Beschling

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Beschlinger Dorfplatz mit Dorfbrunnen und Kriegerdenkmal(2021)
Der heute vollständig bestockte Brandopferplatz Scheibenstuhl

Beschling[1] ist eine Ortschaft in der Marktgemeinde Nenzing im Bezirk Bludenz in Vorarlberg. Mit Stand 1. Jänner 2019 hat Beschling 521 Einwohner.[2]

Name

Die Bezeichnung von Beschling wechselt im Laufe der Jahrhunderte durch den sprachlichen Gebrauch (Werner Vogt). Im 9. Jahrhundert wurde das Dorf als Bassiningas bezeichnet. Ab 1383 als Ba(e)stlingen bzw. Bästlingen bzw. Ba(e)schlingen / Bäschlingen. Um 1515 als Bastlingen bzw. ab 1721 als Bestling. Vogt geht davon aus, dass der Name auf das Romanische: bassus für niedrig, klein zurückgeht und erst durch den längeren Sprachenkontakt die deutsche Nachsilbe -ing(en) an einen sicher romanischen Namenstamm angehängt wurde.[3]

Eine Ableitung des Ortsnamens Beschling wird auch vom Personennamen Bassinius angenommen.[4] Dies wäre nicht ungewöhnlich, stand das Walgau (Val Druschauna / Vallis Drusiana / Tal des Drusus[5] bzw. Welschgau / Gau der Romanen) doch lange Zeit unter römischen Einfluß und war Rätoromanisch bis in die Neuzeit die vorherrschende Sprache.

Geschichte

Der genaue Beginn der Besiedelung von Beschling ist ungewiss. Mit dem frühzeitlichen (eisenzeitlichen) Brandopferplatz Scheibenstuhl, der ab ca. 1500 v. Chr. bis ins dritte Jahrhundert n. Chr. als Kultplatz in Verwendung stand, ist ein zeitliche Einordnung insoweit möglich, als im Umfeld von einer dauerhaften Besiedelung in der in der Bronze- bzw. Eisenzeit auszugehen ist. Zur Zeit des Römischen Reichs bestand hier eine Befestigungs- und Verteidigungsanlage gegen die Alemannen.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Beschling im Churrätischen Urbar von 842. Darin wird der Ort Bassininga(s) genannt.[6][7][8]

Im Zuge der COVID-19-Krise in Österreich wurden 2020 Nenzing-Dorf und Beschling am 22. März von der Vorarlberger Landesregierung unter Quarantäne gestellt. Die Bewohnern durften den Ort nicht ohne wichtigen Grund verlassen, weil am 21. März 2020 in Nenzing 22 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren.[9][10] Reisezüge durften daraufhin an den Bahnhaltestellen Nenzing und Schlins-Beschling nicht mehr Halten. Diese COVID-19-Maßnahmen wurden mit 4. April wieder aufgehoben.[11]

Geografie

Beschling liegt auf 521 m ü. A. rund 1700 Meter Luftlinie westlich der Marktgemeinde Nenzing. Zum nordwestlich gelegen Frastanz sind es rund fünf Kilometer, zum nordöstlich gelegenen Schlins rund zwei Kilometer. Die Walgauautobahn, die Ill und die Vorarlbergbahn befinden sich rund 800 Meter nördlich.

Das Hauptgewässer, welches durch das Zentrum von Beschling fließt, ist der Duxbach.

Bevölkerung

Die Beschlinger strebten seit jeher nach Eigenständigkeit, jedoch errichten sie dies nur in Teilbereichen.[8] In Beschling befindet sich eine Volksschule (Nenzing-Beschling). Für die Erforschung der Dorfgeschichte bemüht sich der Geschichtsverein Beschling-Latz.

Wirtschaft

Beschling ist teilweise noch von landwirtschaftlichen Betrieben geprägt. Das Walgauwerk wurde 1984 in Betrieb genommene und ist ein Wasserkraftwerk , welches Teil einer Kette von Speicherkraftwerken an der Ill ist. Das Kraftwerk nutzt die rund 162 m hohe Gefällestufe der Ill zwischen dem Rodund und Beschling und hat eine Engpassleistung von 86 Megawatt und ein Regelarbeitsvermögen von 356 GWh.

Es gibt in Beschling ein Bienenmuseum.

Verkehr

Beschling ist gut mit PKW und LKW erreichbar, die Straßen jedoch teilweise schmal ausgeführt. Über die Haltestelle Schlins-Beschling ist Beschling auch an die S1 (Vorarlbergbahn) angebunden.

Religion

Die Filialkirche Beschling gehört zum Dekanat Walgau-Walsertal. Die Kirche beherbergt einen gotischen Flügelaltar von 1484. Die Kirche weist auch eine sehr wertvolle und österreichweit einzigartige Kassettendecke mit 14 bemalten Kassettenflächen aus dem 17. Jahrhundert auf, die zum Teil von Christian Lutz (Nenzing) stammt. Die Bruderschaft St. Julius und St. Ottilia aus dem 16. Jahrhundert existiert heute noch.[8][12]

Bei der letzten Renovierung der Alten Pfarrkirche Feldkirch-Tosters im Jahre 1990 wurde die Lourdesgrotte in der Apsis entfernt und anstelle dieser als Hochaltar einen Altar aus der Kirche in Beschling/Vorarlberg aus der Zeit um 1700 aufgestellt.

Weblinks

 Beschling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Gemeindekennziffer: 6710 6820.
  2. Ortschaften, Webseite: statistik.at, abgerufen am 26. Februar 2022.
  3. Guntram Plangg, Werner Vogt: Materialien Flurnamen Walgau – Deutungen, Amt der Vorarlberger Landesregierung (Hrsg.) im Eigenverlag, S. 159.
  4. Gerhard Köbler: wikiling, Webseite: koeblergerhard.de.
  5. Abgeleitet von Nero Claudius Drusus.
  6. Der Schweizerische Geschichtsforscher, vierter Band, Bern 1821, S. 173 (books.google.at).
  7. Theodor von Mohr: Archiv für die Geschichte der Republik Graubünden, Band 8. S. 285 (books.google.at).
  8. 8,0 8,1 8,2 Beschling, Webseite: marktgemeinde-nenzing.com.
  9. Teile Nenzings unter Quarantäne: Bewohner „verständnisvoll“. In: Vorarlberger Nachrichten (VN.at). 21. März 2020, abgerufen am 23. März 2020.
  10. Florian Themeßl-Huber: Landesregierung stellt zwei Ortsteile in Nenzing unter Quarantäne, presse.vorarlberg.at vom 11. März 2022.
  11. Quarantäne in Vorarlberg wird aufgehoben. ORF.at, 3. April 2020, abgerufen am 22. April 2020.
  12. Kirche zum Hl. Martin in Beschling, Webseite: pfarre-nenzing.at.

47.1909979.683606Koordinaten: 47° 11′ 28″ N, 9° 41′ 1″ O