Burgruine Röthelstein: Unterschied zwischen den Versionen

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== Historische Eckdaten ==
== Historische Eckdaten ==
Über die Burg gibt es kaum gesicherte Fakten. Sie dürfte vor 1170 erbaut worden sein, wurde Anfang des 15. Jahrhunderts zerstört und blieb danach eine Ruine. 1318 war sie von Ulrich von Dachsberg an die Landesfürsten des Herzogtums Österreich verkauft worden. 1459 hielt sich [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] hier vorübergehend auf. Aufgrund einer Rechnung für Abbrucharbeiten und den Transport des Abbruchsmaterials nach Wien aus dem Jahr 1467 wird in der Geschichtsforschung ausgegangen, dass die Ruine zu dieser Zeit als Wehr- und Wohnanlage endgültig aufgegeben worden war. 1511 schenkte die Grafenfamilie von Pösing und St. Georgen die Ruine (ein "''zerprochen gschloss''") der Stadt Hainburg, welche sie mehrmals verpfändete.<ref name ="schöndorfer240/> Später gelangte die Ruine in Privatbesitz, wurde aber zuletzt wieder von der Stadt Hainburg übernommen. Die wenigen erhaltenen Mauerreste wurden von der Stadtgemeinde gesichert und restauriert.
Über die Anfänge der Burg und die Zeit bis 1400 gibt es kaum gesicherte Fakten. Sie dürfte vor 1170 erbaut worden sein, wurde Anfang des 15. Jahrhunderts zerstört und blieb danach eine Ruine. 1318 war sie von [[Ulrich von Dachsberg#Herkunft und Familie|Ulrich von Dachsberg]] an die Landesfürsten des Herzogtums Österreich verkauft worden. 1459 hielt sich [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] hier vorübergehend auf.<ref name ="schöndorfer240/> Der Burgherr dürfte zu dieser Zeit Ulrich Rechlinger gewesen sein, 1464 folgte ihm [[Wilhelm von Missingdorf]].<ref name ="wehrbauten">vgl. [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/roethelstein/roethelstein.html Ruine Röthelstein], Wehrbauten.AT, abgerufen am 11. August 2020</ref> Aufgrund einer Rechnung für Abbrucharbeiten und den Transport des Abbruchsmaterials nach Wien aus dem Jahr 1467 wird in der Geschichtsforschung ausgegangen, dass die Ruine zu dieser Zeit als Wehr- und Wohnanlage endgültig aufgegeben worden war.<ref name ="schöndorfer240/>
 
1479 war Röthelstein an Erhart Falkensteiner verpfändet, dann gehörte es der Grafenfamilie von St. Georgen und Pösing<ref name ="wehrbauten"/>. 1511 schenkte Graf Peter von Pösing und St. Georgen<ref name ="wehrbauten"/> die Ruine (ein "''zerprochen gschloss''") der Stadt Hainburg, welche sie mehrmals verpfändete.<ref name ="schöndorfer240/> Später befand sich die Ruine im Privatbesitz, ist aber heute wieder im Besitz der Stadt Hainburg.<ref name ="wehrbauten"/>


== Die "Familie" der Röthelsteiner ==
== Die "Familie" der Röthelsteiner ==
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== Die Burgruine Röthelstein in Sage und Legende ==
== Die Burgruine Röthelstein in Sage und Legende ==
[[File:Austria11Hainburg14.JPG|thumb|Ein Blick auf Röthelstein]]
[[File:Austria11Hainburg14.JPG|thumb|Ein Blick auf Röthelstein]]
Röthelstein gilt als eine der niederösterreichischen "Templerburgen", die hier gewöhnlich als "Raubritter" ihr Unwesen treiben, wobei sie in der Sage meistens rote Kopfbedeckungen tragen oder rot gewandet sind. Gerade diese Gewandung, die auf den Namen der Burg anspielen dürfte, steht im Widerspruch zur tatsächlichen Ordenstracht der Templer und deutet an, dass hier mehrere Vorstellungen über mittelalterliche Bösewichte miteinander verschmolzen sein dürften. Dass hier jemals tatsächlich [[Templer in Österreich|Templer]] ihr Unwesen getrieben hätten, gilt heute als widerlegt.<ref name ="schöndorfer242">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 242</ref> Was ihr "Raubritterverhalten" betrifft, haben diese Sagen jedoch einen wahren Kern. Röthelstein wurde im 15. Jahrhundert zeitweise von Söldnern und ihren meist adeligen Anführer bewohnt, welche auf der Suche nach Beute (Geld, Lebensmitteln) die Umgebung durchstreiften und die Bevölkerung erpressten. Zu diesen zählte zum Beispiel [[Wilhelm von Enzersdorf]], der um 1411 von Röthelstein aus, die Bürgerschaft der Stadt Hainburg bedrohte. In den 1450er-Jahren errichtete [[Wenko von Ruckenau]], besser bekannt als "''Ledwenko''" mit seinen Leuten an beiden Donauufern zwei Sperren (Tabore), mit denen er von den Reisenden "Abgaben" erpresste. Die Absperrungen wurden um 1458 zerstört.<ref name ="schöndorfer241/>  
Röthelstein gilt als eine der niederösterreichischen "Templerburgen", die hier gewöhnlich als "Raubritter" ihr Unwesen treiben, wobei sie in der Sage meistens rote Kopfbedeckungen tragen oder rot gewandet sind. Gerade diese Gewandung, die auf den Namen der Burg anspielen dürfte, steht im Widerspruch zur tatsächlichen Ordenstracht der Templer und deutet an, dass hier mehrere Vorstellungen über mittelalterliche Bösewichte miteinander verschmolzen sein dürften. Dass hier jemals tatsächlich [[Templer in Österreich|Templer]] ihr Unwesen getrieben hätten, gilt heute als widerlegt.<ref name ="schöndorfer242">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 242</ref> Was ihr "Raubritterverhalten" betrifft, haben diese Sagen jedoch einen wahren Kern. Röthelstein wurde im 15. Jahrhundert zeitweise von Söldnern und ihren meist adeligen Anführer bewohnt, welche auf der Suche nach Beute (Geld, Lebensmitteln) die Umgebung durchstreiften und die Bevölkerung erpressten. Zu diesen zählte zum Beispiel [[Wilhelm von Enzersdorf]], der um 1411 von Röthelstein aus, die Bürgerschaft der Stadt Hainburg bedrohte. Wilhelm war allerdings von [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]], in seiner Funktion als Landesfürst des Herzogtums Österreich, mit der Burg belehnt worden<ref name ="wehrbauten"/>. In den 1450er-Jahren errichtete [[Wenko von Ruckenau]], besser bekannt als "''Ledwenko''" mit seinen Leuten an beiden Donauufern zwei Sperren (Tabore), mit denen er von den Reisenden "Abgaben" erpresste. Die Absperrungen wurden um 1458 zerstört.<ref name ="schöndorfer241/>  


=== Ruine Rotenstein ===
=== Ruine Rotenstein ===
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=== Der Schatz in Rotenstein ===
=== Der Schatz in Rotenstein ===
Es handelt sich um eine sogenannte Schatzsage. Wie auch bei den Sagen um die in der Nähe gelegene [[Burgruine Hainburg]] spielt hier der Fronleichnamstag eine Rolle. Nur während der Prozession spaltet sich der Felsen, auf dem Ruine liegt und gibt den Zugang zu einer Eisentüre frei, hinter der sich die Schatzkammer befindet. Diese öffnet sich und bleibt solange offen, bis die Prozession vorüber ist. Zwar zeigen sich auch gespenstige Gestalten, so zum Beispiel ein Gerippe mit einem Helm und einem blauen Mantel, doch hindern die Geister niemanden daran, während der Prozession die Schatzkammer zu betreten und Schätze mitzunehmen. Wenn sich allerdings die Schatzkammer schließt, ehe es den Schatzsuchenden gelungen ist, sie wieder zu verlassen, sind sie den Geistern hilflos ausgeliefert, nur Unschuldigen können sie nichts anhaben. In dieser Sage ist es die arme Witwe, welche rechtzeitig aus der Schatzkammer flüchten kann, dabei aber ihr Kind vergisst, dass sie auf den Boden gesetzt hatte, um die Hände zum Schatz sammeln frei zu haben. Als sie ein Jahr später verzweifelt am Fronleichnamstag in die Schatzkammer zurückkehrt, findet sie jedoch ihr Kind unversehrt dort wieder.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 244f.</ref>
Es handelt sich um eine sogenannte Schatzsage. Wie auch bei den Sagen um die in der Nähe gelegene [[Burgruine Hainburg]] spielt hier der Fronleichnamstag eine Rolle. Nur während der Prozession spaltet sich der Felsen, auf dem Ruine liegt und gibt den Zugang zu einer Eisentüre frei, hinter der sich die Schatzkammer befindet. Diese öffnet sich und bleibt solange offen, bis die Prozession vorüber ist. Zwar zeigen sich auch gespenstige Gestalten, so zum Beispiel ein Gerippe mit einem Helm und einem blauen Mantel, doch hindern die Geister niemanden daran, während der Prozession die Schatzkammer zu betreten und Schätze mitzunehmen. Wenn sich allerdings die Schatzkammer schließt, ehe es den Schatzsuchenden gelungen ist, sie wieder zu verlassen, sind sie den Geistern hilflos ausgeliefert, nur Unschuldigen können sie nichts anhaben. In dieser Sage ist es die arme Witwe, welche rechtzeitig aus der Schatzkammer flüchten kann, dabei aber ihr Kind vergisst, dass sie auf den Boden gesetzt hatte, um die Hände zum Schatz sammeln frei zu haben. Als sie ein Jahr später verzweifelt am Fronleichnamstag in die Schatzkammer zurückkehrt, findet sie jedoch ihr Kind unversehrt dort wieder.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 244f.</ref><ref>vgl. [https://beyondarts.at/app/carnuntum/rundwanderweg-braunsberg/rundwanderweg-braunsberg/ruine-roethelstein/ Ruine Röthelstein], Beyondarts.AT, abgerufen am 11. August 2020</ref>


=== Der Schimmelreiter ===
=== Der Schimmelreiter ===
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{{Commonscat|Castle Röthelstein in Hainburg}}
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* [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/roethelstein/roethelstein.html Burgruine Röthelstein], Wehrbauten.AT
* [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/roethelstein/roethelstein.html Burgruine Röthelstein], Wehrbauten.AT
* [hhttp://burgenkunde.at/niederoesterreich/ruine_roethelstein/ruine_roethelstein.htm Burgruine Röthelstein], Burgenkunde.AT
* [http://burgenkunde.at/niederoesterreich/ruine_roethelstein/ruine_roethelstein.htm Burgruine Röthelstein], Burgenkunde.AT
* [http://www.taterman.at/ruine-roethelstein-devins-oesterreichisches-gegenstueck/ Röthelstein, das österreichische Gegenstück zu Theben], Taterman.AT
* [http://www.taterman.at/ruine-roethelstein-devins-oesterreichisches-gegenstueck/ Röthelstein, das österreichische Gegenstück zu Theben], Taterman.AT


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