Falkenberger (Familie)

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Der Stammsitz der Familie der Falkenberger heute

Die Familie der Falkenberger bzw. von Falkenberg (Valchenberch, Valchenberg, Valkenberg), war eine im Waldviertel und Weinviertel ansässige Adelsfamilie des Herzogtums Österreich. Ursprünglich edelfrei[A 1], wurden sie unter Ulrich von Falkenberg Ministeriale[A 2] der Babenberger. Als Erben der Ministerialenfamilie von Mistelbach begründeten sie mit der Linie Mistelbach-Buchberg einen neuen Zweig dieser Familie, der im 13. Jahrhundert einige Bedeutung besaß. 1355 starben sie in "männlicher" Linie aus und wurden von der Familie der Kapeller beerbt.

Die edelfreie Familie der Falkenberger

Die Familie der Falkenberger war ein Familienzweig der Haderiche (erstmals genannt in einer Regensburger Urkunde aus dem Jahr 1055). Meistens wurde sie gemeinsam mit weiteren Familienzweigen der Haderiche wie den Altachern, den Schwarzenburgern und den Nöstachern genannt.[1] Die Falkenberger waren ursprünglich eine edelfreien Familie, die sich nach dem im Straßertal gelegenen Herrschaftssitz Falkenberg (heute Teil der Gemeinde Straß im Straßertale) benannte, der erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich genannt wird. Bereits Jahrzehnte früher findet sich in den Quellen von Stift Göttweig der Edelfreie Rapoto, von dem die Geschichtsforschung annimmt, dass er zur Familie der Falkenberger gehörte. Die Familie der Falkenberger dürfte außerdem verwandtschaftliche Beziehungen zu den Edelfreien von Machland und den Edelfreien von Burgschleinitz gehabt haben.[2] Ein Walchun von Falkenberg, wohl ident mit einem Waldo von Altach, war der Vater der Brüder Rapoto und Konrad von Falkenberg, die um 1194/95 urkundlich genannt sind. Rapoto von Falkenberg hatte Besitzungen in Baumgarten an der March.[3] Konrad von Falkenberg war mit einer Berta von Asparn verheiratet. Durch diese Ehe gelangten Besitzungen südlich von Marchegg später an die Familie von Asparn.[4]

Die Ehe von Ulrich "der Freie" von Falkenberg und Gisela von Kuenring

Noch Ulrich von Falkenberg (* im 12. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert, um / nach 1225), genannt Ulrich der Freie und vermutlich der Sohn von Rapoto (II.) von Falkenberg[5], wird unter den Edelfreien genannt. Erst seine Söhne Albero, Rapoto (III.) und Hadmar (I.) von Falkenberg finden sich in den Zeugenlisten unter den landesfürstlichen Ministerialen, ohne aber, dass sie dadurch jedoch an Macht und Ansehen verloren hätten. Der Grund für diesen Rangwechsel dürfte die Ehe ihrer Eltern gewesen sein. Um 1208[6] hatte Ulrich von Falkenberg Gisela von Kuenring († 31. April 1221) geheiratet. Sie war eine Tochter des einflussreichen landesfürstlichen Ministerialen Hadmar (II.) von Kuenring aus dessen Ehe mit Euphemia von Mistelbach.[5] Diese war die Erbtochter des Ministerialen Heinrich von Mistelbach, genannt "Heinrich Hund". Hadmar (II.) von Kuenring vermachte die Erbschaft seiner Ehefrau, die Herrschaft Mistelbach inklusive Gefolgsleute, seiner Tochter Gisela, wodurch sie in den Besitz von Ulrich von Falkenberg gelangte. Damit verloren ihre Kinder zwar ihren Status als Edelfreie, konnten aber ihre wirtschaftliche Machtbasis wesentlich verbessern.[2]

Die Ministerialenfamilie der Falkenberger zu Mistelbach-Buchberg

Während des "Österreichischen Interregnums" (1246 - 1278)[A 3] stand Rapoto (III.) von Falkenberg, einer der Söhne von Ulrich von Falkenberg und Gisela von Kuenring, auf der Seite des böhmischen Königs Ottokar († 1278), dessen Nachfolge im Herzogtum Österreich er von Anfang an unterstützt hatte. Sein Sohn Rapoto (IV.) von Falkenberg († 1278) wechselte aber auf die Seite von König Rudolf I. Er dürfte in der Schlacht auf dem Marchfeld (26. August 1278) gefallen sein.[6] Dessen Witwe Agnes († um / nach 1285) machte 1281 für sein Seelenheil dem Kloster von Baumgartenberg eine Stiftung. Rapoto (IV.) und Agnes von Falkenberg hatten vier Kinder: die Söhne Rapoto (V.) († um 1355) und Hadmar (II.) sowie die Töchter Margaretha († um 1322, vielleicht erst um 1345) und Diemut, welche in die Familien der Kapeller und der Wallseer einheirateten.[7] Einer der beiden Söhne war der Vater jener Alheid von Falkenberg († um 1349), die um 1328 Eberhard (IV.) von Wallsee-Drosendorf († um 1356) heiratete.[8]

Die "letzten" Falkenberger

Die Brüder Rapoto (V.) und Hadmar (II.) von Falkenberg standen in der "Güssinger Fehde" (1289-1290) Gegen Iwan (I.) von Güns († um 1307) noch loyal auf der Seite der Habsburger.[9] 1295 dürften sie den Aufstand ihres Verwandten Leutold (I.) von Kuenring gegen Herzog Albrecht (I.) von Österreich († 1308) unterstützt haben und sich, nachdem dieser gescheitert war, dem Herzog Albrecht unterworfen haben.[6] In den Jahren danach führten sie offensichtlich eine Auseinandersetzung mit Abt Ebro von Zwettl, der mehrmals bei Herzog Albrecht (I.) Beschwerde führte. Im Februar 1299 wurde auf Vermittlung von diesem, der inzwischen "römischer König" war, ein Vergleich zur Beilegung der Schäden in Hadres geschlossen.[9]

Der Überfall auf einen in Kammern (heute Teil der Gemeinde Hadersdorf am Kamp) gelegenen Wirtschaftshof des Stiftes Zwettl hatte dann zur Folge, dass 1299/1300 die Burg Falkenberg von Herzog Rudolf (III.) von Österreich († 1307) belagert wurde. Nach über fünf Monaten wurde die Burg von Rapoto (V.) von Falkenberg († um 1315) übergeben und daraufhin geschliffen. Rapoto (V.), dem für die Übergabe der freie Abzug gewährt worden war, zog sich dann auf seinen Sitz nach Hadersdorf zurück.[6] Nach der "Zwettler Chronik" wurde er ermordet.[10]Nach der "Zwettler Chronik" wurde er ermordet.[10] Rapotos älterer Bruder, Hadmar (II.) von Falkenberg († um 1313), war zu Beginn der Belagerung ins böhmische Königreich geflüchtet, vielleicht in der Absicht, von dort Unterstützung zu organisieren. Er soll 1309 gegen Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich dem Schönen") († 1330) einen weiteren Aufstand angezettelt haben und dann im Zweikampf gefallen sein.[6]

Beide Brüder dürften erst nach der Belagerung geheiratet haben. Hadmar wird seit 1305 häufig mit seiner Ehefrau Agnes in Urkunden genannt, sein Bruder Rapoto mit seiner Ehefrau Anna. Beide hatten aus ihren Ehen Kinder, die allerdings erst nach ihrem Tod urkundlich ebenfalls genannt sind. Die Familie der Falkenberger starb 1355 in "männlicher Linie" aus.[10] Beerbt wurden die Familie der Falkenberger von Jans (I.) von Kapellen († 1354) im Wesentlichen gemeinsam mit der Familie der Wallseer.[7] Am 28. September 1368 erlaubte Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") († 1395) in Linz den Enkeln von Margareta von Falkenberg-Kapellen die Wiedererrichtung der Burg Falkenberg im Straßertal, wenn diese dafür von ihm zu Lehen genommen werde[10]. Doch dürfte eine Wiedererrichtung letztlich nicht realisiert worden sein.[11]

Die Familie der Falkenberger in zeitgenössischen Quellen

Neben verschiedenen Urkunden, in denen einzelne Mitglieder der Familie genannt sind, wird über die Falkenberger auch in der "Steirischen Reimchronik" (Anfang des 14. Jahrhunderts) berichtet, die Ottokar aus der Gaal († zwischen 1318 und 1322) zugeschrieben wird. In dieser wird nicht nur von der Beteiligung der Familie in der Schlacht auf dem Marchfeld und von ihrem Einsatz für den Landesfürsten in der "Güssinger Fehde", wobei die beteiligten Familienmitglieder besonders positiv beschrieben sind, sondern auch über die Belagerung und Zerstörung der Stammburg im Winter 1299/1300.[3]

Literatur

  • Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung zur Belagerung der Burg Falkenberg, MG Straß im Straßertale (Niederösterreich), im Winter 1299/1300. (Ungedruckte) Masterarbeit, Universität Wien, 2019
  • Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel - Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 218-262

Einzelnachweise

  1. vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 8
  2. 2,0 2,1 vgl. Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel, 1999, S. 229
  3. 3,0 3,1 vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 10
  4. vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 9
  5. 5,0 5,1 vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 7
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 vgl. Falkenberg, abgerufen am 10. April 2022
  7. 7,0 7,1 vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002 S. 102
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 137
  9. 9,0 9,1 vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 11
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 vgl. Christopher Vadeanu: Topographisch-archäologische Untersuchung, 2019, S. 13
  11. vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002 S. 103

Anmerkungen

  1. Die Edelfreien oder Hochfreien waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den Ministerialen verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Als das "Österreichisches Interregnum" wird gewöhnlich die Zeitspanne zwischen dem Tod von [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren" († 15. Juni 1246) und der Schlacht auf dem Marchfeld (26. August 1278), in der böhmischen König Ottokar getötet wurde, bezeichnet. Manchmal wird der Beginn dieses Interregnums mit der endgültigen Machtübernahme des böhmischen Königs im Herzogtum Österreich. Das Ende wird manchmal mit dem Beginn der Habsburger-Herrschaft beziehungsweise der Einsetzung des Grafen Albrecht (V.) von Habsburg als neuen Herzog datiert.