Katholische Österreichische Hochschulverbindung Nordgau Wien

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Katholische Österreichische Hochschulverbindung Nordgau Wien

Wappen Zirkel
Nordgau.jpg NdW Zirkel.png
Basisdaten
Gründung: 26. März 1900
Gründungsort: Wien
Korporationsverband: ÖCV
Kürzel: NdW
Farben: violett-weiß-gold
Mütze: gelbe Tuchmütze im Halbschlappformat
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Vaterland und Glaube!
Mitglieder insgesamt: 370
Website: www.nordgau.at

Die Katholische Österreichische Hochschulverbindung Nordgau Wien (K.Ö.H.V. Nordgau Wien) ist eine im Jahr 1900 in Wien gegründete katholische Studentenverbindung. Sie ist Mitglied des Österreichischen Cartellverbands (ÖCV).

Geschichte

Vorgeschichte

Im Wintersemester 1899 wurde am Burschenconvent der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Austria Wien die Gründung einer Landsmannschaft als Sammelbecken der deutschsprachigen Studenten aus den Ländern der Wenzelskrone (Böhmen, Mähren, Schlesien) beschlossen. Allen voran ist Albert Erhard zu nennen, der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät war und katholisches Couleurstudententum an der Universität Wien aufbauen und fördern wollte. So wurde versucht katholisches Couleurstudententum als bewusste Gegenposition zu den sich an den Universitäten in überwältigender Mehrheit befindlichen schlagenden Burschenschaftern und Corpsstudenten zu stärken.

Gründung, Namenswahl und die ersten Jahre

Am 26. März 1900 erfolgte die behördliche Bestätigung der Gründung Nordgaus. Dieser Bescheid aus dem Jahre 1900, der als eigentliche Gründungsurkunde gilt, wird im Verbindungsarchiv aufbewahrt. Die Gründer wählten den Namen Nordgau, weil die Verbindung in den ersten Jahren als Landsmannschaft bloß Studenten aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien, also aus den nördlichen Gebieten der Donaumonarchie, aufnahm. In dieser Zeit erfolgten auch eigenständige Bewegungen, einen Cartellverband auf österreichischem Boden zu gründen, durch die katholischen Studentenverbindungen Austria, Rudolfina, Tirolia, Kürnberg gemeinsam mit Nordgau. Dieser wurde schließlich 1906 unter dem Vorort Nordgau aufgelöst, worauf diese Verbindungen dem Cartellverband der katholisch deutschen Studentenverbindungen (CV) beitraten. Da es das Cartellrecht des CV untersagte Studenten nur aus bestimmten Ländern aufzunehmen, musste Nordgau das landsmannschaftliche Prinzip aufheben.

Bald schon erhielt Nordgau eine eigene Fahne, welche heute im Dorotheum in Wien aufbewahrt wird. Bei feierlichen Anlässen kommt ein exaktes Duplikat dieser Fahne zum Einsatz. Als Fahnenpatin fungierte Sophie Fürstin von Hohenberg, die 1914 gemeinsam mit ihrem Gatten, Erzherzog Franz-Ferdinand, dem Attentat von Sarajevo zum Opfer fiel.

Zwischenkriegszeit

1921 konnte Nordgau zwei Tochterverbindungen gründen, die bis zum heutigen Tag Bestand haben: am 18. Jänner wurde in Wien Alpenland (damals noch Austro-Danubia genannt), am 24. Juli in Prag Nordgau-Prag gegründet. Diese zweite Gründung sollte ein Ausdruck der Verbundenheit mit der Heimat darstellen. Aufgrund der Vertreibung der Sudeten nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Beneš-Dekrete musste Nordgau Prag die Tschechoslowakei verlassen und verlegte daraufhin seinen Sitz nach Stuttgart. 2003 erfolgte der Umzug nach Koblenz. Bis in die Gegenwart bestehen sehr gute freundschaftliche Kontakte Nordgau Wiens zu beiden Töchterverbindungen.

1929 verlieh Nordgau dem damaligen Rektor der Universität Wien, Theodor Innitzer, die Ehrenmitgliedschaft. Eben dieser wurde später zum Fürsterzbischof von Wien geweiht und zum Kardinal kreiert. Er folgte Friedrich Gustav Piffl im Amte nach, der ebenfalls Ehrenmitglied Nordgaus war.

Als Anfang der 1930er Jahre die nationalsozialistische Gleichschaltung auch den CV zu vereinnahmen drohte, erklärten die österreichischen Verbindungen, die sich diesem Prozess entziehen wollten, am 10. Juli 1933 die Abschaltung vom CV und gründeten den Österreichischen Cartellverband (ÖCV).

Im Jahr 1936 wurde Nordgau zum Vorort des ÖCV, also dessen vorsitzender Verbindung gewählt. Als Vorortspräsident fungierte der Medizinstudent Bruno Simlinger, der allerdings wegen Unstimmigkeiten mit der Vaterländischen Front, allen voran mit Kurt Schuschnigg (AIn) vom Amt zurücktrat. Ihm folgte der Nordgauer und spätere Unterrichtsminister Heinrich Drimmel nach.

Verboten und verfolgt

Ebenso wie andere katholische Verbindungen nahm Nordgau die sogenannten Rudolfinabeschlüsse an, wonach kein Mitglied der Verbindung auch Mitglied der NSDAP oder einer anderen nationalsozialistischen Organisation sein durfte. Folglich wurden alle Verbindungen verboten. Im März 1938 wurde die Bude (Verbindungsheim) am Kohlmarkt von der SA gestürmt und war somit nicht mehr zugänglich. Einigen Bundesbrüdern gelang es sich unbemerkt hineinzuschleichen, um einige Wichsen sowie die Verbindungsfahne zu retten, die 1945 das Fundament für Wiedergründung bildeten. Wie alle anderen Verbindungen wurde auch Nordgau in den Jahren der nationalsozialistischen Terrorherrschaft 1938-1945 verboten und seine Mitglieder verfolgt, der ÖCV musste aufgelöst werden. Einige CVer bildeten die Widerstandsbewegung Standarte 105 („CV“ als römisches Zahlenzeichen besitzt den Zahlenwert 105).

Im Privaten ist besonders die Widerstandstätigkeit gegen das NS-Regime des Nordgauers Arthur Lanc hervorzuheben. Gemeinsam mit einem Freund konnte er Medikamente abzweigen und an bedürftige Juden weitergeben. Außerdem half er auch drei Juden aus einem Gmünder Lager zu entkommen. Für seine Verdienste an diesen wurde ihm gemeinsam mit seiner Frau Maria Lanc der Ehrentitel "[Gerechter unter den Völkern" verliehen.

Von der Nachkriegszeit in die Gegenwart

Nach der Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft versammelte sich Nordgaus Altherrenschaft am 19. Juni 1945 um über das Wiedererstehen der Verbindung zu beraten. Am Cumulativconvent (Generalversammlung) am 15. Oktober 1945 wurden diese Bemühungen weitergeführt. Seitens der Vereinsbehörde wurde am 29. Mai 1946 die 1938 verfügte Auflösung der Verbindung aufgehoben, nachdem schon am 31. März 1946 ein Wiederbegründungsfest auf Einladung des Wiener Fürsterzbischofs Theodor Innitzer im erzbischöflichen Palais stattgefunden hatte. Für kurze Zeit musste Nordgau allerdings den Namen Ferdinandea führen, bis sich die Vereinsbehörde überzeugen ließ, dass der schon seit 1900 geführte alte Name mit den belasteten Namensbestandteil “-gau” in keiner Weise mit dem NS-Gedankengut in Zusammenhang steht.

Großangelegte Bemühungen hatten ein glänzendes 50. Jubelstiftungsfest im Jahre 1950 unter der Leitung des späteren Rektors der Universität Wien, Richard Georg Plaschka, zur Folge, und die Verbindung blühte in diesen ersten Nachkriegsjahren langsam wieder auf.

1986 musste die Bude im Looshaus am Michaelerplatz aufgeben werden, Nordgau fand eine neue Heimstatt an seiner aktuellen Adresse im neunten Wiener Gemeindebezirk. Einen großen Verlust für Nordgau bedeutete im November 1989 der Tod von Fürst Franz Josef II. v.u.z. Liechtenstein, der seit seiner Rezeption 1927 Nordgau stets eng verbunden blieb, wie die Verbindung noch 1986 durch die Gründung einer „Fürst-Franz-Josef-Stiftung“ deutlich dokumentiert hatte. Ebenfalls 1989 empfing Heinrich Drimmel die höchste Ehrung des ÖCV, das Ehrenband „in vestigiis Wollek” . Im Jahr 2000 wurde gemeinsam mit der Schwesterverbindung Kürnberg das 100. Stiftungsfest gefeiert, in dessen Rahmen Kürnberg und Nordgau Freundschaftsbänder tauschten.

Engagement im ÖCV

Nordgau führte sechsmal den Vorort (Vorsitz) des Cartellverbandes: 1906/1907, 1936/1937, 1960/1961, 1961/1962, 1989/1990, 1994/1995. Außerdem war Nordgau im Personenvorort 2004 beteiligt.

Sechsmal übernahm die Verbindung das Präsidium im Wiener Cartellverband, einem Zusammenschluss der in Wien ansässigen ÖCV-Verbindungen: 1909/1910, 1918/1919, 1931/1932, 1948/1949, 1956/1957, 2003/2004.

Des weiteren gestalteten viele Nordgauer über Jahrzehnte die Arbeit im ÖCV in verschiedenen Funktionen und Ämtern maßgeblich mit.

Couleur, Wahlspruch und Wappen

Wappen der K.Ö.H.V. Nordgau

Die Farben der Verbindung sind violett-weiß-gold. Burschen tragen ein Burschenband in diesen Farben, Fuxen ein Fuxenband in violett-weiß. Kopfcouleur ist eine gelbe Tuchmütze im Halbschlappformat.

Wie bei allen Verbindungen des ÖCV und und des CV bilden die Grundlagen der Verbindung die Prinzipien religio, patria, scientia und amicitia. Der Wahlspruch der Verbindung, an dem die Mitglieder der Verbindung ihr Handeln orientieren, lautet „Vaterland und Glaube!“

Der Schild des Wappens ist geviert mit einem Herzschild:

  • Viertel links oben: in violett ein flammendes, nach oben spitzes Dreieck mit einem darin eingezeichneten Auge. Dies ist ein Symbol für die göttliche, heilige Dreifaltigkeit und symbolisiert das Prinzip religio.
  • Viertel rechts oben: am Spalt: rechts in blau ein bewehrter und bekrönter, von rot und gold geschachteter Adler, links in gold ein rot bewehrter und bekrönter schwarzer Adler mit silberner Flügelspange, die in der Mitte ein Kreuz und am Ende ein dreiblättriges Kleeblatt trägt: Der linke Adler symbolisiert die Verbundenheit zum Land Mähren, der rechte die zum Land Schlesien. Dies stellt gemeinsam mit dem (böhmischen) Löwen in der Helmzier das Prinzip patria dar.
  • Viertel links unten: in rot ein Schwert, darüber ein Buch und ein Äskulapstab. Dies steht für die Wissenschaft und symbolisiert somit das Prinzip scientia.
  • Viertel rechts unten: in weiß zwei durch einen Kranz aus Blumen hindurch ineinandergreifende Hände. Sie stehen für die lebenslange Freundschaft und Verbundenheit durch die Verbindung - das Prinzip amicitia.
  • Der Herzschild: zweimal (von rechts) schräggeteilt, von oben in den Farben violett-weiß-gold, in den Schild ist der Zirkel Nordgaus eingezeichnet
  • Die Helmdecke: rechts gold-violett, links weiß-violett
  • Die Helmzier: ein gold bekrönter und schwarz geflügelter silberner Löwe. Dies ist der böhmische Löwe, der gemeinsam mit dem mährischen und dem schlesischen Adler im Schild wieder das Prinzip patria symbolisiert.

Bekannte Mitglieder

Freundschaftsverbindungen

Ein besonderes Freundschaftsverhältnis verbindet Nordgau mit folgenden Verbindungen:

  • Austria Wien im ÖCV (Mutterverbindung)
  • Alpenland Wien im ÖCV (Tochterverbindung)
  • Nordgau Prag (zu Stuttgart) zu Koblenz im CV (Tochterverbindung)
  • Kürnberg Wien im ÖCV (Schwesterverbindung)
  • Ferdinandea Prag zu Heidelberg im CV
  • Aargau Wien im ÖCV (Schwesterverbindung)
  • Saxo-Bavaria Prag zu Wien im ÖCV
  • Mercuria Wien im ÖCV
  • Sängerschaft Waltharia Wien im ÖCV (Schwesterverbindung)
  • Capitolina Rom im CV

Rezeption in der Gegenwart

Die Verbindung wird vom Publizisten Paul Lendvai in seinem Buch Mein Österreich erwähnt und unter die einflussreichsten ÖCV-Verbindungen gereiht: „Die einflussreichsten Verbindungen waren und sind die "Norica" (Raab, Figl, Withalm und Mock), die "Bajuvaria" (Klestil, Taus), die "Austria Wien" und die "Nordgau".“[1]

Literatur

  • Gerhard Hartmann: Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich, Kevelaer 2006.
  • Paul Lendvai: Mein Österreich. 50 Jahre hinter den Kulissen der Macht, Salzburg 2007.
  • K.Ö.H.V. Nordgau Wien: 90 Jahre Nordgau, Wien 1990.
  • K.Ö.H.V. Nordgau Wien: Das Band, das uns umschlingt. Nordgau 1900–2000, Wien 2000.
  • K.Ö.H.V. Nordgau Wien – K.D.St.V. Nordgau Prag zu Koblenz: „Wenn ich aus der Fremde komme…“. 200 Jahre Nordgau, Wien 2011.

Einzelnachweise

  1. Paul Lendvai: Mein Österreich. 50 Jahre hinter den Kulissen der Macht, Salzburg 2007, S. 113.

Weblinks

 Katholische Österreichische Hochschulverbindung Nordgau Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

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