Ferdinand III. (HRR)

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Kaiser Ferdinand III., Büste in der Gedenkstätte Heldenberg

Erzherzog Ferdinand (IV.) von Österreich (* 13. Juli 1608, in Graz; † 2. April 1657, in Wien)[A 1] aus dem Haus Österreich (Habsburg), besser bekannt als Kaiser Ferdinand III., herrschte seit 1637 über Teile des heutigen EU-Landes Österreich.

Herkunft und Familie

Erzherzog Ferdinand (IV.) von Österreich war Erzherzog Ferdinand (III.) von Österreich war ein Urenkel von Kaiser Ferdinand I. und Großneffe von Kaiser Maximilian II.. Er war ein Sohn von Erzherzog Ferdinand (III.) von Österreich († 1637), besser bekannt als Kaiser Ferdinand II., aus dessen Ehe mit Herzogin Maria Anna von Baiern[A 2] († 1616).[1], und der ältere Bruder von Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich († 1662), einem bedeutenden Kunstsammler und Kunstmäzen, dem das Kunsthistorische Museum in Wien heute wesentliche Teile seiner Sammlungen verdankt.

Ferdinand war dreimal verheiratet[2],

∞ in 1. Ehe seit 1631 mit seiner Cousine Maria Anna von Österreich, Infantin von Spanien († 1646)[1], einer Tochter von König Philipp III. von Spanien aus dessen Ehe mit Erzherzogin Margarete von Österreich[A 3]
∞ in 2. Ehe seit 1648 mit seiner Cousine[A 4] Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich (* 6. April 1632, in Innsbruck; † 7. August 1649, in Wien)[1], einer Tochter von Erzherzog Leopolds (V.) von Österreich, Graf von Tirol aus dessen Ehe mit Großherzogin Claudia von Toskana[3]
∞ in 3. Ehe seit 1651 mit Eleonora Magdalena von Mantua-Nevers († 1686) (Haus Gonzaga)[1], einer gleichnamigen Verwandten seiner Stiefmutter.

Herrschaften

Erzherzog Ferdinand (IV.) von Österreich herrschte seit 1637 über die "Österreichischen Lande" und seit 1625 bzw. 1627 über die Länder der Böhmischen Krone und über Teile des ungarischen Königreiches.[4] 1637-1657 war er außerdem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches[5].

Forschungslage bzw. Forschungsprobleme

Ferdinand gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrschten und außerdem auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt.

In der wissenschaftlichen Forschung stand Ferdinand lange im Schatten seines gleichnamigen Vaters. Seine eher positive Beurteilung wurde in den letzten Jahren relativiert, indem einige Leistungen, die ursprünglich ihm als Persönlichkeit zugeschrieben wurden, inzwischen ausschließlich auf politische Umstände und Notwendigkeiten zurückgeführt werden. So wird seine Religionspolitik in den "Österreichischen Landen", die im Gegensatz zu der seines Vaters als maßvoll eingestuft wurde, inzwischen damit geschmälert, dass es bereits seinem Vater gelungen war, den Protestantismus der Landstände zu "entschärfen" und somit ein rigoroses Vorgehen nicht mehr, politisch betrachtet, nötig war. Der "Westfälische Friede" wird nicht mehr auf seine Friedensliebe zurückgeführt, sondern damit erklärt, dass Ferdinand militärisch keine Alternativen mehr besaß und somit gar nicht mehr anders hätte handeln können. Vor allem die dynastische Politik und seine Beziehungen zum spanischen Familienzweig werden inzwischen ausschließlich negativ beurteilt.[6]

Orte mit Bezug zu Ferdinand im heutigen EU-Land Österreich

Oberösterreich

Das Linzer-Diplom vom 1. Juni 1646
Ferdinands Wallfahrt nach Maria Scharten, Glasfenster im Linzer Dom
  • Linz: Hier stellte Kaiser Ferdinand III. 1646 das "Linzer Diplom" aus, in welchem er der Stadt Bremen ihre Reichsunmittelbarkeit bestätigte. 1648 wurde hier seine zweite Ehe geschlossen.
  • Scharten: 1646 unternahm der Kaiser eine Wallfahrt zur Kirche Maria Scharten.
  • Wilhering: Im Stift Wilhering hielt sich der Kaiser mehrere Wochen nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, die in Linz verstorben war, auf.[7]

Wien

Wien wurde unter Ferdinand die Hauptresidenz des Habsburgerreiches und so "de facto" die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches. Hier wurden seine erste Ehe (1631) und seine dritte Ehe (1651) geschlossen. 1645 wurde die Stadt Wien von schwedische Truppen bedroht.[1]

Erinnerungsstätten an Ferdinand im heutigen EU-Land Österreich

Niederösterreich

Oberösterreich

  • Linz: Ein Glasfenster im Neuen Dom (geschaffen zwischen 1910 und 1924) zeigt die Wallfahrt des Kaisers nach Maria Scharten.

Wien

  • Wien 1: In den Beständen des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet sich das bekannte Gemälde "Begegnung vor der Schlacht" (geschaffen um 1634/35), ein Werk des Künstlers Peter Paul Rubens (1577–1640). Es zeigt die Begegnung des späteren Kaisers Ferdinand mit seinem gleichnamigen Schwager, dem Kardinal-Infanten vor der Schlacht von Nördlingen (1634).[8]

Literatur

Monographien

  • Mark Hengerer: Kaiser Ferdinand III. (1608-1657). Eine Biographie (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. Bd. 107). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2012. ISBN 978-3-205-77765-6
  • Lothar Höbelt: Ferdinand III. (1608-1657). Friedenskaiser wider Willen. Verlag Ares, Graz, 2008. ISBN 978-390247556

Lexika-Einträge

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ferdinand III.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 281.
  2. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 114f.
  3. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 328f.
  4. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ferdinand III.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 280–281.
  5. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ferdinand III.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 280. digital
  6. vgl. Arno Strohmeyer: Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 31
  7. vgl. Andrea Sommer-Mathis: María Ana de Austria. Spanische Infantin – Königin von Ungarn und Böhmen – römisch-deutsche Kaiserin (1606–1646). In: Bettina Braun - Katrin Keller - Matthias Schnettger (Hrsg.): Nur die Frau des Kaisers? Kaiserinnen in der Frühen Neuzeit (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 64), Böhlau, Wien, 2016. ISBN 978-3205200857. S. 142
  8. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 112 und S. 113

Anmerkungen

  1. Geburts- und Sterbedatum lt. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 112
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um die frühe Neuzeit geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  3. Diese war eine Schwester seines Vaters.
  4. Ihr Vater und sein Vater waren Brüder, sie war daher seine Cousine ersten Grades
  5. Beide sind die Großeltern von Franz Stephan von Lothringen, der mit Ferdinands Urenkelin Maria Theresia verheiratet war.
  6. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere Aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
VorgängerAmtNachfolger
Ferdinand (III.)Herrscher über die "Österreichischen Lande"
1637-1657
Leopold (VI.)
VorgängerAmtNachfolger
Ferdinand II.Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
1637-1657
Leopold I.
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