Kreuzweg Pinkafeld

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Der Kreuzweg Pinkafeld führt südlich der Stadt Pinkafeld, am Westufer der Pinka, über das geschichtsträchtige Lampelfeld auf den Pinkafelder Kalvarienberg. Errichtet wurde dieser Kreuzweg Mitte des 18. Jahrhunderts zeitgleich mit der Kalvarienbergkirche im Auftrag von Graf Adam Batthyány, Vertreter der gräflichen Linie der Familie Batthyány. Der Kreuzweg besteht aus insgesamt 14 Stationen, welche allesamt den Leidensweg Jesu Christi vor der Kreuzigung darstellen. Auf dem Kalvarienberg selbst befindet sich vor der Kirche eine aus drei Kreuzen bestehende Kreuzigungsgruppe mit Figuren von Jesus Christus und den beiden mit ihm gekreuzigten Schächern.[1]

Beginn des Kreuzweges auf den Kalvarienberg

Entstehung des Kreuzweges

Sowohl hinsichtlich des Entstehungsjahres als auch des Stifters der gesamten Kalvarienberganlage in Pinkafeld, und somit auch über den dazugehörenden Kreuzweg, gibt es in den zugänglichen Quellen unterschiedliche bzw. sich widersprechende Angaben:

siehe dazu: Entstehungsgeschichte des Kalvarienberges

Über die Kosten der Errichtung des Kreuzweges sowie über die ausführenden Bauarbeiter ist nichts bekannt, jedoch wird vermutet, dass es sich bei den 14 Stationen um ein Werk des damaligen "Herrschaftsmaurers" der Herrschaft Pinkafeld, die sich im Besitz der Familie Batthyány befand, handelt.[1]

Stationen

Liste der Stationen

Der Kreuzweg besteht aus 14 gemauerten Kapellen, welche im Laufe der Jahre immer wieder renoviert werden mussten. In jeder einzelnen Kapelle befindet sich ein Bild, welches den Leidensweg Christi darstellt. [2]

Station-Nr. Abbildung Bedeutung Bild Station
1 Jesus wird zum Tode verurteilt Leben: Jesus, der für uns lebte und lebt
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Kreuzwegstation Nr. 1 Pinkafeld (1).jpg
2 Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern Dienen: Jesus, der allen gedient hat und uns zum Dienen aufruft
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Kreuzwegstation Nr. 2 Pinkafeld (1).jpg
3 Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz Demut: Jesus, der uns emporhebt, wenn wir gefallen sind
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4 Jesus, der für uns lebte und lebt Schmerz: Jesus, der uns Menschen zu Geschwistern macht
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5 Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen Nächstenliebe: Jesus, der uns die Liebe lehrt und vorlebt
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6 Veronika reicht Jesus das Schweißtuch Gottes Angesicht: Jesus, der uns Gottes Angesicht zeigt
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7 Jesus fällt zu zweiten Mal unter dem Kreuz Macht: Jesus, der uns zu Friedensstiftern macht
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8 Jesus begegnet den weinenden Frauen Umkehr: Jesus, der mit uns und allen Geschöpfen weint
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9 Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz Warum? Jesus, der wie wir nach dem Sinn des Kreuzes fragt
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10 Jesus wird seiner Kleider beraubt Armut: Jesus, unser armer Bruder, der uns reich beschenkt
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11 Jesus wird an das Kreuz genagelt Vergeben: Jesus, der uns vergibt und heilt
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Kreuzwegstation Nr. 11 Pinkafeld (1).jpg
12 Jesus stirbt am Kreuz Liebe: Jesu Herz blutet aus Liebe zu uns und zu allen Menschen
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13 Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt Der neue Mensch: Jesu, der uns zu neuen Menschen erschafft
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Kreuzwegstation Nr. 13 Pinkafeld (1).jpg
14 Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt Auferstehung: Jesus, der uns durch seinen Geist bewegt, führt und auferweckt
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Kreuzwegstation Nr. 14 Pinkafeld (1).jpg

Kreuzigungsgruppe

Christus am Kreuze, dahinter die Kalvarienbergkirche

Zwischen der Station 14 und der Kalvarienbergkirche befindet sich die Kreuzigungsgruppe, die über ein aus Naturstein gemauertes Portal zu erreichen ist. In dem halbkreisförmig mit einer Steinmauer umgebenen Areal stehen drei Kreuze, auf denen drei aus Blech ausgeschnittene bemalene Körper angebracht sind, welche Jesus Christus und die mit ihm gekreuzigten Schächer darstellen.

In manchen Publikationen wird die Kreuzigungsgruppe fälschlicherweise als 13. Station und die Nachbildung des Heiligen Grabes als 14. Station bezeichnet.[3]

Renovierungsgeschichte des Kreuzweges

Renovierungen im Zeitraum 1779 bis 2001

Der Kreuzweg in den 1930er-Jahren

Im Jahr 1779 fand in der Pfarre Pinkafeld eine Visitation statt, in der die Kalvarienberganlage mit Kirche und Eremitage sowie der Kreuzigungsgruppe beschrieben wurde. Auch wurde erwähnt, dass die Kreuzwegkapellen bereits renovierungsbedürftig waren, wobei besonders die Nordseite der Stationen vermutlich durch die Witterung besonders gelitten hatte.

Eine Renovierung, die belegt ist, erfolgte im Jahre 1820, bei welcher der Hartberger Maler Karl Koch die Stationen frisch bemalte.

Eine weitere große Renovierung wurde 1863 durchgeführt. Dafür konnte der Wiener Historienmaler Karl Sinnmayer gewonnen werden, der die Stationsbilder auf Zinkblech malte. Zusätzlich erfolgte zum Schutz der Nischen, welche die Bilder enthielten, eine Installierung von Eisengittern.

Im 20. Jahrhundert gab es eine Renovierung in den Jahren 1937/38 durch Dechant Franz Hamon, einem gebürtigem Pinkafelder. Vierzig Jahre später von 1978 bis 1981 erfolgte eine Generalsanierung des Kreuzweges durch Dechant Martin Sack. Bei dieser gestaltete man die Nischen der Stationen neu, indem die Bilder durch Natursteinmosaike des Malers Hermann Bauch ersetzt wurden.[4]

2001 erfolgte eine Trockenlegung der Stationen durch die Schüler der Landesberufsschule Pinkafeld, ehe in den Jahren 2018 bis 2020 die vorerst letzte Renovierung des kompletten Kreuzweges inklusive der Kreuzigungsgruppe durch einen eigens dafür gegründeten Verein durchgeführt wurde.

Vereinsgründung zwecks Renovierung

Die Station 12 nach der Renovierung
QR-Code an Station 2

Auf Initiative des ehemaligen Vizebürgermeisters der Stadt Pinkafeld, Friedrich Luisser, entstand im Juni 2017 der Verein Renovierung der Kreuzwegstationen auf den Kalvarienberg (ZVR-Zahl 1972255626).[5] Luisser, der im Verein die Vorstandsfunktionen Obmannstellvertreter und Schriftführer innehat (Stand 2021), konnte im Vorfeld der Vereinsgründung neben verschiedenen anderen Mitstreitern auch den Leiter des Pinkafelder Bauhofes, Wolfgang Krutzler, für die Idee einer Renovierung der Kreuzwegstationen gewinnen, der nun auch dem Verein als Obmann vorsteht (Stand 2021).[6]

In Vorbereitung der Renovierungsarbeiten nahm der Verein Kontakt mit der Römisch-katholischen Pfarre Pinkafeld und dem Bundesdenkmalamt auf. Ferner erfolgte ein Aufruf an die Bevölkerung mit der Bitte um Spenden. Hinsichtlich der technischen Umsetzung der Renovierung wurde zunächst bei der Kreuzwegstation 11 eine Kernbohrung vorgenommen, welche das Ergebnis brachte, dass die Sockel der Station innen hohl sind.[6]

Am 21. März 2018 begann die versuchsweise Umsetzung der Renovierungspläne bei der Station 1, indem man einen Teil des Fundamentes freigelegte. Dabei zeigte sich, dass das Fundament zwar trocken, aber stark verwurzelt war. Man entschloss sich aufgrund dieser Erfahrung bei allen Stationen die Fundamente freizulegen, sie von Wurzelwerk zu befreien und sie aus Gründen der Statik mit Beton zu ummanteln. Damit soll auch in Zukunft das Eindringen von Wasser verhindert werden. Weiters wurden technische und konstruktive Maßnahmen vorgenommen, um die Stationen vor aufsteigendem Wasser und Spritzwasser zu schützen, sowie eine Ableitung von Regenwasser sicherzustellen. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Station 12 dar, die schon seit Jahren einen Schiefstand aufwies und umzufallen drohte. Mittels Pressen konnte sie wieder in eine vertikale Position gebracht werden, in der sie nun durch Spezialbeton fixiert ist.[6]

Neu gestaltet wurde auch der Bereich der Kreuzigungsgruppe, indem rund ein halber Meter Erdreich abgetragen wurde. Stattdessen wurde Schotter eingebracht, anschließend verdichtet, mit einer Betonschicht versehen, auf dem dann Porphyrplatten verlegt wurden. Es erfolgte auch eine Sanierung des die Kreuzigungsgruppe umgebende Mauerwerk, die eine Neudeckung der abgrenzenden Mauer beinhaltete. Die Kreuze wurden anschließend abgebaut, das Holz gereinigt, gegen Schädlingsbefall behandelt und mehrfach bestrichen. Die auf den Kreuzen montierten Bildtafeln, die Jesus und die beiden Schächer zeigen, wurden von Otmar Wartler renoviert. [6]

Jede Station und der Bereich der Kreuzigungsgruppe wurden mit einem QR-Code versehen, über den die jeweilige Beschreibungsseite auf der eigens dafür eingerichteten Webseite kreuzweg.online aufgerufen werden kann.[7]

Die Vereinstätigkeit wurde von der Bevölkerung, den Pfarrgemeinden beider Konfessionen, der Freiwilligen Feuerwehr Pinkafeld, und lokalen Unternehmen mit Geld- und Sachspenden, Beistellung von Arbeitsgeräten und Personal großzügig unterstützt, sodass schließlich am 18. Oktober 2020 der katholische Pfarrer von Pinkafeld, Norbert Filipitsch, und der evangelische Pfarrer von Pinkafeld, Martin Schlor, den renovierten Kreuzweg segnen konnten.[6]

Russen-Sonntag

Der sogenannte Russen-Sonntag ist ein Kreuzweg, der seit 1960 von Teilen der Pinkafelder Bevölkerung aus Dankbarkeit für das Ende des Zweiten Weltkrieges seit 1960 jeweils am ersten Sonntag des Aprils auf den Kalvarienberg gebetet wird. Davor betete man ihn immer am 5. April, jenem Tag an dem 1945 die Rote Armee Pinkafeld erreichte, wobei die Stadt vor Kampfhandlungen verschont blieb.[8]

Historischer Hintergrund

Am 29. März, dem Gründonnerstag des Jahres 1945, überschritt die Rote Armee an mehreren Stellen die Reichsgrenze. Im Grenzort Rechnitz kam es zu einem kurzen Gefecht zwischen einer Division der sowjetischen 9. Gardearmee und dem hoffnungslos unterlegenen Volkssturm-Bataillon 31/181, das einen Abschnitt des Südostwalls besetzt hielt. Bei diesen Kämpfen fielen auch einige Volkssturmmänner aus Pinkafeld. Während die 9. Gardearmee im Rahmen der Wiener Operation der Roten Armee einen Teil des Durchbruchskeils durch die deutsche Front bildete und bald in Richtung Wien abzog, rückten statt ihr Einheiten der sowjetischen 26. Armee nach. Bis zum 4. April hatte diese Armee ihre Verbände an der Reichsgrenze versammelt, sodass sie in den Morgenstunden des 5. Aprils offensiv werden konnte. Bis zu Mittag hatten die sowjetischen Einheiten die Stellungen der Alarm- und Splitterverbände des deutschen III. Panzerkorps soweit niedergekämpft, dass ihnen der operative Durchbruch gelang, der dazu führte, dass in den Abendstunden des 5. Aprils die 68. Garde-Schützendivision als Spitzenverband des zur 26. Armee gehörenden XXX. Schützen-Korps Pinkafeld erreichte.[9]

Während die Stadt Pinkafeld aufgrund des Fehlens jeglicher deutscher Verbände von Kämpfen verschont und daher auch im Vergleich zu vielen anderen Ortschaften der Oststeiermark unzerstört blieb, kam es von Seiten von Angehörigen der Roten Armee in der Stadt und in den umliegenden Dörfer, wie Riedlingsdorf, zu Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung in Form von Vergewaltigungen, Plünderungen und vereinzelten Morden. Während viele Pinkafelder Nationalsozialisten im Vorfeld rechtzeitig die Flucht in Richtung Westen angetreten hatten,[10][11] bekam die verbliebene Bevölkerung in den ersten Tagen der Besatzung die Rechnung für den millionenfachen Mord an der sowjetischen Zivilbevölkerung und die angerichteten Zerstörungen auf dem deutschen Rückzug präsentiert, welche Adolf Hitlers Eroberungskrieg (Generalplan Ost, Einsatzgruppen, Vergeltungsmaßnahmen im Kampf gegen Partisanen) verschuldet hatte.

Als am 8. Mai 1945 endlich die Waffen schwiegen, hatten Pinkafeld und seine Bewohner im Vergleich zu vielen anderen Kriegsgebieten letztendlich großes Glück gehabt, sodass aus Dankbarkeit dieser Kreuzweg des Russen-Sonntages entstand.

siehe auch Kriegsende in Riedlingsdorf 1945

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Der Kalvarienberg in Pinkafeld. In: kreuzweg.online. Abgerufen am 26. Jänner 2021.
  2. Kreuzweg, Webseite Kreuzweg.online, abgerufen am 23. November 2020
  3.  Josef Karl Homma, Harald Prickler, Johann Seedoch: Geschichte der Stadt Pinkafeld. Eigenverlag der Stadtgemeinde Pinkafeld, Pinkafeld 1987, S. 239 und 240.
  4. Kalvarienberg, Webseite www.pfarrepinkafeld.at, abgerufen am 29. November 2020
  5. Bundesministerium für Inneres - Vereinsregister Internetabfrage mit Suchbegriff "Renovierung Kalvarienberg", Webseite www.pfarrepinkafeld.at, abgerufen am 29. November 2020
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Renovierung der Kreuzwegstationen auf den Kalvarienberg in Pinkafeld, Webseite www.kreuzweg.online, abgerufen am 3. Dezember 2021
  7. Startseite kreuzweg.online, Webseite www.kreuzweg.online, abgerufen am 3. Dezember 2020
  8. Rudolf Köberl, Wilhelm Seper: Der „Russensonntag“ in Pinkafeld, Webseite www.kreuzweg.online, abgerufen am 5. Dezember 2021
  9.  Heinz Bundschuh: Endkämpfe in Oberwart in Oberwart - Stadt der Vielfalt. Verlag Edition Lex Liszt, Oberwart 2020, S. 52.
  10. Gemeindebericht der Stadt Pinkafeld 1945, Webseite museumpinkafeld.at, abgerufen am 5. Feber 2021
  11. Michael Oberrisser: Die letzten Kriegstage in Pinkafeld und die anschließende Besatzungszeit (VWA), Webseite museumpinkafeld.at, abgerufen am 5. Feber 2021

Htlpinkafeld.png Dieser Artikel wurde 2020/21 im Zuge des Schulprojektes der HTL Pinkafeld erstellt oder maßgeblich erweitert.


47.35574716.120032Koordinaten: 47° 21′ 21″ N, 16° 7′ 12″ O