Jüdische Gemeinde Oberwart: Unterschied zwischen den Versionen

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Über folgende Personen bzw. Familien konnte die burgenländische Historikerin Ursula Mindler detaillierte Informationen in Erfahrung bringen.  
Über folgende Personen bzw. Familien konnte die burgenländische Historikerin Ursula Mindler detaillierte Informationen in Erfahrung bringen.  
==== Familie Schein ====  
==== Familie Schein ====  
Besonders berührend ist dabei das Schicksal die Familie Schein. Sanal Schein wurde am 15. Oktober 1887 in Jurkow in Polen geboren. Seine Frau Esther kam am 21. April 1892 in [[w:Ternopil|Tarnopol]] auf die Welt. Sanal Schein arbeitete in Oberwart als Schneider und Marktfahrer und bewohnte mit seiner Familie das "Scheinhaus" in der heutigen Lisztgasse.  
Besonders berührend ist dabei das Schicksal die Familie Schein. Sanal Schein wurde am 15. Oktober 1887 in Jurkow in Polen geboren. Seine Frau Esther kam am 21. April 1892 in [[w:Ternopil|Tarnopol]] auf die Welt. Sanal Schein arbeitete in Oberwart als Schneider und Marktfahrer und bewohnte mit seiner Familie das "Scheinhaus" in der heutigen Lisztgasse.<ref name="mindler8384">Ursula Mindler: ''Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsöör'', edition lex liszt, Oberwart 2013, Seite 83 und 84</ref>   


Das Paar hatte acht Kinder: Moritz (1913), Max (1914), Bertha (geb. 1916), Olga (1918), Magdalena (1921), Edith (1923), Norbert (1925) und Erich (1926). Zumindest Olga, Moritz, Max und Bertha waren Mitglieder der jüdischen Jugendbewegung [[w:Jüdische_Jugendbewegung#B.C3.BCnde_der_j.C3.BCdischen_Jugendbewegung|Makkabi Hazair]].
Das Paar hatte acht Kinder: Moritz (1913), Max (1914), Bertha (geb. 1916), Olga (1918), Magdalena (1921), Edith (1923), Norbert (1925) und Erich (1926). Zumindest Olga, Moritz, Max und Bertha waren Mitglieder der jüdischen Jugendbewegung [[w:Jüdische_Jugendbewegung#B.C3.BCnde_der_j.C3.BCdischen_Jugendbewegung|Makkabi Hazair]].<ref name="mindler8384"></ref>


Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich konnte die Familie nach Belgien fliehen, wo sie vermutlich 1942 verhaftet wurde und in das Sammellager Malines bei [[w:Mechelen|Mechelen]] kam. Am 31. Oktober 1942 wurde Norbert Schein von Malines nach Auschwitz deportiert. Am 19. April 1943 folgten ihm in einem weiteren Transport seine Eltern Esther und Sanal sowie seine Geschwister Erich, Magdalena und Moritz. Sie alle überlebten Auschwitz nicht.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich konnte die Familie nach Belgien fliehen, wo sie vermutlich 1942 verhaftet wurde und in das Sammellager Malines bei [[w:Mechelen|Mechelen]] kam. Am 31. Oktober 1942 wurde Norbert Schein von Malines nach Auschwitz deportiert. Am 19. April 1943 folgten ihm in einem weiteren Transport seine Eltern Esther und Sanal sowie seine Geschwister Erich, Magdalena und Moritz. Sie alle überlebten Auschwitz nicht.<ref name="mindler8384"></ref>


Bruder Max Schein floh 1938 nach [[w:Brüssel|Brüssel]], wo er 1941 heiratete. Im September 1943 wurde er dort schließlich zusammen mit seiner Ehefrau  verhaftet. Nach einem Aufenthalt im Sammellager Malines erfolgte ihre Deportation nach Auschwitz. Max Schein überlebte nicht nur Auschwitz sondern auch das [[w:KZ Mauthausen|KZ Mauthausen]], wohin er im Laufe des Krieges verlegt worden war. Er kehrte als erster Überlebender wieder nach Oberwart zurück, wo er aber weder ein Familienmitglied noch irgendein Mitglied der jüdischen Gemeinde vorfand. Mit Hilfe von Verwandten wanderte er 1948 nach [[w:Paraguay|Paraguay]] aus und gelangte über [[w:Argentinien|Argentinien]] in die [[w:USA|USA]]. 1963 stellte er 1963 einen Antrag auf Entschädigung an die Republik Österreich. Er musste sich dabei mit einer widerwilligen Bürokratie auseinandersetzen, die das Verfahren über drei Jahre lang verschleppte. Nachdem er 1966 folgenden Beschwerdebrief verfasst hatte, wurde ihm ein Monat später ein ablehnender Bescheid zugestellt:
Bruder Max Schein floh 1938 nach [[w:Brüssel|Brüssel]], wo er 1941 heiratete. Im September 1943 wurde er dort schließlich zusammen mit seiner Ehefrau  verhaftet. Nach einem Aufenthalt im Sammellager Malines erfolgte ihre Deportation nach Auschwitz. Max Schein überlebte nicht nur Auschwitz sondern auch das [[w:KZ Mauthausen|KZ Mauthausen]], wohin er im Laufe des Krieges verlegt worden war. Er kehrte als erster Überlebender wieder nach Oberwart zurück, wo er aber weder ein Familienmitglied noch irgendein Mitglied der jüdischen Gemeinde vorfand.<ref name="mindler8384"></ref> Mit Hilfe von Verwandten wanderte er 1948 nach [[w:Paraguay|Paraguay]] aus und gelangte über [[w:Argentinien|Argentinien]] in die [[w:USA|USA]]. 1963 stellte er 1963 einen Antrag auf Entschädigung an die Republik Österreich. Er musste sich dabei mit einer widerwilligen Bürokratie auseinandersetzen, die das Verfahren über drei Jahre lang verschleppte.<ref name="mindler136138">Ursula Mindler: ''Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsöör'', edition lex liszt, Oberwart 2013, Seite 136 und 138</ref>    Nachdem er 1966 folgenden Beschwerdebrief verfasst hatte, wurde ihm ein Monat später ein ablehnender Bescheid zugestellt:


Bertha Schein überlebte ebenfalls den Holocaust und heiratete in Amerika ebenfalls aus Oberwart stammenden Jenö Löwy (1917-2005). Auch Schwester Olga, der rechtzeitig die Flucht ins Ausland gelang, überlebte im Exil.
Bertha Schein überlebte ebenfalls den Holocaust und heiratete in Amerika ebenfalls aus Oberwart stammenden Jenö Löwy (1917-2005). Auch Schwester Olga, der rechtzeitig die Flucht ins Ausland gelang, überlebte im Exil.<ref name="mindler8384"></ref>


Über das Schicksal von Edith Schein ist nichts bekannt.
Über das Schicksal von Edith Schein ist nichts bekannt.<ref name="mindler8384"></ref>


== Jüdische Spuren in Oberwart ==
== Jüdische Spuren in Oberwart ==