Rodauner Zementfabriks A.G

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Das Zementwerk Rodaun war eine Industrieanlage im Tal des Kaltenleutgebenerbaches (auch „Dürre Liesing“ genannt) und entstand 1896. Das Gelände des Werkes lag in den Gemeinden Wien (Rodaun, Teil des 23. Wiener Gemeindebezirkes), Kaltenleutgeben und Perchtoldsdorf. In Wien-Rodaun befanden sich die Produktionsanlagen mit werkseigenem Elektrizitätswerk. Mehrfach wurde der Name und die Besitzverhältnisse geändert. Abgebaut wurde Kalkstein (Jurahornsteinkalk, Schrambach-Neokomaptychenschichten) in drei großen Kaltenleutgebner Steinbrüchen (Fischerwiese, Flössel und Eisgraben). Geschlossen wurde das Werk 1996. Heute befindet sich auf Teilen des ehemaligen Zementwerkes die Wohnhausanlage "Waldmühle Rodaun".

Geschichte

Blick von der Josefswarte im Jahr 2011
Industrieruine im Jahr 2018
Kapelle in der Waldmühlgasse

Im Jahr 1896 entstand eine erste kleine Fabrik zur Produktion von Portlandzement. Das Zementwerk wurde zur Herstellung von gebranntem Kalk für das emporstrebende Wien auf einem Gelände aus Kalkstein errichtet.

1908 erfolgte die Übernahme durch die „Königshofer Cementfabrik AG“ aus Böhmen. Das Zementwerk wurde vergrößert, weitere Brennöfen erbaut und die Fabrik zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region. Die Grundstücke des Bahnhofs Waldmühle und des (ehem.) Zementwerkes sind eng miteinander verwoben, der Betrieb wurde durch gegenseitige, im Grundbuch sichergestellte Dienstbarkeiten sichergestellt (Einlagezahlen 1694 1695, 1700, 1718 Katastralgemeinde Kaltenleutgeben, bis 2014 -Einlagezahlen 291, 1615, 1693, 7176, 7268 KG Perchtoldsdorf). Das Werk hatte zur Verladung in Eisenbahnwagen eine eigene Gleisanlage, die als Anschlussbahn in den Bahnhof Waldmühle mündete, von diesem Bahnhof wurden auch Verschubfahrten abgewickelt. Der Güterverkehr aus dieser Anlage war das Hauptargument für das Weiterbestehen der Kaltenleutgebener Bahn nach Einstellung des Personenverkehrs 1951.

1918 erfolgte die Umwandlung in die „Rodauner Cementfabriks Aktiengesellschaft“.

1929 wurde das Werk nach Plänen der Architekten Alfred Keller und Walter Broßmann erweitert. Die einzelnen Steinbrüche wurden mit einer Seilbahn verbunden und ein großer Drehofen errichtet.

1936 wurde neben der Anlage jenseits der Gleise der Kaltenleutgebner Bahn eine kleine Kapelle erbaut, die der Gemeinde Perchtoldsdorf übergeben wurde und unter Denkmalschutz steht.

1940 übernahm die Perlmooser AG die Fabrik. Im Zuge des Wirtschaftsaufschwunges und Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Werk vergrößert und weiter ausgebaut.

1950 wurden bestehende Anlagen weitgehend durch Neubauten ersetzt.

1995 kaufte die französische Firma Lafarge das Werk im Zuge der Übernahme der Perlmoser AG und beendete 1996 die Zementproduktion in Rodaun. Die Bauten wurden weiter als Lager und Abfüllstation des zum Lafarge Konzern gehörenden Unternehmens Holcim verwendet.

2012 wurden die Fabriksbauten abgetragen. Durch einen Gebietstausch der Gemeinden Perchtoldsdorf und Kaltenleutgeben befindet sich das Gelände des ehem. Zementwerkes, was dessen niederösterreichischen Teil (hauptsächlich Lager und Abfüllstationen) betrifft, seit 2012 nahezu vollständig in der Gemeinde Kaltenleutgeben. Eine Änderung in den Eigentumsverhältnissen war damit nicht verbunden.

In den Jahren zwischen 2012 und 2016 wurde auf dem ehemaligen Werksgelände in Rodaun die Wohnungsanlage „Waldmühle Rodaun“ errichtet.

2022 soll im ehemaligen Lager- und Abfüllgebäude (sog. Zementterminal) im östlichen Teil der ehemaligen Werksanlage auf insgesamt 5.500 Quadratmetern Fläche Platz für bis zu 20 Loft-Wohnungen (mit Raumhöhen bis zu 6,5 m), Galerien und Büroräumlichkeiten geschaffen werden. Die dafür 2021 neu gegründete Gesellschaft, der auch zwei Architekten angehören, die Siloft GmbH, ist seit Sommer 2022 Eigentümerin des Geländes mit dem mittlerweile als Ruine bezeichneten Bau.

Bahn- und Transportanlagen

Die Steinbrüche wurden mit Feldbahnanlagen betrieben. Zunächst kamen Dampflokomotiven zum Einsatz, später Dieselloks. Der Steinbruch Fischerwiese hatte zusätzlich auch eine elektrisch betriebene Bahnanlage. Seilbahnen sorgten für den Verbindungstransport zum Werk. Die Seilbahnanlage bestand seit dem 19. Jahrhundert, wurde 1929 vergrößert und erneuert und in den 1960er-Jahren schließlich abgebaut. Den Transport des Gesteins besorgten ab dann schwere Lastkraftwagen auf eigens gebauten Straßen.

Für das Zementwerk, speziell die Anlieferung der Kohle zum Betrieb der Brennöfen und den Abtransport von Zement, aber auch bereits für die vor seiner Einrichtung verbreitete Kalkproduktion wurde die Kaltenleutgebener Bahn zur Südbahn bis zum Bahnhof Wien-Liesing betrieben.

Einzelnachweise


Weblinks

 Rodauner Zementfabriks A.G – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons