Ferschnermühle (Traiskirchen)

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Ferschnermühle im Herbst 2016

Die Ferschnermühle ist eine ehemalige Wassermühle zwischen Traiskirchen und Möllersdorf (früher Hochmühlstraße 10, heute Hochmühlstraße 22). Ihr Name änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. So wurde sie auch Judenmühle, Hofbäcksche Mühle oder Hochmühle genannt. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1392, wo Johann von Melk, Pfarrer von Draiskirchen, in einem Kaufbrief über die Judenmühle von Draiskirchen aufscheint.

Geschichte

Im Mittelalter mussten die Juden außerhalb der Ortsgrenze übernachten und wurden vermutlich in dieser Mühle untergebracht (daher der Name Judenmühle). Aufgrund mündlicher Überlieferungen führte ein Weg an der Mühle vorbei in Richtung Trumau, Ebreichsdorf und weiter nach Ödenburg.

Anno 1714 kaufte Michael Hangleithner aus Groß Gerungs von Ferdinand Eberl, königl. Mund- und Hofbäck, die sogenannte „Hofbäcksche Mühle“ um den Preis von 6000 Gulden.

Das Haus bestand damals aus zwei ebenerdigen Gebäuden, einem Mühlentrakt und einem Wohntrakt mit zwei Zimmern, einer Küche und einem begehbaren Brunnen im Keller. 1817 verwüstete ein Brand die gesamte Mühle. Beim Wiederaufbau wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um einen dem Zeitgeschmack entsprechenden Herrensitz zu errichten. Die Einfahrt wurde verbaut und durch eine Terrasse ersetzt. Auf den klassizistischen Mauervorsprüngen wurden vier Steinfiguren, die die vier Jahreszeiten darstellen und vermutlich aus dem Jagdschloss Möllersdorf stammen, aufgestellt. Im neu angelegten Park mit vielen Pappeln, den Bäumen Napoleons und der neuen Zeit, wurde ein kleines Biedermeier Salettl errichtet. Mühle und Wohngebäude wurden aufgestockt und ein neuer Wirtschaftstrakt angebaut. Im Hof entstand ein achteckiger, zweigeschossiger Taubenschlag im italienischen Stil.

Anno 1849 kam der Josef Ferschner, ein Lehrer aus dem Waldviertel nach Traiskirchen und heiratet[1] Elisabeth Hangleithner, die Erbin des Anwesens. Seit dieser Zeit hat sich der Name "Ferschnermühle" eingebürgert. 1854 wurde die Ferschnermühle zu einer Kunstmühle umgebaut und erhielt drei Turbinen mit 10 PS, drei Mahlgänge, eine Kopperei, einen Stauber und eine Grießputzmaschine des Erfinders Ignaz Paur, sowie sechs Maschinen. Die Mühle hatte nun eine Jahreskapazität von 260 Tonnen Weizen und Korn. Das Getreide kam aus Ungarn und dem Marchfeld, wurde vermahlen und das Mehl in Wien abgesetzt. In der Mühle waren ein Mehlführer und drei Gehilfen beschäftigt, im Wiener Depot eine Mehlverschleißer.

Josef Ferschner war auch Bürgermeister und Ehrenbürger von Traiskirchen, der in seiner Amtszeit 1873 die Schule und 1884 den ersten Kindergarten in der Stadt eröffnete. Nach seinem Tod[2][3] 1886 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und verschiedene Gewerbebetriebe nutzten die Wasserkraft des 34 PS starken Wasserrades. Die Firma Gatter & Friedel nutzte sie bis 1939. Anno 1967 wurden die Reste des Wasserrades abgebaut und der Zulauf des Badener Mühlbaches an dieser Stelle eingeebnet. Im selben Jahr wurde das Wasserrecht nach 600 Jahren gelöscht.

1954 wurde die Mühle durch einen Großbrand zerstört[4]. Der Nachfahre Friedrich Ferschner und seine Gattin Herta bemühten sich danach um den weiteren Erhalt des Familienbesitzes. Nach dessen Tod gelangte die Mühle in das Eigentum des Baumeisters Erich Happenhofer, der das Anwesen renovierte und zum 600-jährigen Jubiläum anno 1992 in neuem Glanz erstrahlen ließ.

Literatur

Aus unserer Chronik. In: Badener Zeitung, 25. März 1944, 25. März 1944, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt

Einzelnachweise

Weblinks

 Ferschenrmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

48.01889416.301873Koordinaten: 48° 1′ 8″ N, 16° 18′ 7″ O