Einsatz der Gendarmerie bei der Landnahme des Burgenlandes: Unterschied zwischen den Versionen

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==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Bezirksinspektors Anton Villgrattner==
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Bezirksinspektors Anton Villgrattner==
:Anton Villgrattner war 1921 Vorsitzender der Personalkommission der Gendarmen Tirols.  
:Anton Villgrattner war 1921 Vorsitzender der Personalkommission der Gendarmen Tirols. In seinem Bericht bedauert er es, dass die Gendarmerie ihren Einsatz bei der Landnahme mit beträchtlichen Blutopfern zahlen musste. Die damaligen Beamten vertraten die Meinung, dass damals das Bundesheer als erster die Landnahme hätte übernehmen müssen, da die Gendarmen keine Kampftruppe waren. Die Bundes-Gendarmierie zeigte aber ein sehr großes Pflichtbewußtsein und stellte sich der ihr gesetzten Aufgabe. Um dieses auch unter Beweis zu stellen, meldete sich die gesamte Personalkommission Tirols freiwillig zum Dienst im Grenzschutzdienst. Hierdurch sollte geholfen werden, Bandenüberfälle aus Ungarn zu verhindern und den Schutz der Grenzbewohner sicher zu stellen. In der beschlossenen Resolution heißt es weiter, dass man erwarte, dass die Zahl der eingesetzten Beamten so groß sein müsste, dass sie zusammen mit dem Bundesheer ihre Aufgaben erfüllen könnten. Es wurde auch gebeten, nach 4 Wochen die Ablösung der eingesetzten Beamten einzuplanen. Das Landesgendarmeriekommando begrüßte die Resolution. In der ersten Oktoberhälfte wurden die Mitglieder der gesamten Personalkommission Tirols in den Einsatz bei der Landnahme geschickt. Nur der Vorsitzende wurde in den Zentralausschuss der Bundesgendarmerie gewählt und dann zur Wiener Bahngendarmerie versetzt, die dann ins Burgenland ging. Dort versah er unter schwersten Verhältnissen für längere Zeit seinen Dienst. 




==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Reyonsinspektors Franz Marz, Wien==
:Die Bahngendarmerie wurde 1918 zur Sicherheit der Bahngüter und der Verkehrsanlagen in Wien gegründet und war Teil der Bundesgendarmerie. Den Stamm dieser neuen Einheit bildeten geflüchtete oder abberufene Gendarmen aus den abgetrennten Gebieten aus der Zeit der K.u.K.Monarchie. Bei der Landnahme des Burgenlandes erhielten die Beamten der Bahngendarmerie die Gelegenheit, ihre Verbundenheit mit den übrigen Beamten der Gendarmerie der Bundesländer unter Beweis zu stellen. Mit Mut, Entschlossenheit und Selbstaufopferung versahen sie ihren Dienst.
:Am 28. August 1921 marschierten die Gendarmerieabteilungen in das Burgenland ein. Die Bevölkerung feierte die Beamten als Befreier. Dann aber wurde man von ungarischen Freischärlern, die mit Maschinengewehren und Gewehren bewaffnet waren, aus dem Hinterhalt überfallen. Bei den Kämpfen waren Bahngendarmerie und Landgendarmen gemeinsam im Einsatz. Ein Beispiel hierfür waren die verlustreichen Kämpfe in Agendorf. Mit großer Übermacht griffen die Banditen die Einsatzkräfte an, so dass diese ihre Stellungen aufgeben mussten. In kleinen Gruppen sammelte man sich dann wieder in Mattersdorf. Die Situation war unübersichtlich. Es gab weder einen Rückzugs-, noch einen Angriffsbefehl. Dann erschien der Zentraldirektor der österreichischen Bundesgendarmerie Dr. Friedrich Gampp persönlich in Mattersdorf und erteilte die Weisung, den Ort unter allen Umständen zu halten. Damit sollte den restlichen Abteilungen die Möglichkeit gegeben werden, geordnet den Rückzug zur alten Grenze anzutreten. Nur Freiwillige sollten die Stellungen in Mattersdorf halten. Unter diesen Freiwilligen befanden sich viele Mitglieder der Bahngendarmerie.
:Aber auch an vielen anderen Orten waren Mitglieder der Bahngendarmerie an den Kämpfen beteiligt. Später wurden ihnen auch der Dank für Ihre Leistungen und das tapfere Verhalten ausgesprochen. Bei den Kämpfen verloren die Patrouillenführer Adalbert Cervicek, Arnold Mosch und Ernst Funke ihr Leben. Fünf Beamte der Bahngendarmerie wurden schwer verletzt und leichtere Verletzungen 17 Personen.
:Der Abzug der Gendarmerie aus den schon besetzten Gebieten erfolgte erst, als reguläre ungarische Truppen zusätzlich zu den Banden in die Kampfhandlungen eingriffen. Das Bundesheer wurde dann im November 1921 bei der zweiten Landnahme eingesetzt. Bei diesem Einmarsch kam die Gendarmerie dann als Polizeitruppe mit zum Einsatz. Die dann eingerichteten Gendarmerieposten umfassten auch viele Beamten der Bahngendarmerie, die als Sicherheitskräfte ihren Dienst versahen.
 




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