Wenzel (HRR): Unterschied zwischen den Versionen

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== Wenzel in Legende und Sage ==
== Wenzel in Legende und Sage ==
=== Die Gefangenschaft von König Wenzel IV. in Wien ===
Wenzel wurde zweimal für längere Zeit im Herzogtum Österreich gefangen gehalten.  
Wenzel wurde zweimal für längere Zeit im Herzogtum Österreich gefangen gehalten.  
* 1394 wurde Wenzel von einer böhmischen Adelsopposition unter der Führung des Markgrafen Jobst von Mähren gefangen genommen und schließlich ins Herzogtum Österreich gebracht, dessen Herrscher damals [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht III. von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''") war. Seit dem 19. Juli 1394 wurde Wenzel auf der Burg Wildberg nördlich von [[Linz]] festgehalten, die den Herren von Starhemberg gehörte, ehe er Anfang August wieder frei gelassen wurde.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001,S. 192</ref>
* 1394 wurde Wenzel von einer böhmischen Adelsopposition unter der Führung des Markgrafen Jobst von Mähren gefangen genommen und schließlich ins Herzogtum Österreich gebracht, dessen Herrscher damals [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht III. von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''") war. Seit dem 19. Juli 1394 wurde Wenzel auf der Burg Wildberg nördlich von [[Linz]] festgehalten, die den Herren von Starhemberg gehörte, ehe er Anfang August wieder frei gelassen wurde.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001,S. 192</ref>
* Am 6. März 1402 war es sein eigener Bruder Sigismund, der Wenzel gefangen nehmen und nach Wien bringen ließ, wo er in den Gewahrsam von seinem Schwager Herzog Albrecht IV. gegeben wurde. Wenzel, der daraufhin im [[Praghaus]] in Wien inhaftiert wurde, gelang am 11. November 1403 die Flucht.  
* Am 6. März 1402 war es sein eigener Bruder Sigismund, der Wenzel gefangen nehmen und nach Wien bringen ließ, wo er in den Gewahrsam von seinem Schwager Herzog Albrecht IV. gegeben wurde. Wenzel, der daraufhin im [[Praghaus]] in Wien inhaftiert wurde, gelang am 11. November 1403 die Flucht.  
1402 kam es zu einer Auseinandersetzungen zwischen Wenzel und Sigismund. Wenzel wurde von diesem gefangen genommen und ins Herzogtum Österreich verbracht, wo er zunächst auf der Burg Schaunberg und später in Wien im [[Praghaus]] inhaftiert war. Von dort konnte er am 11. November 1403 mit Hilfe von Johann von Liechtenstein<ref>Johann von Liechtenstein war ein Verwandter von Johann I. von Liechtenstein, der viele Jahre Hofmeister und Vertrauter von Herzog Albrecht III. gewesen war, ehe es 1394 zu seinem Sturz kam, dessen tatsächlichen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind, vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 192</ref> fliehen.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', S. 196</ref> Nach seiner Rückkehr nach Böhmen übernahm Wenzel dort wieder selbst die Herrschaft.
1402 kam es zu einer Auseinandersetzungen zwischen Wenzel und Sigismund. Wenzel wurde von diesem gefangen genommen und ins Herzogtum Österreich verbracht, wo er zunächst auf der Burg Schaunberg und später in Wien im [[Praghaus]] inhaftiert war. Von dort konnte er am 11. November 1403 mit Hilfe von Johann von Liechtenstein<ref group="A">Johann von Liechtenstein war ein Verwandter von Johann I. von Liechtenstein, der viele Jahre Hofmeister und Vertrauter von Herzog Albrecht III. gewesen war, ehe es 1394 zu seinem Sturz kam, dessen tatsächlichen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind, vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 192</ref> fliehen.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', S. 196</ref> Nach seiner Rückkehr nach Böhmen übernahm Wenzel dort wieder selbst die Herrschaft.


 
Um die zweite dieser beiden historisch belegten Gefangenschaft Wenzels entstanden einige Legenden, die ihren Ursprung in Chroniken haben dürften. In diesen sind Sigismund und Albrecht IV. gewöhnlich Verbündete, die entweder gemeinsame Sache gegen Wenzel machen oder Albrecht ist Sigismunds Komplize. In einigen Versionen übernimmt Albrechts Cousin [[w:Wilhelm (Österreich)|Wilhelm von Österreich]] die Rolle des Fluchthelfers, der Wenzels Flucht zulässt oder sogar erst möglich macht.<ref>Hinweise dazu, vgl. Hubert Hinterschweiger: ''Wien im Mittelalter''. Alltag und Mythen. Konflikte und Katastrophen. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2010, Abschnitt Wenzel der Faule</ref> Außer Johann von Liechtenstein, der mit seinem Gefolge zeitgerecht bereit steht, um Wenzel nach Böhmen zurückzugeleiten, gibt es auch weitere Helfer wie den Fischer Hanns Gründel oder den namenlosen Seelsorger, die Wenzel bei seiner Flucht behilflich sind.
 
 
Um diese historisch belegte Gefangenschaft in Wien bildeten sich einige Legenden, die ihren Ursprung in Chroniken haben dürften. In diesen sind Sigismund und Albrecht IV. gewöhnlich Verbündete, die gemeinsame Sache gegen Wenzel machen, beziehungsweise Albrecht sein Komplize. In einigen Versionen hat Albrechts Cousin [[w:Wilhelm (Österreich)|Wilhelm von Österreich]], dessen Hoffnung von Sigismund zu seinem Erben eingesetzt zu werden, enttäuscht wird, die Rolle des Fluchthelfers, der Wenzels Flucht zulässt oder sogar erst möglich macht.<ref name ="Hintersch">Nach Hinweisen von Hubert Hinterschweiger: ''Wien im Mittelalter''. Alltag und Mythen. Konflikte und Katastrophen. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2010, Abschnitt Wenzel der Faule</ref>
* Eine weitere Legende um diese Fluchtgeschichte, die sich auch in der älteren Sekundärliteratur als Fakt findet, verknüpft Wenzels Flucht mit dem Tod Albrecht I., der nur an dem Feldzug nach Znaim mitmacht, weil er seinem Freund Sigismund beweisen will, dass er an der Flucht von dessen Bruder nicht beteiligt war bzw. als Sühne dafür, dass er nicht besser auf den Gefangenen aufpassen ließ. Auf dem Feldzug stirbt Albrecht, angeblich in Sigismunds Armen, und dieser verspricht dem Sterbenden, dass er für Albrechts gleichnamigen Sohn stets ein Vater sein werde.<ref name ="Hintersch"/> Der Hintergrund für diese Legende dürfte Sigismunds spätere politische Zusammenarbeit mit Herzog Albrecht V. liegen, der ihn letztlich auch beerbte.


=== Die Flucht des Königs Wenzel ===
=== Die Flucht des Königs Wenzel ===
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Martin Kintzinger|Martin Kintzinger]]: ''Wenzel (1376-1400, †1419)''. In: [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Die deutschen Herrscher des Mittelalters''. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). Verlag C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 433-445 ''(Der Aufsatz beschränkt sich auf Wenzel als römisch-deutschen König. Er gibt eine gelungene Überblicksdarstellung, die jedoch in einigen Details etwas ungenau ist. Wenzels Rolle als böhmischer König ist ausgeblendet, wird jedoch in Andeutungen ebenfalls negativ beurteilt. In Bezug auf Beurteilungen empfiehlt es sich allerdings ergänzende Lektüre auf weitere wissenschaftlichen Arbeiten zurückzugreifen.)''
* [[w:Martin Kintzinger|Martin Kintzinger]]: ''Wenzel (1376-1400, †1419)''. In: [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Die deutschen Herrscher des Mittelalters''. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). Verlag C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 433-445 ''(Der Aufsatz beschränkt sich auf Wenzel als römisch-deutschen König. Er gibt eine gelungene Überblicksdarstellung, die jedoch in einigen Details etwas ungenau ist. Wenzels Rolle als böhmischer König ist ausgeblendet, wird jedoch in Andeutungen ebenfalls negativ beurteilt. In Bezug auf Beurteilungen empfiehlt es sich allerdings ergänzende Lektüre auf weitere wissenschaftlichen Arbeiten zurückzugreifen.)''
* [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411''. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, ISBN 3-8000-3526-X, S. 192 und S. 196


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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