Josef Dietmann

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Josef Dietmann (1863-1945) Hotelier der Alten und der Neuen Krainerhütte

Josef Dietmann (* 22. Mai 1863 in Goggendorf (Oberhollabrunn), Kaisertum Österreich; † 15. Jänner 1945 in der Krainerhütte, Helenental) war ein österreichischer Hotelier.

Hotel Alte Krainerhütte im Helenental 1913

Leben

Josef Dietmann kam 1863 in Goggendorf im Bezirk Hollabrunn im westlichen Weinviertel zur Welt[1]. Als Sohn einer Hauer- und Gastwirtsfamilie wandte er sich demzufolge dem Gastgewerbe zu und begann seine Berufslaufbahn bereits mit 13 Jahren in einem Wiener Hotel als Lehrling bis 1879. Um sein Fachwissen auf dem Gebiet der Gastronomie zu erweitern, begab er sich danach nach Paris und anschließend nach London, wo er auch als Butler tätig war. 1884 reiste er nach Meran, wo er zwei Jahre im Hotel Erzherzog Johann als Oberkellner arbeitete.

Der Fleiß des jungen Mannes fiel der Pressburger Firma Palugyay auf und diese gab 1888 Dietmann den Auftrag, Kronprinz Rudolf auf seiner Inspektionsreise durch Bosnien und Herzegowina, wo dieser die bosnischen Bataillone inspizierte, kulinarisch zu begleiten. Kurz danach begleitete Dietmann abermals Kronprinz Rudolf zu einer 200 Jahr-Feier eines Ulanen-Regimentes, wo er abermals für das leibliche Wohl des Kronprinzen verantwortlich war.

Anno 1891 übernahm Dietmann die Gastwirtschaft "Zur Stadt Brüssel" in Wien-Neubau und vergrößerte 1895 seine Unternehmung durch die Gründung eines Flaschenbier-Großhandels ebenda. Nur ein Jahr später expandierte er und verlegte den Großhandel in den Wiener Gemeindebezirk Ottakring. Anlässlich eines Aufenthaltes in Meran, wo er Ignaz Mössl, den Besitzer des dortigen Hotels Hotel  de L’Europe und der „Alten Krainerhütte“ im Helenental bei Baden kennenlernte, pachtete Dietmann 1899[2] von diesen die Alte Krainerhütte. Nur ein Jahr später und um Mössl vor dem Konkurs zu bewahren, erwarb Dietmann die Alte Krainerhütte Mitte Mai 1900 im Eigentum[3][4].

Die Hochzeitsglocken läuteten und Restaurateur Dietmann heiratete im April 1902 Albine Karner, eine Wiener Gastwirtstochter und Schwägerin des bekannten Wiener Hoteliers Janisch, welche aber nach nur zwei Monaten Ehe im Juni desselben Jahres verstarb[5]. Nach der Trauerzeit heiratete Josef Dietmann 1903[6] die Gastwirtstochter Ludmilla Dorfstätter aus Rohrbach am Steinfelde. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Josef Leopold (*1903), Ferdinand Maximilian (*1905) und Ludmilla (*1907).

Anno 1904 vergrößerte er seinen Betrieb und baute einen einstöckigen Neubau mit 20 Hotelzimmern dazu[7]. Damit wurde aus einer einfachen Jausenstation ein kleine, aber sehr idyllische Sommerfrische. Durch unvorsichtiges Hantierens eines Hotelgastes mit einem Spirituskocher brach am 12. Juli 1908 ein verheerender Brand aus und die Alte Krainerhütte wurde ein Raub der Flammen[8]. Den an diesem Tag vorherrschenden starken Ostwind war es zu verdanken, dass die Flammen in die entgegengesetzte Richtung züngelten, sodass wenigstens der neu erbaute Hoteltrakt unversehrt blieb. Unverzüglich ließ Dietmann das abgebrannte Gebäude durch einen Neubau ersetzen und nach mehrmonatiger Bauzeit strahlte die Alte Krainerhütte im neuen Glanz. Im Jahre 1910 pachtete Dietmann von der Stadtgemeinde Baden die gegenüberliegende "Neue Krainerhütte - Gasthof zum Grünen Jäger"[9] am linken Schwechatufer, welche er 1931 auch käuflich erwarb[10]. Vermietet wurden daselbst kleine Wohnungen und auch einzelne Zimmer.

Dietmann modernisierte sein Unternehmen ständig und so entstand, nach eigenen Entwürfen, auf dem Areal der Alten Krainerhütte ein Freiluftschwimmbad mit einem 36 Meter langen Betonbassin und 40 Badekabinen, welches im Juni des Jahres 1927 in Betrieb ging. Dietmann war auch im Dienste der Allgemeinheit unermüdlich tätig. Die Helenentalstraße war nach 1918 infolge riesiger Holztransporte durch tiefe Geleisfurchen nahezu unfahrbar geworden. Als Mitglied des Bezirksstraßenausschusses setzte er durch, dass sämtliche Nachbargemeinden des Helenentales für die Finanzierung zur Einschotterung der Straßenoberfläche Geldmittel zur Verfügung stellen mussten. Im Laufe von 18 Jahren gehörte Hotelier Dietmann dem Ausschuss des Gremiums der Gastwirte und Kaffeesieder an, war durch zwölf Jahre hindurch Gemeinderat von Raisenmarkt, sechs Jahre Bevollmächtigter der Verzehrungssteuerkommission, Mitglied der Elementar-Schätzungskommission und drei Legislaturperioden lang Mitglied der Einkommensteuerschätzungskommission.  Die größten Verdienste erwarb er sich aber als Fremdenverkehrsobmann vom "Inneren Wienerwald", für welche er 1933 vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet wurde.

Der Zweite Weltkrieg spielte Josef Dietmann arg mit. Sein ältester Sohn Josef Leopold kam 1943 in englische Kriegsgefangenschaft und der zweite Sohn Ferdinand Maximilian fiel 1944 an der Italienfront. Anfang 1945, ein paar Monate vor Kriegsende, verstarb Josef Dietmann mit 81 Jahren und wurde auf dem Badener Stadtpfarrfriedhof zur letzten Ruhe bestattet[11].

Einzelnachweise

Hotel Neue Krainerhütte - Gasthof zum Grünen Jäger im Helenental 1914
  1. Pfarre Goggendorf - Taufbuch 1837-1873 (fol. 111)
  2. Wiedereröffnung der "alten Krainerhütte". In: Badener Zeitung, 20. Mai 1899, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  3. Grundbuch Raisenmarkt 1865-1959 – Innerer Kaltenberger Forst fol. 125 und 126 (Lagerort Bezirksgericht Baden)
  4. Alte Krainerhütte. In: Badener Zeitung, 12. Mai 1900, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  5. Baden, Pfarre Sankt Stephan - Sterbebuch 1900-1903 (fol. 191)
  6. Pfarre Sankt Johann am Steinfelde - Trauungsbuch 1900-1910 (fol. 52)
  7. Hausball in der Alten Krainerhütte. In: Badener Zeitung, 8. März 1905, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  8. Der Brand in der Krainerhütte im Helenental. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 15. Juli 1908, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  9. (Alte Krainerhütte, Helenental bei Baden). In: Neues Wiener Journal, 12. Juni 1910, S. 35 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  10. Grundbuch Heiligenkreuz 1871-1959 EZ 81 (Lagerort Bezirksgericht Baden)
  11. Josef Dietmann in der Verstorbenensuche am Stadtpfarrfriedhof Baden-St. Stephan (Grab Nr. 10/01/56)

Weblinks