Pfarrkirche Faistenau

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Pfarrkirche Faistenau
sp. "Reitershausen", 1324–1622 Quartier der Thalgauer Hilfsgeistlichen[1]
hl. Jakobus in Pilgertracht
Altarblatt Hl. Familie, Auszugstondo hl. Georg, Vorsatzbild Mariahilf.
Altarblatt Anna lehrt Maria das Lesen, Auszugstondo hl. Leonhard
Linder-Orgel 2018

Die Kirche in der Faistenau ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Gemeinde Faistenau im Land Land Salzburg. Die Kirche gehört zum Dekanat Thalgau. Sie ist dem Apostel Jakobus d. Ä. geweiht, das Patrozinium wird am Jakobitag, dem 25. Juli, gefeiert.[2] 2004 lebten in der 1873 errichteten Pfarre von Faistenau, bei 2854 Einwohnern, 2707 Katholiken.[3]

Geschichte

Im 14. Jahrhundert erlaubte der Salzburger Erzbischof den „Edlen von Thurn“, deren Ansitz das Schloss in St. Jakob war, in der Pfarre Thalgau eine Filialkirche zu errichten. Am 1. Mai 1324 bestätigte dazu der Vicedom Heinrich von Lampoding († 1347), dass ihm die Edlen Jakob v. Thurn, sowie Jakob, Hertneid, Hermann und Ulrich, Brüder v.d. Thurn 30 Pfund Salzburger Pfennige (1 Pfund Pfenning = 1 Gulden)[4] so lange überlassen hätten, bis der Thalgauer Pfarrer einen Baugrund freigäbe, den man dann zwischen Philippi (3. Mai) und Jakobi (25. Juli) 1324 kaufen wolle, um darauf den von ihnen bereits gestifteten Bau einer Kirche in der Geswant (= im Rodungsgebiet) auszuführen.[5]

Erzbischof Friedrich III. unterzeichnete dann am Martinstag 1324 selber eine Urkunde, in der er bestätigt, dass die Edlen von Thurn in seinem Sinne die Kirche und das dazugehörende Grundstück vogteifrei gestiftet hätten, dazu auch noch einen Hof zu Reitershausen. Die Kirche sollte zur Ehre „Unserer Lieben Frau“ und „Sankt Jakob“ geweiht werden. Er verlangte, dass die Leute innerhalb des waldes, welche wegen der weiten Entfernung oft die Kirche [in Thalgau] versäumt oder wegen Schnee und Unwetter nicht besuchen konnten, in der neuen Kirche die hl. Messe besuchen sollten, nämlich die Bewohner von Faistenau (Vaistenow), Tiefbrunnau (Tevffenprunneow) und Kühleiten (Chueleuten). Überdies verpflichtete er den Thalgauer Pfarrer (1324–1395?) Ortwein[6] in Faistenau Messen zu lesen und zwar an jedem Sonntag, dem Ostertag, dem Stephanitag, zu Weihnachten, am Mittwoch der Pfingstwoche, am Frauentag sowie bei der Dult am Kirchweihtag bzw. Jakobitag; außerdem die Neugeborenen zu Taufen, Kranke zu |versehen usw. An allen anderen Tagen müssten die Faistenauer weiterhin die Pfarrkirche Thalgau besuchen. Im Weiteren ist in der Urkunde zu lesen: Hält der Pfarrer diese Ordnung nicht ein, hat er jede Versäumnis dem Domdechant mit 60 Pfg. und die dritte mit 1/2 Pfd. zu büßen, wenn der Stifter oder einer ihrer Erben mit zwei Landleuten eidlich die Säumnis bekräftigen. Der Pfarrer gelobt auch in der Pfarrkirche zu T.[halgau] am 8. Tag nach Allerseelen einen Jahrtag für die Stifter zu begehen. Das Domkapitel darf die Stiftungsgüter nicht [zur Pfarrkirche Thalgau] abziehen.[7]

Als ein Kooperator auf seinem Heimweg von Hintersee mit seinem Pferd in den Schneemassen beim Paulhäusl in Faistenau steckenblieb und elendiglich erfror, erhob das Domkapitel die Filialkirche 1622 zu einem Vikariat. Der erste Faistenauer Vikar (1622–1637), Johann Christ Stängelmayr,[8] konnte fortan in einem neu errichteten Vikariatshaus wohnen und musste nicht zurück nach Thalgau reiten. 1873 wurde das Vikariat Faistenau zur Pfarrei erhoben.

Baugeschichte der Kirche

1324

Beim Bau der ersten Kirche dürfte auch die sogenannte 1000-jährige Linde gepflanzt worden sein, um bei der Dult als Tanzlinde zu dienen. Auf Höhe des unteren Astkranzes wurde üblicherweise ein Gerüst gebaut, das dem Verziehen der Äste diente und einen Tanzboden trug. Die Linde ist erhalten und bildet den Mittelpunkt des Dorfplatzes, wie die 1324 gestiftete Kirche aussah ist nicht überliefert. Die unteren Geschosse des Turms allerdings könnten aus der Entstehungszeit der ersten Kirche sein.

1517

Die westlichen Bereiche des geosteten Baues wurden vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts errichtet, worauf auch der Dachstuhl hindeutet, denn das Holz desselben wurde um 1484 geschlägert.[9] Am 25. Juli 1517 weihte der Bischof von Chiemsee, Berthold Pürstinger, den um die Kirche liegenden Friedhof, tags darauf konsekrierte er zwei Altäre: den nördlichen, evangelienseitigen zu Ehren der drei hll. Frauen Maria, Maria Magdalena und Anna, und den südlichen, epistelseitigen zu Ehren der drei hll. Männer Georg, Markus und Florian.[10]
Bei der Weihe der Kirche 1517 war sie fast vollständig mit Fresken versehen, die durch hoch liegende Fenster belichtet wurden. Sichtbar sind noch die Wandmalereien in den Laibungen der nordseitigen Einsatznischen, und zwar in der westlichen die hll. Rupert, Virgil und Mariæ Verkündigung durch den Erzengel Gabriel, in der östlichen Szenen aus der Passion Christi: Christus vor Kaiphas und Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, dann Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und die Gefangennahme Jesu Christi.[11] Bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1948/49 legte man die übermalte Fresken mit dargestellter Datierung 1517 frei, die 1980 an den Seitenwänden aufgefundenen Fresken in Form von Ornament-Bändern wurden nicht gerettet.

1622

Die aus Thalgau zur Seelsorge kommenden Hilfspriester konnten im sog. Gaststeghäusl Quartier nehmen. Als ein Thalgauer Hilfspriester auf seinem Heimweg von Hintersee mit seinem Pferd in den Schneemassen beim Paulhäusl in Faistenau steckenblieb und elendiglich erfror, erhob das Domkapitel die Filialkirche zu einem Vikariat. Für den ersten Faistenauer Vikar (1622–1637), Johannes Christophorus Stängelmaÿr, wurden sogleich drei Baumaßnahen ergriffen: Der Neubau eines Vikariatshaus nördlich der Kirche, eine Sakristei an der Südseite des Langhauses, anliegend noch eine Nothelfer-Kapelle, die noch erhalten ist. Für diese und die Sakristei wurde die Kirchenmauer an zwei Stellen aufgebrochen: für die Sakristei für eine Tür, für die Kapelle ein großer Durchbruch in Form eines Spitzbogens.

ab 1684

Zwischen ca. 1684 und 1716 wurden das Gotteshaus umgestaltet und neu ausgestattet. Das betraf die Anschaffung zweier neuer Seitenaltäre, einer Turmuhr mit zwei Zifferblättern im Jahr 1688 und den Zubau eines neuen Chores 1691 mit anliegender neuer Sakristei. Im Westen der Kirche wurde eine freitragende Betempore eingezogen, wobei die alte Sakristeitür zugemauert wurde. Vermutlich wurden dabei auch die Fresken überstrichen.
Vermutlich in Hinblick auf einen größeren und höheren Kirchenneubau, ähnlich wie bei der Pfarrkirche zu Thalgau, erhöhte man 1707 den gotischen Kirchturm. Er erhielt ein achteckiges Glockengeschoß, das nach oben in einen dreifach gegliederten Zwiebelhelm übergeht. Bekrönt wird der Turmhelm mit einem Lothringer Kreuz, das auf einer vergoldeten Turmkugel steht. Die Helm-Zwiebeln waren später mit rot gestrichenen Holzschindeln gedeckt,[12] 1956 erhielt der Turm eine Kupferblecheindeckung, die 1976 komplett erneuert werden musste.[13] In der funktionslos gewordenen Glockenstube, mit dreibogigen Schallfenstern und doppelten romanischen Säulen,[14] wurde die von Jeremias Sauter 1688 angefertigte Turmuhr untergebracht.
Nach der Erhöhung des Kirchturms wollte man die „Neue Kirche“ realisieren, da auch schon 6000 fl. dafür angespart worden waren. Es kam aber nicht dazu. Stattdessen schlugen der Pfleger und der Pfarrer von Thalgau[15] u. a. vor, ein neues (Gewölbe) oben an dem Chore aufzubrechen, möglicherweise der Zeitpunkt, an dem die Kirche nach Osten hin mit einem vergrößerten Chor 1720[2] verlängert wurde. Im Weiteren wurden die im Scheitelpunkt der Stichkappen liegenden Fenster zugemauert und darunter große Fenster ausgebrochen. Die Kirche war bis dahin fast vollständig mit Fresken versehen, die durch die hoch liegenden Fenster belichtet wurden.

Ausstattung

Hochaltar

Der Hochaltar wurde von einem unbekannten Tischler angefertigt und 1716 von dem Maler Josef Andrä Eisl geliefert. Der Aufbau mit je einem seitlichen Säule/Pilaster-Paar erinnert an den Hochaltar der Franziskanerkirche in Salzburg. Das Altarblatt stellt die Rosenkranzspende an die am 7. Oktober 1714 gegründete Rosenkranzbruderschaft dar, die von Vikar (1714–1722)[8] Johann Michael Freundt ins Leben gerufen wurde und der vermutlich im Bild rechts als Geistlicher dargestellt ist. Flankiert wird der Altar von den Statuen der hll. Johann B. und Johann Ev., über dem Gebälk thront der Kirchen-Patron Jakob mit den Attributen Pilgerstab, Pilgerhut, Pilgerschuhen, Pilgerbuch und Pilgermantel mit Jakobsmuscheln als Besatz. 1721 lieferte der Bildhauer Paul Mödlhammer aus Neumarkt noch zwei Dachungsengel für den Altar sowie Laub und Feston-Gehänge, womit 15 Rundbilder, mit Rahmen in Blütenform (=Ringgirlanden) und verbunden mit geschnitzten Schleifen gemeint sein könnten, die jetzt oben im Bogen des Chores angebracht sind und vor 1980 um den Hochaltar angeordnet waren. Dargestellt sind die 15 Geheimnisse der drei Rosenkränze mit ihren jeweils fünf Gesätzen. Eine Sarkophag-Mensa und ein Drehtabernakel vervollständigen den Altar.[16]

Seitenaltäre

Die Entwürfe für die beiden Seitenaltäre machte der Maler Mathias Wichlhamber aus Neumarkt 1684 und sind im AES erhalten. Die Altäre sind schwarz gefasst und mit Vergoldungen versehen. Das Gebälk ruht auf jeweils zwei Salomonischen Säulen, auf denen vergoldete Weintrauben-Reliefs, einem Symbol der zwei eucharistischen Gestalten Brot und Wein, angebracht sind. Den linken Seitenaltar fertigte der Thalgauer Tischler Wolf Reitlechner 1687, den rechten der Tischler Wolf Hauser 1689/90. Das Altarblatt auf der Evangelienseite (=Frauenseite) zeigt die hl. Familie, der Tondo darüber den hl. Georg, beide gemalt von Mathias Wichlhamer. Auf der Epistelseite (=Männerseite) sieht man Maria, der ihre Mutter Anna das Lesen beibringt (gemalt nach einer Komposition von Rubens), darüber ist der hl. Leonhard zu erkennen; beide Gemälde stammen von Christof Scheen.[17]

Übrige Einrichtung

Unweit der Rosenkranzbilder hängt eine Mondsichelmadonna mit Strahlenkranz von der Decke, die von einer Gebetskette gerahmt wird, sie könnte von Simon Fries stammen. Bemerkenswert sind die Statuen der sogenannten Unbefleckten Empfängnis als eine Schlange zertretenden Maria und des Auferstandenen Jesu mit Kelch und Kreuz. Zwei weitere dann Jesus (vor Pilatus) als Ecce homo und Maria (unter dem Kreuz) als Mater Dolorosa, diese wurden 1702 von Meinrad Guggenbichler geschaffen.[18] Die Kanzel aus dem Jahre 1768 ist vermutlich eine Neumarkter Werkstattarbeit und kostete 100 fl.,[19] möglicherweise wurde sie von Andreas Altmann, dem Nachfolger Sebastian Eberls, angefertigt.[20]

Orgel

Rekonstruktionsstudie: Karl Mauracher-Orgel 1825 im Chor

Die Kirche in der Faistenau hatte ca. 500 Jahre kein Orgelinstrument.[21] Die erste Orgel ließ Johann Waibl[8] anschaffen, der von 1823 bis 1826 Vikar in Faistenau war. Sie wurde im Jahre 1825 von dem Tiroler Orgelbauer Karl Mauracher (* 1789; † 1844) geliefert.[22] Für die Brüstungs-Orgel und die Volksschulkinder wurde vorne links, beim Altar, eine Empore aufgestellt. Das Gehäuse mit den aus Lindenholz geschnitzten Verzierungen lieferte der bürgerliche Tischlermeister Johann Hacksteiner aus Laufen, es war ca. 279 cm hoch, 140 cm breit und 62 cm tief. Die Wahl Hacksteiners war naheliegend, denn Karl Mauracher schuf gleichzeitig die neue Orgel der St. Nikola Kirche in Oberndorf (bis 1816 bei Laufen), an der dann bis 1829 Franz Xaver Gruber spielte. Der erste Organist in Faistenau hieß Franz Strobl. Er war zugleich Volksschullehrer und Mesner und vermutlich beauftragt, den Volksgesang, den Erzbischof Augustin Johann Joseph förderte und forderte, einzuführen. Dieses Instrument wurde 1863 von Matthäus Mauracher abgebaut und um 70 fl. übernommen. Die Empore und die Säulen, auf der die Orgel gestanden hatte, blieben aber. Nur die Lücke in der Brüstung wurde geschlossen. Dafür errichtete Matthäus Mauracher (* 1818; † 1884) eine neue Orgel, die er auf der westlichen Empore aufstellte, wofür Franz Mitterecker, seit 1857 Vikar von Faistenau,[23] Kirchenstühle von der hinteren zur vorderen Empore versetzt ließ. Die Orgel hatte folgende Disposition: Principal 8′ (die tiefste Oktav aus Holz), Coppel 8′, Octav 4′ (die zehn tiefsten Tön von Holz), Flötte 4′ (die tiefste Oktav aus der „Oktav 4 Fuß“ entnommen.), Mixtur 2′ (dreifach), Octav-Baß 8′ (12 Tön). Im Weiteren ist zu lesen: Den Spielumfang im Manual mit 4 vollen Oktaven. Zugleich sorgt Herr Orgelbauer für einfache Ornamentik u. Faßung des Orgelkasten[s].[24] Nach dem Zweiten Weltkrieg, als überall Rohstoffmangel herrschte, wurde die Mauracher-Orgel abgetragen und durch ein Instrument von Max Dreher (* 1886; † 1967) ersetzt, federführend für diesen Vorgang war der Salzburger Domkapellmeister Joseph Messner.[22] Naturgemäß war dieses Instrument von Anfang an störanfällig und wurde ob seines optischen, technischen und klanglichen Erscheinungsbildes kritisiert.
Im Mai 2015 vergab das Orgelkomitee der Pfarre Faistenau der Auftrag für eine neue Orgel mit 18 Registern an Orgelbau Linder, der, in Absprache mit Heribert Metzger, 82 Pfeifen aus dem Mauracher-Instrument von 1863 übernahm, die sich in der Dreher-Orgel erhalten hatten.[25] In die Amtszeit von Pfarrer Clement Temba fiel die Orgelweihe, die Weihbischof Hansjörg Hofer zu Jakobi 2018 (= 25. Juli) vornahm. Das Instrument war mit dem Präludium in C-Dur von Johann Seb. Bach, BWV 545, gespielt von Roman Schmeißner, das erste Mal zu hören.

Disposition 2018

I Manual C–g3
Principal 8′
Tibia 8′[Anm. 1]
Gamba 8′
Octave 4′
Traversflöte 4′[Anm. 2]
Superoctav 2′
Quint 1 13[Anm. 3]
Mixtur III–IV 1 13
II. Manual C–g3
Copel 8′[Anm. 4]
Salicional 8′
Flöte 4′
Gemshorn 4′
Nasard 2 23
Doublette 2′[Anm. 5]
Terz 1 35
Tremulant
Pedal C–f1
Subbaß 16′
Oktavbaß 8′
Choralbaß 4′
Fagottbaß 8′
Anmerkungen
  1. C–a0 vermutlich von Matthäus Mauracher d.Ä aus dem Jahre 1863
  2. C–h0 vermutlich von Karl Mauracher aus dem Jahre 1825 (überblasend)
  3. Vorbabzug aus der Mixtur
  4. C–H vermutlich von Matthäus Mauracher d.Ä aus dem Jahre 1863
  5. C–h0 vermutlich von Matthäus Mauracher d.Ä aus dem Jahre 1863

Glocken

Bis 1916/17 hingen im Faistenauer Kirchturm 5 Glocken. Laut Glockenausweis aus dem Jahre 1916 waren das: eine Immerdorffer-Glocke mit 124 cm Durchmesser aus dem Jahre 1774, zwei Oberascher-Glocken aus dem Jahre 1877 mit 100 cm und 84 cm Durchmesser, eine mit 78 cm Durchmesser aus dem Jahre 1486 und eine mit 46 cm Durchmesser aus dem Jahre 1580. Am 13. Juni 1916 war beim Landeskonservatorenamt für das Herzogtum Salzburg eine Abordnung aus Faistenau erschienen, um die Abnahme der gotischen Glocke aus dem Jahre 1486 zu verhindern,[26] was offenbar gelang. Die Oberrascher-Glocke von 1877 mit dem Durchmesser von 84 cm war laut Glockenausweis auch vor der Abnahme ausgenommen. In einem Brief vom 3. Oktober 1917 setzte sich das Fürsterzbischöfliche Konsistorium vehement für die Erhaltung der Immendorfer-Glocke ein, die schon auf dem Holzplatze Kirchbichler gelagert war, […] weil sonst aus dem 18 ten Jahrhundert überhaupt keine Glocke im Lande bliebe.[27] Wie viele der Glocken letztlich 1917 auf einem sog. Glockenfriedhof landeten ist zur Zeit nicht feststellbar, nach 1945 war jedenfalls nur mehr die gotische Glocke aus dem Jahr 1486 erhalten geblieben. Im Schreiben Nr. 5492 wird die Immendorfer Glocke folgendermaßen beschrieben: Die Glocke trägt die Inschrift: Gaspar Immendorfer gosse mich in Salzburg MDCCLXXIV und die Bildwerke: Kreuzigung, Maria im Strahlenkranze, St. Rochus und zwei Landsknechte. Am Schlagrand ist ein einfacher Barock Ornament aber am oberen Rand ein Ornament das in Rococo-Zierat abwechselnd die Köpfe Christi und Maria aufweist. Ein zweiter Streifen zeigt ein Ornament das dem Treppengeländer im Mirabellschlosse nachgebildet und daher besonders interessant ist.[28] In der ÖKT aus dem Jahre 1913 ist dieselbe etwas anders beschrieben, nämlich, dass die große Glocke mit den Darstellungen des Apostel Jakobus‘, der hll. Johannes und Paulus, die der Kreuzigung und der hl. Maria versehen war und die Inschrift: Caspar Immerdorffer goss mich in Salzburg anno 1774 trug. Die erhaltene Glocke aus dem Jahre 1486 trägt die (Minuskel)-Inschrift: o rex gloria sum usui in pace MCCCCLXXXVI.[29]

Geläut

Die Pfarrkirche besitzt seit 1949 ein vierstimmiges Geläut mit der Tonfolge es1-ges1-b1-c2. Von den vier Glocken stammen drei von der Glockengießerein Oberrascher. Die aktuell kleinste Glocke wurde 1486 von einem unbekannten Glockengießer, vermutlich auf dem Dorfplatz der Faistenau, gegossen. Die Jakobsglocke (1) bildet die Grundglocke für das volle Geläut zum Hochamt. Die Heimkehrerglocke (2) wird zu den übrigen Messen sowie zu den Wochentagsmessen geläutet, sowie zum wochentäglichen Angelusläuten um 6, 12 und 20 Uhr. Zum Scheidungsläuten am Freitagnachmittag um 15 Uhr erklingt die Jakobsglocke (1). Nach dem abendlichen Angelus ist schließlich die Sterbeglocke (4) zum Arme-Seelen-Geläut zu hören.

Nr. Name Gussjahr Gießer Gewicht
[kg]
Schlagton
(HT-1/16)
1. Jakobsglocke 1949 Oberascher, Salzburg ? es1
2. Kameradschaftsglocke 1949 ? ges1
3. Marienglocke 1949 ? b1
4. Sterbeglocke 1486 unbekannt, Faistenau ? c2

Umbauten und Erweiterungspläne der Kirche

Da die Kirche durch die Zunahme der Kirchenbesucher zu klein wurde, entstanden Pläne, sie zu erweitern. Erste Hinweise datieren aus den Jahren nach 1700 und beziehen sich auf einen kompletten Neubau.[30] Am 15. Juni 1727 z. B. wird bei einer Eingabe an das Konsistorium darauf hingewiesen, dass die Gemeinde 1708 schon 3600 Gulden gespendet hätte und ein weiterer Betrag von 6686 Gulden für einen Neubau der Kirche übrig wären.[31] Im Jahr 1869 plante man abermals einen Neubau der Kirche, 1911 legte Karl Pirich, von dem das (2013 veränderte) Kriegerdenkmal, die Exedra im Friedhof und (das 2005 zerstörte) Brunnenhaus stammen, Pläne vor, die ein Seitenschiff mit neugotischen Emporen vorsahen.[32] 1934 holte Pfarrer Bäumer die alten Erweiterungspläne der Kirche in Wörgl 1912, um die Faistenauer so ähnlich zu vergrößern, in den 1960er Jahren diskutierte man Lösungen wie bei der Erweiterung der Pfarrkirche Maxglan 1952–1956, in den 1970er und 1980er-Jahren wurde die Errichtung eines neuen, größeren Chores diskutiert. Pläne dazu lieferten die Architekten Clemens Holzmeister und Hans Hofmann. Im Zuge einer solchen Maßnahme wollte man den Friedhof auf ein Feld am Fuß des Kugelberges verlegen.

Realisiert wurden allerdings nur den Gesamteindruck der Kirche störende Maßnahmen: eine 1693 errichtete westliche Volksempore, die weit in das Langhaus ragt, 1825 der Einbau einer Orgel-Empore im Chor, wobei mehrere Kapitelle der nördlichen Pilaster abgeschlagen und die Symmetrie im Presbyterium gestört wurde, und vor 1913 das Herausschlagen der sechs Dienste im gotischen Teil der Kirche.

Bildergalerie

Literatur

  • Dehio Salzburg. Wien 1986.
  • Feistenau, Faistenau, ein Dorf mit 9 Häusern, 10 Wohnparteyen, 66 Bewohnern. In: Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. 5 Teile. Joh. Christ. Quandt, Linz (1827–39). 2. Auflage 1843 S. 390f.
  • Joseph Dürlinger: Das Vicariat Faistenau zum heil. Apostel Jakob dem Aelt. In: Historisch-statistsisches Handbuch der Erzdiöcese Salzburg in ihren heutigen Grenzen. Erster Band: Ruraldecanate des Flachlandes, Duyle’sche Hofbuchdruckerei, Salzburg 1862, S. 420–431.
  • Faistenau, Land Salzburg, hrsg. von Georg Bernard, redigiert von Adolf Hahnl, Salzburg 1983 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 130; 2. Auflage 1994).
  • Roland Peter Kerschbaum: Die Kanzellandschaft in den Salzburger Kirchen. Künstlerische Entwicklungslinien des liturgischen Verkündigungsortes vom 16. bis 18. Jahrhundert. Magisterarbeit Universität Salzburg 2003.
  • Pfarrkirche zum hl. Jacobus dem Älteren. In: ÖKT. Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, I. Teil: Die Gerichtsbezirke St. Gilgen, Neumarkt, Thalgau (ÖKT 10/1), Wien 1913, S. 203–213.
  • Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit Pädagogische Hochschule Salzburg 1982.
  • Nora Watteck: Die Pest in Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 123, Salzburg 1983, S. 191–210.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Das Haus Kühbergstr. 2. wurde "Pfaffsteg" und "Gasteg" genannt. In ihm konnten Thalgauer Geistliche übernachten und ihre Pferde einstellen. Mit dem Bau des Vikariatshauses neben der Kirche im Jahr 1622 verlor das Haus seine ursprüngliche Bestimmung.
  2. 2,0 2,1 Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 277.
  3. Handbuch der Erzdiözese Salzburg 2004/2005. Personalstand und Adressverzeichnis (Schematismus 2004/5), hrsg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 2004, S. 205.
  4. 1 Pfund waren 240 Stück, 240 Pfenning 1 Gulden
  5. Siehe Urkunde [1], aufgerufen am 24. Jänner 2015.
  6. Siehe: Liste der Pfarrer von Thalgau, aufgerufen am 26. Jänner 2015.
  7. Siehe Urkunde: [2], aufgerufen am 25. Jänner 2015.
  8. 8,0 8,1 8,2 Liste der Vikare von Faistenau
  9. Ergänzende Anmerkung: Laut freundlicher Mitteilung von Elisabeth Wächter vom Team Dr. Grabner gibt es schon Dendroergebnisse von dem Roofs-Projekt vom Dachstuhl der Pfarrkirche: der Großteil der Proben habe das Jahr 1484 ergeben. In: Wolfgang Strasser: Holzdatierungen Empore (Pfarrkirche zum hl. Apostel Jakobus dem Älteren Faistenau, Land Salzburg), Salzburg 2017, o.p. [S. 2].
  10. Faistenau, Land Salzburg, hrsg. von Georg Bernard, redigiert von Adolf Hahnl, Salzburg 1983 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 130; 2. Auflage 1994), S. 4f.
  11. Dehio Salzburg, Wien 1986, S. 94.
  12. ÖKT 10/1. Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, I. Teil: Die Gerichtsbezirke St. Gilgen, Neumarkt, Thalgau, Wien 1913, S. 206.
  13. Die Blechplatten waren 1956 zu klein zugeschnitten worden, die daher vorhandenen Glossen und Spalten wurden daraufhin mit Wülsten aus Teer und Gummi abgedeckt. Trotzdem drang Wasser ein, das den kunstvoll konstruierten Dachstuhl bedrohte.
  14. die Schallfenster wurden Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise zugemauert und weiß gekalkt
  15. G. Friedrich Freyherr von Gabelcoven. Siehe: RES (Regesta Ecclesiastica Salisburgensia), Liste der Pfarrer von Thalgau [3], aufgerufen am 24. Jänner 2015.
  16. Faistenau, Land Salzburg, hrsg. von Georg Bernard, redigiert von Adolf Hahnl, Salzburg 1983 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 130; 2. Auflage 1994), S. 11.
  17. Dehio Salzburg, Wien 1986, S. 95.
  18. Faistenau, Land Salzburg, hrsg. von Georg Bernard, redigiert von Adolf Hahnl, Salzburg 1983 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 130; 2. Auflage 1994), S. 11ff.
  19. ÖKT 10/1. Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, I. Teil: Die Gerichtsbezirke St. Gilgen, Neumarkt, Thalgau, Wien 1913, S. 205.
  20. Roland Kerschbaum: Die Kanzellandschaft in den Salzburger Kirchen, Magisterarbeit Universität Salzburg 2003, S. 150 und Anmerkung.
  21. AES, Pfarrarchiv Faistenau, Fach 10. Zitiert nach: Roman Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, Duisburg & Köln, WiKu-Verlag 2015, ISBN 978-3-86553-446-0, S. 3.
  22. 22,0 22,1 Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit Pädagogische Hochschule Salzburg 1982, S. 44.
  23. Siehe: Franz Mitterecker (Seite nicht mehr abrufbar; Suche im Webarchiv)[4] [5] Vorlage:Toter Link/www.res.icar-us.eu, aufgerufen am 27. Jänner 2015.
  24. AES: Pfarrarchiv Faistenau, Fach 10 (Faistenau, 1. Mai 1863).
  25. Faltblatt: ORGEL FAISTENAU. Spenden-Aufruf für eine neue Orgel in der Pfarrkirche Faistenau, hrsg. vom Pfarramt Faistenau, Faistenau 2015.
  26. Pfarrarchiv Faistenau, Brief des Landeskonservators an Pfarrer Bäumer vom 10. Mai 1917.
  27. Pfarrarchiv Faistenau, Schreiben: Fürsterzbischöfliches Konsistorium, Nr. 5492, Salzburg, den 3. Oktober 1917.
  28. Pfarrarchiv Faistenau, Schreiben: Fürsterzbischöfliches Konsistorium, Nr. 5492, Salzburg, den 3. Oktober 1917.
  29. ÖKT 10/1. Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, I. Teil: Die Gerichtsbezirke St. Gilgen, Neumarkt, Thalgau, Wien 1913, S. 213.
  30. 11. September 1723 von Vikar (1723–1726) Jakob Thaler, am 6. Februar 1725 von den Gemeindeausschussmitgliedern Johann Eckschlager (Ebnerbauer), Matthias Brandstätter (Oberzechprobst, von Hinterstein) und Georg Ebner (Unterzechprobst, vom Todtbauern). Am 12. Mai 1725 weist Matthias Brandstätter nochmals darauf hin, dass die Gemeinde zwischen 1324 und 1725 von 600 auf 1300 Seelen angewachsen wäre.
  31. Pfarrarchiv Faistenau
  32. Faistenau, Land Salzburg, hrsg. von Georg Bernard, redigiert von Adolf Hahnl, Salzburg 1983 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 130; 2. Auflage 1994), S. 5.

Weblinks

 Pfarrkirche Faistenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

47.77793913.233341Koordinaten: 47° 46′ 41″ N, 13° 14′ 0″ O