Jüdische Gemeinde Neufeld an der Leitha: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Jüdische Gemeinde Neufeld an der Leitha''' wurde im Jahr 1648 gegründet und bestand, mit einer Unterbrechung rund um das Jahr 1671, bis 1739 als sie vermutlich durch den Grundherrn Fürst [[w:Paul II. Anton Esterházy de Galantha|Paul II. Anton Esterházy]] aufgelöst wurde.
Die '''Jüdische Gemeinde Neufeld an der Leitha''' wurde im Jahr 1648 gegründet und bestand, mit einer Unterbrechung rund um das Jahr 1671, bis 1739 als sie vermutlich durch den Grundherrn Fürst [[w:Paul II. Anton Esterházy de Galantha|Paul II. Anton Esterházy]] aufgelöst wurde.
<ref name="prickler81">Harald Prickler: ''BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER BURGENLÄNDISCHEN JUDENSIEDLUNGEN'', Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 92, Seite 78 bis 81, Eisenstadt 1993</ref>  
<ref name="prickler81">Harald Prickler: ''BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER BURGENLÄNDISCHEN JUDENSIEDLUNGEN'', Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 92, Seite 78 bis 81, Eisenstadt 1993</ref>  
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Nach der siegreichen [[w:Schlacht bei Mogersdorf|Schlacht bei Mogersdorf]] [[1664]] kam es zum [[w:Frieden von Eisenburg|Frieden von Eisenburg]], bei dem der österreichische Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] den [[w:Osmanisches Reich|Osmanen]] große Zugeständnisse machte. Die von dieser Entwicklung enttäuschten ungarischen und kroatischen Adeligen zettelten daraufhin in der Zeit zwischen 1664/1666 bis 1670/1671 die sogenannte [[w:Magnatenverschwörung|Magnatenverschwörung]] an. Auch Franz III. Nádasdy schloss sich 1666 dieser Vorschwörung an. Als man 1670 schließlich den militärischen Aufstand wagte, wurde dieser sehr schnell niedergeschlagen und die Verschwörer verhaftet. Nádasdy bezahlte seine Beteiligung an der Magnatenverschwörung mit seinem Leben und wurde am 30. April 1671 in Wien [[w:Enthauptung|enthauptet]].
Nach der siegreichen [[w:Schlacht bei Mogersdorf|Schlacht bei Mogersdorf]] [[1664]] kam es zum [[w:Frieden von Eisenburg|Frieden von Eisenburg]], bei dem der österreichische Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] den [[w:Osmanisches Reich|Osmanen]] große Zugeständnisse machte. Die von dieser Entwicklung enttäuschten ungarischen und kroatischen Adeligen zettelten daraufhin in der Zeit zwischen 1664/1666 bis 1670/1671 die sogenannte [[w:Magnatenverschwörung|Magnatenverschwörung]] an. Auch Franz III. Nádasdy schloss sich 1666 dieser Vorschwörung an. Als man 1670 schließlich den militärischen Aufstand wagte, wurde dieser sehr schnell niedergeschlagen und die Verschwörer verhaftet. Nádasdy bezahlte seine Beteiligung an der Magnatenverschwörung mit seinem Leben und wurde am 30. April 1671 in Wien [[w:Enthauptung|enthauptet]].


Der jüdische Kaufmann David Marcady war in der Zwischenzeit schon nach Leipzig gegangen und von dort, als er von Nádasdys Verhaftung erfuhr, weiter nach Prag und Amsterdam. Aber auch alle anderen Juden hatten zu dieser Zeit bereits Neufeld verlassen. In die ehemaligen Judenhäuser waren Christen eingezogen und auch die Synagoge war umgewidmet worden. Als Kaiser Leopold I. 1671 alle Juden aus den österreichischen und ungarischen Landen ausweisen ließ, befand sich somit in Neufeld kein einziger Jude mehr.
Der jüdische Kaufmann David Marcady war in der Zwischenzeit schon nach Leipzig gegangen und von dort, als er von Nádasdys Verhaftung erfuhr, weiter nach Prag und Amsterdam. Aber auch alle anderen Juden hatten zu dieser Zeit bereits Neufeld verlassen. In die ehemaligen Judenhäuser waren Christen eingezogen und auch die Synagoge war umgewidmet worden. Als Kaiser Leopold I. 1671 alle Juden aus den österreichischen und ungarischen Landen ausweisen ließ, befand sich somit in Neufeld kein einziger Jude mehr.<ref name="prickler81"></ref>


=== Neugründung der Gemeinde ===  
=== Neugründung der Gemeinde ===  
Während diese Vertreibung in den kaiserlichen Landen nur wenige Monate dauerte, kamen die Neufelder Juden nicht sofort zurück. Erst 1686 gab es wieder drei Judenhäuser, 1691 elf Häuser in den Juden wohnten. Das Kastell beherbergte um 1700 sogar zwanzig Judenfamilien. Die Judenhäuser Anfang des [[18. Jahrhundert|18. Jahrhunderts]] waren nicht mehr identisch mit jenen aus der Zeit der Gründung der Siedlung. Die alten Behausungen wurden vermutlich vor 1671 von ihren Besitzern an christliche Familien verkauft.  
Während diese Vertreibung in den kaiserlichen Landen nur wenige Monate dauerte, kamen die Neufelder Juden nicht sofort zurück. Erst 1686 gab es wieder drei Judenhäuser, 1691 elf Häuser in den Juden wohnten. Das Kastell beherbergte um 1700 sogar zwanzig Judenfamilien. Die Judenhäuser Anfang des [[18. Jahrhundert|18. Jahrhunderts]] waren nicht mehr identisch mit jenen aus der Zeit der Gründung der Siedlung. Die alten Behausungen wurden vermutlich vor 1671 von ihren Besitzern an christliche Familien verkauft.<ref name="prickler81"></ref>


=== Konskription von 1735 ===
=== Konskription von 1735 ===
Aus dem Jahr 1735 ist eine [[w:Konskription|Konskription]] erhalten geblieben, die Auskunft über die jüdische Bevölkerung von Neufeld gibt. Demnach lebten damals 113 Juden in der Gemeinde. Es gab 28 männliche und 2 weibliche Haushaltsvorstände sowie 27 verheiratete Frauen. Von 49 Kindern galten 7 als erwachsen, der Rest als minderjährig. Außerdem wohnten noch ein Lehrer, drei [[w:Diener|Diener]] und drei [[w:Dienstbote|Dienstboten]] in der Siedlung. Die Herkunft der Juden kann aus diesen Dokument nicht abgelesen werden. Lediglich bei drei Familien war ersichtlich, dass sie aus [[w:Mähren|Mähren]] zugezogen waren, und eine weitere stammte von einer Grundherrschaft der [[w:Batthyány|Familie Batthyány]] in Ungarn ab. Die anderen lebten schon hier oder waren von anderen Herrschaften der [[w:Esterházy|Familie Esterházy]] zugezogen. Die jüdische Gemeinde musste ein Schutzgeld von 250 Gulden bezahlen. Die Menschen arbeiteten als Kaufleute, Händler, Gewerbetreibende und Dienstnehmer, drei von ihnen sogar in Wien. Der größte Teil der männlichen Bevölkerung verdiente den Lebensunterhalt als [[w:Hausierer|Hausierer]] mit Kleidern, Stoffen, Riemen, Gürteln und diversen Kleinigkeiten. Einige übten das Schneider- bzw. Fleischhauerhandwerk aus, einzig ein gewisser Marx Aron hatte eine gehobener Stellung. Er handelte mit Häuten und Leder, war der einzige jüdische Pferdehalter und beschäftigte in seinem Haushalt einen Lehrer, einen Diener und einen Dienstboten.
Aus dem Jahr 1735 ist eine [[w:Konskription|Konskription]] erhalten geblieben, die Auskunft über die jüdische Bevölkerung von Neufeld gibt. Demnach lebten damals 113 Juden in der Gemeinde. Es gab 28 männliche und 2 weibliche Haushaltsvorstände sowie 27 verheiratete Frauen. Von 49 Kindern galten 7 als erwachsen, der Rest als minderjährig. Außerdem wohnten noch ein Lehrer, drei [[w:Diener|Diener]] und drei [[w:Dienstbote|Dienstboten]] in der Siedlung. Die Herkunft der Juden kann aus diesen Dokument nicht abgelesen werden. Lediglich bei drei Familien war ersichtlich, dass sie aus [[w:Mähren|Mähren]] zugezogen waren, und eine weitere stammte von einer Grundherrschaft der [[w:Batthyány|Familie Batthyány]] in Ungarn ab. Die anderen lebten schon hier oder waren von anderen Herrschaften der [[w:Esterházy|Familie Esterházy]] zugezogen. Die jüdische Gemeinde musste ein Schutzgeld von 250 Gulden bezahlen. Die Menschen arbeiteten als Kaufleute, Händler, Gewerbetreibende und Dienstnehmer, drei von ihnen sogar in Wien. Der größte Teil der männlichen Bevölkerung verdiente den Lebensunterhalt als [[w:Hausierer|Hausierer]] mit Kleidern, Stoffen, Riemen, Gürteln und diversen Kleinigkeiten. Einige übten das Schneider- bzw. Fleischhauerhandwerk aus, einzig ein gewisser Marx Aron hatte eine gehobener Stellung. Er handelte mit Häuten und Leder, war der einzige jüdische Pferdehalter und beschäftigte in seinem Haushalt einen Lehrer, einen Diener und einen Dienstboten.<ref name="Krajasich">Peter Krajasich: ''DIE JÜDISCHE BEVÖLKERUNG VON EISENSTADT UND NEUFELD IM JAHRE 1735'', Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 71, Seite 241 bis 248, Eisenstadt 1985</ref>


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=== Endgültige Auflassung der Gemeinde 1739 ===
=== Endgültige Auflassung der Gemeinde 1739 ===
1739 ließ der Grundherr Paul II. Anton Esterházy die jüdische Gemeinde Neufeld endgültig auflösen. Die Gründe für diese Entscheidung konnten aus den zur Verfügung stehenden historischen Dokumenten nicht ermittelt werden. Die meisten jüdischen Bewohner von Neufeld zogen in die [[Jüdische Gemeinde Mattersburg|jüdische Gemeinde Mattersburg]] weiter. Eine Neugründung der Gemeinde erfolgte nicht mehr.<ref name="prickler81"></ref>
1739 ließ der Grundherr Paul II. Anton Esterházy die jüdische Gemeinde Neufeld endgültig auflösen. Die Gründe für diese Entscheidung konnten aus den zur Verfügung stehenden historischen Dokumenten nicht ermittelt werden. Die meisten jüdischen Bewohner von Neufeld zogen zu ihren Glaubensbrüdern nach [[Jüdische Gemeinde Mattersburg|Mattersburg]]. Eine Neugründung der Gemeinde erfolgte später nicht mehr.<ref name="prickler81"></ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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