Burgruine Rottenburg

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Die Reste der Burg Rottenburg, tief versteckt im Wald

Die Rottenburg war eine Höhenburg im unteren Inntal. Sie zählte zu jenen Burgruinen im heutigen Bundesland Tirol, von denen kaum etwas erhalten geblieben ist. Erstmals urkundlich 1149 genannt, war sie Stammsitz der Grafen von Rottenburg und Schauplatz einiger Legenden um die Heilige Notburga.

Lage

Die Ruine befindet sich in einem Mischwald auf einer felsigen Kuppe südlich von Rotholz auf dem Areal der Gemeinde Buch in Tirol.[1]

Bauwerk

Von der Burg selbst haben sich nur einige Reste erhalten: im Südwesten ein Teil der bergseitigen Begrenzungsmauer und sehr bescheidene Reste der nördlichen Ringmauer, außerdem die Schwelle des ursprünglichen Eingangstors in die Hochburg und Mauerreste vom Wohngebäude.[2] 1956/57 wurde in der Ruine die Notburgakapelle erbaut.[3]

Geschichte

Der Legende verbrachte die Heilige Notburga viele Jahre auf der Rottenburg.

Die Rottenburg im Mittelalter

In einer Urkunde aus dem Jahr 1149 werden erstmals die Brüder Gebhard, Hettelo und Friedrich von Rottenburg sowie ein Tegeno von Rottenburg als Ministeriale[A 1] der Grafenfamilie von Andechs genannt.[1] Die Burg verblieb bis 1410 der Familie der Rottenburger, die sie und das Gericht spätestens seit dem 14. Jahrhundert und zu Beginn des 15. Jahrhunderts von "Pflegern"[A 2] verwalten ließen. Als Folge der "Rottenburger Fehde" gelangte die Rottenburg dann in den direkten landesfürstlichen Besitz von Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, Graf von Tirol ("Friedl mit der leeren Tasche") († 1439). Unter ihm und seinem Sohn, (Erz-)Herzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol ("Siegmund dem Münzreichen") († 1496) wurde sie und das zu ihr gehörige Gericht verschiedenen Burgpflegern anvertraut.[4]

Unter dem "Burgpfleger" Mathias Türndl wurden auf der Burg diverse Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt.[5] Ulrich von Gögging, welchem die "Pflege" der Burg nach dem Tod von Matthias Türndl anvertraut war, wurde die Burg außerdem verpfändet.[5] Unter König Maximilian I. († 1519) wurde um 1500 das baufällige Dach und die Treppe der Burg wieder instandgesetzt.[6] Der König verpfändete die Burg und das Gericht Rottenburg gegen ein großes Darlehen 1503 zunächst für einige Jahre Veit Jakob Tänzl, dem damals gemeinsam mit seinem Bruder Simon Schloss Tratzberg gehörte, und dann seinem Truchsess Oswald Schlurff.[7] Zu dieser Zeit war die Burg bereits sehr baufällig, seit 1517 sind bis 1528 ständig Reparaturarbeiten belegt.[8] Spätestens seit den 1520er-Jahren dürfte die Burg nur mehr von den Pflegsverwaltern bewohnt worden sein, welche für die Pfandinhaber die Verwaltung ausübten. Nach 1528 wurden größere bauliche Veränderungen nur mehr an den Wirtschaftsgebäuden der Burg vorgenommen.[9]

Die Rottenburg seit Mitte des 16. Jahrhunderts

1575-1578 ließ Erzherzog Ferdinand (II.) von Österreich, Graf von Tirol († 1595) in Rotholz (heute Teil der Gemeinde Strass im Zillertal) ein neues Jagd- und Lustschloss mit einem Tiergarten erbauen, in dem Hirsche, Fasane und Rehe gehalten wurden. Um 1594 verlegte er den Sitz des Gerichtes von der Rottenburg dorthin.[10] Nach einem Kodizill vom 18. Juni 1594, das sein Testament aus dem Jahr 1570 erweiterte, sollte die Rottenburg mit ihrer Herrschaft ausgelöst und an seine Söhne, Markgraf Karl von Burgau, und Kardinal Andreas († 1600), verpfändet werden.[11] Nach dem Tod seines Bruders verzichtete Markgraf Karl von Burgau 1605 und 1613 nach Vergleichen mit der übrigen Familie auf diese Pfandrechte.[12]

Die Rottenburg wurde mit ihrer Herrschaft um 1613 von Lelio Pecchio gelöst, der die Burg, die Pflege, das Gericht und das Amt der Herrschaft dafür als Pfandschaft erhielt. Im 17. Jahrhundert hatte Rottenburg als Pfandschaft mehrere Inhaber und dürfte endgültig zur Ruine verkommen sein. 1704 wurde es als "Mannlehen" von Kaiser Leopold I. († 1705) an die Familie der Freiherren von Tannenberg kam, die 1737 in den Grafenstand erhoben wurden.[12] Über Gräfin Ottilie von Tannenberg, Freiin zu Tratzberg († 1874) kam die Herrschaft Rottenburg um 1846 nach dem Tod des Grafen Aloys von Tannenberg, Freiherr zu Tratzberg († 11. Dezember 1846) an ihren Ehemann, den Grafen Franz (III.) von Enzenberg zum Freyen- und Jöchelsthurn († 1879).[13] Seit 1860 gehörte die Ruine Rottenburg der bischöflichen Mensa zu Hochstift Brixen, heute ist sie im Besitz der Diözese Innsbruck.[14]

Im Besitz der Rottenburg

Die Burg befand sich zunächst im Lehensbesitz der Familie der Rottenburger befunden haben, die sich nach ihr benannten.[1] Nach der "Rottenburger Fehde" (1410) wurde sie landesfürstlicher Besitz und war bis Ende des 15. Jahrhunderts "Burgpflegern" anvertraut.[4] Anfang des 16. Jahrhunderts wurde sie gewöhnlich als landesfürstliches Pfand vergeben.[7]

Verwalter der Rottenburg, 15. Jahrhundert

  • Nach dem Rechnungsbuch von Graf Heinrich (VI.) von Rottenburg, das die Jahre 1403-1410 umfasst, war Martin Trunt zu dieser Zeit Amtmann zu Rottenburg. Für die "Pflege" der Burg Rottenburg war bis 1407 Hans Trautson († nach 1410) zuständig, dem seit 1407 das Gericht zu Rottenburg anvertraut war.[4]
  • Hans Hautzinger († um 1434), 1411 und 1432 als landesfürstlicher "Pfleger" auf der Rottenburg genannt[4]
  • Jakob Vaist (Vaizzt), 1434 als landesfürstlicher "Pfleger" auf der Rottenburg genannt, als Vormund für Herzog Siegmund "den Münzreichen" verlieh ihm König Friedrich III. († 1493) 1440 die "Pflege" von Burg und Gericht Rottenburg auf unbestimmte Zeit[4]
  • Barthlmä von Liechtenstein, um 1444 urkundlich als landesfürstlicher "Pfleger" auf der Rottenburg genannt[4]
  • Ernst Rietenburger, 1451 urkundlich als landesfürstlicher "Pfleger" auf der Rottenburg genannt[4]
  • Bernhard Gradner († 1489), Ehemann von Veronika von Starkenberg († um / nach 1489), 1453 urkundlich als landesfürstlicher "Pfleger" auf der Rottenburg genannt[4]
  • Hans Fraunberger zum Haag[4]
  • Kaspar von Laubenberg, Ritter und Hofmarschall, am 2. Februar 1464 urkundlich mit der "Pflege" von Burg und Gericht Rottenburg betraut, ausgenommen den "Ahorner See" und dem "Weiher im Zillertal", 1466 noch urkundlich als "Burgpfleger" genannt[4]
  • Mathias Türndl, Kammermeister von Herzog Siegmund "dem Münzreichen", "Burgpfleger" der Rottenburg 1468 - ca. 1474[15]
  • Ulrich von Gögging, Kämmerer von Erzherzog Siegmund "dem Münzreichen" wurde 1486 die Rottenburg "pflegweise" auf acht Jahre als Pfand verliehen.[5] Er setzte für zwei Jahre Jörg Fuchs von Fuchsberg als seinen "Unterpfleger" dort ein.[5]
  • Andreas von Liechtenstein, "Pfleger" von Rottenburg seit 1490, er überließ die Pflege der Rottenburg seit 1498 für fünf Jahre als "Afterpfand" für ein Darlehen Veit Kraa von der Hart. Unter diesem wurden das baufällige Dach und Treppe im landesfürstlichen Auftrag des Landrichters zu Freundsberg repariert.[5] Danach wurde Burg Rottenburg vom Landesfürsten als Pfand vergeben.

Pfandinhaber der Herrschaft Rottenburg, seit 1503

  • Veit Jakob Tänzl († um 1530), Pfandinhaber von Burg und Gericht Rottenburg 1503-1517[7]
  • Oswald Schurff, Truchsess von Kaiser Maximilian I., Pfandinhaber von Burg und Gericht Rottenburg seit 1517[7], nach seinem Tod kam das Pfand an seinen Bruder Wilhelm, der vielleicht bereits zuvor schon Pfandrechte an diesem gehabt hatte.[16] Wilhelm Schlurff hatte seinen Sitz nicht mehr auf der Rottenburg, sondern ließ diese durch einen Pflegsverwalter versorgen.[9]
  • Lelio Pecchio, erzherzoglicher Rat und Mundschenk, löste um 1613 die Pfandschaft aus dem Pfandbesitz der Familie Schlurff, sie verblieb zunächst in seinem Besitz und bis 1634 im Besitz seiner Erben.[12]
  • Joseph Grebmer zu Wolfsthurn, Rat des Fürsterzbischofs von Salzburg und Jägermeister, Pfandinhaber der Herrschaft Rottenburg seit 1. Jänner 1634[12]
  • Johann Paris Grebmer, die Herrschaft Rottenburg wurde am 6. September 1672 als Pfandschaft an ihn übertragen[12]

Lehensinhaber der Herrschaft Rottenburg, seit Ende des 17. Jahrhunderts

  • Theodor Athlet Heinrich Graf von Strattmann († 25. Oktober 1693), geheimer kaiserlicher Rat und Oberst-Hof-Kanzler, besaß die Herrschaft Rottenburg im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts als Lehen. Die Pflege der Herrschaft war unter ihm Cyriacus Grebmer anvertraut.[12]
  • die Freiherrenfamilie und spätere Grafenfamilie von Tannenberg, seit 1704 mit der Herrschaft Rottenburg belehnt[12]
  • die Grafenfamilie von Enzenberg, nach 1846[17]

Die Rottenburg in Sage und Legende

  • Auf der Rottenburg soll im 13. Jahrhundert die Heilige Notburga zeitweise gelebt haben. Um sie entstanden eine Reihe von Sagen.[18]
  • Die Familie der Rottenburger starb 1411 mit dem Grafen Heinrich (VI.) von Rottenburg († im März / April 1411) in "männlicher Linie" aus. Um ihn entstandenen ebenfalls einige Sagen, die allerdings auf anderen Burgen, die ihm gehörten, spielen.[19]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 75-90

Weblinks

 Burgruine Rottenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 77
  2. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 87-89
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 89
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 4,9 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 78
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 80
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 80f.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 81
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 81 und S. 83
  9. 9,0 9,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 83
  10. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 84
  11. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 84f.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 12,5 12,6 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 85
  13. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 85f.
  14. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 86
  15. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 78 und S. 80
  16. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 82
  17. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 85f.
  18. vgl. Notburga, Sagen.AT, abgerufen am 26. März 2023
  19. vgl. Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen 4). Verlag P. Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien, 1995. ISBN 3-631-45877-0, S. 96–102

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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