Johann II. (Görz)

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Graf Johann (II.) von Görz-Tirol (* zwischen 1438 und 1444[1]; † 22. Mai 1462, in Lienz), auch Graf Johann (II.) von Görz, herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und Kärnten.

Herkunft und Familie

Graf Johann (II.) von Görz(-Tirol) entstammte dem "albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol. Er war ein Sohn des Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol[A 1] aus dessen zweiter Ehe mit Catharina de Gara. Er war der ältere Bruder des Grafen Leonhard von Görz-Tirol.

Graf Johann wurde am 11. Dezember 1443 mit Elisabeth, Tochter des Grafen Ulrich von Cilli verlobt.[2] Eine tatsächliche Eheschließung ist nicht belegt.

Herrschaften

Graf Johann (II.) herrschte offiziell von 1454 bis 1462 als gefürsteter Graf von Görz über die Görzer Grafschaften Lienz und Görz und versuchte sich außerdem alsPfalzgraf in Kärnten zu behaupten. Im "Friedensvertrag von Pusarnitz" (25. Jänner 1460) musste er sämtliche Besitzungen und Lehen seiner Familie im heutigen Oberkärnten und in Osttirol, darunter die Stadt Lienz und das bei dieser gelegene Schloss Bruck, die frühere Residenz des seines Vaters, an Kaiser Friedrich III. abtreten.[3] Am 9. Mai 1455 wurde er in Venedig von der Republik mit jenen Besitzungen belehnt, die seine Familie zuvor vom Patriarchat von Aquileia zu Lehen gehabt hatte.[4]

Graf Johann führte ein Siegel, das den schreitenden Löwen der Grafen von Görz und die Bänder von Aquileja unter einem Helm mit Federstoß als Helmzier zeigt. Den Löwen umgibt im Vierpass die Umschrift "s. iohanni comitis - goricie et tyrolis".[5] Da seine Brüder Leonhard und Ludwig während der Zeit seiner Herrschaft keine Urkunden ausgestellt haben und Leonhard in seinen Urkunden seit 1460 nur miterwähnt wird[5], ist davon auszugehen, dass er die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Görz innehatte.

Leben

Im Vertrag, den sein Vater am 11. Dezember 1443 mit den Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli geschlossen hatte, war vereinbart, dass Heinrich die Vormundschaft über seine Söhne bereits zu seinen Lebzeiten dem Grafen Ulrich übertrug. Graf Johann wurde bis ca. 1451 am Hof der Grafen von Cilli erzogen.[6] 1452 soll seine Mutter seinen Vater gezwungen haben, zu seinen Gunsten abzudanken. Gesichert scheint jedenfalls, dass Johann die Herrschaft über die Grafschaft Görz offiziell am 8. Juni 1454 übernahm, wobei seine Mutter zunächst als Regentin fungierte.[7] Schon zu Beginn des Jahres 1454 dürfte es bereits zu Differenzen zwischen ihm und seiner Mutter gekommen sein, die sich noch im selben Jahr mit seinem Bruder Leonhard in die "innere" Grafschaft Görz zurückzog, wo sie versuchte eine Art Gegenregierung zu errichten. Hinzu kamen Schulden an die Republik Venedig, die sein Vater hinterlassen hatte und für die Graf Johann aufzukommen hatte.[5] Politisch gehörte er zu den Gegnern Kaiser Friedrichs III., am 25. Jänner 1455 schloss er in Lienz ein gegenseitiges "Schutzbündnis" gegen diesen mit dem Tiroler Landesfürsten [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Siegmund dem Münzreichen) und dem Grafen Ulrich von Cilli. Dabei dürfte es auch Planungen gegeben haben, die Besitzungen der Grafen von Görz in Friaul mit denen der Grafen von Cilli in Unterkärnten zu tauschen. Im Konflikt mit Nikolaus von Kues stand er auf der Seite von Herzog Siegmund dem Münzreichen.[4] Zu seinen bedeutenden Leistungen zählt die Straffung der Landesorganisation in seinem Herrschaftsgebiet.[8]

Orte mit Bezug zu Graf Johann in der heutigen Republik Österreich

Osttirol

Lienz: Im März 1455 verpachtete Graf Johann die "Lienzer Münze" an Hans Mätz aus Augsburg.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  2. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234
  3. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240
  4. 4,0 4,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241
  6. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 239
  7. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  8. 8,0 8,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 243

Anmerkungen

  1. Numerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250
  2. Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.
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