Rindberg: Unterschied zwischen den Versionen

136 Bytes hinzugefügt ,  27. Dezember 2020
K
K (→‎Lage: verkürzt)
K (→‎Erdrutsch: typo)
 
(5 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 9: Zeile 9:


== Erdrutsch ==
== Erdrutsch ==
Im Mai 1999 begann über eine Dauer von rund 150 Tagen eine Fläche von 1,8 km² zu rutschen. Dabei wurden Liegenschaften von 31 Grundeigentümern beschädigt (etwa 60 [[w:Hektar|ha]] Wald und 20 ha Wiese, 40 ha Streuwiese und 40 ha Almwiese). Es wurden 17 oder 18 Gebäude und rund 6 km Straßen, Forst- und Güterwege zerstört. Es wird davon ausgegangen, dass sich rund 70 bis 80 Millionen m³ bis zu 70 m tief bewegten (auf der Gleitbahn, einer wasserundurchlässigen Lehmschicht), wobei die Fließgeschwindigkeiten von wenigen Metern bis 20 m pro Tag und Lage variierte. Es gab keine Toten und nur einen Verletzten (einen Reporter). Im Gesamten sind etwa 9000 [[w:Festmeter|Festmeter]] Schadholz angefallen.
Im Mai 1999 begann über eine Dauer von rund 150 Tagen eine Fläche von 1,8 km² zu rutschen. Dabei wurden Liegenschaften von 31 Grundeigentümern beschädigt (etwa 60 [[w:Hektar|ha]] Wald und 20 ha Wiese, 40 ha Streuwiese und 40 ha Almwiese). Es wurden 17 Gebäude und rund 6 km Straßen, Forst- und Güterwege zerstört. Es wird davon ausgegangen, dass sich rund 70 bis 80 Millionen m³ bis zu 70 m tief bewegten (auf der Gleitbahn, einer wasserundurchlässigen Lehmschicht), wobei die Fließgeschwindigkeiten von wenigen Metern bis 20 m pro Tag und Lage variierte. Es gab keine Toten und nur einen Verletzten (einen Reporter). Im Gesamten sind etwa 9000 [[w:Festmeter|Festmeter]] Schadholz angefallen.


Dabei bewegt sich nicht nur das Gelände am Rindberg, sondern auch im Dorf selbst rutschen die Gebäude mit dem Hang jedes Jahr einige Zentimeter talwärts.
Dabei bewegt sich nicht nur das Gelände am Rindberg, sondern auch im Dorf selbst rutschten und rutschen die Gebäude mit dem Hang jedes Jahr einige Zentimeter talwärts.
[[Datei:Sibratsgfaell-chapel Lustenauer Riesalpe-07ASD.jpg|mini|Kapelle hl. Wendelin im Dezember 2020]]
[[Datei:Sibratsgfaell-chapel Lustenauer Riesalpe-07ASD.jpg|mini|Kapelle hl. Wendelin im Dezember 2020]]
Ein solches Großereignis soll sich aufgrund des besonderen geologischen Aufbaus des Erdreichs in dieser Gegend etwa alle 200 bis 300 Jahre wiederholen. Aus dem Jahr 1730 ist überliefert, dass sich im Bereich Scheiblategg, kurz vor der Parzelle Rindberg, eine ähnliche Rutschung, bei der 14 Alphütten beschädigt wurden, ereignete. Die Sage um die Entstehung der [[Kapelle zum Heiligen Wendelin]] belegt dies unter anderem auch. Auslöser für den Erdrutsch 1999 waren große abschmelzende Schneemengen und heftige Regenfälle. Auch in den 1960er-Jahren ereignete sich hier eine große Rutschung weiter in Richtung deutsche Grenze. Kleinere sind auch aus den 1910er und 1940er-Jahren bekannt.
Ein solches Großereignis soll sich aufgrund des besonderen geologischen Aufbaus des Erdreichs in dieser Gegend etwa alle 200 bis 300 Jahre wiederholen. Aus dem Jahr 1730 ist überliefert, dass sich im Bereich Scheiblategg, kurz vor der Parzelle Rindberg, eine ähnliche Rutschung, bei der 14 Alphütten beschädigt wurden, ereignete. Die Sage um die Entstehung der [[Kapelle zum Heiligen Wendelin]] belegt dies unter anderem auch. Auslöser für den Erdrutsch 1999 waren große abschmelzende Schneemengen und heftige Regenfälle. Auch in den 1960er-Jahren ereignete sich hier eine große Rutschung weiter in Richtung deutsche Grenze. Kleinere sind auch aus den 1910er und 1940er-Jahren bekannt.
[[Datei:Sibratsgfaell-restaurant Alpenrose-05ASD.jpg|mini|Gasthaus Alpenrose im Dezember 2020]]
[[Datei:Sibratsgfaell-restaurant Alpenrose-05ASD.jpg|mini|Gasthaus Alpenrose im Dezember 2020]]
[[Datei:Sibratsgfaell-Bader Schuttstrom-chapell Lustenauer Riesalpe-04ASD.jpg|mini|oberster Teil des Bader Schuttstroms im Dezember 2020]]
[[Datei:Sibratsgfaell-Bader Schuttstrom-chapell Lustenauer Riesalpe-04ASD.jpg|mini|oberster Teil des Bader Schuttstroms im Dezember 2020]]
Am 17./18. Mai 1999 wurden erste kleinere Rutschungen, unter anderem bei der Wildriesalpe, erkennbar, welche durch die freiwillige Feuerwehr vor Ort behoben wurden. Am 19. Mai 1999 sind im Bereich der Bader Alpe (Bader Schuttstrom) erste Risse sichtbar (Die Baderalpe bewegte sich schlussendlich um mehrere hundert Meter). Es werden erste Evakuierungen notwendig. Die Risse vergrößern sich am Folgetag und es werden Messpunkte aufgestellt. Im Laufe der Beobachtung des Gebiets wurde festgestellt, dass schon seit Jahren hier eine schleichende Bewegung zwischen 20 und 40 Meter talwärts stattgefunden haben muss. Die Bewegung betrug Anfangs an manchen Stellen etwa 20 cm pro Tag. Durch starke Regenfälle am 21. Mai 1999 beschleunigt sich die Hangbewegung am Rindberg. Weitere Evakuierungen werden durchgeführt. Inzwischen ist von den Bewegungen ein Gebiet von 1,5 km² betroffen. Durch die anhaltenden Niederschläge wird die Zufahrt zum Ortsteil Rindberg durch eine Mure verschüttet. Es wird versucht, die Bäche und Abflüsse vor Verklausungen zu schützen und das Wasser in die Rubach abzuführen, um den Hang zu entlasten. Die Zufahrt zum Rindberg muss für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Am 23. Mai 1999 beginnen Schlägerungen von schiefen und umgefallenen Bäumen. Die später zerstörte [[Kapelle Maria Hilf am Rindberg]] weist erste Risse auf und wird abgestützt und am 28. Mai 1999 ausgeräumt. Die Straße ab dem Gasthof ''Alpenrose'' in Richtung deutsche Grenze ist nicht mehr befahrbar. Um die Belastung durch die Hangbewegung vom Gasthaus ''Alpenrose'' und der darunterliegende Bauernhof ''Vögel'' wegzunehmen, wurde etwa acht Wochen mit Baggern gearbeitet. Erdreich wird laufend abtransportiert (über 40.000 Kubikmeter). Der Gasthof ''Alpenrose'' und der darunterliegende Bauernhof ''Vögel'' konnten so gerettet werden (Das Gebäude des Gasthofs wurde etwa 6,30 Meter talwärts geschoben, das Haus steht nunmehr auch 24-38cm schief). Da die Hangbewegungen weiter anhielten, war keine Strom- und Wasserversorgung mehr möglich und die Straßen durfen nicht benutzt werden. Geologische Gutachten ergeben im Herbst und Winter 1999, dass die Bewegungen stark zurückgegangen sind. Sanierungsmassnahmen können jedoch immer noch nicht vorgenommen werden. Im Frühjahr 2000 sind die Hangbewegungen sehr stark zurückgegangen und die Zufahrtsstraße kann provisorisch wiederhergestellt werden. Einige Häuser müssen abgerissen, andere können saniert werden.<ref name=BewegteNatur>[http://www.bewegtenatur.at/geschichte/ Geschichte], Webseite: bewegtenatur.at.</ref><ref name=bewegte2>[http://www.bewegtenatur.at/zeitzeugenberichte/ Zeitzeugenberichte], Webseite: bewegtenatur.at.</ref><ref>[https://epaper.neue.at/vorarlberg/2019/09/21/erweiterte-perspektiven-auf-dem-lustenauer-ries.neue Erweiterte Perspektiven auf dem Lustenauer Ries], Webseite: neue.at vom 22. September 2019.</ref>
Am 17./18. Mai 1999 wurden erste kleinere Rutschungen, unter anderem bei der [[Bergrast Wildries|Wildriesalpe]], erkennbar, welche durch die freiwillige Feuerwehr vor Ort gesichert bzw. behoben wurden. Am 19. Mai 1999 waren im Bereich der Bader Alpe (Bader Schuttstrom) erste Risse sichtbar (die Baderalpe bewegte sich schlussendlich um mehrere hundert Meter). Es wurden erste Evakuierungen notwendig. Die Risse vergrößerten sich am Folgetag und es wurden Messpunkte aufgestellt. Im Laufe der Beobachtung und Überprüfung des Gebiets wurde festgestellt, dass schon seit Jahren hier eine schleichende Bewegung zwischen 20 und 40 Meter talwärts stattgefunden haben muss. Die Bewegung betrug bei der Rutschung im Mai 1999 Anfangs an manchen Stellen etwa 20 cm pro Tag. Durch starke Regenfälle am 21. Mai 1999 beschleunigte sich die Hangbewegung am Rindberg. Weitere Evakuierungen wurden durchgeführt. Inzwischen war von den Bewegungen ein Gebiet von 1,5 km² betroffen. Durch die anhaltenden Niederschläge wurde die Zufahrt zum Ortsteil Rindberg durch eine Mure verschüttet. Es wurde versucht, die Bäche und Abflüsse vor Verklausungen zu schützen und das Wasser in die Rubach abzuführen, um den Hang zu entlasten. Die Zufahrt zum Rindberg musste dann für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Am 23. Mai 1999 begannen Schlägerungen von schiefen und umgefallenen Bäumen. Die später zerstörte [[Kapelle Maria Hilf am Rindberg]] zeigte erste Risse und musste abgestützt und am 28. Mai 1999 ausgeräumt werden. Die Straße ab dem Gasthof ''Alpenrose'' in Richtung deutsche Grenze war nicht mehr befahrbar. Um die Belastung durch die Hangbewegung vom Gasthaus ''Alpenrose'' und der darunterliegende Bauernhof ''Vögel'' wegzunehmen, wurde etwa acht Wochen mit Baggern gearbeitet. Erdreich wurde laufend abtransportiert (über 40.000 Kubikmeter). Der Gasthof ''Alpenrose'' und der darunterliegende Bauernhof ''Vögel'' konnten so gerettet werden (Das Gebäude des Gasthofs wurde etwa 6,30 Meter talwärts geschoben, das Haus steht nunmehr auch 24-38cm schief). Da die Hangbewegungen weiter anhielten, war keine Strom- und Wasserversorgung mehr möglich und die Straßen durfte nicht benutzt werden. Geologische Gutachten ergaben im Herbst und Winter 1999, dass die Bewegungen stark zurückgegangen sind. Sanierungsmassnahmen konnten jedoch immer noch nicht vorgenommen werden. Im Frühjahr 2000 sind die Hangbewegungen dann sehr stark zurückgegangen und die Zufahrtsstraße konnte provisorisch wiederhergestellt werden. Einige Häuser mussten abgerissen, andere konnten saniert werden.<ref name=BewegteNatur>[http://www.bewegtenatur.at/geschichte/ Geschichte], Webseite: bewegtenatur.at.</ref><ref name=bewegte2>[http://www.bewegtenatur.at/zeitzeugenberichte/ Zeitzeugenberichte], Webseite: bewegtenatur.at.</ref><ref>[https://epaper.neue.at/vorarlberg/2019/09/21/erweiterte-perspektiven-auf-dem-lustenauer-ries.neue Erweiterte Perspektiven auf dem Lustenauer Ries], Webseite: neue.at vom 22. September 2019.</ref>


== Georunde Rindberg ==
== Georunde Rindberg ==
Zeile 25: Zeile 25:
Unterhalten wird die ''Georunde Rindberg'' vom Verein ''Bewegte
Unterhalten wird die ''Georunde Rindberg'' vom Verein ''Bewegte
Natur Sibratsgfäll'', Obmann ist Konrad Stadelmann. Der Verein wurde 2013 gegründet. ''Felbers schiefes Haus'' ist einer der markantesten Erinnerungspunkte (unterer Ausgangspunkt der
Natur Sibratsgfäll'', Obmann ist Konrad Stadelmann. Der Verein wurde 2013 gegründet. ''Felbers schiefes Haus'' ist einer der markantesten Erinnerungspunkte (unterer Ausgangspunkt der
Georunde). Das Gebäude wurde 1999 um etwa 25 Meter versetzt, beschädigt aber nicht zerstört.<ref name=bewegte2 /><ref>[http://www.georunde-rindberg.at Georunde Rindberg], Webseite: georunde-rindberg.at.</ref>
Georunde). Das gesamte Gebäude wurde 1999 um etwa 18 Meter talwärts versetzt, beschädigt aber nicht zerstört.<ref name=bewegte2 /><ref>[http://www.georunde-rindberg.at Georunde Rindberg], Webseite: georunde-rindberg.at.</ref>


Die Georunde besteht aus zwei Teilen:
Die Georunde besteht aus zwei Teilen:
8.948

Bearbeitungen