Vorarlberger Hof: Unterschied zwischen den Versionen

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''Vorarlberger Hof'' bezeichnet sowohl das hier befindliche Arbeiterheim als auch die Gastwirtschaft. Die Bezeichnung „Vorarlberger Hof“ wurde über alle Jahrzehnte beibehalten und befindet sich an drei promineten Seiten des Hauses in [[w: Fraktur (Schrift)| Fraktur]] als auch [[w:Antiqua|Antiqua]], auch, als z. B. die Gaststätte darin zum italienischen Speiselokal „Am ici“ wurde. Die Verbindung eines Ortsnamens mit "Hof" zur Bezeichnung eines [[w:Gasthof|Gasthofs]] ist in Vorarlberg selten. Beispiele: in [[Feldkirch]] gab es ebenfalls einen "Vorarlberger Hof" bzw. in [[Bludenz]] den "Bludenzer Hof" (beide in Bahnhofsnähe).
''Vorarlberger Hof'' bezeichnet sowohl das hier befindliche Arbeiterheim als auch die Gastwirtschaft. Die Bezeichnung „Vorarlberger Hof“ wurde über alle Jahrzehnte beibehalten und befindet sich an drei promineten Seiten des Hauses in [[w: Fraktur (Schrift)| Fraktur]] als auch [[w:Antiqua|Antiqua]], auch, als z. B. die Gaststätte darin zum italienischen Speiselokal „Am ici“ wurde. Die Verbindung eines Ortsnamens mit "Hof" zur Bezeichnung eines [[w:Gasthof|Gasthofs]] ist in Vorarlberg selten. Beispiele: in [[Feldkirch]] gab es ebenfalls einen "Vorarlberger Hof" bzw. in [[Bludenz]] den "Bludenzer Hof" (beide in Bahnhofsnähe).


In Vorarlberg finden sich, wie vielfach im [[w:Süddeutschland|süddeutschen Raum]] ansonsten eher Gasthöfe z. B. mit den Namen bzw. Namensbestandteilen [[w:Kreuz (Symbol)|Kreuz]], [[w:Sonne|Sonne]], [[w:Adler (Biologie)|Adler]] (Symbol für [[w:Johannes (Apostel)|Apostel Johannes]]), [[w:Lamm|Lamm]] (Symbol für [[w:Johannes der Täufer|Johannes der Täufer]]), [[w:Engel|Engel]] (Symbol für [[w:Matthäus (Apostel)|Apostel Matthäus]]), [[w:Ochse|Ochsen]] (Symbol für [[w:Lukas (Evangelist)|Evangelist Lukas]]), [[w:Löwe|Löwen]] (Symbol für [[w:Markus (Evangelist)|Evangelist Markus]]), [[w:Hirsche|Hirschen]] (Symbol für [[w:Eustachius|Eustachius]] bzw. [[w:Hubertus von Lüttich|Hubertus]]) etc. Gasthausnamen, welche zu dieser Zeit, als der Vorarberger Hof zum Zentrum der Sozialisten in Vorarlberg wurde, für ein sozialdemokratisches Arbeiterheim eher unpassend waren.
In Vorarlberg finden sich, wie vielfach im [[w:Süddeutschland|süddeutschen Raum]] ansonsten eher Gasthöfe z. B. mit den Namen bzw. Namensbestandteilen [[w:Kreuz (Symbol)|Kreuz]], [[w:Sonne|Sonne]], [[w:Adler (Biologie)|Adler]] (Symbol für [[w:Johannes (Apostel)|Apostel Johannes]]), [[w:Lamm|Lamm]] (Symbol für [[w:Johannes der Täufer|Johannes der Täufer]]), [[w:Engel|Engel]] (Symbol für [[w:Matthäus (Apostel)|Apostel Matthäus]]), [[w:Ochse|Ochsen]] (Symbol für [[w:Lukas (Evangelist)|Evangelist Lukas]]), [[w:Löwe|Löwen]] (Symbol für [[w:Markus (Evangelist)|Evangelist Markus]]), [[w:Hirsche|Hirschen]] (Symbol für [[w:Eustachius|Eustachius]] bzw. [[w:Hubertus von Lüttich|Hubertus]]) etc. Gasthausnamen, welche zu dieser Zeit, als der Vorarberger Hof zum Zentrum der Sozialisten in Vorarlberg wurde, für ein sozialdemokratisches Arbeiterheim, Parteizentrale etc. eher unpassend waren.


== Lage ==
== Lage ==
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Das Gebäude diente zeitweise als Zentrum für die sozialistische Bildungsarbeit (Schulungen, Bibliothek etc.) und der Vorarlberger Sozialdemokratie und ist bis heute Zentrale der sozialdemokratischen Bewegung in Dornbirn.  
Das Gebäude diente zeitweise als Zentrum für die sozialistische Bildungsarbeit (Schulungen, Bibliothek etc.) und der Vorarlberger Sozialdemokratie und ist bis heute Zentrale der sozialdemokratischen Bewegung in Dornbirn.  


Seit Dezember 1924 besteht die Möglichkeit des öffentlichen Ausschanks und Verpflegung (daraus entstand das hier befindliche Gasthaus „Vorarlberger Hof“). Zeitweise waren die Mietervereinigung Österreichs, die Freigewerkschafter, die Redaktion der [[w:Vorarlberger Wacht|Vorarlberger Wacht]] und andere dem [[w:Sozialismus|Sozialismus]] nahestehenden Organisationen hier ansässig. 1924 wurde auch ein Saal angebaut, da dem Arbeiter-Turnverein „Freiheit“ von der Stadt Dornbirn die Benützung einer Schul-Turnhalle verboten worden war. Im September 1924 wurde die Dornbirner Ortsgruppe des [[w:Republikanischer Schutzbund|Republikanischen Schutzbunds]] im Vorarlberger Hof gegründet. Im Oktober 1925 wurde eine Ortsgruppe des Arbeiter-Feuerbestattungsvereins „Die Flamme“ im Arbeiterheim gegründet (erster Obmann wurde [[w:Anton Linder|Anton Linder]]). Am 28. und 29. März 1925 wurde im Arbeiterheim die erste Frauenschule der Vorarlberger Sozialisten abgehalten.
Seit Dezember 1924 besteht die Möglichkeit des öffentlichen Ausschanks und Verpflegung (daraus entstand das hier befindliche Gasthaus „Vorarlberger Hof“). Zeitweise waren die Mietervereinigung Österreichs, die Freigewerkschafter, die Redaktion der [[w:Vorarlberger Wacht|Vorarlberger Wacht]] und andere dem [[w:Sozialismus|Sozialismus]] nahestehenden Organisationen hier ansässig. 1924 wurde auch ein Saal angebaut, da dem Arbeiter-Turnverein „Freiheit“ von der Stadt Dornbirn die Benützung anderer Schul-Turnhallen verboten worden war. Im September 1924 wurde die Dornbirner Ortsgruppe des [[w:Republikanischer Schutzbund|Republikanischen Schutzbunds]] im Vorarlberger Hof gegründet. Im Oktober 1925 wurde eine Ortsgruppe des Arbeiter-Feuerbestattungsvereins „Die Flamme“ im Arbeiterheim gegründet (erster Obmann wurde [[w:Anton Linder|Anton Linder]]). Am 28. und 29. März 1925 wurde im Arbeiterheim die erste Frauenschule der Vorarlberger Sozialisten abgehalten.


Der 1924 gegründete Arbeiter-Radiobund veranstaltet 1929 im Saal des Arbeiterheimes das erste Radiokonzert.
Der 1924 gegründete Arbeiter-Radiobund veranstaltet 1929 im Saal des Arbeiterheimes das erste Radiokonzert.


Am 15. März 1933 wurden im Auftrag der [[w:Vorarlberger Landesregierung|Vorarlberger Landesregierung]] ([[w:Landeshauptmann|Landeshauptmann]] [[w:Otto Ender|Otto Ender]]) durch [[w:Gendarmerie#Österreich|Gendarmerie]]- und [[w:Österreichisches Bundesheer|Militäreinheiten]] in sozialdemokratischen Parteilokale, [[w:Konsum Österreich|Konsumgeschäften]] und Privatwohnungen von führenden sozialistischen Funktionären – so auch im Dornbirner Arbeiterheim – nach [[w:Waffe|Waffen]] gesucht. Es wurde in ganz Vorarlberg bei keinem [[w:Wehrtechnik|kriegstaugliches Material]] gefunden. Am 8. November 1933 wurde von illegalen [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ein [[w:Sprengstoff|Sprengstoffattentat]] auf einen Wandkasten beim Vorarlberger Hof verübt. Dornbirn war eine Hochburg des Nationalsozialismus, die unter anderem von einflußreichen Textilfabrikanten finanziert wurden. 1934 wurde die [[w:Sozialdemokratische Arbeiterpartei|Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] (SDAP) von der [[w:Regierung Dollfuß|Dollfuß-Regierung]] verboten und die [[w:Austrofaschismus|austrofaschistische Diktatur]] weiter verfestigt und Andersdenkende verfolgt, die politischen Mandate der Sozialisten verfielen, das Parteivermögen wurde beschlagnahmt, sozialdemokratische Vereine wurden aufgelöst, freie [[w:Gewerkschaft|Gewerkschaften]] verboten, die „Vorarlberger Wacht“ wurde gleichgeschaltet.
Am 15. März 1933 wurden im Auftrag der [[w:Vorarlberger Landesregierung|Vorarlberger Landesregierung]] ([[w:Landeshauptmann|Landeshauptmann]] [[w:Otto Ender|Otto Ender]]) durch [[w:Gendarmerie#Österreich|Gendarmerie]]- und [[w:Österreichisches Bundesheer|Militäreinheiten]] in sozialdemokratischen Parteilokale, [[w:Konsum Österreich|Konsumgeschäften]] und Privatwohnungen von führenden sozialistischen Funktionären – so auch im Dornbirner Arbeiterheim/Vorarlberger Hof – nach [[w:Waffe|Waffen]] gesucht. Es wurde in ganz Vorarlberg bei keinem [[w:Wehrtechnik|kriegstaugliches Material]] gefunden. Am 8. November 1933 wurde von illegalen [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ein [[w:Sprengstoff|Sprengstoffattentat]] auf einen Wandkasten beim Vorarlberger Hof verübt. Dornbirn war eine Hochburg des Nationalsozialismus, die unter anderem von einflußreichen Textilfabrikanten finanziert wurden. 1934 wurde die [[w:Sozialdemokratische Arbeiterpartei|Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] (SDAP) von der [[w:Regierung Dollfuß|Dollfuß-Regierung]] verboten und die [[w:Austrofaschismus|austrofaschistische Diktatur]] weiter verfestigt und Andersdenkende verfolgt, die politischen Mandate der Sozialisten verfielen, das Parteivermögen wurde beschlagnahmt, sozialdemokratische Vereine wurden aufgelöst, freie [[w:Gewerkschaft|Gewerkschaften]] verboten, die „Vorarlberger Wacht“ wurde gleichgeschaltet.


Der Dornbirner Verein Arbeiterheim wurde 1934 ebenfalls aufgelöst und das Vermögen der [[w:Bezirkshauptmannschaft|Bezirkshauptmannschaft]] Dornbirn übertragen.<ref>§ 8 des Bundesgesetzes vom 8. Juni 1934, BGBl. Nr. 71.</ref> Im Auftrag des [[w:Bundeskanzleramt (Österreich)|Bundeskanzleramt]]es<ref>Reg. Erl. Ia 987/8 vom 30. August 1935.</ref> wurde die Liegenschaft zu Gunsten des Bundes an Wilhelm Götze und Agathe Mäser (geb. Götze) mit Kaufvertrag vom 23. September 1935 verkauft.
Der Dornbirner Verein Arbeiterheim wurde 1934 ebenfalls aufgelöst und das Vermögen der [[w:Bezirkshauptmannschaft|Bezirkshauptmannschaft]] Dornbirn übertragen.<ref>§ 8 des Bundesgesetzes vom 8. Juni 1934, BGBl. Nr. 71.</ref> Im Auftrag des [[w:Bundeskanzleramt (Österreich)|Bundeskanzleramt]]es<ref>Reg. Erl. Ia 987/8 vom 30. August 1935.</ref> wurde die Liegenschaft zu Gunsten des Bundes an Wilhelm Götze und Agathe Mäser (geb. Götze) mit Kaufvertrag vom 23. September 1935 verkauft.
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== Gebäude ==
== Gebäude ==
Das Gebäude ist an das mehrstöckige Geschäftshaus Eisengasse 4 angebaut. Es besteht aus mehreren Teilen und hat in etwa eine Gesdamtfläche von 600 m².<ref>Gundstücke GSt .636/2 und 6819.</ref> Es ist Ost-West-ausgerichtet, der Eingang befindet sich südlich (über die Viehmarktstraße). Im Erdgeschoss befindet sich die Gastwirtschaft, im Obergeschoss die Räume der SPÖ Dornbirn bzw. des Schülerclubs und des Pensionistenverbands Dornbirn. Das Gebäude hat ein [[w:Walmdach|Walmdach]] mit etwa 35° Neigung, welches mit [[w:Braun|braunen]] [[w:Dachziegel|Dachziegeln]] eingedeckt ist.
Das Gebäude ist an das mehrstöckige Geschäftshaus Eisengasse 4 angebaut. Es besteht aus mehreren Teilen und hat in etwa eine Gesdamtfläche von 600 m².<ref>Gundstücke GSt .636/2 und 6819.</ref> Es ist Ost-West-ausgerichtet, der Eingang befindet sich südlich (über die Viehmarktstraße). Im Erdgeschoss befand sich bis vor Kurzem die Gastwirtschaft, im Obergeschoss die Räume der SPÖ Dornbirn bzw. des Schülerclubs und des Pensionistenverbands Dornbirn. Das Gebäude hat ein [[w:Walmdach|Walmdach]] mit etwa 35° Neigung, welches mit [[w:Braun|braunen]] [[w:Dachziegel|Dachziegeln]] eingedeckt ist.
 
Es ist nunmehr geplant, dass Gebäude abzureisen und neu zu bauen.


== Literatur ==
== Literatur ==
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