Berta Horvath: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Einlieferung von Berta Horvath in den Pavillon 15 des Spiegelgrundes, der offiziell als „Säuglingsstation“ geführt, inoffiziell aber als „Reichsausschussabteilung“ bezeichnet wurde, erfolgte am 10. Mai 1943.<ref name="totenbuch1943" />
Die Einlieferung von Berta Horvath in den Pavillon 15 des Spiegelgrundes, der offiziell als „Säuglingsstation“ geführt, inoffiziell aber als „Reichsausschussabteilung“ bezeichnet wurde, erfolgte am 10. Mai 1943.<ref name="totenbuch1943" />


Wie aus ihrem Krankenakt hervorgeht, wurde das fünfjährige Pinkafelder Mädchen auch ein Opfer von Experimenten, welche unter dem Deckmantel der Wissenschaft am Spiegelgrund an den Kindern vorgenommen wurden. So arbeitete der Pavillion 15 eng mit der Wiener Universitätsklinik bei der Erprobung des [[w:Tuberkulose|Tuberkulose]]-Impfstoffes [[w:Bacillus Calmette-Guérin|BCG]] zusammen. Auf Seiten der Universitätsklinik war [[Elmar Türk]] für diese Impfexperimente verantwortlich, der sowohl mit BCG geimpfte als auch ungeimpfte Kinder mit Tuberkulose infizierte und sie dann an den Spiegelgrund überwies, wo sie nach ihrem Ableben obduziert wurden.<ref name="brettl35" />
Wie aus ihrem Krankenakt hervorgeht, wurde das fünfjährige Pinkafelder Mädchen auch ein Opfer von Experimenten, welche unter dem Deckmantel der Wissenschaft an den Kindern vorgenommen wurden. So arbeitete der Pavillion 15 eng mit der Wiener Universitätsklinik bei der Erprobung des [[w:Tuberkulose|Tuberkulose]]-Impfstoffes [[w:Bacillus Calmette-Guérin|BCG]] zusammen. Auf Seiten der Universitätsklinik war [[Elmar Türk]] für diese Impfexperimente verantwortlich, der sowohl mit BCG geimpfte als auch ungeimpfte Kinder mit Tuberkulose infizierte und sie dann an den Spiegelgrund überwies, wo sie nach ihrem Ableben obduziert wurden.<ref name="brettl35" />


Im Krankenakt von Berta Horvath findet sich auch ein Schriftverkehr zwischen Elmar Türk und [[w:Ernst Illing|Ernst Illing]], dem 1946 hingerichteten Leiter des Spiegelgrund-Komplexes. Darin beschrieb Türk, dass das Pinkafelder Mädchen mit BCG geimpft und dann zweimal negativ mit Tuberkulose infiziert worden war. Als Wunsch äußert Türk, dass er gerne der Obduktion des Mädchens beiwohnen möchte, weil dieser Fall von "großem wissenschaftlichen Interesse" wäre.<ref name="brettl35">{{Literatur |Autor=Herbert Brettl, Michael Hess |Titel=NS-Euthanasie im Burgenland|Ort=Eisenstadt |Datum=2015 |Seiten=35 |ISBN=3854051794}}</ref>
Im Krankenakt von Berta Horvath findet sich auch ein Schriftverkehr zwischen Elmar Türk und [[w:Ernst Illing|Ernst Illing]], dem 1946 hingerichteten Leiter des Spiegelgrund-Komplexes. Darin beschrieb Türk, dass das Pinkafelder Mädchen mit BCG geimpft und dann zweimal negativ mit Tuberkulose infiziert worden war. Als Wunsch äußerte Türk, dass er gerne der Obduktion des Mädchens beiwohnen möchte, weil dieser Fall von "großem wissenschaftlichen Interesse" wäre.<ref name="brettl35">{{Literatur |Autor=Herbert Brettl, Michael Hess |Titel=NS-Euthanasie im Burgenland|Ort=Eisenstadt |Datum=2015 |Seiten=35 |ISBN=3854051794}}</ref>


Da diese Obduktion in weiterer Folge auch stattfand und dabei das Gehirn des Mädchens entnommen und konserviert wurde,<ref name="brettl35" /> wäre es daher auch möglich, dass dieses in der Nachkriegszeit vom ehemaligen Spiegelgrund-Arzt [[w:Heinrich Gross|Heinrich Gross]] für [[w:Heinrich_Gross#Karriere im Nachkriegsösterreich|Forschungen]] verwendet wurde. Heinrich Gross gilt als Symbolfigur für den schlampigen, teilweise beschämenden, Umgang Österreichs mit seiner jüngeren Vergangenheit.<ref>[https://derstandard.at/620205/SPOe-hielt-schuetzend-ihre-Hand-ueber-Heinrich-Gross SPÖ hielt schützend ihre Hand über Heinrich Gross], Webseite derstandard.at, abgerufen am 5. Jänner 2018</ref><ref>[https://kurier.at/politik/beichte-des-ns-arztes/769.201 Beichte des NS-Arztes Interview KURIER 8. 2. 1979: Dr. Gross über Vergangenes], Webseite kurier.at, abgerufen am 5. Jänner 2018</ref>   
Da diese Obduktion in weiterer Folge auch stattfand und dabei das Gehirn des Mädchens entnommen und konserviert wurde,<ref name="brettl35" /> wäre es daher auch möglich, dass dieses in der Nachkriegszeit vom ehemaligen Spiegelgrund-Arzt [[w:Heinrich Gross|Heinrich Gross]] für [[w:Heinrich_Gross#Karriere im Nachkriegsösterreich|Forschungen]] verwendet wurde. Heinrich Gross gilt als Symbolfigur für den schlampigen, teilweise beschämenden, Umgang Österreichs mit seiner jüngeren Vergangenheit.<ref>[https://derstandard.at/620205/SPOe-hielt-schuetzend-ihre-Hand-ueber-Heinrich-Gross SPÖ hielt schützend ihre Hand über Heinrich Gross], Webseite derstandard.at, abgerufen am 5. Jänner 2018</ref><ref>[https://kurier.at/politik/beichte-des-ns-arztes/769.201 Beichte des NS-Arztes Interview KURIER 8. 2. 1979: Dr. Gross über Vergangenes], Webseite kurier.at, abgerufen am 5. Jänner 2018</ref>   
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