Montafoner Steinschaf: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Haltung von Schafen (Hausschaf: ''Ovis gmelini aries''; früher ''Ovis aries Linné'') im [[w:Montafon|Montafon]] (und auch [[Vorarlberg]])  hatte über Jahrhunderte Tradition und eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Schafzüchtung im Montafon vielfach von Bauern gehalten. 1844 gab es alleine in [[Schruns]] 808 Rinder und 1911 Schafe. Bis in die 1950-er Jahre reduzierte sich jedoch die Haltung des Montafoner Steinschafes auf einige wenige Exemplare im hinteren Montafon.
Die Haltung von Schafen (Hausschaf: ''Ovis gmelini aries''; früher ''Ovis aries Linné'') im [[w:Montafon|Montafon]] (und auch [[Vorarlberg]])  hatte über Jahrhunderte Tradition und eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Schafzüchtung im Montafon vielfach von Bauern gehalten. 1844 gab es alleine in [[Schruns]] 808 Rinder und 1911 Schafe. Bis in die 1950er Jahre reduzierte sich jedoch die Haltung des Montafoner Steinschafes auf einige wenige Exemplare im hinteren Montafon.


Heute hat die Haltung von Schafen im Montafon kaum mehr wirtschaftliche Bedeutung.
Heute hat die Haltung von Schafen im Montafon kaum mehr wirtschaftliche Bedeutung.


In den 1980er-Jahren begannen engagierte Tierhalter aus Vorarlberg und später auch Bayern die letzten Tiere für die Erhaltungszucht zu sammeln. In Vorarlberg wird für das Montafoner Steinschaf ein Herdebuch geführt und viele Tierhalter nehmen an einem Generhaltungsprogramm teil. Dadurch ist das Montafoner Steinschaf in Vorarlberg heute wieder die zweitstärkste Schafzüchtung (auf Grundlage einer jedoch sehr geringen Zahl an Schafhaltungen).<ref name="oengene" /><ref name=arche>[https://www.arche-austria.at/index.php?id=103 Monatfoner Steinschaf], Webseite: arche-austria.at, abgerufen am 1. April 2024.</ref>
In den 1980er-Jahren begannen engagierte Tierhalter aus Vorarlberg und später auch Bayern die letzten Tiere für die Erhaltungszucht zu sammeln. In Vorarlberg wird für das Montafoner Steinschaf ein Herdebuch geführt und viele Tierhalter nehmen an einem Generhaltungsprogramm teil. Dadurch ist das Montafoner Steinschaf in Vorarlberg heute wieder die zweitstärkste Schafzüchtung (Ausgangslage ist jedoch eine sehr geringe Zahl an Schafhaltungen).<ref name="oengene" /><ref name=arche>[https://www.arche-austria.at/index.php?id=103 Monatfoner Steinschaf], Webseite: arche-austria.at, abgerufen am 1. April 2024.</ref>
 
== Nutzung ==
Schafen lieferten vor allem [[w:Schaffleisch|Fleisch]], [[w:Schafmilch|Milch]], [[w:Schafwolle|Wolle]] und [[w:Schafleder|Leder]]. Montafoner Steinschafen sind durch ihr sehr effektives Verdauungssystem relativ genügsam. Auch ist diese Schafzüchtung auch einfach in der Pflege und ähnliche Züchtungen wurden im gesamten Alpenraum gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort noch eingesetzt werden, wo Rinderhaltung nicht mehr möglich ist.
 
Das Fleisch auch älterer Lämmer (die Lämmer sind spätreif) ist feinfaserig, mager und ohne den unerwünschten Schafgeschmack. Die Tiere liefern zwar ausreichend Milch, jedoch wird diese nicht vermarktet.<ref name="oengene" /><ref name=arche />


== Abstammung und Verbreitung ==
== Abstammung und Verbreitung ==
Das Montafoner Steinschaf ist genetisch verwandt mit dem neusteinzeitlichen [[w:Torfschaf|Torfschaf]] (''Ovis aries palustriensis'') und damit mit dem [[w:Alpines Steinschaf|Alpinen Steinschaf]], dem Krainer, dem [[w:Tiroler Steinschaf|Tiroler Steinschaf]] und dem Bündner Oberländer Schaf, die eigenständige Züchtungen darstellen. Es hat ganz wenig Einkreuzungen mit dem ([[w:Bergamasker Alpen|Bergamaskerschaf]]).<ref name="oengene" /><ref name=arche />
Das Montafoner Steinschaf ist genetisch verwandt mit dem neusteinzeitlichen ''Torfschaf'' (''Ovis aries palustriensis'') und damit mit dem [[w:Alpines Steinschaf|Alpinen Steinschaf]], dem Krainer, dem [[w:Tiroler Steinschaf|Tiroler Steinschaf]] und dem Bündner Oberländer Schaf, die eigenständige Züchtungen darstellen. Es hat ganz wenig Einkreuzungen mit dem [[w:Bergamasker Alpen|Bergamaskerschaf]].<ref name="oengene" /><ref name=arche />


Alle Steinschafzüchtungen gehören noch immer zur Gruppe der [[w:Liste gefährdeter Nutztierrassen|gefährdeten]] österreichischen [[w:Hausschaf|Hausschafzüchtungen]].<ref name="oengene" /><ref name=arche />
Alle Steinschafzüchtungen gehören noch immer zur Gruppe der [[w:Liste gefährdeter Nutztierrassen|gefährdeten]] österreichischen [[w:Hausschaf|Hausschafzüchtungen]].<ref name="oengene" /><ref name=arche />


== Aussehen und Verhalten ==
== Aussehen und Verhalten ==
Das Montafoner Steinschaf ist ein langlebiges,  kleinrahmiges / feingliedriges, kleines bis mittelgroßes Gebirgsschaf. Es hat einen breiten und tiefen Körper. Das Kopfprofil ist gerade, das Nasenbein leicht gebogen. Die kurzen, spitz zulaufenden Ohren mit viel Spiel stehen waagrecht bis leicht hängend ab. Es kommen bei beiden Geschlechtern behornte und unbehornte Tiere vor. Bei behornten Tieren hat das männliche Tier ein deutlich stärker ausgebildetes Horn und weisen einen deutlichen [[w:Ramskopf|Ramskopf]] auf und verfügen über eine Mähne aus Grannenhaaren an der Brust. Das Schaf verfügt zum Schutz vor der Witterung über eine grobe Mischwolle (grobes Grannenhaar, sehr feine Unterwolle und Stichelhaare), wobei alle Farbschläge von reinfarbig (weiß, schwarz, braun bis beige und grau) und Mischungen vorkommen. Die Wolle wird kaum mehr für [[w:Kleidung|Kleidung]] verarbeitet, heute überwiegt die Nutzung für [[w:Wärmedämmung|Isolationszwecke]] (Schafwolle ist ganz besonders gut für die Wärmedämmung geeignet).
Das Montafoner Steinschaf ist ein langlebiges,  kleinrahmiges / feingliedriges, kleines bis mittelgroßes Gebirgsschaf. Es hat einen breiten und tiefen Körper. Das Kopfprofil ist gerade, das Nasenbein leicht gebogen. Die kurzen, spitz zulaufenden Ohren mit viel Spiel stehen waagrecht bis leicht hängend ab. Es kommen bei beiden Geschlechtern behornte und unbehornte Tiere vor. Bei behornten Tieren hat das männliche Tier ein deutlich stärker ausgebildetes Horn und weist einen deutlichen [[w:Ramskopf|Ramskopf]] auf und verfügen über eine Mähne aus Grannenhaaren an der Brust. Das Schaf verfügt zum Schutz vor der Witterung über eine grobe Mischwolle (grobes Grannenhaar, sehr feine Unterwolle und Stichelhaare), wobei alle Farbschläge von reinfarbig (weiß, schwarz, braun bis beige und grau) und Mischungen vorkommen. Die Wolle wird kaum mehr für [[w:Kleidung|Kleidung]] verarbeitet (siehe jedoch: [[Mäßli]]), heute überwiegt die Nutzung für [[w:Wärmedämmung|Isolationszwecke]] (Schafwolle ist ganz besonders gut für die Wärmedämmung geeignet).
* Gewicht
* Gewicht
** Mutterschafe erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 35-55 kg,
** Mutterschafe erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 35-55 kg,
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** weiblichen Tieren etwa 55 bis 70 cm,
** weiblichen Tieren etwa 55 bis 70 cm,
** Widder etwa 60 bis 75 cm.
** Widder etwa 60 bis 75 cm.
* Kreuzhöhe 60-75 cm,
* Kreuzhöhe 60 bis 75 cm,
* Rumpflänge etwa 62 cm,
* Rumpflänge etwa 62 cm,
* Kopflänge etwa 20-25 cm,
* Kopflänge etwa 20 bis 25 cm,
* Brustumfang etwa 65-80 cm.
* Brustumfang etwa 65 bis 80 cm.
Mutterschafe werfen bis zu zweimal jährlich, wobei die Anzahl der Tiere je Wurf bzw. die Trächtigkeit durch das Futterangebot reguliert wird.<ref name="oengene" /><ref>[https://www.oebsz.at/rassen/schafrassen/montafoner-steinschaf/ Montafoner Steinschaf], Webseite: oebsz.at, abgerufen am 1. April 2024.</ref><ref name=arche />
Mutterschafe werfen bis zu zweimal jährlich, wobei die Anzahl der Tiere je Wurf bzw. die Trächtigkeit durch das Futterangebot reguliert wird.<ref name="oengene" /><ref name=arche /><ref>[https://www.oebsz.at/rassen/schafrassen/montafoner-steinschaf/ Montafoner Steinschaf], Webseite: oebsz.at, abgerufen am 1. April 2024.</ref>


Montafoner Steinschafe sind eher zutrauliche Schafe. Sie haben einen lebhaften Charakter und gute Muttereigenschaften. Widder sind in der Regel nicht aggressiv. Die Tiere haben ein gutes Sozialverhalten.<ref name="oengene" />
Montafoner Steinschafe sind eher zutrauliche Schafe. Sie haben einen lebhaften Charakter und gute Muttereigenschaften. Widder sind in der Regel nicht aggressiv. Die Tiere haben ein gutes Sozialverhalten.<ref name="oengene" />
== Nutzung ==
Schafen lieferten vor allem [[w:Schaffleisch|Fleisch]], [[w:Schafmilch|Milch]], [[w:Schafwolle|Wolle]] und [[w:Schafleder|Leder]]. Montafoner Steinschafen sind durch ihr sehr effektives Verdauungssystem relativ genügsam. Auch ist diese Schafzüchtung einfach in der Pflege und ähnliche Züchtungen wurden im gesamten Alpenraum gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort noch eingesetzt werden, wo Rinderhaltung nicht mehr möglich ist.
Das Fleisch auch älterer Lämmer (die Lämmer sind spätreif) ist feinfaserig, mager und ohne den unerwünschten Schafgeschmack. Die Tiere liefern zwar ausreichend Milch, jedoch wird diese nicht vermarktet.<ref name="oengene" /><ref name=arche />


== Weidung ==
== Weidung ==
Montafoner Steinschafe ergänzen die Haltung anderer Tierarten, wie z. B. von Rindern. Es entsteht dadurch, dass die Schafe auf hochgelegenen [[w:Alm (Bergweide)|Almen]] [[w:Beweidung|geweidet]] werden, normalerweise keine Futterkonkurrenz zu [[w:Rind|Rindern]], da diese Steinschafe auch [[w:Brennessel|Brennnesseln]], [[w:Ampfer|Ampfer]], [[w:Gehölz|Gehölze]] (z. B. [[w:Brombeere|Brombeere]]), [[w:Tannen|Nadelholzzweige]] et. fressen. Durch die Haltung in Steillagen mussten die Schafe wetterhart und krankheitsresistent sein.
Montafoner Steinschafe ergänzen die Haltung anderer Tierarten, wie z. B. von Rindern. Es entsteht dadurch, dass die Schafe auf hochgelegenen [[w:Alm (Bergweide)|Almen]] [[w:Beweidung|geweidet]] werden, normalerweise keine Futterkonkurrenz zu [[w:Hausrind|Rindern]], da diese Steinschafe auch [[w:Brennessel|Brennnesseln]], [[w:Ampfer|Ampfer]], [[w:Gehölz|Gehölze]] (z. B. [[w:Brombeeren|Brombeeren]]), [[w:Tannen|Nadelholzzweige]] etc. fressen. Durch die Haltung in Steillagen mussten die Schafe wetterhart und krankheitsresistent sein.


Aufgrund ihrer Fressgewohnheiten (sehr genügsam) können Montafoner Steinschafe sehr rasch den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Verwüstung von Landschaftsteilen beitragen. Die Beweidung unterlag daher in Vorarlberg strengen Vorschriften.
Aufgrund ihrer Fressgewohnheiten (sehr genügsam) können Montafoner Steinschafe sehr rasch den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Verwüstung von Landschaftsteilen beitragen. Die Beweidung unterlag daher in Vorarlberg strengen Vorschriften.
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== Trivia ==
== Trivia ==
Vom Ortszentrum [[Sankt Gallenkirch]] ({{Höhe|816|AT|link=true}}) führt ein Rundwanderweg, der Montafoner Steinschafweg, zur [[w:Ill (Vorarlberg)|Ill]] durch [[w:Wald|Wald]] und [[w:Weide|Weiden]] wieder zurück ins Ortszentrum.  Die Streckenlänge beträgt rund 10 Kilometer und die Wanderung dauert etwa 3 ½ Stunden, wobei rund 490 [[w:Höhenmeter|Höhenmeter]] je Richtung überwunden werden.* <ref>Andreas Marent: [https://touren.montafon.at/de/tour/themenweg/montafoner-steinschafweg/12974437/ Montafoner Steinschafweg], Webseite: touren.montafon.at.</ref>
Vom Ortszentrum [[Sankt Gallenkirch]] ({{Höhe|816|AT|link=true}}) führt ein Rundwanderweg, der Montafoner Steinschafweg, zur [[w:Ill (Vorarlberg)|Ill]] durch [[w:Wald|Wald]] und [[w:Weide (Tierhaltung)|Weiden]] wieder zurück ins Ortszentrum.  Die Streckenlänge beträgt rund 10 Kilometer und die Wanderung dauert etwa 3 ½ Stunden, wobei rund 490 [[w:Höhenmeter|Höhenmeter]] je Richtung überwunden werden.* <ref>Andreas Marent: [https://touren.montafon.at/de/tour/themenweg/montafoner-steinschafweg/12974437/ Montafoner Steinschafweg], Webseite: touren.montafon.at.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons}}
{{Commonscat|Montafoner Steinschaf}}
* [https://www.arche-austria.at/index.php?id=103 Monatfoner Steinschaf], Webseite: arche-austria.at.
* [https://www.arche-austria.at/index.php?id=103 Monatfoner Steinschaf], Webseite: arche-austria.at.
* [http://www.steinschaf.at/ Website zum Montafoner Steinschaf]
* [http://www.steinschaf.at/ Website zum Montafoner Steinschaf]
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[[Kategorie:Almwirtschaft]]
[[Kategorie:Almwirtschaft]]
[[Kategorie:Vorarlberg]]
[[Kategorie:Vorarlberg]]
[[Kategorie:Haustierrasse]]
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