Konrad Hölzler der Jüngere

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Die frühere Burg Pöggstall mit der Pfarrkirche St. Anna, heute

Konrad Hölzler der Jüngere, auch Holzler oder Hölzer (* um 1415, in Wien; † nach 5. Mai und vor dem 7. Dezember 1478[A 1]), war Bürgermeister der Stadt Wien.

Herkunft und Familie

Konrad Hölzler der Jüngere war der älteste Sohn von Konrad Hölzler dem Älteren, einem Wiener Bürgermeister, aus dessen Ehe mit Katharina von Haunstein. Das Wappen seiner Familie zeigt einen silbernen Schild mit drei roten "windische" Hüten (oder Rundschilde) übereinander, auf dem Helm ist der Kopf eines bärtigen Mannes mit Eselsohren dargestellt.[1]

Verheiratet war Konrad Hölzler der Jüngere mit Margret (Margarethe) Kienberger (nachgewiesen erstmals 1472, † vor 1506), die nach seinem Tod noch zwei weitere Ehen einging, zunächst mit Ulrich Permann und dann mit dem Freiherr Christoph von Topel (nachgewiesen zwischen 1488 und 1503).[1]

Leben

Konrad Hölzler der Jüngere war Kaufmann, verbrachte aber die meiste Zeit seines Lebens in landesfürstlichen und städtischen Diensten. Von 1442 bis zu seinem Tod war er Pfandherr des Marktes Herzogenburg, damals ein Besitz des Stiftes Formbach[2]. Zu seinen landesfürstlichen Verpflichtungen gehörten die Stellen als Pfleger für die Schlösser zu Neulengbach (1442-1446) und Laxenburg (1468-1478) und der Posten eines Hubmeisters im Herzogtum Österreich (später Österreich unter der Enns) (1452/1453, 1455-1457, 1472-1477).[1]

1452, 1466 und 1468 war er Ratsherr der Stadt Wien, 1450/1451 und 1455 Bürgermeister.[3]. Im Dezember 1451 wurde er als Bürgermeister "ausgetauscht", nachdem sich die Stadt Wien dem Mailberger Bund angeschlossen hatte.[4] Nach der Historia Austrialis von Enea Silvio de Piccolomini soll er als Bürgermeister 1451 gemeinsam mit dem Rat den "Kreuzzugprediger" Johannes de Capestrano, der sich damals im Herzogtum Österreich aufhielt, nach Wien eingeladen haben.[5]

Unter der "Herrschaft" von König Ladislaus Postumus zählte er zu den Hauptstützen des Grafen Ulrich II. von Cilli und war ein Gegner von dessen politischen Gegenspieler Ulrich von Eitzing[6]. 1457 wurde von König Ladislaus wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten, vermutlich aber aus politischen Gründen, in Haft genommen. Nach dessen Tod zunächst weiterhin von Kaiser Friedrich III. in Haft gehalten, wurde er erst 1459 wieder freigelassen, im Jahr darauf aber vollständig rehabilitiert. Wegen des Vermögensverlusts musste er jedoch zeitweilig das Wiener Bürgerrecht zurücklegen, sodass er erst seit 1466 wieder dem Stadtrat angehören konnte. Noch 1475 findet sich sein Name unter den Genannten des Kärntnerviertels.[1]

Nach seinem Tod wurde Konrad Hölzler im Wiener Stephansdom beigesetzt. In seinem letzten Testament am 5. Mai 1478 hinterließ er dem Büßerinnenhaus St. Hieronymus in Wien eine reiche Stiftung.[1]

Konrad Hölzler und Pöggstall

1450 kaufte Konrad Hölzler von den Liechtensteinern die Burg Pöggstall "samt Zubehör"[A 2]. Im selben Jahr wurde er mit dieser von Friedrich III. belehnt, der damals als Vormund für [König Ladislaus das Herzogtum Österreich regierte. Im Folgejahr erwarb Konrad Hölzler gemeinsam mit seiner Mutter und seinen jüngeren Brüdern von Friedrich III. das Recht, in Pöggstall am Tag des Heiligen Ägydius (1. September) einen Jahrmarkt abhalten zu dürfen und wenig später das Recht zur Abhaltung eines Wochenmarktes. Die Belehnungen des späteren Kaisers wurden von König Ladislaus 1456 bestätigt. Im Herbst des Folgejahres eröffnete dieser jedoch, im Zusammenhang mit der Verhaftung von Konrad Hölzler, einen Kriegszug gegen diesem, bei welchem die Burg Pöggstall belagert wurde. Nach dem Tod von König Ladislaus und seiner Aussöhnung mit Friedrich III. als dessen Nachfolger wurde Konrad Hölzler von diesem erneut mit der Burg und der Herrschaft Pöggstall belehnt. Konrad Hölzler verblieb bis zu seinem Tod im Besitz der Herrschaft Pöggstall. Spätestens unter ihm wurde die neue Kirche St. Anna beim Schloss erbaut, welche die damals noch außerhalb von Pöggstall gelegene Kirche St. Anna im Felde als Pfarrkirche für Pöggstall ablöste. Als Inhaber der Herrschaft war Konrad Hölzler auch im Besitz des Patronats der Pfarre. Unter ihm wurden der Markt Pöggstall, die Burg und die Marktkirche St. Ägyd ausgebaut.[7]

Ehrungen

Konrad Hölzler der Jüngere wurde 1438 gemeinsam mit seinem Vater in den Ritterstand erhoben.[1]

Gedenkstätten

Niederösterreich

  • Pöggstall: In der Filialkirche St. Anna im Felde enthält die Rotmarmorplatte der Altarmensa eine Bauinschrift und das Wappen von Konrad Hölzler den Jüngeren.[8]

Salzburg

  • Tamsweg: An Konrad Hölzler den Jüngeren erinnert ein Glasfenster mit seinem Porträt in der Leonhardskirche in Tamsweg, das 1434 geschaffen wurde.[1]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Hölzler, Konrad (der Jüngere). In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 259. digital
  • Peter Trawnicek: Pöggstall und die Grabdenkmäler in der Kirche St. Anna im Felde. In: Sbornik Praci filozoficke fakulty brnenske univerzity studia facultatis philosophicae universitatis brunensis C 49, 2002. S. 271-291 [https://digilib.phil.muni.cz/bitstream/handle/11222.digilib/101925/C_Historica_49-2002-1_18.pdf?sequence=1 digital
  • Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Hölzler, Konrad (der Jüngere). In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 259.
  2. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 18
  3. vgl. Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396–1526, 1988, S. 214
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 146
  5. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 143ff.
  6. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 576.
  7. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 18ff.
  8. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 20

Anmerkungen

  1. Hinweise bei Felix Czeike (Hrsg.): Hölzler, Konrad (der Jüngere). In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 259. und Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 19 und S. 20
  2. Ein Irrtum, der bis heute durch das Internet geistert, dürfte auf eine Verwechselung zurückzuführen sein, die im 19. Jahrhundert entstand und von der damaligen Geschichtsforschung (und auch in der Belletristik) übernommen wurde. Nach dieser war nicht Konrad Hölzler, sondern Wolfgang Holzer der Besitzer von Schloss und Herrschaft Pöggstall. Dabei handelt es aber sich um eine Verwechslung der beiden Wiener Bürgermeister.
VorgängerAmtNachfolger
Hans StegerBürgermeister von Wien
1450 / 1451
Oswald Reicholf
VorgängerAmtNachfolger
Oswald ReicholfBürgermeister von Wien
1455
Niklas Teschler