Konrad von Abenberg

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Wappen der Grafenfamilie von Abenberg

Erzbischof Konrad (I.) von Salzburg (* im 10. Jahrhundert, um 1075; † 9. April 1147, im Lungau), auch Konrad von Abenberg, herrschte als Erzbischof von Salzburg über Teile der heutigen Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten. Er war einer der bedeutendsten Salzburger Erzbischöfe und gilt der heutigen Forschung als großer Organisator und Reformator der Salzburger Kirche. Neben dem Ausbau der Stadt Salzburg, führte er eine großangelegte Kirchenreform in seinem Erzbistum durch und verstärkte außerdem die Herrschaft seines Erzstiftes durch den Ausbau von wichtigen Burgen und Orten. Das von ihm geschaffene Burgensystem hatte über mehrere Jahrhunderte bestand. Die meisten der von ihm geförderten Dienstleute begründete Familie, die ebenfalls über mehrere Jahrhunderte die Geschichte des heutigen Bundeslandes Salzburg mitbestimmten.

Herkunft

Erzbischof Konrad (I.) von Salzburg entstammte der fränkischen Grafenfamilie der Abenberger.[1]

Leben

Die Festung Hohenwerfen heute. Sie zählte zu jenen Burgen, welche unter Erzbischof Konrad (I.) zu "uneinnehmbaren" Festen ausgebaut wurden und war einer seiner wichtigsten Stützpunkte der Herrschaft über das Hochstift Salzburg.

Erzbischof Konrad (I.) war seit 1106 Erzbischof von Salzburg und behauptete sich in dieser Position bis zu seinem Tod. 1112 wurde er durch die Opposition der Ministerialen[A 1] des Erzstiftes Salzburg vertrieben und verbrachte etwa ein Jahrzehnt im Exil in Sachsen. Nach seiner Rückkehr nach Salzburg begann er mit einer großangelegten Kirchenreform seines Erzbistums.[1] Das bedeutende Amt des Burggrafen der Feste Hohensalzburg (heute Teil der Stadt Salzburg), das bisher stets mit Edelfreien[A 2] besetzt worden war, übertrug er nun an Dienstleute und Ministeriale, die ihre Position ausschließlich ihm verdankten. In der Folge wurde der Burggraf von Hohensalzburg der Anführer der Ministerialen, der unter Konrads Nachfolgern oft als der eigentliche Herr des Erzstiftes Salzburg fungieren sollte. Ebenso begann er damit auch andere wichtige Ämter des Erzstiftes an diese zu vergeben und nicht mehr Edel- und Hochfreien.[2]

Die weltliche Herrschaft in seinem Erzstift stellte er auf eine neue Grundlage, indem er die bereits vorhandenen Burgen bei der Stadt Salzburg und wichtige Orte in den heutigen Bundesländern Steiermark und Kärnten, darunter die Festen Hohensalzburg (heute Teil der Stadt Salzburg) und Hohenwerfen (heute Teil der Gemeinde Werfen) sowie Friesach zu "uneinnehmbaren" Wehrbauten ausbauen ließ. In Leibnitz und Deutschlandsberg ließ er neue Burgen[A 3] erbauen. In der Familie der Burggrafen von Leibnitz fand Erzbischof Konrad (I.) mit Bischof Roman (I.) († 1167), der Konrads früheren Mitarbeiter Hiltepolt († 1131) als Bischof von Gurk nachgefolgt war, einen der wichtigsten Helfer und Mitstreiter. Diese Familie stellte später außerdem mit Bischof Roman (II.) († 1179) einen weiteren Bischof von Gurk und mit Friedrich (III.) († 1138) sogar einen Erzbischof von Salzburg.[1] Weitere Adelsfamilien, welche zu seinen wichtigsten Mitarbeitern zählten, waren die Herren von Tann und die Freien von Katsch. An der Landeserschließung seines Hochstiftes beteiligte Erzbischof Konrad (I.) auch sein Domkapitel und die Abtei St. Peter (in Salzburg) mit ihren Eigenleuten.[3]

1142 schenkte Bischof Altmann von Trient († 1149) aus der Grafenfamilie von Lurn dem Erzstift Salzburg die im Drautal bei Pusarnitz gelegene Burg Hohenberg (heute Teil der Gemeinde Lurnfeld) und den Großteil seiner Eigengüter, darunter die Herrschaften Feldsberg (heute ebenfalls Teil der Gemeinde Lurnfeld), Sachsenburg (heute Teil der gleichnamigen Gemeinde), Stall (heute Teil der gleichnamigen Gemeinde) und den südlichen Teil der Grafschaft Gmünd. Durch diese Schenkung konnte Bischof Konrad (I.) die Stellung seines Erzstiftes entlang der wichtigen Verkehrsverbindung über den Katschberg ausbauen.[3]

Nach seinem Tod wurde Eberhard von Biburg zu seinem Nachfolger gewählt, der bereits zu Lebzeiten als "Heiliger" verehrt wurde.[4]

Orte mit Bezug zu Erzbischof Konrad (I.) im heutigen Österreich

Kärnten

  • Friesach: Um 1125/30 richtete Erzbischof Konrad (I.) auf dem Petersberg eine erzbischöfliche Münzstätte ein und ließ in dieser die sogenannten Friesacher Pfennige prägen, welche als Währung auch außerhalb seines Herrschaftsgebietes Bedeutung erlangen. Die Erwerbung und Behauptung des Marktes Friesach zählte zu den vorrangigen politischen Zielen des Erzbischofs, welcher die dortige Festung entsprechend ausbauen ließ, sodass sie nach Mitteilung eines zeitgenössischen Chronisten eher dem Wohnsitz eines Kaisers als dem eines Bischofs entsprach.[2]

Salzburg

  • Salzburg: Unter Erzbischof Konrad (I.) sind erstmals zu Beginn des 12. Jahrhunderts Bürger ("cives"), ein Stadtrichter und eine "Bürgerzeche" mit karikativer Zielsetzung für die Stadt Salzburg genannt. Während seiner Herrschaft erhielt die Stadt um 1120/1130 ihre erste Stadtummauerung.[5]
  • Werfen: Unter Erzbischof Konrad (I.) wurde die Burg Hohenwerfen, welche als Sperre für das Salzachtal von Bischof Gebhard († 1088) erbaut worden war und als solche den Zugang zum Pinzgau und zum Radstädter Tauernpass sicherte, zur uneinnehmbaren Feste ausgebaut. Als Burggrafen setzte der Erzbischof zunächst eine Familie ein, die sich nach dem Pongau beziehungsweise nach Hofen benannte.[1] 1163 machte der Erzbischof dann Kuno von Schnaitsee zum Burggrafen von Hohenwerfen.[6]

Literatur

  • Kurt Zeillinger: Konrad I. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1980. ISBN 3-428-00193-1. Band 12, S. 524 digital

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 351
  2. 2,0 2,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 353
  3. 3,0 3,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 352
  4. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 356
  5. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 354
  6. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 351f.

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die Edelfreien oder Hochfreien waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den Ministerialen verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.
  3. Neue Burgen ließ Bischof Konrad (I.) außerdem im heutigen Staat Slowenien in Reichenberg an der Save und Pettau an der Drau erbauen. Die Burggrafen von Pettau zählten in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Dienstleuten der Salzburger Erzbischöfe.
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