Die Burgruine Rattenberg, heute Teil der gleichnamigen Gemeinde, ist durch Wilhelm Biener, dem "legendären Kanzler von Tirol" bekannt geblieben, der hier im Jahr 1651 hingerichtet wurde.

Das Bauwerk

Die Ruine Rattenberg ist seit 1905 im Besitz der Stadtgemeinde Rattenberg.[1]. Sie befindet sich auf einem Felsenhügel in den südlichen Ausläufern der Kitzbüheler Alpen. Von der ursprünglichen Burganlage ist der romanische Bergfried erhalten geblieben, ein mächtiger quadratischer Turm mit auffälligem Mauerwerk, in dessen Obergeschoss noch der vermauerte rundbogige Einstieg zu erkennen ist. Wenige Mauerreste erinnern an den Palas und die Wirtschaftsgebäude.[2]

Geschichte

Die Burg Rattenberg im Mittelalter

Die Burg Rattenberg diente der Sicherung der Verkehrswege im Unterinntal. Sie soll um 1000 von einem gewissen Rato, der aus der Familie der Rapotonen stammte, erbaut worden sein. Die Rapotonen waren eine bairische[A 1] Grafenfamilie, die im Dienst des Hochstiftes Regensburg das Inntal beherrschte. Am Fuße der Burg entstand in der Folge zwischen dem Burgfelsen und dem Ufer des Inns eine Siedlung, die 1254 als bairische Zollstätte das Marktrecht und 1393 das Stadtrecht erhielt. Zusammen mit der Burg bildete sie die nächsten Jahrhunderte einen wichtigen militärischen Stützpunkt an der Grenze der Grafschaft Tirol zum Herzogtum Baiern und war Sitz des vom Ziller bis nach Kundl reichenden Landgerichtes.[2]

Die Burg Rattenberg in der Neuzeit

1504 kamen die Stadt bzw. das Gericht und die Burg Rattenberg im Landshuter Erbfolekrieg unter die Herrschaft von Kaiser Maximilian I., der die bereits bestehende Festung von seinem Baumeister Michael Zeller zur mächtigsten Festung in Tirol ausbauen ließ.[3]

Neben der Grenzsicherung zum Herzogtum und späteren Kurfürstentum Baiern wurde die Burg Rattenberg im 16. und 17. Jahrhundert auch als Gefängnis und Hinrichtungsstätte genutzt. 1528-1540 wurden hier 71 Wiedertäufer hingerichtet.[3] 1651 wurde hier der Jurist Wilhelm Biener nach einem politischen Prozess enthauptet.[4]

1703 zählte die Festung Rattenberg zu den Kampfschauplätzen des Spanischen Erbfolgekrieges. Nachdem die Feste vorübergehend vom bairischen Kurfürsten Max Emanuel eingenommen worden war, kam es bei der Rückeroberung durch Bauern und Knappen zu grauenhaften Racheakten an den bairischen Soldaten.[1]

1782 wurde die Festung Rattenberg, wie auch alle anderen Festungen in Tirol, ausgenommen Kufstein, auf Befehl von Kaiser Joseph II. aufgelassen, was den Verfall der Burg zur Folge hatte.[1]

Die Ruine Rattenberg als Freilichtbühne

Schon im 16. Jahrhundert fanden in Rattenberg Passionsspiele statt. Seit 1951 werden im Hof der Ruine Freilichtspiele veranstaltet, in deren Rahmen auch Theaterstücke mit Bezug zur Geschichte von Rattenberg aufgeführt wurden, so zum Beispiel das Schauspiel "Der Kanzler von Tirol" von Josef Wenter über Wilhelm Biener oder Theaterstücke über die Heilige Notburga, als deren Geburtsort Rattenberg gilt.[1]

Literatur

  • Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 171-173

Weblinks

  • [], Wehrbauten.AT

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 173
  2. 2,0 2,1 vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 171
  3. 3,0 3,1 vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 172
  4. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 172f.

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es hier um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.