Buchfeld: Unterschied zwischen den Versionen

K
 
(10 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Das Buchfeld''' (auch '''Puchfeld'''), ursprünglich '''Burgfeld''' war im Spätmittelalter und der Neuzeit ein Teil der Gegend um die Stadt [[Wien]], auf dem später die Siedlung (Vorstadt) Josefstadt entstand. Heute gilt das Buchfeld als das Kernstück des [[w:Josefstadt (Wien)|8. Wiener Gemeindebezirks]]<ref name ="auten">vgl. Peter Autengruber: ''Lexikon der Wiener Straßennamen''. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2001 (4. Auflage), ISBN 3-85431-230-X, S. 44</ref>.
'''Das Buchfeld''' (auch '''Puchfeld'''), ursprünglich '''Burgfeld''' war im Spätmittelalter und der Neuzeit ein Teil der Gegend um die Stadt [[Wien]], auf dem später die Siedlung (Vorstadt) Josefstadt entstand. Heute gilt das Buchfeld als das Kernstück des [[Josefstadt (Wien)|8. Wiener Gemeindebezirks]]<ref name="auten">vgl. Peter Autengruber: ''Lexikon der Wiener Straßennamen''. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2001 (4. Auflage), ISBN 3-85431-230-X, S. 44</ref>.


== Zur Namensgebung ==
== Zur Namensgebung ==
Zeile 5: Zeile 5:


== Die Lage des Buchfeldes ==
== Die Lage des Buchfeldes ==
Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung "Buchfeld" nur auf das Burgglacis, später hingegen wurde damit auch zeitweise das Gebiet von dort bis zur heutigen [[Westbahnstraße]] bezeichnet, wobei manchmal auch Teile des [[Lerchenfeld|Lerchenfeldes]] (seit 1337 Jagdgebiet des landesfürstlichen Hofes) als Teil des Buchfelds gesehen wurden. Während das obere "Buchfeld" (oder "Burgfeld") im 16. und 17. Jahrhundert ein streng umgrenztes Gebiet am linken Ufer des [[w:Ottakringerbach|Ottakringer Bachs]] zwischen der heutigen [[Josefstädter Straße]] und der [[Lerchenfelder Straße]] meinte, befand sich das niedere "Buchfeld" (bzw. "Burgfeld") in der Stadtnähe.<ref name ="czeike"/><nowiki/>.
Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung "Buchfeld" nur auf das Burgglacis, später hingegen wurde damit auch zeitweise das Gebiet von dort bis zur heutigen [[Westbahnstraße]] bezeichnet, wobei manchmal auch Teile des [[Lerchenfeld|Lerchenfeldes]] (seit 1337 Jagdgebiet des landesfürstlichen Hofes) als Teil des Buchfelds gesehen wurden. Während das obere "Buchfeld" (oder "Burgfeld") im 16. und 17. Jahrhundert ein streng umgrenztes Gebiet am linken Ufer des [[w:Ottakringerbach|Ottakringer Bachs]] zwischen der heutigen [[Josefstädter Straße]] und der [[Lerchenfelder Straße]] meinte, befand sich das niedere "Buchfeld" (bzw. "Burgfeld") in der Stadtnähe.<ref name ="czeike"/>
 
== Geschichte des Buchfeldes ==
== Geschichte des Buchfeldes ==
Anfang des 14. Jahrhunderts sind das [[Schottenkloster]] und der [[Deutsche Orden]] als Grundbesitzer des späteren 8. Bezirk nachgewiesen und wohl auch im Besitz des "Buchfeldes". Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde im Buchfeld der [[Rottenhof]] erbaut. Um 1690 kaufte ihn der Marchese Hippolyth von Malaspina seinem damaligen Besitzer, dem Freiherrn Schiedenitz, ab. Er ließ den größten Teil dieses Besitzes parzellieren und förderte die Ansiedelung auf diesem, in dem er Interessenten sämtliche Abgaben nachließ. Die ganze Liegenschaft des Marchese Malaspina erwarb um 1700 die Stadt Wien. Sie erhob diese zur Vorstadt und gab ihr zu Ehren von Kaiser [[w:Josef I. (HRR)|Joseph I.]] den Namen "Josefstadt".<ref name ="czeike"/><nowiki/>
Anfang des 14. Jahrhunderts sind das [[Schottenkloster]] und der [[Deutsche Orden]] als Grundbesitzer des späteren 8. Bezirk nachgewiesen und wohl auch im Besitz des "Buchfeldes". Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde im Buchfeld der [[Rottenhof (Wien 8)|Rottenhof]] erbaut. Um 1690 kaufte ihn der Marchese Yppolito Malaspina (Hippolyth von Malaspina) seinem damaligen Besitzer, dem Freiherrn Gregor von Siedenitsch (Schiedenitz), ab.<ref>Nach einer anderen Version kam der Rottenhof durch die Ehe mit dessen Witwe in seinen Besitz, vgl. {{Czeike|4|706||Rottenhof}}</ref> Er ließ den größten Teil dieses Besitzes parzellieren und förderte die Ansiedelung auf diesem, in dem er Interessenten sämtliche Abgaben nachließ. Die ganze Liegenschaft des Marchese Malaspina erwarb um 1700 die Stadt Wien. Sie erhob diese zur Vorstadt und gab ihr zu Ehren von Kaiser [[w:Josef I. (HRR)|Joseph I.]] den Namen "Josefstadt".<ref name ="czeike"/>


Im Buchfeld in der Josefstadt wurden in der Folge das Piaristenkollegium und die Piaristenkirche erbaut. Aus dem Palais Auersperg, das ebenfalls im Buchfeld erbaut worden war, wurde zwischen 1772 und 1777 die Josefstädter Kavalleriekaserne. In der Biedermeierzeit entstanden im früheren Buchfeld viele vornehme Familienhäuser, die meisten mit eigenem Garten.<ref name ="czeike"/><nowiki/>
Im Buchfeld siedelte sich um 1698 der Orden der [[w:Piaristen|Piaristen]] an, der in der Folge das Piaristenkollegium und die Piaristenkirche (Kirche "Maria Treu") erbauen ließ<ref>vgl. [https://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Josefstadt%2C_Wien_8 Austriaforum - Josefstadt, Wien]</ref>. Aus dem Palais Auersperg, das an der Stelle des Rottenhofs erbaut worden war<ref>vgl. {{Czeike|4|706||Rottenhof}}</ref>, wurde zwischen 1772 und 1777 die Josefstädter Kavalleriekaserne. In der Biedermeierzeit entstanden im früheren Buchfeld viele vornehme Familienhäuser, die meisten mit eigenem Garten.<ref name ="czeike"/>


== Erinnerungen ==
== Erinnerungen ==
* An das frühere Buchfeld erinnert heute die [[Buchfeldgasse]] im 8. Wiener Gemeindebezirk.<ref name ="auten"/><nowiki/>  
* An das frühere Buchfeld erinnert heute die [[Buchfeldgasse]] im 8. Wiener Gemeindebezirk.<ref name ="auten"/>  
* Das frühere Buchfeld ist außerdem Schauplatz einer Wiener Sage, die von einer schaurigen "Heuschrecken-Invasion" berichtet, durch die allerdings ein übler Gutsherr seine "gerechte" Strafe erhält.<ref>vgl. Gabriele Lukacs: Orte des Grauens. Dunkle Geheimnisse in Wien. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2015, ISBN 978-3-85431-717-3, S. 12f.</ref> Der historische Hintergrund dieser Sage dürfte eine Heuschreckenplage aus Regierungszeit von Herzog [[w:Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II. von Österreich ("Albrecht der Weise" oder Albrecht der Lahme")]] sein, die für den Sommer 1335 belegt ist. Es ist nicht auszuschließen, dass das Buchfeld zu jenen Gebieten gehörte, die von dieser tatsächlich betroffen waren.<ref>vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/allgemein/Fraungruber/Buchfeld_Wien.html Das Buchfeld in Wien] auf Sagen.at</ref>
* Das frühere Buchfeld ist außerdem Schauplatz einer Wiener Sage, die von einer schaurigen "Heuschrecken-Invasion" berichtet, durch die allerdings ein übler Gutsherr seine "gerechte" Strafe erhält.<ref>vgl. Gabriele Lukacs: Orte des Grauens. Dunkle Geheimnisse in Wien. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2015, ISBN 978-3-85431-717-3, S. 12f.</ref> Der historische Hintergrund dieser Sage dürfte eine Heuschreckenplage aus Regierungszeit von Herzog [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II. von Österreich ("Albrecht der Weise" oder Albrecht der Lahme")]] sein, die für den Sommer 1335 belegt ist. Es ist nicht auszuschließen, dass das Buchfeld zu jenen Gebieten gehörte, die von dieser tatsächlich betroffen waren.<ref>vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/allgemein/Fraungruber/Buchfeld_Wien.html Das Buchfeld in Wien] auf Sagen.at</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
Zeile 21: Zeile 20:


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/allgemein/Fraungruber/Buchfeld_Wien.html Das Buchfeld in Wien] auf Sagen.at
* [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/allgemein/Fraungruber/Buchfeld_Wien.html Das Buchfeld in Wien] auf Sagen.at


==Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise ==
Zeile 27: Zeile 26:


{{SORTIERUNG:Buchfeld (Wien)}}
{{SORTIERUNG:Buchfeld (Wien)}}
[[Kategorie:Ort]]
[[Kategorie:Ehemaliger Ort im Gebiet von Wien]]
[[Kategorie:Geschichte (Wien)]]
[[Kategorie:Geschichte (Wien)]]
[[Kategorie:Josefstadt]]
[[Kategorie:Josefstadt]]
[[Kategorie:Schauplatz einer Sage aus Wien]]
[[Kategorie:Schauplatz einer Sage aus Wien]]
3.026

Bearbeitungen