Herbert Killian: Unterschied zwischen den Versionen

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Killian arbeitete in den Jahren der Haft unter unmenschlichen Verhältnissen beispielsweise im Bergbau, als Goldschürfer oder beim Sammeln von Nadeln der [[w:Zwerg-Kiefer|Zwerg-Zirbel-Kiefern]] (bei Temperaturen unter -50° im tiefen Schnee); tägliches Plansoll: 80 Kilogramm Nadeln, ein Ding der Unmöglichkeit, weswegen die Essensrationen wiederum dürftiger als ohnehin ausfielen. Einmal versuchte er - am Ende seiner Belastbarkeit angelangt - sogar zu flüchten, fand nach mehreren Tagen in auswegloser Situation jedoch wie durch ein Wunder wieder in das Lager zurück. Er erkrankte auch mehrfach schwer, wurde allerdings immer wieder soweit gesund gepflegt, dass er erneut zur Arbeit eingeteilt werden konnte. Während seiner Haft fand er nach eigenen Angaben zum [[w:Christentum|christlichen Glauben]], der ihm auch später immer wieder, ganz besonders in äußerster Not, Trost und Hilfe war.<ref>vgl. die Abschnitte ''Mein Weg zu Gott'' und ''Die Existenz Gottes'' in: Herbert Killian: ''Geraubte Jugend. Ein Österreicher kehrt zurück aus Sibirien.'' Kral Verlag, Berndorf 2010, S 250ff, ISBN 978-3-902447-84-5.</ref>  
Killian arbeitete in den Jahren der Haft unter unmenschlichen Verhältnissen beispielsweise im Bergbau, als Goldschürfer oder beim Sammeln von Nadeln der [[w:Zwerg-Kiefer|Zwerg-Zirbel-Kiefern]] (bei Temperaturen unter -50° im tiefen Schnee); tägliches Plansoll: 80 Kilogramm Nadeln, ein Ding der Unmöglichkeit, weswegen die Essensrationen wiederum dürftiger als ohnehin ausfielen. Einmal versuchte er - am Ende seiner Belastbarkeit angelangt - sogar zu flüchten, fand nach mehreren Tagen in auswegloser Situation jedoch wie durch ein Wunder wieder in das Lager zurück. Er erkrankte auch mehrfach schwer, wurde allerdings immer wieder soweit gesund gepflegt, dass er erneut zur Arbeit eingeteilt werden konnte. Während seiner Haft fand er nach eigenen Angaben zum [[w:Christentum|christlichen Glauben]], der ihm auch später immer wieder, ganz besonders in äußerster Not, Trost und Hilfe war.<ref>vgl. die Abschnitte ''Mein Weg zu Gott'' und ''Die Existenz Gottes'' in: Herbert Killian: ''Geraubte Jugend. Ein Österreicher kehrt zurück aus Sibirien.'' Kral Verlag, Berndorf 2010, S 250ff, ISBN 978-3-902447-84-5.</ref>  


Im ersten Band seiner dreiteiligen [[w:Autobiografie|Autobiografie]] berichtet Killian ausführlich über diese Zeit, in der er mehrmals nur sehr knapp mit dem Leben davonkam. Seine Familie in Österreich wusste über sein Schicksal in diesen Jahren nichts, Killian durfte keinen Schriftverkehr führen.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, 320 S., ISBN 3-85002-920-4.</ref> Killian beschreibt weiters, „dass höchstens 20 Österreicher, d.h. ein Prozent der von den Sowjets verschleppten Österreicher, in den Lagern von Kolyma inhaftiert waren“, wie ihm bei einem Besuch in Magadan im Jahr 2002 von einem Mitglied der [[w:Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] berichtet worden war. 13 davon habe er selbst persönlich gekannt. Die Aufenthaltsdauer in Kolyma war bei den einzelnen Personen verschieden lang und reichte von einigen Monaten bis zu vielen Jahren.<ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, S. 310f., ISBN 3-85002-920-4.</ref><ref>siehe auch: Stefan Karner: Vorwort zu: Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, S. 12, ISBN 3-85002-920-4.</ref>
Im ersten Band seiner dreiteiligen [[w:Autobiografie|Autobiografie]] berichtet Killian ausführlich über diese Zeit, in der er mehrmals nur sehr knapp mit dem Leben davonkam. Seine Familie in Österreich wusste über sein Schicksal in diesen Jahren nichts, er durfte keinen Schriftverkehr führen.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, 320 S., ISBN 3-85002-920-4.</ref> Killian beschreibt weiters, „dass höchstens 20 Österreicher, d.h. ein Prozent der von den Sowjets verschleppten Österreicher, in den Lagern von Kolyma inhaftiert waren“, wie ihm bei einem Besuch in Magadan im Jahr 2002 von einem Mitglied der [[w:Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] berichtet worden war. 13 davon habe er selbst persönlich gekannt. Die Aufenthaltsdauer in Kolyma war bei den einzelnen Personen verschieden lang und reichte von einigen Monaten bis zu vielen Jahren.<ref>Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, S. 310f., ISBN 3-85002-920-4.</ref><ref>siehe auch: Stefan Karner: Vorwort zu: Herbert Killian: ''Geraubte Jahre. Ein Österreicher verschleppt in den GULAG.'' Amalthea Signum Verlag, Wien 2005, S. 12, ISBN 3-85002-920-4.</ref>


1950 wurde Killian aus der Haft entlassen. Er konnte jedoch nicht nach Österreich zurückkehren, weil ihm von den Sowjets kein Ausreisevisum ausgestellt wurde. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Kolyma Arbeit zu suchen und sich auf diese Art durchzuschlagen. Er wurde in einem Krankenhaus in Jagodnyi als Sanitäter beschäftigt, wobei er sich durch seine Hilfsbereitschaft viele Freunde schuf. Ab dieser Zeit durfte er mit seinen Eltern in Österreich Kontakt aufnehmen. Seine Bemühungen um Erlangung eines Ausreisevisums, in denen er auch durch die österreichische [[w:Gesandter|Gesandtschaft]] in [[w:Moskau|Moskau]] unterstützt wurde, hatten 1953 schließlich Erfolg: im November 1953 konnte Killian wieder nach Österreich zurückkehren, wobei sich auch die Rückreise äußerst abenteuerlich gestaltete. Über die Zeit als „Freigelassener“ in der Sowjetunion berichtet Killian im zweiten Band seiner Autobiografie.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Freiheit. Ein Österreicher verschollen in Nordostsibirien.'' Kral Verlag, Berndorf 2008, 280 S., ISBN 978-3-902447-39-5.</ref>
1950 wurde Killian aus der Haft entlassen. Er konnte jedoch nicht nach Österreich zurückkehren, weil ihm von den Sowjets kein Ausreisevisum ausgestellt wurde. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Kolyma Arbeit zu suchen und sich auf diese Art durchzuschlagen. Er wurde in einem Krankenhaus in Jagodnyi als Sanitäter beschäftigt, wobei er sich durch seine Hilfsbereitschaft viele Freunde schuf. Ab dieser Zeit durfte er mit seinen Eltern in Österreich Kontakt aufnehmen. Seine Bemühungen um Erlangung eines Ausreisevisums, in denen er auch durch die österreichische [[w:Gesandter|Gesandtschaft]] in [[w:Moskau|Moskau]] unterstützt wurde, hatten 1953 schließlich Erfolg: im November 1953 konnte Killian wieder nach Österreich zurückkehren, wobei sich auch die Rückreise durchaus abenteuerlich gestaltete. Über die Zeit als „Freigelassener“ in der Sowjetunion berichtet er im zweiten Band seiner Autobiografie.<ref name="kral"/><ref>Herbert Killian: ''Geraubte Freiheit. Ein Österreicher verschollen in Nordostsibirien.'' Kral Verlag, Berndorf 2008, 280 S., ISBN 978-3-902447-39-5.</ref>


=== Wieder in Österreich ===
=== Wieder in Österreich ===
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