Johann Andreas von Liebenberg

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Johann Andreas von Liebenberg, Bürgermeister von Wien während der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (1683), zeitgenössisches Porträt, um 1680

Johann Andreas von Liebenberg (* 29. November 1627 (Taufdatum); † 9./10. September 1683, in Wien[1], auch Johann Andreas Liebenberger zu Liebenberg, war Bürgermeister der Stadt Wien[A 1]. Aufgrund seiner Verdienste um die Verteidigung der Stadt Wien während der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" gilt er als einer der bedeutendsten Bürgermeister von Wien.

Herkunft und Familie

Johann Andreas von Liebenberg entstammte einer in der Stadt Wien ansässigen Familie. Sein Vater war der Hofkanzleiregistrator Johann Liebenberger († März 1630, in Wien), der mit seiner Familie 1622 in den Adelsstand erhoben worden war und sich seit damals Johann Liebenberger zu Liebenberg oder Johann von Liebenberg nannte. Seine Mutter war Barbara Liebenberger, geborene Rostochk (* um 1588, in Krems; † 12. Dezember 1665, in Wien).[1] Johann Andreas von Liebenberg hatte am 29. April 1653 in Wien Rosina Judith Bänkhl (* um 1625; † 18. Oktober 1704, in Wien), die Tochter von Wolf Georg Bänkhl († vor 1653) aus dessen Ehe mit Barbara Magdalena Setz von Wald, der Tochter eines Landschaftsbedienten des Erzherzogtums Österreich "ob der Enns", geheiratet.[2]

Leben

1652 trat er als "gemainer Stadtexpeditor" in die Dienste der Stadt Wien. 1654 wurde er Mitglied des Äußeren Rates der Stadt Wien. 1660-1665 war Oberraithandler. Durch diese Stelle rückte er zum Vorgesetzten der städtischen Rechnungsbeamten auf, der auch für die Verwaltung der Waisengelder zuständig war. Wegen einer beträchtlichen Verringerung dieser Geld kam es in den 1670er-Jahren zu einer Untersuchung, in deren Verlauf sich Johann Andreas von Liebenberg 1678 zur Refundierung des festgestellten Betrags verpflichtete. Von einem Prozess wurde Abstand genommen wurde.[2]

1665-1675 war Johann Andreas von Liebenberg Beisitzer des Wiener Stadtgerichtes. 1676 wurde er in den Inneren Rat der Stadt Wien gewählt, 1678-1680 war er der Stadtrichter von Wien. Auch bei der Stadtrichter-Amtsrechnung ergaben sich Schwierigkeiten.[2]

Während des Pestjahrs 1679 erwarb sich Johann Andreas von Liebenberg jedoch große Verdienste, als er freiwillig anstelle des damaligen Bürgermeisters Daniel Lazarus Springer in das "Collegium sanitatis" (Sanitätskollegium) eintrat, dem die Überwachung und Durchführung der Seuchenbekämpfung übertragen waren. Hier arbeitete er mit dem Arzt Paul von Sorbait zusammen, der auch seine persönliche ärztliche Betreuung übernahm und 1683 auch die Totenbeschau durchführte. Als Anerkennung für seine Verdienste während dieser Pestepidemie wurde Johann Andreas von Liebenberg 1680 der Titel des kaiserlichen Rates verliehen und die Stadt Wien überreichte ihm eine Ehrengabe von 300 Gulden.[2]

1680 wurde er Johann Andreas von Liebenberg zum Bürgermeister der Stadt Wien gewählt, ein Amt, dass er bis zu seinem Tod ausübte.[1] In seine Amtszeit fällt die Zweite Wiener Türkenbelagerung, während der er in der Stadt ausharrte.[1] Dort überwachte er persönlich die Verteidigungsvorbereitungen, Schanzarbeiten und die Organisation der Bürgerwehr, wobei er von einigen Männern, darunter Daniel Fockhy und Simon Stephan Schuster, untestützt wurde, die ihm später als Bürgermeister nachfolgen sollten.[2] Dank seiner Maßnahmen gelang es ihm die Stadt Wien trotz katastrophaler Bedingungen (Lebensmittelnot, Seuchen etc.) bis zum Entsatz zu halten. Wenige Wochen vor der Schlacht am Kahlenberg (12. September 1683) erkrankte er im August 1683 an der Ruhr. Er starb in der Nacht vom 9. zum 10. September 1683.[2]

Diverses

Johann Andreas von Liebenberg wurde in der Kirche St. Stephan getauft. Er kaufte später in Wien das Haus "Zum Schwarzen Rössl".[2]

Erinnerungen an Johann Andreas von Liebenberg

Das Liebenberg-Denkmal befindet sich in Wien an der Ringstraße in der Nähe des Burgtheaters und der Universität
  • An Johann Andreas von Liebenberg erinnert heute das von Johann Silbernagel geschaffene Liebenbergdenkmal (Auftragserteilung am 17. März 1887, Enthüllung am 12. September 1890), gegenüber der Wiener Universität an der Wiener Ringstraße.[3]
  • An der Fassade seines Sterbehauses (Am Hof 7, 1. Wiener Gemeindebezirk erinnert eine Gedenktafel an ihn.[2]
  • 1865 wurde im 1. Wiener Gemeindebezirk nach dem Abbruch der 1561 erbauten Kurtine zwischen Stubentor und Braunbastei (1862) und der Zuschüttung des Grabens im Zuge der Cobdengasse eine neue Gasse angelegt, die Liebenberggasse, die nach ihm benannt wurde.[4]
  • Johann Andreas von Liebenberg ist eine der Figuren der Wiener Ankeruhr, einer Spieluhr, die Teil des Hauses der Helvetia-Versicherung, Wien 1, Hoher Markt 10-11, ist und 1915 erstmals in Betrieb genommen wurde. Seinen täglichen Auftritt hat er von 8 bis 9 Uhr, begleitet von dem Lied "O du lieber Augustin".

Johann Andreas von Liebenberg in Sage und Legende

Über den Tod von Johann Andreas von Liebenberg wird berichtet, dass er seinen letzten Atemzug tat, während der Kampf auf der Löwelbastei am stärksten tobte, aber die Leuchtraketen des Entsatzheers über dem Kahlenberg[A 2] schon zu sehen waren.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Liebenberg Johann Andreas von, Website Stadt Wien, Wiener Bürgermeister - Lebensdaten, abgerufen am 25. Dezember 2018
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Liebenberg Johann Andreas von. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 54.
  3. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Liebenbergdenkmal. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 54.
  4. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Liebenberggasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 54.

Anmerkungen

  1. Wien war seit dem 17. Jahrhundert die Hauptstadt des Reiches der Habsburger. Das Areal der Stadt umfasste damals im Wesentlichen nur den späteren 1. Wiener Gemeindebezirk. Die übrigen Wiener Bezirke entstanden durch Eingemeindung nach Wien zwischen 1840 und 1955.
  2. Die Schlacht fand auf dem heutigen Leopoldsberg statt, der damals noch Kahlenberg hieß und erst wenig später in Leopoldsberg umbenannt wurde. Der heutige Kahlenberg wurde damals als "Sauberg" oder "Schweineberg" bezeichnet, vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!). Kral-Verlag, Berndorf, 2015, ISBN 978-3-99024-372-5, S. 36
VorgängerAmtNachfolger
Daniel Lazarus SpringerBürgermeister von Wien
1680–1683
Simon Stephan Schuster
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