Flüchtlingskrise im Burgenland 2015: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ergebnisse dieses AMS-Kompetenzchecks wurden am 12. Jänner 2016 durch den [[w:Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz|Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz]] [[w:Rudolf Hundstorfer|Rudolf Hundstorfer]] und AMS-Chef [[Johannes Kopf]] präsentiert. Demnach durchliefen 898 Asylberechtigte (447 Frauen und 451 Männer) dieses Programm, davon stammten 21 Prozent der Teilnehmer aus Syrien, elf Prozent aus dem Iran, vier Prozent aus dem Irak, 26 Prozent aus Afghanistan und 38 Prozent aus anderen Ländern. Es wurde dabei betont, dass es sich nicht um eine repräsentative Ausbildungserhebung von allen anerkannten Flüchtlingen handelte sondern die Erhebung nur den Charakter hatte, eine „Tendenz zu zeigen“. Diese Untersuchung brachte laut AMS-Chef Johannes Kopf für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem Iran  „optimistisch stimmende Ergebnisse“ während jene für Afghanen „bedrückende Ergebnisse“ ergab. Während bei den Syrern 26 Prozent ein Studium, 29 Prozent eine Matura, 13 Prozent eine Berufsausbildung und nur 1 Prozent keine Schulbildung vorweisen konnten, lagen die Werte bei den Afghanen mit nur 7 Prozent Studium, 17 Prozent Matura und 30 Prozent ohne Schulbildung wesentlich schlechter.<ref>[http://wien.orf.at/m/news/stories/2751817/ Erster AMS-Kompetenzcheck beendet], Webseite wien.orf.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref> Menschen aus dem Irak und dem Iran waren sogar noch besser ausgebildet als Flüchtlinge aus Syrien. Auffallend war auch die Tatsache, dass Frauen besser ausgebildet waren als Männer. So hatten beispielsweise 42 Prozent der geflohenen Iranerinnen ein Studium vorzuweisen. Trotzdem würde die Integration dieser Menschen laut dem AMS-Chef sehr schwierig werden, weil viele Probleme mit der Sprache hatten und kein soziales Netzwerk besaßen, das für die Jobsuche notwendig war.<ref>[http://derstandard.at/2000028899170/AMS-Kompetenzcheck-Syrer-besser-gebildet-als-Oesterreicher AMS-Kompetenzcheck: Syrische Flüchtlinge besser gebildet als Österreicher], Webseite derstandard.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref>
Die Ergebnisse dieses AMS-Kompetenzchecks wurden am 12. Jänner 2016 durch den [[w:Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz|Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz]] [[w:Rudolf Hundstorfer|Rudolf Hundstorfer]] und AMS-Chef [[Johannes Kopf]] präsentiert. Demnach durchliefen 898 Asylberechtigte (447 Frauen und 451 Männer) dieses Programm, davon stammten 21 Prozent der Teilnehmer aus Syrien, elf Prozent aus dem Iran, vier Prozent aus dem Irak, 26 Prozent aus Afghanistan und 38 Prozent aus anderen Ländern. Es wurde dabei betont, dass es sich nicht um eine repräsentative Ausbildungserhebung von allen anerkannten Flüchtlingen handelte sondern die Erhebung nur den Charakter hatte, eine „Tendenz zu zeigen“. Diese Untersuchung brachte laut AMS-Chef Johannes Kopf für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem Iran  „optimistisch stimmende Ergebnisse“ während jene für Afghanen „bedrückende Ergebnisse“ ergab. Während bei den Syrern 26 Prozent ein Studium, 29 Prozent eine Matura, 13 Prozent eine Berufsausbildung und nur 1 Prozent keine Schulbildung vorweisen konnten, lagen die Werte bei den Afghanen mit nur 7 Prozent Studium, 17 Prozent Matura und 30 Prozent ohne Schulbildung wesentlich schlechter.<ref>[http://wien.orf.at/m/news/stories/2751817/ Erster AMS-Kompetenzcheck beendet], Webseite wien.orf.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref> Menschen aus dem Irak und dem Iran waren sogar noch besser ausgebildet als Flüchtlinge aus Syrien. Auffallend war auch die Tatsache, dass Frauen besser ausgebildet waren als Männer. So hatten beispielsweise 42 Prozent der geflohenen Iranerinnen ein Studium vorzuweisen. Trotzdem würde die Integration dieser Menschen laut dem AMS-Chef sehr schwierig werden, weil viele Probleme mit der Sprache hatten und kein soziales Netzwerk besaßen, das für die Jobsuche notwendig war.<ref>[http://derstandard.at/2000028899170/AMS-Kompetenzcheck-Syrer-besser-gebildet-als-Oesterreicher AMS-Kompetenzcheck: Syrische Flüchtlinge besser gebildet als Österreicher], Webseite derstandard.at, abgerufen am 12. Jänner 2016</ref>


Dem AMS wurde nach Veröffentlichung der Studie in den sozialen Medien [[w:Schönfärberei|Schönfärberei]] vorgeworfen, zumal die Zahlen in Deutschland um einiges schlechter waren. Die Erhebungsmethode, welche die sechs vom AMS betrauten Bildungsinstitute anwandten, waren [[w:Biographisch-narrative Gesprächsführung|biographische Interviews]]. Diese wurden in den fünf Wochen, in denen die Flüchtlinge von den Instituten betreut wurden, in Einzelcoachings abgefragt. Wie Experten versicherten, stellt diese Befragungsform innerhalb der [[w:Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaften]] eine etablierte Methode dar. Ein CO-Autor der deutschen Studie, welche das Lawaetz-Stiftung<ref>http://www.lawaetz.de/ Webseite Lawaetz-Stiftung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref> 2014 an etwa 20.000 Migranten durchgeführt hatte, hält es durchaus für möglich, dass es innerhalb der syrischen Asylwerber derartig gute Ergebnisse geben könnte, weil in Deutschland nur die verdichteten Zahlen von Menschen aus 150 Ländern ausgewiesen worden waren.<ref>[http://derstandard.at/2000029081431/Nutzen-und-Grenzen-der-AMS-Fluechtlingserhebung Kompetenzcheck: Nutzen und Grenzen der AMS-Flüchtlingserhebung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref>
Dem AMS wurde nach Veröffentlichung der Studie in den sozialen Medien [[w:Schönfärberei|Schönfärberei]] vorgeworfen, zumal die Zahlen in Deutschland um einiges schlechter waren. Die Erhebungsmethode, welche die sechs vom AMS betrauten Bildungsinstitute anwandten, waren [[w:Biographisch-narrative Gesprächsführung|biographische Interviews]]. Diese wurden in den fünf Wochen, in denen die Flüchtlinge von den Instituten betreut wurden, in Einzelcoachings abgefragt. Wie Experten versicherten, stellt diese Befragungsform innerhalb der [[w:Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaften]] eine etablierte Methode dar. Ein CO-Autor der deutschen Studie, welche die Lawaetz-Stiftung<ref>http://www.lawaetz.de/ Webseite Lawaetz-Stiftung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref> 2014 an etwa 20.000 Migranten durchgeführt hatte, hält es durchaus für möglich, dass es innerhalb der syrischen Asylwerber derartig gute Ergebnisse geben könnte, weil in Deutschland nur die verdichteten Zahlen von Menschen aus 150 Ländern ausgewiesen worden waren.<ref>[http://derstandard.at/2000029081431/Nutzen-und-Grenzen-der-AMS-Fluechtlingserhebung Kompetenzcheck: Nutzen und Grenzen der AMS-Flüchtlingserhebung], Webseite derstandard.at, abgerufen am 15. Jänner 2016</ref>


Eine Woche später veröffentlichte auch das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Zahlen von Kompetenzchecks, die deutlich schlechter waren als jene des AMS. Das BAMF hatte 2800 Flüchtlinge befragt und zum Beispiel bei Irakern die Aussage erhalten, dass ein Viertel keine Schule besucht hatte. Bei der AMS-Auswertung lag dieser Wert bei 5 Prozent. Auch andere Werte wie der Anteil der Hochqualifizierten war in Deutschland deutlich schlechter als in Österreich. Allerdings wurde die deutsche Befragung mit Fragebögen durchgeführt und war somit fehleranfälliger als die österreichische Methode durch Interviews im Rahmen von Kompetenzchecks.   
Eine Woche später veröffentlichte auch das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Zahlen von Kompetenzchecks, die deutlich schlechter waren als jene des AMS. Das BAMF hatte 2800 Flüchtlinge befragt und zum Beispiel bei Irakern die Aussage erhalten, dass ein Viertel keine Schule besucht hatte. Bei der AMS-Auswertung lag dieser Wert bei 5 Prozent. Auch andere Werte wie der Anteil der Hochqualifizierten war in Deutschland deutlich schlechter als in Österreich. Allerdings wurde die deutsche Befragung mit Fragebögen durchgeführt und war somit fehleranfälliger als die österreichische Methode durch Interviews im Rahmen von Kompetenzchecks.   
<ref>[http://derstandard.at/2000029303543/Qualifikationen-Deutschland-stuft-Fluechtlinge-schlechter-ein Deutschland stuft Flüchtlinge schlechter ein als Österreich], Webseite derstandard.at, abgerufen am 19. Jänner 2016</ref>
<ref>[http://derstandard.at/2000029303543/Qualifikationen-Deutschland-stuft-Fluechtlinge-schlechter-ein Deutschland stuft Flüchtlinge schlechter ein als Österreich], Webseite derstandard.at, abgerufen am 19. Jänner 2016</ref>
Aussagen des IFO-Bildungsexperten [[w:Ludger Wößmann|Ludger Wößmann]] stützten hingegen den pessimistischen Eindruck der deutsch Zahlen. Seinen Forschungen entsprechend kamen selbst in der Zeit vor Beginn des Bürgerkrieges 65 Prozent der syrischen Schüler nicht über die von der [[w:OECD|OECD]] definierten Grundkompetenzen hinaus, während in Deutschland dieser Wert bei 16 Prozent lag. Seiner Meinung nach würden Achtklässler unter den Flüchtlingen einheimischen Schülern vom Bildungsniveau her um fünf Schuljahr hinterherhinken. Dementsprechend schwer hätten sie es auch, nach Erlernen der Sprache dem Unterrichtstempo ihrer deutschen Altersgenossen zu folgen. So hätten nach Informationen der Handelskammer München und Oberbayern haben 70 Prozent der Lehrlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die zwei Jahren davor eine Lehre begonnen hatten, diese bereits wieder abgebrochen. Seiner Meinung nach müsste die deutsche Politik über die Möglichkeit von teilqualifizierenden Ausbildungen nachdenken, in denen stärker die praktischen Fähigkeiten und weniger die theoretischen Grundlagen im Vordergrund stehen sollten. Diese einjährigen Qualifikationsmaßnahmen sollte auch die Möglichkeit enthalten später auf eine Vollausbildung aufzurüsten.<ref>[http://www.zeit.de/2015/47/integration-fluechtlinge-schule-bildung-herausforderung "Zwei Drittel können kaum lesen und schreiben"], Webseite www.zeit.de, abgerufen am 20. Jänner 2016</ref>


== Weblinks ==
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