat sind einige Blockgletscher anzufinden, ebenso einer oberhalb der inneren Valzifenzalpe am Beginn des Wintertals in Richtung Vergaldatal.[3]

Über eine relevante wirtschaftliche Nutzung des Gewässers, z. B. für eine Mühle oder zur Trift ist im Wintertal nichts bekannt. Unterhalb der inneren Valzifenzalpe, am Beginn des Wintertals, werden Teile des Valzifenzbachs von der Vorarlberger Illwerke AG gefasst und über das Vermuntwerk in den Vermuntsee umgeleitet. Im Bereich des Wintertals ist der ökologische Zustand des Valzifenzbachs gemäß dem Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan mit „sehr gut“ bewertet.

Geologie und Klima

Das hier befindliche Gestein gehört überwiegend zum Silvrettakristallin (Sulzfluh-Decke). Die Alpfläche umfasste rund 346 ha und rund 10 ha Waldflächen.

Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 0° C (min. -2,8 max. 4,6). Die mittlere Sonneneinstrahlung bei 1236 kWh/m² (min. 832, max. 1351 kWh/m²). Der mittlere Jahresniederschlag bei 1533 mm (min. 1462, max. 2768 mm).

Im Wintertal kommen Diabasgänge vor. Sie durchschlagen ihr Nebengestein winklig und weisen ein Alter von 280 Millionen Jahren auf.[4]

Bewirtschaftung

Neben der Almwirtschaft und für die Jagd, wurde das Tal in der Vergangenheit durch den Erzabbau genutzt. Zahlreiche Flurnamen in der Umgebung, wie z. B. Rotbühl / Rotbüchl, Isatäli, erinnern daran. Die forstliche Bedeutung des Wintertals ist aufgrund der Höhenlage sehr gering.

Wandern

Das Tal wird touristisch auf den bestehenden Wegen von Wanderern, Mountainbikern und im Winter von Tourengehern genutzt. Die Wanderung zur inneren Valzifenzalpe, dem Beginn des Wintertals, ist über den bestehenden Güterweg von Gargellen aus gut zu bewerkstelligen. Von der inneren Valzifenz Alpe verläuft auf etwas mehr als einem Kilometer ein Güterweg weiter ins Wintertal. Im Winter besteht im Wintertal teilweise erhöhte Lawinengefahr.

Am Ende des Tales kann nach Nordosten über das Valzifenzerjöchli in das Vergaldatal übergetreten werden.

Weblinks

 Wintertal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Anmerkungen

  1. Das Tal der Winde (Version vom 3. September 2018 im Internet Archive), Gemeinde Bludesch, zuletzt abgerufen am 25. September 2017.
  2. Gemeinde St. Gallenkirch (Hrsg.): Heimatbuch St. Gallenkirch – Gortipohl – Gargellen, St. Gallenkirch 1988, Eigenverlag, ISBN 3-85430-101-4, S. 131.
  3. Intakte Blockgletscher bestehen zum Großteil aus einem Gemisch aus blockigem Hangschuttmaterial und einem Eiskern im Inneren. Blockgletscher besitzen wie ihre Verwandten, die Eisgletscher, meist zungenartige Formen und entwickeln sich an Hängen. Dabei geben die intakten (inaktiven und aktiven) Blockgletscher Auskunft über die aktuelle Verbreitung des Permafrostes, und die fossilen Blockgletscher über die ehemalige Verbreitung des Permafrostes. (Joschi Kaiser,Hans W. Metzler, Katharina Stocker, Michael Kasper, Georg Neuhauser,Thomas Bachnetzer in: Gebietsführer Europaschutzgebiete Verwall und Wiegensee, Dornbirn 2015, S. 19 ff).
  4. Judith Maria Rollinger und Robert Rollinger, Montafon 1, S. 37.

46.9239169.935829Koordinaten: 46° 55′ 26″ N, 9° 56′ 9″ O