Jutta I. Tursin

Jutta (I.) Tursin zu Lichtenfels (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert, nach 1266) war eine Adlige des Herzogtums Österreich, die dem Stift Zwettl den "Jutta-Kodex", ein prächtiges Psalterium, stiftete. Sie ist nicht ident mit ihrer Zeitgenossin Jutta von Ottenstein.

Die Kirche des Stiftes Zwettl heute. Jutta stiftete dem Kloster ein Psalterium.

Herkunft und Familie

Die Herkunft von Jutta (I.) ist bisher nicht geklärt. Verheiratet war sie mit Hadmar (I.) Turse von Lichtenfels (genannt 1257-1281), dem jüngeren Bruder von Hugo (II.) von Lichtenfels († 1294). Aus dieser Ehe sind zwei Söhne belegt:

  • Hugo Plebanus, genannt 1291 als Pfarrer der Pfarre Friedersbach (heute Teil der Gemeinde Zwettl), deren Patronat an die Herrschaft Lichtenfels verliehen war.[1]
  • Reinprecht (I.) Turse von Lichtenfels († vor 1333), verheiratet mit Breyda († 1333)[2] Eine Tochter der beiden war Jutta (II.) Tursin (siehe unten).

Die Theorie, dass Jutta aus der Familie der Pillichdorfer stammte, hängt mit dem Namen Reinprecht zusammen, der erstmals bei einem Sohn von ihr und Hadmar (I.) in der Familie der Tursen vorkommt. Der Name findet sich dann in den folgenden Generationen von dessen Nachkommen stets für den erstgeborenen Sohn. Reinprecht war ein Leitname der Familie der Pillichdorfer .[3]

Leben

Jutta Tursina schenkte dem Zisterzienserstift Zwettl ein prächtiges Psalterium.[2] Abgesehen von dieser Schenkung wird Jutta Tursina nur ein einziges Mal urkundlich genannt, am 25.6.1266 als ihr Schwager auf Bitten ihres Ehemannes zwei Güter in Mannhalm an das Stift Zwettl verkaufte.[4] Die Provenienz des prächtigen Psalterium, das sie vor 1300 dem Stift Zwettl als Gegenleistung für ewiges Andenken und Gebete für ihr Seelenheil gestiftet hat, ist bisher nicht wissenschaftlich geklärt, doch verweisen kunstgeschichtliche Merkmale in den böhmischen Raum.[5] Gesichert scheint, dass Jutta nicht die ursprüngliche Besitzerin dieser Handschrift war oder diese in ihrem Auftrag geschaffen wurde, da die Handschrift aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt. Aufgrund einer Inschrift und des Bildschmuckes wird vermutet, dass sie Anfang in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und für das Kloster St. Magdalena "vor dem Schottentor" geschaffen wurde.[6] Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte das Psalterium in Juttas Besitz. Da es für eine Seelgerätstiftung eher ungewöhnlich ist, wurde vermutet, dass sie es dem Stift Zwettl schenkte, weil sie über keine eigenen Güter verfügte, welche sie als Seelgerät hätte stiften können.[7] Dass von ihr an das Stift erlassene Verbot, Teile des Buches zu verkaufen oder Bilder hinauszuschneiden, zeigt jedenfalls, dass sie den Mönchen, was deren Verwendung von Büchern betraf, nicht ganz vertraut haben dürfte.[4]

Jutta (II.) Tursin

Jutta (II.) Tursin (genannt 1308) war die Tochter von Breyda von Lichtenfels und eine Enkelin von Jutta (I.) Tursin. Sie war mit dem Adligen Wernhard Streun von Schwarzenau verheiratet.[4] Nach einer Vermutung von Zisterzienserabt Bernhard Link († 1671) war es diese Jutta und nicht die gleichnamige Großmutter, welche seinem Stift Zwettl den sogenannten "Jutta-Kodex" schenkte. Da dieser aber sicher vor 1300 in den Besitz des Stiftes kam und die jüngere Jutta um 1330 noch am Leben war, kommt sie als Schenkerin schon aus zeitlichen Gründennicht in Frage.[8]

Literatur

  • Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981

Einzelnachweise

  1. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 53
  2. 2,0 2,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 61
  3. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 125
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 124
  5. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 126
  6. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 122 und S. 123
  7. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 123
  8. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 125f.