Spanische Grippe in der Steiermark: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:165-WW-269B-11-trolley-l.jpg|mini|Ein Schaffner verweigert Passagieren ohne Schutzmaske die Mitfahrt]]
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Am 9. Oktober 1918 reagierte der Grazer Stadtrat erstmals auf die steigende Erkranktenzahl , in einem Schreiben, dass an alle politischen Unterbehörden gerichtet war. Das Amt informierte darin, dass sie aufgrund vermehrt auftretender Influenza-Fälle ab folgendem Tage zu verschiedenen Maßnahmen berechtigt seien. Die Anweisung betraf unter Punkt 1 die Ermächtigung zur Schließung aller Volks- und Bürgerschulen „auf drei Wochen“ sobald „in einem Orte ein gehäuftes Auftreten von Grippeerkrankungen beobachtet wird.“ Die beiden nächsten Punkte dehnen diese Ermächtigung auch auf alle öffentlichen und privaten Mittelschulen sowie Handels-, Lehrlings-, Handfertigkeits- und Tanzschulen aus. Diese Maßnahme beinhaltete auch „das Verbot der Abhaltung gemeinsamer religiöser Übungen“.<ref name= Hörzer/>
Am 9. Oktober 1918 reagierte der Grazer Stadtrat erstmals auf die steigende Erkranktenzahl , in einem Schreiben, dass an alle politischen Unterbehörden gerichtet war. Das Amt informierte darin, dass sie aufgrund vermehrt auftretender Influenza-Fälle ab folgendem Tage zu verschiedenen Maßnahmen berechtigt seien. Die Anweisung betraf unter Punkt 1 die Ermächtigung zur Schließung aller Volks- und Bürgerschulen „auf drei Wochen“ sobald „in einem Orte ein gehäuftes Auftreten von Grippeerkrankungen beobachtet wird.“ Die beiden nächsten Punkte dehnen diese Ermächtigung auch auf alle öffentlichen und privaten Mittelschulen sowie Handels-, Lehrlings-, Handfertigkeits- und Tanzschulen aus. Das Schreiben beinhaltete auch „das Verbot der Abhaltung gemeinsamer religiöser Übungen“.<ref name= Hörzer/>


Außerdem sollen in Orten, in denen ein gehäuftes Auftreten von Grippeerkrankungen auftritt, die Kinos geschlossen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, die Grippeerkrankten in einem eigenen Zimmer zu isolieren. Diese Anweisungen waren sehr vage formuliert und gaben der Bevölkerung einen großen Interpretrationsspielraum.
Außerdem sollen in Orten, in denen ein gehäuftes Auftreten von Grippeerkrankungen auftritt, die Kinos geschlossen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, die Grippeerkrankten in einem eigenen Zimmer zu isolieren. Diese Anweisungen waren sehr vage formuliert und gaben der Bevölkerung einen großen Interpretrationsspielraum.


====Schulschließungen====
====Schulschließungen====
Infolge des Beschlusses der Steiermärkischen Stadthalterei betreffend Schulschließungen, startete ein reger Briefverkehr zwischen den ortsansässigen Schuldirektoren und den Bezirkshauptmannschaften, worin die Gründe für die Schulschließung dargelegt wurden. Die Schulleitung von St. Marein etwa berichtete, dass nahezu zwei Drittel aller Schüler erkrankt seien und die Schule aus diesem Grund für drei Wochen geschlossen wird. Andere Schulberichte geben zudem Aufschluss darüber, wie viele Kinder in welcher Klasse mit der Spanischen Grippe infiziert sind. Daraus lässt sich ableiten, dass jene Kinder stärker betroffen sind, welche näher am Erwachsenenalter sind. Oft mussten die Schulen längger als die vorgeschlagenen drei Wochen geschlossen bleiben oder nach der Wiedereröffnung gleich wieder geschlossen werden. Weiterführende Schulschließungen mussten dann aber von der Ärzteschaft begründet werden. Viele der Schulen verlängerten die Frist von drei Wochen, einige Schulen im Bezirk Bruck an der Mur öffneten den Lehrbetrieb erst nach Weihnachten wieder. Die Schulen am Land blieben deutlich länger geschlossen als in der Stadt. In den Grazer Schulen waren im Gegensatz zu den ländlichen Regionen keine Todesfälle von Schulkindern zu verzeichnen.<ref name= Hörzer/>
Die Steiermärkischen Stadthalterei fasste einen Schluss betreffend Schulschließungen. Es startete ein reger Briefverkehr zwischen den ortsansässigen Schuldirektoren und den Bezirkshauptmannschaften. Darin wurden die Gründe für die Schulschließung dargelegt. Die Schulleitung von St. Marein etwa berichtete, dass nahezu zwei Drittel aller Schüler erkrankt seien und die Schule aus diesem Grund für drei Wochen geschlossen wird. Andere Schulberichte geben zudem Aufschluss darüber, wie viele Kinder in welcher Klasse mit der Spanischen Grippe infiziert sind. Daraus lässt sich ableiten, dass jene Kinder stärker betroffen sind, welche näher am Erwachsenenalter sind. Oft mussten die Schulen längger als die vorgeschlagenen drei Wochen geschlossen bleiben oder nach der Wiedereröffnung gleich wieder geschlossen werden. Diese erweiterten Schulschließungen mussten dann aber von der Ärzteschaft begründet werden. Viele der Schulen in der Steiermark verlängerten die Frist von drei Wochen. Manche Schulen im Bezirk Bruck an der Mur öffneten den Lehrbetrieb erst nach Weihnachten wieder. Die Schulen am Land blieben deutlich länger geschlossen als in der Stadt. In den Grazer Schulen waren im Gegensatz zu den ländlichen Regionen keine Todesfälle von Schulkindern zu verzeichnen.<ref name= Hörzer/>


====Veranstaltungsverbot====
====Veranstaltungsverbot====
Am selben Tag, an dem das Isolieren der Erkrankten angeordnet wurde, berichteten die Werkmeister der Firma Böhler in Kapfenberg, dass der Besuch von Influenza Erkrankten zu unterlassen sei. Obwohl dies nicht explizit von der Landesregierung angeordnet wurde, zeigten die meisten Gemeinden grippebedingte Todesfälle sofort bei den Bezirkshauptmannschaften an. Die Kinos in Graz wurden bereits am 10. Oktober geschlossen. Dies rief natürlich Unmut bei den Kinobesitzern hervor. Theater und Schauspielhäuser waren von der Sperre nämlich nicht betroffen. Dies führte zu kontrovers geführten Diskussionen innerhalb der Bevölkerung.<ref name= Hörzer/>  
Am selben Tag, an dem das Isolieren der Erkrankten angeordnet wurde, berichteten die Werkmeister der Firma Böhler in Kapfenberg, dass der Besuch von Influenza Erkrankten zu unterlassen sei. Obwohl dies nicht explizit von der Landesregierung angeordnet wurde, zeigten die meisten Gemeinden grippebedingte Todesfälle sofort bei den Bezirkshauptmannschaften an. Die Kinos in Graz wurden bereits am 10. Oktober geschlossen. Dies rief natürlich Unmut bei den Kinobesitzern hervor. Theater und Schauspielhäuser waren von der Sperre nämlich nicht betroffen. Dies führte zu kontrovers geführten Diskussionen innerhalb der Bevölkerung.<ref name= Hörzer/>
 


== Literatur ==
== Literatur ==