Familie Porsche
Die deutsch/österreichischen Familien Porsche und Piëch gehören zu den wichtigsten Unternehmersdynastien der neueren Geschichte der beiden Länder. Einige Familienmitglieder der Familie Porsche waren an der Kraftfahrzeugentwicklung des 20. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt.
Familiengeschichte
Der aus Tschechien stammende Stammvater der Familie, Ferdinand Porsche (geb. 1875), macht sich schon seit der Jahrhundertwende einen Ruf als Konstrukteur von vielen heute selbstverständlichen Einzelteilen und Konzepten von Kraftfahrzeugen (k.u.k. Hofwagenfabrik Ludwig Lohner in Wien, Oesterreichische Daimler-Motoren-Gesellschaft/Daimler-Benz, Steyr-Werke), in der Zeit des Ersten Weltkriegs konstruierte er auch militärische Flugzeugmotoren (so wurde ihm der Franz-Josephs-Orden verliehen). In der Zwischenkriegszeit, nach Gründung des eigenen Konstruktionsbüros 1930 (Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH), baute er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Anton Piëch (geb. 1894), dem Gatten seiner erstgeboren Tochter Louise (geb. 1904), und seinem Sohn Ferdindand junior, kurz „Ferry“ (geb. 1909), das Wolfsburger Volkswagen-Werk auf, das den von der Hitler-Regierung geforderten „Volkswagen“ (KdF-Wagen, genannt „Käfer“) fertigte.
Im Zweiten Weltkrieg – Anton Piëch war seit 1933, noch zur Zeit der Illegalität, Mitglied der NSDAP, der parteilose Ferdinand Porsche wurde 1939 zum Wehrwirtschaftsführer, und ehrenhalber 1940 zum Oberführer der Allgemeinen SS ernannt – fertigt das VW-Werk unter ihrer Leitung auch Waffen und Militärfahrzeuge (Panzer, Kübelwagen, Vergeltungswaffe V1). Bei Kriegsende wurden Ferdinand senior und Piëch knapp zwei Jahre in französischer Gefangenschaft gehalten, aber freigesprochen – ein Kriegsverbrechen wurde ihnen trotz der Arbeit von KZ-Häftlingen in ihren Firmen nicht nachgewiesen. Noch vor Kriegsende hatte Ferdinands Tochter Louise einen Großteil des Familienvermögens nach Österreich überführt, sodass es von den Alliierten nicht beschlagnahmt wurde.
1951 starb Ferdindand Porsche im Alter von 76 Jahren, und hinterließ sein Erbe Sohn und Tochter, womit der Grundstein der Porsche–Piëch-Dynastie gelegt war. Anton Piëch und Ferry Porsche führten seit 1946 das Konstruktionsbüro Porsche in Gmünd in Kärnten, und gründeten 1947 die Handelsniederlassung in Salzburg (Porsche-Handelshaus, heute Porsche Holding), die Piëch übernahm, mit gegenseitigen Beteiligungen. Für jeden bei VW in Wolfsburg gefertigten Käfer erhielten sie fünf Mark Lizenzgebühr, die finanzielle Basis ihrer Unternehmungen. Ferry Porsche übersiedelte 1951 nach Stuttgart, wo er seine Sportwagen herstellte (Porsche Autofabrik). 1952 starb Anton Piëch, und Louise Piëch führte das Salzburger Handelshaus erfolgreich bis 1971 (sie wurde Kommerzialrätin).
Bis 1972 leitete Ferry Porsche das Porsche-Werk in Stuttgart, auch die Mitglieder der dritten Generation der Familie Porsche und der inzwischen eingeheirateten Zweige waren mit wenigen Ausnahmen entweder im Porsche- oder Volkswagenkonzern in Deutschland oder in Österreich. Ernst Piëch (geb. 1929), ältester Sohn von Anton und Louise, wurde Kogeschäftsführer in Salzburg, Ferdinand Alexander Porsche (geb. 1935), genannt „Butzi“, ältester Sohn Ferry Porsches, schon seit 1957 Designer für Porsche, wurde Designdirektor, Ferdinand Piëch (geb. 1937) wurde 1963 Entwickler in Stuttgart, dann Chefentwickler und technischer Direktor, Hans-Peter Porsche (geb. 1940) wurde Produktionschef, Hans-Michel Piëch (geb. 1942), Rechtsanwalt in Wien, Wolfgang Porsche (geb. 1943) waren Aufsichtsräte.
1. März 1972 beschloss die Familie aufgrund der familiären Spannungen, sich vollständig aus der Geschäftsführung bei Porsche zurückzuziehen. Ferdinand Butzi Porsche gründete eine eigene Firma (Porsche Design), mit der er 1974 nach Zell am See übersiedelte, Ferdinand Piëch ein eigenes Konstruktionsbüro, wurde dann aber Entwickler für die VW-Tochter Audi NSU, wo er 1988 Firmenchef wurde.
Vermögen und Besitz
Der Gesamtbesitz der verschwägerten Familien Porsche und Piëch wird 10/2008 mit rund 15,5 Milliarden Euro angegeben.[1]
Deutschland
An der Firma Porsche Automobil Holding mit Sitz in Stuttgart hält die Famile Porsche/Piëch den gesamten [[w:Stammaktie|Stammaktienbesitz (in Form von fünf GmbHs). Die Porscheholding, zu der auch der Automobilhersteller Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG gehört, hat seit 2009 auch Mehrheitsanteil an der Volkswagen AG mit Stammsitz in Wolfsburg.
Die Familie liegt im Jahr 2008 auf Rang drei der reichsten Deutschen.[1]
Österreich
Das größte Privatunternehmen Österreichs, die Porsche Holding GmbH mit Sitz in Salzburg, ist 100 % Familienbesitz. Die Familie ist auch an anderen Unternehmen im Bezirk Zell am See beteiligt oder Alleineigentümer, so der Schmittenhöhenseilbahn (48 %) und dem Flughafen Zell am See (100 %), und betreibt auch das Porsche Design Studio in Zell am See (Eigentum über Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG in Bietigheim-Bissingen).[2][3]
Daneben zählen die beiden Familien auch zu den großen Grundbesitzern im Land Salzburg. Neben des „Stammsitz“ der Porsches, dem Schüttgut in Schüttdorf befinden sich auch Schloss Prielau, der Erlhof am Zeller See, das Peilgut in Areit und die Areitalm in familärem Eigentum, ebenso umfangreicher Privatwald.[3]
Genealogie
- Prof. Dr. Ing. h.c. Ferdinand Porsche (1875–1951), Kutschenbauer, Autokonstrukteur
- ∞ Aloisia Johanna Kaes
- Louise Piëch geb. Porsche (1904–1999)
- ∞ Dr. Anton Piëch (1894–1952), Rechtsanwalt, Werksleiter von Volkswagen (VW), Chef des Porsche-Handelshauses
- Ernst Piëch (*1929), ehem. Chef der Porsche-Holding GmbH
- ∞ Elisabeth Nordhoff
- Florian Piech (*1962), Unternehmensberater, Mitglied im Gesellschafterausschuss der Porsche Holding GmbH
- Louise Daxer-Piëch (1932–2006)
- 1.∞ Josef Ahorner
- Josef Michael Ahorner, Aufsichtsrat der Porsche AG
- Louise Kiesling
- 2.∞ Daxer
- Dr. Ferdinand Piëch (*1937), Ingenieur, ehemaliger Aufsichtsratschef der Volkswagen AG, Aufsichtsrat der Porsche Holding SE, der Porsche AG und der Porsche Holding GmbH
- Ferdinand Piëch hat zwölf oder dreizehn Kinder aus vier Beziehungen
- Dr. Hans-Michel Piëch (*1942), Rechtsanwalt, Chef des Gesellschafterausschusses der Porsche Holding SE sowie Stv. Aufsichtsratsvorsitzender, Aufsichtsrat der Porsche AG und der Porsche Holding GmbH
- Sechs Kinder
- Prof. Dr. Ferdinand »Ferry« Anton Ernst Porsche (1909–1998), Ingenieur, Gründer der Autofabrik Porsche
- ∞ Dorothea Reitz
- Prof. h.c. Ferdinand Alexander Porsche (*1935), Designer, ehemals Chef-Designer der Porsche AG, Gründer von Porsche Design
- Dr. Ferdinand Oliver Porsche (*1961), Jurist und Wirtschaftsprüfer, Aufsichtsrat der Porsche AG, Mitglied im Gesellschafterausschuss der Porsche Holding
- Kai Alexander Porsche (*1964)
- Mark Philipp Porsche (*1977)
- Gerhard Porsche (*1938), Landwirt
- Hans-Peter Porsche (*1940), ehem. Produktionschef der Porsche AG, Vertriebschef von Porsche Design, Aufsichtsrat der Porsche Holding SE, der Porsche AG und der Porsche Holding GmbH
- Peter Daniell Porsche (*1973), Waldorfpädagoge
- Dr. Wolfgang Porsche (*1943), Kaufmann, Aufsichtsratschef Porsche Holding SE, Porsche AG und Porsche Holding GmbH
- 1.∞ Karin Händler
- Christian Porsche (*1974)
- Stephanie Porsche (*1978)
- 2.∞ Susanne Bresser (*1952), TV- und Filmproduzentin, Autorin
- zwei Kinder
Literatur
- Wolfgang Fürweger: Die PS-Dynastie. Ferdinand Porsche und seine Nachkommen. Carl Ueberreuter 2007, ISBN 3800072718, 978-3800072712
- Michael Freitag, Dietmar Student: Porsche-Clan. In: Manager Magazin. Nr. 6/2005, 7. Juli 2005 (Artikelarchiv).
- Thomas Lau (Hrsg.): Österreichische Familien. Machthaber, Mimen und Magnaten. Böhlau Wien, 2006. ISBN 978-3-205-77543-0
- Georg Meck: Die Porsches. Ein Clan, ein Imperium. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Nr. 24, 17. Juni 2007, S. 46 (faz Artikelarchiv).
Weblinks
- Familie Porsche. In: Deutschland, deine Unternehmer. Manager-Magazin, 13. Mai 2004, abgerufen am 18. April 2009. Arne Stuhr:
- Ahnenforschung Familie Porsche. Abgerufen am 18. April 2009. Gerrit Speek:
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Milliardäre. Aldi-Brüder hängen Porsche-Clan ab. In: FOCUS Online. FOCUS, 10.10.08, 12:24, S. Finanzen, abgerufen am 6. Mai 2009.
- ↑ Heinz Bayer, Anton Kaindl: Pinzgau ist Porsche-Land. In: Salzburger Nachrichten. 23. August 2007, Lokalteil. Zit. n. Porsche und Piëch. In: SalzburgWiki. SN, abgerufen am 6. Mai 2009 (wiki).
- ↑ 3,0 3,1 Salzburg ist Porsche-Land – oder zumindest fast. In: Salzburger Nachrichten. 6. Mai 2009, Wirtschaft, S. 15 (SN-Artikelarchiv).