Tamás Erdődy: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Tamás Graf Erdődy ''' (* [[1. Juli]] [[1887]] in [[Rotenturm an der Pinka]]; † [[20. April]] [[1931]] in [[w:Kőszeg|Güns]], heute Ungarn) war kaiserlicher Geheimkurier, [[w:Offizier|Offizier]] im [[w:k.u.k. Husarenregiment „Graf Nádasdy“ Nr. 9|k.u.k. Husarenregiment Nr. 9]] und in der [[w:Bundesgendarmerie|Gendarmerie]], [[w:Freischar|Freischarführer]] sowie zeitweise Bürgermeister und Feuerwehrkommandant von Rotenturm. Der Nachwelt bekannt bleibt er aufgrund seiner Rolle in der [[w:Sixtus-Affäre|Sixtus-Affäre]], wo er im Auftrag von Kaiser [[w:Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]] als Geheimkurier Kontakt mit den Brüdern von Kaiserin [[w:Zita_von_Bourbon-Parma|Zita]], [[w:Sixtus von Bourbon-Parma|Sixtus]] und Xavier von [[w:Bourbon-Parma|Bourbon-Parma]], in der Schweiz aufnahm, mit dem Ziel Friedensverhandlungen zwischen [[w:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] und der [[w:Triple Entente|Entente]] zur Beendigung des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] anzubahnen. Während der Entstehungsphase des Burgenlandes kämpfte er auf der Seite Ungarns als Führer einer Freischar gegen die österreichische Gendarmerie und das [[w:Bundesheer (1. Republik)|Bundesheer]].
[[Datei:Schloss Rotenturm bei Nacht.jpg|mini|404x404px|Das Schloss von Rotenturm, wo Tamás eine Zeit lang als Bürgermeister tätig war.]]
'''Tamás Graf Erdődy ''' (* [[1. Juli]] [[1887]] in [[Rotenturm an der Pinka]]; † [[20. April]] [[1931]] in [[w:Kőszeg|Güns]], heute Ungarn) war ein kaiserlicher Geheimkurier, Bürgermeister von Rotenturm und Ordonanzoffizier beim 5. Armeekommando.
 
==Leben==
Tamás Erdődy war der Sohn von Gyula Graf Erdődy von Monyókerek und Monoszló aus der Rotenturmer Linie der Erdődy. Seine Mutter war Emilie, geborene Gräfin Széchenyi, eine Nichte Gyulas. Gyula Erdődy war Großgrundbesitzer und durch sein Erbe Mitglied im [[w:Reichstag (Ungarn)|ungarischen Reichstag]]. Tamás wurde gemeinsam mit [[w:Karl I. (Österreich-Ungarn)|Erzherzog Karl]] (dem späteren Kaiser) großgezogen. Er war Privatschüler und legte seine Prüfungen am königlichen Obergymnasium in Steinamanger ([[w:Szombathely|Szombathely]]) ab. Später besuchte er das Gymnasium in Raab. Tamás Onkel, Nikolaus Széchenyi, war von 1901 bis 1911 Bischof von Raab.
 
Sein Leben widmete Tamás zunächst dem Feuerwehrwesen. So wurde er im Jahr 1908 Kommandant der [[Freiwillige Feuerwehr Rotenturm an der Pinka|Feuerwehr Rotenturm]]. Auch sein Vater zählte schon zu den Gründern und Kommandanten dieser Wehr.<ref>Peter Krajasich, Roland Widder : Die Freiwilligen Feuerwehren des Burgenlandes - 60 Jahre Burgenländischer Landesfeuerwehrverband, 1983, Seite: 514</ref>. Zeitweise war er auch Bürgermeister von Rotenturm. 1908 wurde er Leutnant der Reserve beim [[w:k.u.k. Husarenregiment „Graf Nádasdy“ Nr. 9|k.u.k. Husarenregiment Nr. 9]] in [[w:Sopron|Ödenburg]], 1914 war er Ordonanzoffizier beim 5. Armeekommando. Von Oktober 1915 bis September 1916 diente er an der Front in Galizien, danach in den Dolomiten. Als er 1915 verwundet wurde, erfolgte eine Versetzung zur Feldgendamerie. Da sein Vater schwer erkrankte, wurden er und sein Bruder Lajos von der Front beurlaubt. Erzherzog Karl, welcher mit Tamás aufgewachsen ist, besuchte die Familie Erdődy gerne zu Jagdausflügen.


==Werdegang==
==Werdegang==
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==== Etappendienst im Raum Złoczów/Lemberg - April bis September 1916 ====
==== Etappendienst im Raum Złoczów/Lemberg - April bis September 1916 ====
An Tamás Erdődys Soldatenleben änderte sich zunächst nicht viel. Neben der Erledigung kleinerer dienstlichen Aufgaben hinsichtlich seiner Funktion als landwirtschaftlicher Referent und Gendarmeriebeamter, genoss er die Annehmlichkeiten eines Offiziers in der Etappe und unternahm mit verschiedenen Offizierskameraden weiterhin zahlreiche Jagdausflüge ins Umland von Złoczów. Bei einer dieser Jagden begleitete er am 19. April den [[w:Erzherzog|Erzherzog]] [[w:Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen|Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen]], mit dem es auch in den darauffolgenden Wochen immer wieder zu privaten Treffen kam.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=35 bis 57}}</ref>
An Tamás Erdődys Soldatenleben änderte sich zunächst nicht viel. Neben der Erledigung kleinerer dienstlichen Aufgaben hinsichtlich seiner Funktion als landwirtschaftlicher Referent und Gendarmeriebeamter, genoss er die Annehmlichkeiten eines Offiziers in der Etappe und unternahm mit verschiedenen Offizierskameraden weiterhin zahlreiche Jagdausflüge ins Umland von Złoczów. Bei einer dieser Jagden begleitete er am 19. April den [[w:Erzherzog|Erzherzog]] [[w:Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen|Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen]], mit dem es auch in den darauffolgenden Wochen immer wieder zu privaten Treffen kam.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=35 bis 57}}</ref>
[[Datei:EasternFront1916b.jpg|mini|150px|Frontverschiebungen durch die Brussilow-Offensive 1916]]
 
Den Juni 1916 konnte Tamás Erdődy wieder zuhause als Fronturlauber verbringen, ehe es wieder zurück nach Lemberg ging. Dort erhielt er die Information, dass sein Gendarmerie-Kommando als selbständige Gendarmerie-Abteilung dem Kommando der [[w:2. Armee (Österreich-Ungarn)|k.u.k. 2. Armee]] unterstellt wurde. Dies bedeutete für Erdődy vorerst ein Ende des schönen Etappenlebens, weil er nun mit seinen Gendarmen immer wieder auf Streifengängen unterwegs war. Grund für diese Änderung der Verwendung war vermutlich die am 4. Juni 1916 losgebrochene [[w:Brussilow-Offensive|Brussilow-Offensive]], wo besonders nördlich der k.u.k. 2. Armee der russischen Armee ein tiefer Einbruch in die Front gelang. So war der Raum rund um Luzk, in dem sich Erdődy noch im Dezember 1915 aufgehalten hatte, an den Gegner verloren gegangen. Jagdausflüge gehörten nun der Vergangenheit an, vielmehr befand sich Tamás Erdődys Kommando hinter einer unruhig gewordenen Front, wo Artillerieduelle nun zum Alltag gehörten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=58 bis 58}}</ref>
Den Juni 1916 konnte Tamás Erdődy wieder zuhause als Fronturlauber verbringen, ehe es wieder zurück nach Lemberg ging. Dort erhielt er die Information, dass sein Gendarmerie-Kommando als selbständige Gendarmerie-Abteilung dem Kommando der [[w:2. Armee (Österreich-Ungarn)|k.u.k. 2. Armee]] unterstellt wurde. Dies bedeutete für Erdődy vorerst ein Ende des schönen Etappenlebens, weil er nun mit seinen Gendarmen immer wieder auf Streifengängen unterwegs war. Grund für diese Änderung der Verwendung war vermutlich die am 4. Juni 1916 losgebrochene [[w:Brussilow-Offensive|Brussilow-Offensive]], wo besonders nördlich der k.u.k. 2. Armee der russischen Armee ein tiefer Einbruch in die Front gelang. So war der Raum rund um Luzk, in dem sich Erdődy noch im Dezember 1915 aufgehalten hatte, an den Gegner verloren gegangen. Jagdausflüge gehörten nun der Vergangenheit an, vielmehr befand sich Tamás Erdődys Kommando hinter einer unruhig gewordenen Front, wo Artillerieduelle nun zum Alltag gehörten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=58 bis 58}}</ref>


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==== Explosion in der Pulverfabrik Blumau - 17. April 1917 ====
==== Explosion in der Pulverfabrik Blumau - 17. April 1917 ====
In der Nacht von 16. auf den 17. April wurde Tamás Erdődy von der Wiener Berufsfeuerwehr verständigt, dass es in der ''k.u.k. Pulverfabrik Blumau'' zu einer großen Explosion gekommen war. Erdődy fuhr daraufhin mit dem Fernzug der Berufsfeuerwehr zur Unglücksstätte, wobei der Feuerschein bereits vom [[w:Laaer Berg|Laaer Berg]] aus zu beobachten war. Mit den Löscharbeiten konnten die Wiener Feuerwehrleute erst am späten Nachmittag beginnen und hatten großes Glück, als Artilleriemunition explodierte, das in einem Gebäude gelagert war, das sie versuchten zu löschen. Erdődy arbeitete in weiterer Folge mit einigen Experten ein [[w:Memorandum|Memorandum]] über die zukünftige Organisation des militärischen Feuerwehrwesens aus, das er dann Kaiser Karl übergab.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=3. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=76 bis 79}}</ref>
In der Nacht von 16. auf den 17. April wurde Tamás Erdődy von der Wiener Berufsfeuerwehr verständigt, dass es in der ''k.u.k. Pulverfabrik Blumau'' zu einer großen Explosion gekommen war. Erdődy fuhr daraufhin mit dem Fernzug der Berufsfeuerwehr zur Unglücksstätte, wobei der Feuerschein bereits vom [[w:Laaer Berg|Laaer Berg]] aus zu beobachten war. Mit den Löscharbeiten konnten die Wiener Feuerwehrleute erst am späten Nachmittag beginnen und hatten großes Glück, als Artilleriemunition explodierte, das in einem Gebäude gelagert war, das sie versuchten zu löschen. Erdődy arbeitete in weiterer Folge mit einigen Experten ein [[w:Memorandum|Memorandum]] über die zukünftige Organisation des militärischen Feuerwehrwesens aus, das er dann Kaiser Karl übergab.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=3. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=76 bis 79}}</ref>
==== Hamburgreise mit Erzherzog Wilhelm - Mitte Juli 1917 ====
Mitte Juli begleitete Tamás Erdődy Erzherzog Wilhelm von Habsburg-Lothringen, der ihm von den Jagdausflügen an der russischen Front bekannt war, nach [[w:Hamburg|Hamburg]], wo dieser den [[w:Metropolit|MetropolitMetropolit]]en der [[w:Ukrainische griechisch-katholische Kirche|Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche]], [[w:Andrej Scheptyzkyj|Andrej Scheptyzkyj]], treffen wollte, um mit diesem über ein ''Fürstentum Ukraine'' unter Wilhelms Regentschaft zu sprechen. Während der Erzherzog mit dem Metropoliten hoffnungsvolle Verhandlungen führte, informierte sich Tamás Erdődy ausführlich während des Hamburg-Aufenthaltes über das deutsche Feuerwehrwesen, ehe die beiden am 25. Juli über Berlin wieder die Rückreise nach Wien antraten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=4. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=20 bis }}</ref>


==== Brandkatastrophe von Gyöngyös im Mai 1917====
==== Brandkatastrophe von Gyöngyös im Mai 1917====
[[Datei:Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita besuchen das am 21.5.1917 von einem Brand zerstörte Gyöngyös am 23.5.1917 (BildID 15564777).jpg|mini|150px|Karl und Zita am Bahnhof von Gyöngyös]]
[[Datei:Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita besuchen das am 21.5.1917 von einem Brand zerstörte Gyöngyös am 23.5.1917 (BildID 15564777).jpg|mini|150px|Karl und Zita am Bahnhof von Gyöngyös]]
Am 21. Mai 1917 brach in der ungarischen Kleinstadt [[w:Gyöngyös|Gyöngyös]] ein Brand aus, dem insgesamt 549 Häuser und 1400 Nebengebäude zum Opfer fielen. Als Tamás Erdődy von dieser Brandkatastrophe erfuhr, machte er sich sofort mit dem Auto auf den Weg in die betroffene Stadt und half bei den Lösch- und Aufräumarbeiten mit. Es schickte außerdem ein Telegramm an Kaiser Karl, in dem er diesem vom Ausmaß der Katastrophe berichtete und ihm nahelegte, dass es opportun wäre, wenn dieser an den Ort des Geschehens kommen würde. Das Kaiserehepaar beherzigte Erdődys Rat und begab sich umgehend mit dem Hofzug in das geplagte Städtchen, um der Bevölkerung Trost zu spenden und die Weichen für den Wiederaufbau zu stellen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=52 und 53}}</ref>
Am 21. Mai 1917 brach in der ungarischen Kleinstadt [[w:Gyöngyös|Gyöngyös]] ein Brand aus, dem insgesamt 549 Häuser und 1400 Nebengebäude zum Opfer fielen. Als Tamás Erdődy von dieser Brandkatastrophe erfuhr, machte er sich sofort mit dem Auto auf den Weg in die betroffene Stadt und half bei den Lösch- und Aufräumarbeiten mit. Es schickte außerdem ein Telegramm an Kaiser Karl, in dem er diesem vom Ausmaß der Katastrophe berichtete und ihm nahelegte, dass es opportun wäre, wenn dieser an den Ort des Geschehens kommen würde. Das Kaiserehepaar beherzigte Erdődys Rat und begab sich umgehend mit dem Hofzug in das geplagte Städtchen, um der Bevölkerung Trost zu spenden und die Weichen für den Wiederaufbau zu stellen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=52 und 53}}</ref>
==== Hamburg-Reise mit Erzherzog Wilhelm - Mitte Juli 1917 ====
Mitte Juli begleitete Tamás Erdődy Erzherzog Wilhelm von Habsburg-Lothringen, der ihm von den Jagdausflügen an der russischen Front bekannt war, nach [[w:Hamburg|Hamburg]], wo dieser den [[w:Metropolit|Metropolit]]en der [[w:Ukrainische griechisch-katholische Kirche|Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche]], [[w:Andrej Scheptyzkyj|Andrej Scheptyzkyj]], traf, um mit diesem über ein ''Fürstentum Ukraine'' unter Wilhelms Regentschaft zu sprechen. Während der Erzherzog mit dem Metropoliten hoffnungsvolle Verhandlungen führte, informierte sich Tamás Erdődy ausführlich während des Hamburg-Aufenthaltes über das deutsche Feuerwehrwesen, ehe die beiden am 25. Juli über Berlin wieder die Rückreise nach Wien antraten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=4. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=20 bis 26}}</ref>
==== Konstantinopel-Reise zu Enver Pascha - Ende August 1917 ====
Am 22. August 1917 brach Tamás Erdődy zu einer Fahrt nach [[w:Konstantinopel|Konstantinopel]] auf, um im Auftrag von Kaiser Karl dem Kriegsminister des [[w:Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], [[w:Enver Pascha|Enver Pascha]], die [[w:Militär-Verdienstmedaille (Österreich)|Große Militärverdienstmedaille]] zu überreichen. Am 27. August wurde er vom türkischen Kriegsminister empfangen und konnte diesem die hohe Auszeichnung übergeben. Im türkischen Kriegsministerium traf Erdődy auch auf die beiden deutschen Offiziere [[w:Erich von Falkenhayn|Erich von Falkenhayn]] und [[w:Guido von Usedom (Admiral)|Guido von Usedom]], welche versuchten zusammen mit der türkischen Armee die Briten im [[w:Naher Osten|Nahen Osten]] zu besiegen.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=4. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=32 bis 49}}</ref>
Mit einem österreichisch-ungarischen Offizier unternahm er mit einem bereitgestellten Auto eine längere Fahrt durch türkisches Herrschaftsgebiet, um dabei auf Spuren des [[w:Völkermord an den Armeniern|Völkermords an den Armeniern]] zu treffen, die ihm veranlassten folgenden Tagebucheintrag am 1. Oktober zu machen:<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=4. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=45 bis 46}}</ref>
{{Zitat|In allen Ortschaft, besonders ? [unleserlich], haben die Türken entsetzlich gehaust, was armenisch ist, wurde in den letzten Jahren, besonders aber im Laufe des Krieges umgebracht. Meine Gendarmen erzählten mir grinsend von ihren diesbezüglichen Heldentaten. Viele Tausende wurden ausgeraubt, gleich ermordet oder dem langsamen Hungertode preisgegeben.}}
Der Ausdruck ''Meine Gendarmen'' ist wohl so zu verstehen, dass er als Gendarmerie-Offizier, ähnlich wie bei den Feuerwehrleuten als begeisterter Feuerwehrmann, zu dieser Personengruppe eine besondere Beziehung pflegte.
Nach einem neuerlichen Zusammentreffen mit Enver Pascha trat Tamás Erdődy am 4. Oktober wiede die Rückreise nach Wien an.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=4. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1917|Seiten=49}}</ref>


==== Jännerstreik 1918 ====
==== Jännerstreik 1918 ====
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Vor diesem Hintergrund plante Karl eine Dienstreise nach Ungarn, die ihn nach [[w:Debrecen|Debrecen]] und nach Gödöllö führen sollte, und die im Nachhinein betrachtet seine letzte größere Reise als Kaiser darstellte. Um den ungarischen Nationalismus nicht weiter zu provozieren, beauftragte er Tamás Erdődy damit, dass beim Empfang in Debrecen, wo ein Universitätsgebäude eröffnet werden sollte, am Bahnhof eine Musikkapelle des [[w:k.u. Landwehr (Österreich-Ungarn)|Honvéd]] stehen sollte, die anstatt der [[w:Österreichische Kaiserhymnen#Volkshymne unter Franz Joseph I. und Karl I.|Kaiserhymne ''"Gott erhalte"'']] die [[w:Himnusz|ungarische Nationalhymne]] spielen sollte. Die Debrecener Garnison hatte Erdődys Telegramm nachweislich bekommen, es aber seiner Ansicht nach bewusst ignoriert und somit vorsätzlich einen Eklat heraufbeschworen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=149}}</ref>
Vor diesem Hintergrund plante Karl eine Dienstreise nach Ungarn, die ihn nach [[w:Debrecen|Debrecen]] und nach Gödöllö führen sollte, und die im Nachhinein betrachtet seine letzte größere Reise als Kaiser darstellte. Um den ungarischen Nationalismus nicht weiter zu provozieren, beauftragte er Tamás Erdődy damit, dass beim Empfang in Debrecen, wo ein Universitätsgebäude eröffnet werden sollte, am Bahnhof eine Musikkapelle des [[w:k.u. Landwehr (Österreich-Ungarn)|Honvéd]] stehen sollte, die anstatt der [[w:Österreichische Kaiserhymnen#Volkshymne unter Franz Joseph I. und Karl I.|Kaiserhymne ''"Gott erhalte"'']] die [[w:Himnusz|ungarische Nationalhymne]] spielen sollte. Die Debrecener Garnison hatte Erdődys Telegramm nachweislich bekommen, es aber seiner Ansicht nach bewusst ignoriert und somit vorsätzlich einen Eklat heraufbeschworen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=149}}</ref>
[[Datei:Debrecen-kalvinter.jpg|mini|200px|Kossuth-Statue vor der Großen Reformierten Kirche, wo 1849 der ungarische Landtag unter dem Vorsitz von Lajos Kossuth tagte.]]
 
Als der Zug in den Bahnhof der ungarischen Stadt einfuhr, stand Erdődy auf dem Trittbett des ersten Wagons, Karl hinter ihm in der Tür, um sicherzustellen, dass alles glatt lief. Als sie erkannten, dass nicht die bestellte Honvéd-Kapelle aufmarschiert war, sondern die Kapelle des in Debrecen stationierten tschechischen [[w:Infanterie|Infanterie]]-[[w:Regiment|Regiment]]s, musste Erdődy vom fahrenden Zug abspringen und zum Kapellmeister eilen, um diesen aufzufordern, die ungarische Nationalhymne zu spielen. Er kam aber zu spät, denn die Kapelle hatte die Kaiserhymne bereits zu spielen begonnen, die sie dann auf Anweisung von Erdődy nach ein paar Takten wieder abbrach. Die Provokation war somit gelungen und die ungarischen Nationalisten schlachteten diese Episode in weiterer Folge als "Beleidigung der Nation" aus.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=149 und 150}}</ref>  
Als der Zug in den Bahnhof der ungarischen Stadt einfuhr, stand Erdődy auf dem Trittbett des ersten Wagons, Karl hinter ihm in der Tür, um sicherzustellen, dass alles glatt lief. Als sie erkannten, dass nicht die bestellte Honvéd-Kapelle aufmarschiert war, sondern die Kapelle des in Debrecen stationierten tschechischen [[w:Infanterie|Infanterie]]-[[w:Regiment|Regiment]]s, musste Erdődy vom fahrenden Zug abspringen und zum Kapellmeister eilen, um diesen aufzufordern, die ungarische Nationalhymne zu spielen. Er kam aber zu spät, denn die Kapelle hatte die Kaiserhymne bereits zu spielen begonnen, die sie dann auf Anweisung von Erdődy nach ein paar Takten wieder abbrach. Die Provokation war somit gelungen und die ungarischen Nationalisten schlachteten diese Episode in weiterer Folge als "Beleidigung der Nation" aus.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=149 und 150}}</ref>  


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==== Zweiter Restaurationsversuch Kaiser Karls - 23. Oktober 1921 ====
==== Zweiter Restaurationsversuch Kaiser Karls - 23. Oktober 1921 ====
[[Datei:CarlosYZitaEnGyőr19211021.jpg|mini|150px|Empfang von Karl in Sopron am 21. Oktober 1921]]
[[Datei:Vasútállomás, tábori mise 1921. X. 22 én, IV. Károly király és Zita királyné (a lámpaoszloptól balra) visszatérése során. Fortepan 11639.jpg|mini|150px|Feldmesse mit dem Kaiserpaar auf ihrer Fahrt nach Budapest am 22. Oktober 1921]]
Pál Prónay hatte sein Hauptquartier von Oberwart nach Großpetersdorf verlegt und dort will Tamás Erdődy laut seinen Memoiren am Abend des 21. Oktobers 1921 ein [[w:Junkers Motorenbau und Junkers Flugzeugwerk|Junkers]]-Flugzeug gesehen haben, das in Richtung Südosten flog und in dem er im Nachhinein vermutete, dass es Kaiser Karl und seine Frau Zita an Bord hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=273 und 274}}</ref>  Tatsächlich war das Kaiserpaar am 20. Oktober 1921 vom Flugfeld [[w:Dübendorf|Dübendorf]] an Bord einer [[w:Junkers F 13|Junkers F 13]] in Richtung Ungarn gestartet. Laut dem Bericht des Piloten Wilhelm Zimmermann führte der Flug aber über [[Linz]], [[Steyr]],  [[St. Pölten]], [[Baden]] und das [[w:Leitha-Gebirge|Leitha-Gebirge]] in das Gebiet südlich von Sopron, um schließlich nahe der Ortschaft Dénesfa zu laden, wo sich das Landgut des Grafen Cziráky befand.<ref>[https://www.junkers.de/blog/der-letzte-kaiser-flugbericht-zum-zweiten-restaurationsversuch/ Bericht über den Flug Dübendorf (Schweiz) – Cziraki (Ungarn) mit dem ungarischen Königspaar am 20.10.1921.], Webseite www.junkers.de, aufgerufen am 2. April 2021</ref>  
Pál Prónay hatte sein Hauptquartier von Oberwart nach Großpetersdorf verlegt und dort will Tamás Erdődy laut seinen Memoiren am Abend des 21. Oktobers 1921 ein [[w:Junkers Motorenbau und Junkers Flugzeugwerk|Junkers]]-Flugzeug gesehen haben, das in Richtung Südosten flog und in dem er im Nachhinein vermutete, dass es Kaiser Karl und seine Frau Zita an Bord hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=273 und 274}}</ref>  Tatsächlich war das Kaiserpaar am 20. Oktober 1921 vom Flugfeld [[w:Dübendorf|Dübendorf]] an Bord einer [[w:Junkers F 13|Junkers F 13]] in Richtung Ungarn gestartet. Laut dem Bericht des Piloten Wilhelm Zimmermann führte der Flug aber über [[Linz]], [[Steyr]],  [[St. Pölten]], [[Baden]] und das [[w:Leitha-Gebirge|Leitha-Gebirge]] in das Gebiet südlich von Sopron, um schließlich nahe der Ortschaft Dénesfa zu laden, wo sich das Landgut des Grafen Cziráky befand.<ref>[https://www.junkers.de/blog/der-letzte-kaiser-flugbericht-zum-zweiten-restaurationsversuch/ Bericht über den Flug Dübendorf (Schweiz) – Cziraki (Ungarn) mit dem ungarischen Königspaar am 20.10.1921.], Webseite www.junkers.de, aufgerufen am 2. April 2021</ref>  


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