Flüchtlingskrise im Burgenland 2015: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Die '''Flüchtlingskrise im Burgenland 2015''' war Teil der [[w:Flüchtlingskrise in Europa 2015|Flüchtlingskrise in Europa]], die auf lokaler Ebene ihren vorläufigen Höhepunkt im September 2015 fand. Als [[w:Ungarn|Ungarn]] am 16. Oktober den Grenzzaun zu [[w:Kroatien|Kroatien]] schloss, verlagerte sich der Schwerpunkt des Geschehens weg vom Burgenland hin zur [[w:Slowenien|slowenischen]] Grenze mit ihren Grenzübergängen in der [[Steiermark]] und in [[Kärnten]]. In den sieben Wochen seit der Öffnung der Grenzen hatten mehr als 200.000 Menschen über Ungarn kommend österreichischen Boden betreten. Die meisten davon reisten über den Grenzübergang [[Nickelsdorf]] ein, etwas mehr als 10.000 über [[Heiligenkreuz im Lafnitztal]]. Die meisten der Flüchtlinge hatten [[w:Deutschland|Deutschland]] oder [[w:Schweden|Schweden]] als Ziel und verbrachten in Österreich oft nur eine Nacht. Weniger als 10 Prozent suchten um [[w:Asyl|Asyl]] in Österreich an.   
Die '''Flüchtlingskrise im Burgenland 2015''' war Teil der [[w:Flüchtlingskrise in Europa 2015|Flüchtlingskrise in Europa]], die auf lokaler Ebene ihren vorläufigen Höhepunkt im September 2015 fand. Als [[w:Ungarn|Ungarn]] am 16. Oktober den Grenzzaun zu [[w:Kroatien|Kroatien]] schloss, verlagerte sich der Schwerpunkt des Geschehens weg vom Burgenland hin zur [[w:Slowenien|slowenischen]] Grenze mit ihren Grenzübergängen in der [[Steiermark]] und in [[Kärnten]]. In den sieben Wochen seit der Öffnung der Grenzen hatten mehr als 200.000 Menschen über Ungarn kommend österreichischen Boden betreten. Die meisten davon reisten über den Grenzübergang [[Nickelsdorf]] ein, etwas mehr als 10.000 über [[Heiligenkreuz im Lafnitztal]]. Die meisten der Flüchtlinge hatten [[w:Deutschland|Deutschland]] oder [[w:Schweden|Schweden]] als Ziel und verbrachten in Österreich oft nur eine Nacht. Weniger als 10 Prozent suchten um [[w:Asyl|Asyl]] in Österreich an.   


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== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
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Dieses Denkmuster wurde in den letzten Jahren auch wieder für die Geschehnisse im Nahen Osten und im Mittelmeer angewandt. Der Krieg in Syrien war "weit weg" und um die Flüchtlingskrise im Mittelmeer hatten sich Italien und Griechenland zu kümmern, schließlich war es ihre Aufgabe die EU-Außengrenze zu schützen. Mit dem Tag an dem die Flüchtlinge zu Tausenden über die Grenze kamen, war dann auf einmal alles anders.
Dieses Denkmuster wurde in den letzten Jahren auch wieder für die Geschehnisse im Nahen Osten und im Mittelmeer angewandt. Der Krieg in Syrien war "weit weg" und um die Flüchtlingskrise im Mittelmeer hatten sich Italien und Griechenland zu kümmern, schließlich war es ihre Aufgabe die EU-Außengrenze zu schützen. Mit dem Tag an dem die Flüchtlinge zu Tausenden über die Grenze kamen, war dann auf einmal alles anders.


Der Netzwerk-Soziologe Harald Katzmair brachte es mit folgendem Zitat auf den Punkt:
Der Netzwerk-Soziologe [[Harald Katzmair]] brachte es mit folgendem Zitat auf den Punkt:
{{Zitat|Die Flüchtlinge erinnern uns daran, dass die Welt immer in Bewegung war, dass unsere Erstarrung und unsere Grenzen Illussionen mit Ablaufdatum waren.|Quelle=Harald Katzmair<ref>"... und wo bleibe ich?", Print-Ausgabe 40/2105 Profil, Seite 23</ref>}}
{{Zitat|Die Flüchtlinge erinnern uns daran, dass die Welt immer in Bewegung war, dass unsere Erstarrung und unsere Grenzen Illussionen mit Ablaufdatum waren.|Quelle=Harald Katzmair<ref>"... und wo bleibe ich?", Print-Ausgabe 40/2105 Profil, Seite 23</ref>}}


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Entwicklung in Kärnten und der Steiermark:
Entwicklung in Kärnten und der Steiermark:
* [[Chronologische Entwicklung der Flüchtlingskrise in Südösterreich im Oktober 2015]]
* [[Chronologische Entwicklung der Flüchtlingskrise in Südösterreich im Oktober 2015]]
* [[Chronologische Entwicklung der Flüchtlingskrise in Südösterreich im November 2015]]
* [[Chronologische Entwicklung der Flüchtlingskrise in Südösterreich im Dezember 2015]]


== Schauplätze der Flüchtlingskrise im Burgenland ==
== Schauplätze der Flüchtlingskrise im Burgenland ==
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{{Zitat|Ausnahmesituationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen und außergewöhnliche Menschen: Ich möchte mich auf diesem Weg recht herzlich bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie den Mitarbeitern des Roten Kreuzes für den unermüdlichen Einsatz bedanken! Gleichzeitig möchte ich über die aktuelle Lage informieren: Die Messehalle ist - so wie viele andere Hallen im ganzen Land - eine Sammelstelle! Von hier aus werden die Hilfesuchenden die Weiterreise antreten! Wir werden max. 500 Menschen aufnehmen - es sind sehr viele Familien mit Kleinkindern darunter! Ich darf an die Bevölkerung in Oberwart und St. Martin appellieren und weiter um Ihre/Eure Unterstützung ersuchen! Herzlichen Dank!|Quelle= Bürgermeister Georg Rosner auf Facebook}}
{{Zitat|Ausnahmesituationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen und außergewöhnliche Menschen: Ich möchte mich auf diesem Weg recht herzlich bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie den Mitarbeitern des Roten Kreuzes für den unermüdlichen Einsatz bedanken! Gleichzeitig möchte ich über die aktuelle Lage informieren: Die Messehalle ist - so wie viele andere Hallen im ganzen Land - eine Sammelstelle! Von hier aus werden die Hilfesuchenden die Weiterreise antreten! Wir werden max. 500 Menschen aufnehmen - es sind sehr viele Familien mit Kleinkindern darunter! Ich darf an die Bevölkerung in Oberwart und St. Martin appellieren und weiter um Ihre/Eure Unterstützung ersuchen! Herzlichen Dank!|Quelle= Bürgermeister Georg Rosner auf Facebook}}


Während des Montages konnten viele Flüchtlinge mit Bussen, Linienbussen aber auch Taxis in den Bundeshauptstadt abtransportiert werden. Für sie rückten im Laufe des Tages und der Nacht wieder zahlreiche Menschen aus [[Heiligenkreuz]] und anderen Grenzdörfern nach. Auf der anderen Seite war der Ansturm der freiwilligen Helfer und das Spendenaufkommen derart hoch, dass das Rote Kreuz am Dienstag auf Facebook einen Spendenstopp verlauten ließ. <ref>[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/oberwart/top-Suedburgenland-Updates-aus-der-Region;art5638,668071 Südburgenland: Updates aus der Region], Webseite www.bvz.at, abgerufen am 22. September 2015</ref>
Während des Montages konnten viele Flüchtlinge mit Bussen, Linienbussen aber auch Taxis in den Bundeshauptstadt abtransportiert werden. Für sie rückten im Laufe des Tages und der Nacht wieder zahlreiche Menschen aus [[Heiligenkreuz im Lafnitztal|Heiligenkreuz]] und anderen Grenzdörfern nach. Auf der anderen Seite war der Ansturm der freiwilligen Helfer und das Spendenaufkommen derart hoch, dass das Rote Kreuz am Dienstag auf Facebook einen Spendenstopp verlauten ließ. <ref>[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/oberwart/top-Suedburgenland-Updates-aus-der-Region;art5638,668071 Südburgenland: Updates aus der Region], Webseite www.bvz.at, abgerufen am 22. September 2015</ref>


Die Nacht auf Mittwoch verbrachten noch 300 Menschen in der Messehalle, danach konnte das Notquartier geräumt werden, weil sich die Lage im Südburgenland in der Zwischenzeit entspannt hatte.<ref>[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/oberwart/top-Messehalle-Notquartier-wird-geraeumt;art5638,669244 Messehalle: Notquartier wird geräumt], Webseite www.bvz.at, abgerufen am 22. September 2015</ref>
Die Nacht auf Mittwoch verbrachten noch 300 Menschen in der Messehalle, danach konnte das Notquartier geräumt werden, weil sich die Lage im Südburgenland in der Zwischenzeit entspannt hatte.<ref>[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/oberwart/top-Messehalle-Notquartier-wird-geraeumt;art5638,669244 Messehalle: Notquartier wird geräumt], Webseite www.bvz.at, abgerufen am 22. September 2015</ref>


==== Wiesen ====
==== Wiesen ====
Aufgrund des großen Flüchtlingsansturmes musste am Vormittag des 10. Septembers auf dem Areal der [[Festival Arena Wiesen]] im Ortsgebiet von [[Wiesen]]<ref>[http://www.wiesen.at/8730_DE.htm Festival Gelände - Wiesen], Webseite www.wiesen.at, abgerufen am 28. September 2015</ref> vom [[w:Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs|Arbeiter-Samariter-Bund]] ein Transitlager eingerichtet werden.<ref>[http://burgenland.orf.at/m/news/stories/2731013/ Festivalgelände wird zur Notunterkunft], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 28. September 2015</ref> Während die Gastronomiehalle für Familien vorbehalten war, wurde das große Festzelt für die restlichen Flüchtlinge und die Essensausgabe adaptiert. Die Betreuung und Organisation der Sammelstelle erfolgte durch 20 Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes, die in der Folge von freiwilligen Helfern unterstützt wurden. Die insgesamt etwa 500 Helfer, darunter Ärzte des Rehabilitationszentrums [[Grimmenstein|Hochegg]]<ref>[http://www.ska-hochegg.at/index.php?article_id=741 Rehabilitationszentrum Hochegg], Webseite www.ska-hochegg.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>), die im Laufe der Zeit in Wiesen im Einsatz waren, konnten hauptsächlich über Facebook geworben werden.<ref name="asbfacebook">[https://www.facebook.com/Samariterbund-Burgenland-Rettung-und-Soziale-Dienste-1494544754169117/timeline/ Facebook - Arbeiter-Samariter-Bund], Webseite www.facebook.com, abgerufen am 28. September 2015</ref> Außerdem versahen noch 24 Polizeibeamte ihren Dienst auf dem Gelände, um für die Sicherheit zu sorgen.<ref name="bvz667444">[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/mattersburg/top-Asylwerber-kommen-schubweise;art5528,667444 Asylwerber kommen schubweise], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>
Aufgrund des großen Flüchtlingsansturmes musste am Vormittag des 10. Septembers auf dem Areal der [[Festival Arena Wiesen]] im Ortsgebiet von [[Wiesen (Burgenland)|Wiesen]]<ref>[http://www.wiesen.at/8730_DE.htm Festival Gelände - Wiesen], Webseite www.wiesen.at, abgerufen am 28. September 2015</ref> vom [[w:Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs|Arbeiter-Samariter-Bund]] ein Transitlager eingerichtet werden.<ref>[http://burgenland.orf.at/m/news/stories/2731013/ Festivalgelände wird zur Notunterkunft], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 28. September 2015</ref> Während die Gastronomiehalle für Familien vorbehalten war, wurde das große Festzelt für die restlichen Flüchtlinge und die Essensausgabe adaptiert. Die Betreuung und Organisation der Sammelstelle erfolgte durch 20 Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes, die in der Folge von freiwilligen Helfern unterstützt wurden. Die insgesamt etwa 500 Helfer, darunter Ärzte des Rehabilitationszentrums [[Grimmenstein|Hochegg]]<ref>[http://www.ska-hochegg.at/index.php?article_id=741 Rehabilitationszentrum Hochegg], Webseite www.ska-hochegg.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>), die im Laufe der Zeit in Wiesen im Einsatz waren, konnten hauptsächlich über Facebook geworben werden.<ref name="asbfacebook">[https://www.facebook.com/Samariterbund-Burgenland-Rettung-und-Soziale-Dienste-1494544754169117/timeline/ Facebook - Arbeiter-Samariter-Bund], Webseite www.facebook.com, abgerufen am 28. September 2015</ref> Außerdem versahen noch 24 Polizeibeamte ihren Dienst auf dem Gelände, um für die Sicherheit zu sorgen.<ref name="bvz667444">[http://www.bvz.at/nachrichten/lokales/aktuell/mattersburg/top-Asylwerber-kommen-schubweise;art5528,667444 Asylwerber kommen schubweise], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>


Gegen 20.30 Uhr trafen die ersten Busse mit Flüchtlingen auf dem Gelände ein, ab 22 Uhr war das Lager mit ca. 300 Personen belegt.<ref name="bvz667444"></ref> Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit erfolgte über die Facebook-Seite des Arbeiter-Samariter-Bundes Burgenland. Am 12. September besuchte der burgenländische Bischof [[w:Ägidius Zsifkovics|Ägidius Zsifkovics]] die Flüchtlingsunterkunft, um sich ein Bild über die Lage zu verschaffen und den Einsatzkräften und freiwilligen Helfern zu danken. Nachdem sich an diesem Tag das Gelände vollkommen leerte, kamen am nächsten Tag wieder zahlreiche Flüchtlinge. Am Abend wohnte [[w:Franz Schnabl|Franz Schnabl]], der Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreich, der Einsatzbesprechung bei.<ref name="asbfacebook"></ref>  
Gegen 20.30 Uhr trafen die ersten Busse mit Flüchtlingen auf dem Gelände ein, ab 22 Uhr war das Lager mit ca. 300 Personen belegt.<ref name="bvz667444"></ref> Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit erfolgte über die Facebook-Seite des Arbeiter-Samariter-Bundes Burgenland. Am 12. September besuchte der burgenländische Bischof [[w:Ägidius Zsifkovics|Ägidius Zsifkovics]] die Flüchtlingsunterkunft, um sich ein Bild über die Lage zu verschaffen und den Einsatzkräften und freiwilligen Helfern zu danken. Nachdem sich an diesem Tag das Gelände vollkommen leerte, kamen am nächsten Tag wieder zahlreiche Flüchtlinge. Am Abend wohnte [[w:Franz Schnabl|Franz Schnabl]], der Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreich, der Einsatzbesprechung bei.<ref name="asbfacebook"></ref>  
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== Assistenzeinsatz des Bundesheeres ==
== Assistenzeinsatz des Bundesheeres ==
=== Einsatz von Kaderpräsenzeinheiten statt Grundwehrdienern ===
Am 14. September gab die Regierung bekannt, dass sie den [[w:Assistenzeinsatz|Assistenzeinsatz]] des [[w:Bundesheer|Bundesheeres]] beschlossen hatte.<ref>[http://www.vienna.at/regierung-beschliesst-assistenzeinsatz-des-bundesheeres/4453740 Regierung beschließt Assistenzeinsatz des Bundesheeres], Webseite www.vienna.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> Für diesen direkten Einsatz an der Grenze, der auch Polizeibefugnisse beinhaltete, wurden keine Grundwehrdiener herangezogen sondern ausschließlich Kaderpersonal und Zeitsoldaten. Als Gründe für diese Entscheidung führte das Bundesheer folgende Argumente an:
Am 14. September gab die Regierung bekannt, dass sie den [[w:Assistenzeinsatz|Assistenzeinsatz]] des [[w:Bundesheer|Bundesheeres]] beschlossen hatte.<ref>[http://www.vienna.at/regierung-beschliesst-assistenzeinsatz-des-bundesheeres/4453740 Regierung beschließt Assistenzeinsatz des Bundesheeres], Webseite www.vienna.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> Für diesen direkten Einsatz an der Grenze, der auch Polizeibefugnisse beinhaltete, wurden keine Grundwehrdiener herangezogen sondern ausschließlich Kaderpersonal und Zeitsoldaten. Als Gründe für diese Entscheidung führte das Bundesheer folgende Argumente an:
* Zeit- und Berufssoldaten konnten aufgrund ihres Alters und ihrer Erfahrung besser mit den schwierigen Situationen umgehen, die sie bei diesem Einsatz erwarteten.
* Zeit- und Berufssoldaten konnten aufgrund ihres Alters und ihrer Erfahrung besser mit den schwierigen Situationen umgehen, die sie bei diesem Einsatz erwarteten.
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Neben dem Assistenzeinsatz stellte das Heer aber auch Unterstützungsleistungen wie Flüchtlingsbetreuung, Transport, Zeltaufbau usw. bereit, für diese Aktivitäten wurden Grundwehrdiener herangezogen.
Neben dem Assistenzeinsatz stellte das Heer aber auch Unterstützungsleistungen wie Flüchtlingsbetreuung, Transport, Zeltaufbau usw. bereit, für diese Aktivitäten wurden Grundwehrdiener herangezogen.


In der Nacht von 17. auf 18. September verlegte das Kärntner [[w:Jägerbataillon 25 (Bundesheer)|Jägerbataillon 25]] mit drei seiner vier [[w:Kompanie (Militär)|Kompanien]] ins Burgenland. Als Verstärkung wurde ihm eine KPE-Kompanie (Kaderpräsenzeinheit)<ref>[http://berufssoldat.bundesheer.at/Kaderpraesenzeinheiten-101 Kräfte für internationale Operationen – Kaderpräsenzeinheiten (KIOP-KPE)], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> des Panzergrenadierbataillons 35<ref>[http://www.bundesheer.at/sk/lask/brigaden/pzgrenbrig3/baon/pzgb35.shtml Panzergrenadierbataillon 35], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> aus [[Großmittel]] unterstellt.<ref>[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4496 Nickelsdorf: Jägerbataillon 25 im Einsatz], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> Am Tag der Ankunft erfolgte im Polizeilandeskommando Eisenstadt eine Einschulung der Soldaten über ihre Befugnisse.<ref>[http://burgenland.orf.at/news/stories/2731913/ Bundesheer ist im Assistenzeinsatz], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 24. September 2015</ref>
=== Chronologischer Ablauf des Assistenzeinsatzes ===
In der Nacht vom 17. auf den 18. September verlegte das Kärntner [[w:Jägerbataillon 25 (Bundesheer)|Jägerbataillon 25]] mit drei seiner vier [[w:Kompanie (Militär)|Kompanien]] ins Burgenland. Als Verstärkung wurde ihm eine KPE-Kompanie (Kaderpräsenzeinheit)<ref>[http://berufssoldat.bundesheer.at/Kaderpraesenzeinheiten-101 Kräfte für internationale Operationen – Kaderpräsenzeinheiten (KIOP-KPE)], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> des Panzergrenadierbataillons 35<ref>[http://www.bundesheer.at/sk/lask/brigaden/pzgrenbrig3/baon/pzgb35.shtml Panzergrenadierbataillon 35], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> aus [[Großmittel]] unterstellt.<ref>[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4496 Nickelsdorf: Jägerbataillon 25 im Einsatz], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 24. September 2015</ref> Am Tag der Ankunft erfolgte im Polizeilandeskommando Eisenstadt eine Einschulung der Soldaten über ihre Befugnisse.<ref>[http://burgenland.orf.at/news/stories/2731913/ Bundesheer ist im Assistenzeinsatz], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 24. September 2015</ref>


Am 19. September wurden die Kräfte im Burgenland durch eine Kompanie des [[w:Jägerbataillon 17 (Bundesheer)|Jägerbataillons 17]] aus [[w:Straß in Steiermark|Straß]] verstärkt, die zuvor schon in Oberösterreich im Assistenzeinsatz war. Die Unterbringung der 90 Männer erfolgte in der [[Montecuccoli-Kaserne]] in [[Güssing]].<ref>[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4505 Assistenzeinsatz: Verstärkung im Burgenland und der Steiermark], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 24. September 2015</ref>
Am 19. September wurden die Kräfte im Burgenland durch eine Kompanie des [[w:Jägerbataillon 17 (Bundesheer)|Jägerbataillons 17]] aus [[w:Straß in Steiermark|Straß]] verstärkt, die zuvor schon in Oberösterreich im Assistenzeinsatz war. Die Unterbringung der 90 Männer erfolgte in der [[Montecuccoli-Kaserne]] in [[Güssing]].<ref>[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4505 Assistenzeinsatz: Verstärkung im Burgenland und der Steiermark], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 24. September 2015</ref>
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Am 25. September besuchte Verteidigungsminister [[w:Gerald Klug|Gerald Klug]] den Grenzübergang Nickelsdorf. Zu diesem Anlass gab das Bundesheer bekannt, dass sich an diesem Tag 1458 Soldatinnen und Soldaten der Kaderpräsenzeinheiten im Einsatz befanden, die sich in 10 KPE-Kompanien gliederten. Die meisten dieser Einheiten waren im Burgenland im Einsatz, weitere in der Steiermark und in Kärnten. Die Aufgabe der Soldaten war die Kontrolle von Personen und Fahrzeugen an Grenze sowie Sicherung von Verkehrwegen, Bahnhöfen und Notunterkünften in Zusammenarbeit mit der Polizei. Zur Unterstützung dieser Einheiten standen drei Hubschrauber (eine [[w:Aérospatiale SA-319|Alouette III]], ein [[w:Bell OH-58|Bell OH-58]] und eine [[w:Bell 212|AB 212]]) für Transport- und Aufklärungsaufgaben in der Steiermark und im Burgenland zur Verfügung.<ref name="bundesheer4517">[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4517 Bundesheer 10 Tage im Assistenzeinsatz], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>
Am 25. September besuchte Verteidigungsminister [[w:Gerald Klug|Gerald Klug]] den Grenzübergang Nickelsdorf. Zu diesem Anlass gab das Bundesheer bekannt, dass sich an diesem Tag 1458 Soldatinnen und Soldaten der Kaderpräsenzeinheiten im Einsatz befanden, die sich in 10 KPE-Kompanien gliederten. Die meisten dieser Einheiten waren im Burgenland im Einsatz, weitere in der Steiermark und in Kärnten. Die Aufgabe der Soldaten war die Kontrolle von Personen und Fahrzeugen an Grenze sowie Sicherung von Verkehrwegen, Bahnhöfen und Notunterkünften in Zusammenarbeit mit der Polizei. Zur Unterstützung dieser Einheiten standen drei Hubschrauber (eine [[w:Aérospatiale SA-319|Alouette III]], ein [[w:Bell OH-58|Bell OH-58]] und eine [[w:Bell 212|AB 212]]) für Transport- und Aufklärungsaufgaben in der Steiermark und im Burgenland zur Verfügung.<ref name="bundesheer4517">[http://www.bundesheer.at/archiv/a2015/fluechtlingshilfe/artikel.php?id=4517 Bundesheer 10 Tage im Assistenzeinsatz], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. September 2015</ref>


Neben den KPE-Einheiten waren seit 9. August, also schon einen Monat vor Beginn des Assistenzeinsatzes, mehr als 4000 Soldaten immer wieder im Einsatz gestanden. Sie hatten bis zu diesem Tag mehr als 250 Zelte aufgebaut, Unterkünfte eingerichtet und Flüchtlinge verpflegt. Insgesamt hatte das Heer bis 25. September mehr als 55.400 Tagesportionen ausgegeben, mit 25 Großraumbussen und 25 Lkws Flüchtlinge, Gerät, Material und Personal transportiert. Auf seinen Liegenschaften ([[Wals-Siezenheim]] (270 Personen), [[Klosterneuburg]] (250 Personen), [[Freistadt]] (65 Personen), [[Vomp]] (100 Personen) und [[Fehring]] (220 Personen) sowie in einem Containerdorf in [[Hörsching]] (95 Personen)betreute das Bundesheeres rund 1000 Flüchtlinge.<ref name="bundesheer4517"></ref>
Neben den KPE-Einheiten waren seit 9. August, also schon einen Monat vor Beginn des Assistenzeinsatzes, mehr als 4000 Soldaten immer wieder im Einsatz gestanden. Sie hatten bis zu diesem Tag mehr als 250 Zelte aufgebaut, Unterkünfte eingerichtet und Flüchtlinge verpflegt. Insgesamt hatte das Heer bis 25. September mehr als 55.400 Tagesportionen ausgegeben, mit 25 Großraumbussen und 25 Lkws Flüchtlinge, Gerät, Material und Personal transportiert. Auf seinen Liegenschaften ([[Wals-Siezenheim]] (270 Personen), [[Klosterneuburg]] (250 Personen), [[Freistadt]] (65 Personen), [[Vomp]] (100 Personen) und [[Fehring]] (220 Personen) sowie in einem Containerdorf in [[Hörsching]] (95 Personen) betreute das Bundesheer rund 1000 Flüchtlinge.<ref name="bundesheer4517"></ref>


Nachdem Ungarn in der Nacht von 16. auf 17. Oktober den Grenzzaun zu Kroatien geschlossen hatte, rechnete man mit einer Umlenkung der Flüchtlingsströme von Ungarn auf Slowenien. Der Brennpunkt des Geschehens sollte dann nicht mehr das burgenländische Nickelsdorf sondern die Grenzübergänge der Steiermark und Kärntens sein. Vorsorglich verlegte das Bundesheer KPE-Personal aus den Standorten [[Amstetten]], [[Bludesch]] und [[Landeck (Tirol)|Landeck]] in die Steiermark. 40 Mann wurden dem Jägerbataillon 17 in Straß zugeteilt, die restlichen 120 brachte man in der Grazer Kirchnerkaserne unter. An diesem Tag standen somit 460 Soldaten in der Steiermark im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz, österreichweit waren es 1450. Zusätzlich unterstützten zahlreiche weitere Soldaten Hilfsorganisationen und halfen bei der Versorgung und dem Transport von Flüchtlingen.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4845876/Neue-Fluchtlingsroute_160-Soldaten-fur-die-Steiermark-?_vl_backlink=/home/index.do Neue Flüchtlingsroute: 160 Soldaten für die Steiermark], Webseite diepresse.com, abgerufen am 17. Oktober 2015</ref>
Nachdem Ungarn in der Nacht von 16. auf 17. Oktober den Grenzzaun zu Kroatien geschlossen hatte, rechnete man mit einer Umlenkung der Flüchtlingsströme von Ungarn auf Slowenien. Der Brennpunkt des Geschehens sollte dann nicht mehr das burgenländische Nickelsdorf sondern die Grenzübergänge der Steiermark und Kärntens sein. Vorsorglich verlegte das Bundesheer KPE-Personal aus den Standorten [[Amstetten]], [[Bludesch]] und [[Landeck (Tirol)|Landeck]] in die Steiermark. 40 Mann wurden dem Jägerbataillon 17 in Straß zugeteilt, die restlichen 120 brachte man in der Grazer Kirchnerkaserne unter. An diesem Tag standen somit 460 Soldaten in der Steiermark im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz, österreichweit waren es 1450. Zusätzlich unterstützten zahlreiche weitere Soldaten Hilfsorganisationen und halfen bei der Versorgung und dem Transport von Flüchtlingen.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4845876/Neue-Fluchtlingsroute_160-Soldaten-fur-die-Steiermark-?_vl_backlink=/home/index.do Neue Flüchtlingsroute: 160 Soldaten für die Steiermark], Webseite diepresse.com, abgerufen am 17. Oktober 2015</ref>
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Die Zahl der mit Bussen durch Österreich beförderten Flüchtlingen wurde vom Verteidigungsministerium am 8. November mit 430.000 angegeben. Mehr als 100.000 davon transportierte das Bundesheer selbst und setzte dabei bis 29 Großraumbusse und 110 Soldaten ein. Weitere 110 private Busse ergänzten die Flotte, welche unter dem Kommando des Bundesheeres von den steirischen Grenzübergängen Spielfeld und Bad Radkersburg die Flüchtlinge zu Transitquartieren oder an die deutsche Grenze brachten.<ref>[http://derstandard.at/2000025293063/430-000-Fluechtlinge-seit-Anfang-September-mit-Bussen-befoerdert 430.000 Flüchtlinge seit Anfang September mit Bussen befördert], Webseite www.kleinezeitung.at, abgerufen am 8. November 2015</ref>
Die Zahl der mit Bussen durch Österreich beförderten Flüchtlingen wurde vom Verteidigungsministerium am 8. November mit 430.000 angegeben. Mehr als 100.000 davon transportierte das Bundesheer selbst und setzte dabei bis 29 Großraumbusse und 110 Soldaten ein. Weitere 110 private Busse ergänzten die Flotte, welche unter dem Kommando des Bundesheeres von den steirischen Grenzübergängen Spielfeld und Bad Radkersburg die Flüchtlinge zu Transitquartieren oder an die deutsche Grenze brachten.<ref>[http://derstandard.at/2000025293063/430-000-Fluechtlinge-seit-Anfang-September-mit-Bussen-befoerdert 430.000 Flüchtlinge seit Anfang September mit Bussen befördert], Webseite www.kleinezeitung.at, abgerufen am 8. November 2015</ref>


Im Zuge des Assistenzeinsatzes zeigten sich auch diverse Mängel in der Ausrüstung des Bundesheeres, die durch die extreme Sparpolitik der letzten Jahre entstanden waren. So standen nicht ausreichend [[w:Feldküche|Feldküchen]] zur Verfügung, die man zehn Jahre zuvor um 40.000 Euro angeschafft und dann notgedrungen zu einem Ausrufepreis von 400 Euro versteigern hatte müssen. Auch das vom Land Steiermark angeforderte [[w:Feldlazarett|Feldspital]] konnte nicht aufgestellt werden, da wesentliche Komponenten dieser Einrichtung bereits verkauft worden waren. Auf politische Ebene führte dies zu heftigen Diskussionen über die Fortsetzung des eingeschlagenen Sparkurses beim Bundesheer.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4870200/Bundesheer_Ein-Minister-der-kein-Geld-will Bundesheer: Ein Minister, der kein Geld will], Webseite diepresse.com, abgerufen am 20. November 2015</ref>
Im Dezember konnte der Einsatz aufgrund geringerer Flüchtlingszahlen auf ca. 1.000 KPE-Kräfte zurückgefahren werden. [[w:Pionier (Militär)|Bundesheerpioniere]] errichteten ab 7. Dezember beim Grenzübergang Spielfeld erste Elemente des neuen Einreiseleitsystems. Bis zum Jahresende hatten Bundesheereinheiten 530.000 Tagesportionen an Essen ausgegeben sowie 182.000 Menschen transportiert. Busse und LKWs des Heeres hatten dabei 886.000 Kilometer zurückgelegt.<ref>[http://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=8125 Leistungsbilanz nach 100 Tagen Assistenzeinsatz], Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 7. Jänner 2016</ref>
 
=== Folgen für das Bundesheer ===
Im Zuge des Assistenzeinsatzes zeigten sich auch diverse Mängel in der Ausrüstung des Bundesheeres, die durch die extreme Sparpolitik der letzten Jahre entstanden waren. So standen nicht ausreichend [[w:Feldküche|Feldküchen]] zur Verfügung, die man zehn Jahre zuvor um 40.000 Euro angeschafft und dann notgedrungen zu einem Ausrufepreis von 400 Euro versteigern hatte müssen. Auch das vom Land Steiermark angeforderte [[w:Feldlazarett|Feldspital]] konnte nicht aufgestellt werden, da wesentliche Komponenten dieser Einrichtung bereits verkauft worden waren. Auf politische Ebene führte dies zu heftigen Diskussionen über die Fortsetzung des eingeschlagenen Sparkurses beim Bundesheer.<ref name="diepresse4870200">[http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4870200/Bundesheer_Ein-Minister-der-kein-Geld-will Bundesheer: Ein Minister, der kein Geld will], Webseite diepresse.com, abgerufen am 20. November 2015</ref>
 
Laut Auskunft von Experten entstanden dem Bundesheer durch den Assistenzeinsatz zusätzliche 100 Millionen Euro Kosten nur für das Personal. Im Gegensatz zum Innenministerium erhielt das Heer keine finanziellen Unterstützungsmaßnahmen sondern musste den Einsatz aus dem laufenden Budget bezahlen.<ref name="diepresse4870200"></ref>


== Folgen ==
== Folgen ==
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==== Asylthema entschied Landtagswahl ====
==== Asylthema entschied Landtagswahl ====
Die Landtagswahlen in Oberösterreich am 27. September führten zu einem Erdrutschsieg für die FPÖ, die ihren Stimmenanteil fast verdoppeln konnte.<ref>[http://derstandard.at/2000022818895/Oberoesterreich-Wahl-Erste-Hochrechnung-ab-16-Uhr?ref=rec Grafik zur Oberösterreich-Wahl: Vorläufiges Endergebnis], Webseite derstandard.at, abgerufen am 25. September 2015</ref> Eine Befragung von 1234 Wahlberechtigten durch die Institute SORA und ISA im Auftrag des ORF ergab, dass Unzufriedenheit, Zukunftssorgen und das Flüchtlingsthema die Gründe waren, warum sich die Wähler für die FPÖ entscheiden. 61 Prozent der befragten Wähler gaben außerdem an, dass sie im Wahlkampf sehr häufig über Flüchtlinge und Asyl diskutiert hatten, unter FPÖ-Wähler betrug diese Anteil sogar 85 Prozent.<ref>[http://derstandard.at/2000022863113/Fluechtlingsthema-dominierte-klar?ref=rec Flüchtlingsthema dominierte klar], Webseite derstandard.at, abgerufen am 25. September 2015</ref>
Die Landtagswahlen in Oberösterreich am 27. September führten zu einem Erdrutschsieg für die FPÖ, die ihren Stimmenanteil fast verdoppeln konnte.<ref>[http://derstandard.at/2000022818895/Oberoesterreich-Wahl-Erste-Hochrechnung-ab-16-Uhr?ref=rec Grafik zur Oberösterreich-Wahl: Vorläufiges Endergebnis], Webseite derstandard.at, abgerufen am 25. September 2015</ref> Eine Befragung von 1234 Wahlberechtigten durch die Institute SORA und ISA im Auftrag des ORF ergab, dass Unzufriedenheit, Zukunftssorgen und das Flüchtlingsthema die Gründe waren, warum sich die Wähler für die FPÖ entscheiden. 61 Prozent der befragten Wähler gaben außerdem an, dass sie im Wahlkampf sehr häufig über Flüchtlinge und Asyl diskutiert hatten, unter FPÖ-Wähler betrug diese Anteil sogar 85 Prozent.<ref>[http://derstandard.at/2000022863113/Fluechtlingsthema-dominierte-klar?ref=rec Flüchtlingsthema dominierte klar], Webseite derstandard.at, abgerufen am 25. September 2015</ref>
==== Übergriffe zum Jahreswechsel ====
Zum Jahreswechsel kam es in verschiedenen deutschen Städten wie [[w:Köln|Köln]] oder [[w:Hamburg|Hamburg]] zu massiven [[w:Sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16|sexuellen Übergriffen auf Frauen]] durch Täter mit Migrationshintergrund. Wie im Laufe der Berichterstattung bekannt wurde, befanden sich unter den Tatverdächtigen zahlreiche Asylwerber.<ref>[http://www.welt.de/politik/deutschland/article150735341/Die-meisten-waren-frisch-eingereiste-Asylbewerber.html "Die meisten waren frisch eingereiste Asylbewerber"], Webseite www.welt.de, abgerufen am 7. Jänner 2015</ref> Auch in der Stadt Salzburg brachten mehrere Frauen in den ersten Tagen des Jahres 2016 Strafanzeigen gegen unbekannte ausländische Täter ein, von denen sie in der Silvesternacht sexuell belästigt worden waren.<ref>[http://www.krone.at/Oesterreich/Jetzt_auch_in_Salzburg_sieben_Sexmob-Anzeigen-Syrer_unter_Verdacht-Story-489985 Jetzt auch in Salzburg sieben Sexmob-Anzeigen], Webseite www.krone.at, abgerufen am 7. Jänner 2015</ref> Durch diese Vorkommnisse geriet die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel weiter unter Druck,<ref>[http://www.n-tv.de/politik/Merkel-erwaegt-schnellere-Abschiebungen-article16717401.html Reaktion auf Attacke in Köln - Merkel erwägt schnellere Abschiebungen], Webseite www.n-tv.de, abgerufen am 7. Jänner 2015</ref> während populistische Parteien, wie die FPÖ, dieses Thema vor allem in den sozialen Medien aufgriffen.<ref>[https://www.facebook.com/HCStrache/?fref=ts Facebook-Seite von HC Strache], Webseite www.facebook.com, abgerufen am 7. Jänner 2015</ref>
Im August 2016 wurde bekannt, dass es auch in Wien zu Silvester zu einem gravierenden sexuellen Übergriff in Form einer Gruppenvergewaltigung gekommen war. Demnach wurde eine deutsche Touristin in einer Wohnung von mehreren Irakern missbraucht, die alle zuvor um Asyl angesucht hatten. Die Staatsanwaltschaft verhängte über insgesamt neun Verdächtige, von denen einige in der Zwischenzeit bereits anerkannte Asylberechtigte waren, die [[w:Untersuchungshaft|Untersuchungshaft]].<ref>[http://derstandard.at/2000042860253/Neun-Festnahmen-nach-Gruppenvergewaltigung-zu-Silvester-in-Wien Neun Festnahmen nach Gruppenvergewaltigung zu Silvester in Wien], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. August 2016</ref>


=== Wirtschaftliche Folgen ===
=== Wirtschaftliche Folgen ===
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Diese Vermutung fand Mitte September indirekt eine Bestätigung durch das [[w:Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle|Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle]], welche für Ostdeutschland feststellte, dass durch die Ausgaben für Flüchtlinge vor allem die Hersteller von Verbrauchsgüter sowie Dienstleister in der Wohnungswirtschaft und im Gesundheitssektor profitieren und für mehr Wachstum sorgten.<ref>[http://www.faz.net/agenturmeldungen/adhoc/iwh-fluechtlinge-schieben-wirtschaftswachstum-im-osten-an-13808678.html IWH - Flüchtlinge schieben Wirtschaftswachstum im Osten an], Webseite www.faz.net, abgerufen am 23. September 2015</ref>
Diese Vermutung fand Mitte September indirekt eine Bestätigung durch das [[w:Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle|Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle]], welche für Ostdeutschland feststellte, dass durch die Ausgaben für Flüchtlinge vor allem die Hersteller von Verbrauchsgüter sowie Dienstleister in der Wohnungswirtschaft und im Gesundheitssektor profitieren und für mehr Wachstum sorgten.<ref>[http://www.faz.net/agenturmeldungen/adhoc/iwh-fluechtlinge-schieben-wirtschaftswachstum-im-osten-an-13808678.html IWH - Flüchtlinge schieben Wirtschaftswachstum im Osten an], Webseite www.faz.net, abgerufen am 23. September 2015</ref>
Mitte Dezember schätzte die [[w:Oesterreichische Nationalbank|Österreichische Nationalbank]] die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum mit insgesamt 0,5 Prozent des BIPs für die Jahre 2016 und 2017.<ref>[http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/4883600/Nationalbank_Fluchtlingszustrom-stutzt-Wirtschaftswachstum Nationalbank: Flüchtlingszustrom stützt Wirtschaftswachstum], Webseite diepresse.com, abgerufen am 10. Jänner 2016</ref>
==== Berechnungen für Deutschland ====
IFO-Chef [[w:Hans-Werner Sinn|Hans-Werner Sinn]] zweifelte im November die Angaben des deutschen Finanzwissenschaftlers [[w:Bernd Raffelhüschen|Bernd Raffelhüschen]] als zu optimistisch an. Raffelhüschen hatte errechnet, dass jeder Flüchtling den deutschen Staat bezogen auf seine Lebensdauer ungefähr 450.000 Euro kosten werde. Laut Sinn gelte diese Zahl nur dann, wenn es gelingen würde, die Flüchtlinge so schnell zu integrieren wie andere Einwanderer.<ref>[http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/ifo-chef-sinn-warnt-jeder-fluechtling-kostet-deutschland-450000-euro-a1311169.html Ifo-Chef Sinn warnt: Jeder Flüchtling kostet Deutschland 450.000 Euro], Webseite www.epochtimes.de, abgerufen am 15. August 2016</ref>


==== Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ====
==== Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ====
===== Kurzfristige Auswirkungen =====
===== Kurzfristige Auswirkungen =====
Von den im Jahr 2015 angekommenen Flüchtlingen ging, zumindest kurzfristig, ein positiver Effekt für den Arbeitsmarkt aus. Aufgrund der Mehrausgaben der Regierung für Grundversorgung und Integrationsmaßnahmen konnte davon ausgegangen werden, dass dies einen Mehrdarf auf den Gebieten Beratung, Schulung und auch Konsum geben werde.  
Von den im Jahr 2015 angekommenen Flüchtlingen ging, zumindest kurzfristig, ein positiver Effekt für den Arbeitsmarkt aus. Aufgrund der Mehrausgaben der Regierung für Grundversorgung und Integrationsmaßnahmen konnte davon ausgegangen werden, dass dies einen Mehrbedarf auf den Gebieten Beratung, Schulung und auch Konsum geben werde.  


Den Flüchtlingen war als Asylwerbern, solange sie keinen positiven Asylantrag besaßen, der Zugang zum Arbeitsmarkt nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, sodass sie kurzfristig keine Konkurrenz für andere Arbeitssuchende darstellten.<ref name="orf2732792">[http://burgenland.orf.at/m/news/stories/2732792/ Flüchtlinge: Fakten zu Jobs & Sozialleistungen], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 25. September 2015</ref> Nur unter folgenden Voraussetzungen war es ihnen erlaubt zu arbeiten:<ref>[http://arbeitsmarktzugang.prekaer.at/faqs/ FAQ - Arbeitsmarktzugang für Asylwerber*Innen], Webseite arbeitsmarktzugang.prekaer.at, abgerufen am 25. September 2015</ref>  
Den Flüchtlingen war als Asylwerbern, solange sie keinen positiven Asylantrag besaßen, der Zugang zum Arbeitsmarkt nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, sodass sie kurzfristig keine Konkurrenz für andere Arbeitssuchende darstellten.<ref name="orf2732792">[http://burgenland.orf.at/m/news/stories/2732792/ Flüchtlinge: Fakten zu Jobs & Sozialleistungen], Webseite burgenland.orf.at, abgerufen am 25. September 2015</ref> Nur unter folgenden Voraussetzungen war es ihnen erlaubt zu arbeiten:<ref>[http://arbeitsmarktzugang.prekaer.at/faqs/ FAQ - Arbeitsmarktzugang für Asylwerber*Innen], Webseite arbeitsmarktzugang.prekaer.at, abgerufen am 25. September 2015</ref>  
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===== Situation anerkannter Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt =====
===== Situation anerkannter Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt =====
Die Flüchtlinge, die 2015 ins Burgenland und somit nach Österreich kamen, und die in Österreich auch um Asyl ansuchten, waren in den 2015 verfügbaren Statistiken des [[w:Arbeitsmarktservice|Arbeitsmarktservices (AMS)]] nicht enthalten, weil ihr Status als Asylwerber sie vom österreichischen Arbeitsmarkt weitgehend ausschloss. Somit enthielten die AMS-Statistiken nur die Daten jener Asylberechtigten, die Monate oder Jahre zuvor ins Land gekommen waren. 19.000 von ihnen wurden vom AMS als arbeitslos geführt, davon nahmen ca. 36 Prozent an entsprechenden Schulungen teil. Etwa 80 Prozent dieser Personen hatten einen Pflichtschulabschluss, alle anderen eine höherwertige Ausbildung. Bei den anerkannten Flüchtlingen aus Syrien lag der Prozentsatz der höher gebildeten Menschen deutlich höher als beim Rest. Das AMS betonte jedoch, dass diese Angaben mit Vorsicht zu genießen wären, weil es Schwierigkeiten bei der Erfassung der Qualifikationen gab. In Wien wurde daher ein fünfwöchiges Pilotprojekt aufgesetzt, dessen Ziel es war, von ca. 1000 Asylberechtigten die Ausbildung relativ einfach anzuerkennen.<ref name="standard19000">[http://derstandard.at/2000023092136/19-000-Fluechtlinge-in-Oesterreich-ohne-Job 19.000 anerkannte Flüchtlinge in Österreich ohne Job], Webseite derstandard.at, abgerufen am 2. Oktober 2015</ref>
Die Flüchtlinge, die 2015 ins Burgenland und somit nach Österreich kamen, und die in Österreich auch um Asyl ansuchten, waren in den 2015 verfügbaren Statistiken des [[w:Arbeitsmarktservice|Arbeitsmarktservices (AMS)]] nicht enthalten, weil ihr Status als Asylwerber sie vom österreichischen Arbeitsmarkt weitgehend ausschloss. Somit enthielten die AMS-Statistiken nur die Daten jener Asylberechtigten, die Monate oder Jahre zuvor ins Land gekommen waren. 19.000 von ihnen wurden vom AMS als arbeitslos geführt, davon nahmen ca. 36 Prozent an entsprechenden Schulungen teil. Etwa 80 Prozent dieser Personen hatten einen Pflichtschulabschluss, alle anderen eine höherwertige Ausbildung. Bei den anerkannten Flüchtlingen aus Syrien lag der Prozentsatz der höher gebildeten Menschen deutlich höher als beim Rest. Das AMS betonte jedoch, dass diese Angaben mit Vorsicht zu genießen wären, weil es Schwierigkeiten bei der Erfassung der Qualifikationen gab. In Wien wurde daher ein fünfwöchiges Pilotprojekt aufgesetzt, dessen Ziel es war, von ca. 1000 Asylberechtigten die Ausbildung relativ einfach anzuerkennen.<ref name="standard19000">[http://derstandard.at/2000023092136/19-000-Fluechtlinge-in-Oesterreich-ohne-Job 19.000 anerkannte Flüchtlinge in Österreich ohne Job], Webseite derstandard.at, abgerufen am 2. Oktober 2015</ref>
 
===== Unterschiedliche Ergebnisse bei Kompetenzchecks =====
Die Ergebnisse dieses AMS-Kompetenzchecks wurden am 12. Jänner 2016 durch den [[w:Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz|Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz]] [[w:Rudolf Hundstorfer|Rudolf Hundstorfer]] und AMS-Chef [[Johannes Kopf]] präsentiert. Demnach durchliefen 898 Asylberechtigte (447 Frauen und 451 Männer) dieses Programm, davon stammten 21 Prozent der Teilnehmer aus Syrien, elf Prozent aus dem Iran, vier Prozent aus dem Irak, 26 Prozent aus Afghanistan und 38 Prozent aus anderen Ländern. Es wurde dabei betont, dass es sich nicht um eine repräsentative Ausbildungserhebung von allen anerkannten Flüchtlingen handelte sondern die Erhebung nur den Charakter hatte, eine „Tendenz zu zeigen“. Diese Untersuchung brachte laut AMS-Chef Johannes Kopf für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem Iran  „optimistisch stimmende Ergebnisse“ während jene für Afghanen „bedrückende Ergebnisse“ ergab. Während bei den Syrern 26 Prozent ein Studium, 29 Prozent eine Matura, 13 Prozent eine Berufsausbildung und nur 1 Prozent keine Schulbildung vorweisen konnten, lagen die Werte bei den Afghanen mit nur 7 Prozent Studium, 17 Prozent Matura und 30 Prozent ohne Schulbildung wesentlich schlechter.<ref>[http://wien.orf.at/m/news/stories/2751817/ Erster AMS-Kompetenzcheck beendet], Webseite wien.orf.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref> Menschen aus dem Irak und dem Iran waren sogar noch besser ausgebildet als Flüchtlinge aus Syrien. Auffallend war auch die Tatsache, dass Frauen besser ausgebildet waren als Männer. So hatten beispielsweise 42 Prozent der geflohenen Iranerinnen ein Studium vorzuweisen. Trotzdem würde die Integration dieser Menschen laut dem AMS-Chef sehr schwierig werden, weil viele Probleme mit der Sprache hatten und kein soziales Netzwerk besaßen, das für die Jobsuche notwendig war.<ref>[http://derstandard.at/2000028899170/AMS-Kompetenzcheck-Syrer-besser-gebildet-als-Oesterreicher AMS-Kompetenzcheck: Syrische Flüchtlinge besser gebildet als Österreicher], Webseite derstandard.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref>
 
Dem AMS wurde nach Veröffentlichung der Studie in den sozialen Medien [[w:Schönfärberei|Schönfärberei]] vorgeworfen, zumal die Zahlen in Deutschland um einiges schlechter waren. Die Erhebungsmethode, welche die sechs vom AMS betrauten Bildungsinstitute anwandten, waren [[w:Biographisch-narrative Gesprächsführung|biographische Interviews]]. Diese wurden in den fünf Wochen, in denen die Flüchtlinge von den Instituten betreut wurden, in Einzelcoachings abgefragt. Wie Experten versicherten, stellt diese Befragungsform innerhalb der [[w:Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaften]] eine etablierte Methode dar. Ein CO-Autor der deutschen Studie, welche die Lawaetz-Stiftung<ref>http://www.lawaetz.de/ Webseite Lawaetz-Stiftung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref> 2014 an etwa 20.000 Migranten durchgeführt hatte, hält es durchaus für möglich, dass es innerhalb der syrischen Asylwerber derartig gute Ergebnisse geben könnte, weil in Deutschland nur die verdichteten Zahlen von Menschen aus 150 Ländern ausgewiesen worden waren.<ref>[http://derstandard.at/2000029081431/Nutzen-und-Grenzen-der-AMS-Fluechtlingserhebung Kompetenzcheck: Nutzen und Grenzen der AMS-Flüchtlingserhebung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref>
 
Eine Woche später veröffentlichte auch das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Zahlen von Kompetenzchecks, die deutlich schlechter waren als jene des AMS. Das BAMF hatte 2800 Flüchtlinge befragt und zum Beispiel bei Irakern die Aussage erhalten, dass ein Viertel keine Schule besucht hatte. Bei der AMS-Auswertung lag dieser Wert bei 5 Prozent. Auch andere Werte wie der Anteil der Hochqualifizierten war in Deutschland deutlich schlechter als in Österreich. Allerdings wurde die deutsche Befragung mit Fragebögen durchgeführt und war somit fehleranfälliger als die österreichische Methode durch Interviews im Rahmen von Kompetenzchecks. 
<ref>[http://derstandard.at/2000029303543/Qualifikationen-Deutschland-stuft-Fluechtlinge-schlechter-ein Deutschland stuft Flüchtlinge schlechter ein als Österreich], Webseite derstandard.at, abgerufen am 19. Jänner 2016</ref>
 
Aussagen des IFO-Bildungsexperten [[w:Ludger Wößmann|Ludger Wößmann]] stützten hingegen den pessimistischen Eindruck der deutschen Zahlen. Seinen Forschungen entsprechend kamen selbst in der Zeit vor Beginn des Bürgerkrieges 65 Prozent der syrischen Schüler nicht über die von der [[w:OECD|OECD]] definierten Grundkompetenzen hinaus, während in Deutschland dieser Wert bei 16 Prozent lag. Seiner Meinung nach würden Achtklässler unter den Flüchtlingen einheimischen Schülern vom Bildungsniveau her um fünf Schuljahre hinterherhinken. Dementsprechend schwer hätten sie es auch, nach Erlernen der Sprache dem Unterrichtstempo ihrer deutschen Altersgenossen zu folgen. Zu diesem Bild passten auch die Informationen der Handelskammer München und Oberbayern wonach 70 Prozent der Lehrlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die zwei Jahren davor eine Lehre begonnen hatten, diese bereits wieder abgebrochen hatten. Seiner Meinung nach müsste die deutsche Politik über die Möglichkeit von teilqualifizierenden Ausbildungen nachdenken, in denen stärker die praktischen Fähigkeiten und weniger die theoretischen Grundlagen im Vordergrund stehen sollten. Diese einjährigen Qualifikationsmaßnahmen sollte auch die Möglichkeit enthalten später auf eine Vollausbildung aufzurüsten.<ref>[http://www.zeit.de/2015/47/integration-fluechtlinge-schule-bildung-herausforderung "Zwei Drittel können kaum lesen und schreiben"], Webseite www.zeit.de, abgerufen am 20. Jänner 2016</ref>
 
===== Juni 2016: Ernüchternde Arbeitslosenzahlen =====
Im Juni 2016 wurde eine Arbeitslosenstatistik veröffentlicht, nach der von 9520 Personen, die im Jahre 2015 den Asylberechtigungsstatus erhielten, nur 957 zum Stichtag Ende Juni 2016 einer Beschäftigung nachgingen. Die Zahl der arbeitssuchenden Asylberechtigten erhöhte sich damit auf ca. 25.000 Personen, von denen zwei Drittel in Wien vorgemerkt waren. Die größte Personengruppe mit 44 Prozent stellten die Syrer dar, 18 Prozent kamen aus Afghanistan und 12 Prozent aus Russland (vorwiegend aus Tschetschenien). Von den 25.000 arbeitslosen Asylberechtigten waren rund 75 Prozent Männer. Zwar stieg die Zahl der beschäftigten Ausländer, aber zu diesem Zeitpunkt waren noch die Ergebnisse von 84.000 laufenden Asylverfahren ausständig, sodass mit einer weiteren Belastung des Arbeitsmarktes zu rechnen war.<ref>[http://derstandard.at/2000042115586/Zuuwanderer-fallen-am-Arbeitsmarkt-immer-weiter-zurueck Zuwanderer fallen am Arbeitsmarkt immer weiter zurück], Webseite derstandard.at, abgerufen am 2. August 2016</ref>


== Weblinks ==
== Literatur ==
* Christian Ultsch, Thomas Prior, Rainer Nowak: ''Flucht – Wie der Staat die Kontrolle verlor'', 2017, Molden Verlag, ISBN 9783222150050


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==